Sitzung: 07.09.2010 Ausschuss für Stadtentwicklung
Beschluss: zur Kenntnis genommen
Vorlage: 05 - 15 0240/2010
Beschlussvorschlag :
Der Ausschuss für Stadtentwicklung nimmt die Euregionale
Verflechtungsstudie für die Grenzregio Nimwegen – Kleve zur Kenntnis.
Bevor der
Tagesordnungspunkt 3 behandelt wird, merkt Herr Kemkes an, dass sowohl der
Bürgermeister als auch die Wirtschaftsförderung der Stadt Emmerich am Rhein
maßgeblich an der in TOP 3 erläuterten Studie beteiligt waren.
Bürgermeister Diks leitet in das Thema der
Studie ein, indem er darauf eingeht,
dass diese Arbeit von der Stadsregio Arnheim – Nimwegen in Auftrag gegeben
wurde, die deutschen Städte Kleve, Kranenburg und Emmerich am Rhein jedoch
assoziierte Mitglieder sind, die Anregungen ihrerseits in die Studie
miteinfließen lassen können. Gegenstand der Untersuchung sind Wünsche,
Vorstellungen und konkrete Vorhaben in der Umsetzung, die die Entwicklung
dieses grenzüberschreitenden Raumes in den nächsten Jahren auf verschiedenen
Themenfeldern mitbestimmen und prägen werden. Dabei wird Emmerich am Rhein eine
maßgebliche Rolle zugedacht, was die Funktion seines Containerhafens betrifft.
Vorsitzender Jansen begrüßt den
Vortragenden, Herrn Dipl. Ing. Hardt vom Planungsbüro StadtUmBau und erteilt
Ihm das Wort zum Thema: Verflechtungsstudie Grenzregio Nimwegen-Kleve, Rot 8.
Herr Hardt erklärt zunächst einmal, was die
Verflechtungsstudie ist. Es gibt in der Euregio traditionell bereits eine enge,
fast 40-järige, grenzüberschreitende Zusammenarbeit, die aber in der Zukunft
eine noch größere Rolle spielen wird, wenn es darum geht, diesen Grenzraum auch
grenzüberschreitend weiterzuentwickeln. Der Einfluss der niederländischen
Stadsregio Arnheim-Nimwegen auf diesen Raum hat inzwischen deutlich an Gewicht
gewonnen. Die Stadsregio als Auftraggeber dieser Studie hat das Planungsbüro
gebeten, konkrete Projektideen bzw. einen Ideenpool zu entwickeln.
Beteiligt an diesem betrachteten Raum sind
auf niederländischer Seite die Stadsregio, die neben Nimwegen und Arnheim
insgesamt 20 Kommunen umfasst sowie auf deutscher Seite im Wesentlichen die
Städte Kleve, Kranenburg und Emmerich am Rhein.
Zur Charakterisierung der Planungsinstanzen
auf beiden Seiten der Grenze geht Herr Hardt zunächst darauf ein, dass
regionalplanerisch auf deutscher Seite sich die Planungskompetenzen geändert
haben insofern, als der Regionalverband Ruhr zukünftig die
Regionalplanungshoheit für das Ruhrgebietgebiet einschließlich der Städte
Essen, Mühlheim, Oberhausen, Duisburg und des Kreises Wesel innehaben wird und
insofern die engere Grenzregion dann weiter durch den Regionalrat der
Bezirksregierung Düsseldorf beplant werden wird. Seiner Einschätzung nach kann es dazu kommen,
dass der Regionalrat einen deutlicheren Focus zukünftig auf die Grenzregion
legen wird.
Vergleichbare Planungsebenen gibt es auch
auf niederländischer Seite. Die Stadsregio verfügt sogar über eine eigene
Regionalplanungskompetenz, die viel weitergehender ist als man sich das in
hiesigen Verhältnissen vorstellen kann (z.B. schließt die Stadsregio Verträge
mit den angehörigen Kommunen, wo an welchen Standorten in welcher Größenordnung
neue Wohnkomplexe entstehen).
In der niederländischen
Gebietsentwicklungsplanung, der sog. Nota Ruimte gehört der Bereich Emmerich am
Rhein - Kleve zu der Peripherie der Oberzentren Nimwegen und Arnheim. Auf
deutscher Seite wir der Niederrhein eher als
Ballungsrandzone des Ruhrgebietes aufgefasst.
Die Suburbanisierung des hiesigen deutschen
Grenzraumes, d.h. das Wohnen auf dem Lande und das Arbeiten in den nächsten,
größeren Städten mit der ihr eigenen Pendlerproblematik ist deutlich
rückläufig, d.h. die Pendlerzahlen ins Ruhrgebiet nehmen ab genauso wie die
akzeptierten Pendlerentfernungen zwischen Arbeitsplatz und Wohnort.
Elten und Kranenburg hingegen erfahren in
den letzten 10 Jahren einen zunehmenden Suburbanisierungsdruck als Peripherie
der niederländischen Oberzentren Arnheim und Nimwegen.
Anschließend stellt Herr Hardt die
Rahmenbedingungen vor, wie sie Gegenstand der verschiedenen Statistiken
sind: über die natürliche
Bevölkerungsentwicklung beidseits der Grenze, die Beschäftigtenentwicklung, die
Pendler- und Wanderbewegungen und über Arbeitsplatzangebote und –dichte in
beiden Teilen des Grenzraumes. Die meisten Statistiken beweisen die zunehmende
Attraktivität des Niederländischen Grenzraumes als Arbeitsplatz und seines
deutschen Pendants als Wohnort, wo der Erwerb von Eigentum sowie die Boden- und Immobilienpreisen drastisch
niedriger sind als auf niederländischer Seite.
Anschließend geht er auf das euregionale
Verkehrsnetz in der Grenzregion ein und darauf, welche Netzschlüsse (A 15 –
Durchbindung bis Zevenaar) und welche Engstellen in den nächsten Jahren
beseitigt werden müssen (zweite Stadtbrücke für Nimwegen, Ausbau der A 50
6-spurig) Im Gebiet Arnheim – Nimwegen herrschen ähnliche Verkehrfrequenzen wie
im Großraum Düsseldorf. Daher ist auch daran gedacht, die B 9 weiterzuführen
über den sog. Tennisschläger bei Kranenburg in Richtung Nimwegen (unter dem Motto
von Bridge to Bridge, Nimwegen – Kleve – Emmerich am Rhein).
Grosse Bedeutung für die Stadsregio hat auch
eine bessere Anbindung der Region an den ihr am nächsten liegenden Flughafen in
Weeze, den sie als bereits ‚ihren’ Airport betrachtet.
Eine weitere Idee betrifft die Reaktivierung
der Bahnstrecke Kleve – Nimwegen durch entweder straßenbahngetragene Lösungen
oder eben durch Nahverkehre auf der Schiene.
Angestrebt wird eine Intensivierung der
Zusammenarbeit der genannten Körperschaften und Organisationen, eine deutsche
Beteiligung an der Stadsregio in Gestalt der Städte Kleve, Kranenburg und
Emmerich als nichtzahlende, assoziierte Mitglieder ohne Stimmrecht, die jedoch
frühzeitig auf niederländische Ideen aufmerksam werden, ihren Einfluss geltend
machen können und selbst Projektideen beisteuern können.
Nicht ausgeschlossen wird auch die Vorstellung einer Euregionalen
Förderung von gemeinsamen Projekten.
25 Fachthemen und eine nicht abschließende Liste von Projektideen gibt
es bereits:
Thema: Landschaft,
Tourismus, Kultur
Landschaftspark
Rhein-Duffelt -Reichswald
-
Grenzüberschreitendes Park-Kunst-Projekt
-
Kombiniertes touristisches Angebot
-
Intensivierung der grenz. Medienpräsenz
-
zweisprachige Unterrichtsprogramme (bilingual)
-
Grenzüberschreitendes euregionales Lehr-
und
Informationsmaterial
Thema: Wirtschaft,
Arbeitsmarkt, Ausbildung
Grenzüberschreitender
Arbeitsmarkt
-
Brückenkopffunktion für D-NL-Betriebe
-
Verbesserung des grenzüberschreitenden
Marktzugangs
-
Euregionale Logistik-Infrastruktur
-
Euregionale Offensive „Fachkräfte“
-
Grenz. Zusammenarbeit der Hochschulen
-
Thema: Infrastruktur,
Siedlungsentwicklung, Einzelhandel
- Verbesserung der
euregionalen Infrastruktur
-
Verlängerung
der B9 neu (bridge-to-bridge)
-
Reaktivierung der Bahnlinie Nimwegen-Kleve
-
Erreichbarkeit airport Weeze
-
(Eu-)regional
bedeutsame Gewerbestandorte promoten
-
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit im
Einzelhandel
-
Beseitigung des bestehenden Fachkräftemangels
in der Regio
Herr Hardt schließt seinen Vortrag ab mit dem Appell, dass diese
Verflechtungsstudie als erster ‚Aufschlag’ in eine bessere Entwicklung dieser
Grenzregion zu verstehen sei.
In der anschließenden Diskussion regt
Mitglied Nellissen an, eine SPNV-Verbindung zwischen Arnheim und Emmerich am
Rhein als Projekt wieder mit aufzunehmen, während Mitglied Sickelmann darauf
verweist, dass Emmerich sich nicht als Peripherie der Stadsregio begreifen
sollte mit all den negativen verkehrlichen Auswirkungen, schließlich seien die
Holländer primär doch nur an Flächen interessiert. Herr Hardt verweist darauf,
dass es weniger um den Kontrast zwischen Ballungsraum und Peripherie gehe,
schließlich liege die Staatsgrenze zufällig dazwischen, sondern mehr um das
Stadt-Land-Gefälle, denn der auf dem Land wohnende aber in der Stadt arbeitende
Städter ließe sich auch auf niederländischer Seite nicht einfach in seine
Wohnumgebung integrieren. Insoweit würde bilingualer Unterricht schon bei den
Kindern zu einer besseren Integration beider Nationalitäten führen. Verkehrlich
biete die Verflechtungsstudie Ansatzpunkte, zukünftig zwischen den Städten eine
bessere Aufgabenverteilung vorzunehmen nach Binnen- und Transitverkehren.
Auf die Frage von Mitglied Spiertz nach den
Kosten einer vollen Mitgliedschaft in der niederländischen Stadsregio sicherte
der Bürgermeister zu, dies in Erfahrung zu bringen. Herr Hardt ergänzt, dass
die Stadsregio über ein eigenes Parlament verfügt, in das die ihr angehörenden
Kommunen je nach Proporz ihre Abgeordneten entsenden. Mitglied Sickelmann
beendet die Diskussion des Tagesordnungspunktes mit der Ansicht, dass ihr
derzeit ein ‚demokratischer Prozess’ noch fehlt, in dem dann auch die deutschen
Kommunen ihr eigenes Profil einbringen können, um zu klären, wohin man sich
entwickeln wolle.
Der Ausschuss für Stadtentwicklung nimmt die Euregionale
Verflechtungsstudie für die Grenzregion Nimwegen – Kleve zur Kenntnis.