Sitzung: 23.02.2010 Rat
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 21, Nein: 13, Enthaltungen: 0, Befangen: 0
Vorlage: 02 - 15 0119/2010/1
Der Rat beschließt
1. die
nachfolgende Haushaltssatzung der Stadt Emmerich am Rhein für das
Haushaltsjahr
2010 mit Haushaltsplan und Anlagen:
Haushaltssatzung der Stadt
Emmerich am Rhein für das Haushaltsjahr 2010
Aufgrund der §§ 78 ff. der Gemeindeordnung für das Land
Nordrhein-Westfalen in der Fassung der Bekanntmachung vom 14. Juli 1994 (GV.
NRW. S. 666), zuletzt geändert durch Gesetz vom 30. Juni 2009 (GV. NRW. S.
380), hat der Rat der Stadt Emmerich am Rhein mit Beschluss vom folgende Haushaltssatzung
erlassen:
§ 1
Der Haushaltsplan für das Haushaltsjahr 2010, der die für
die Erfüllung der Aufgaben der Gemeinden voraussichtlich anfallenden Erträge
und entstehenden Aufwendungen sowie eingehenden Einzahlungen und zu leistenden
Auszahlungen und notwendigen Verpflichtungsermächtigungen enthält, wird
im Ergebnisplan mit
Gesamtbetrag
der Erträge auf 44.942.856
EUR
Gesamtbetrag
der Aufwendungen auf 52.518.042
EUR
im Finanzplan mit
Gesamtbetrag
der Einzahlungen aus laufender
Verwaltungstätigkeit
auf 40.544.017
EUR
Gesamtbetrag
der Auszahlungen aus laufender
Verwaltungstätigkeit
auf 48.595.817
EUR
Gesamtbetrag der Einzahlungen
aus der Investitionstätigkeit
und der Finanzierungstätigkeit
auf 6.842.415
EUR
Gesamtbetrag der Auszahlungen
aus der Investitionstätigkeit
und der Finanzierungstätigkeit
auf 8.025.261
EUR
festgesetzt.
§ 2
Der Gesamtbetrag der Kredite, deren Aufnahme für
Investitionen erforderlich ist, wird auf 967.000 EUR festgesetzt.
§ 3
Der Gesamtbetrag der Verpflichtungsermächtigungen, der zur
Leistung von Investitionsauszahlungen in künftigen Jahren erforderlich ist,
wird auf 630.425 EUR festgesetzt.
§ 4
Die Verringerung der Ausgleichsrücklage zum Ausgleich des
Ergebnisplans wird auf 7.575.186 EUR festgesetzt.
§ 5
Der Höchstbetrag der Kredite, die zur Liquiditätssicherung
in Anspruch genommen werden dürfen, wird auf 12.000.000 EUR festgesetzt.
§ 6
Die Steuersätze für die Gemeindesteuern werden für das
Haushaltsjahr 2010 wie folgt festgesetzt:
1. Grundsteuer
1.1 für die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe
(Grundsteuer
A) auf 220
v.H.
1.2 für die Grundstücke
(Grundsteuer
B) auf 400
v.H.
2. Gewerbesteuer auf
425 v.H.
§ 7
entfällt
§ 8
Der Kämmerer oder der für das Finanzwesen zuständige
Bedienstete entscheidet über die Leistung von über- und außerplanmäßigen
Ausgaben. Über- und außerplanmäßige Ausgaben ab 50.000 Euro im Einzelfall
bedürfen der vorherigen Zustimmung des Rates der Stadt nach § 83 GO NRW. Kalkulatorische
Kosten, Innere Verrechnungen sowie außer- und überplanmäßige Tilgungen und
Kreditumschuldungen bleiben hiervon unberührt.
Die Grenze erheblicher Abweichungen i.S. v. § 81 Abs. 2
Ziffer 1 und 2 GO NRW wird auf 2.000.000 EUR der Aufwendungen des Haushaltsjahres
festgesetzt.
Die Geringfügigkeit von Investitionen i.S. v. § 81 Abs. 3
Ziffer 1 GO NRW wird auf 2.000.000 EUR der Auszahlungen aus
Investitionstätigkeiten festgesetzt.
Über- und außerplanmäßige Verpflichtungsermächtigungen ab
50.000 EUR gelten gem. § 85 Abs. 1 GO NRW i.V.m. § 83 Abs. 2 GO NRW als
erheblich und bedürfen der vorherigen Zustimmung des Rates.
§ 9
Die im Stellenplan enthaltenen Vermerke "künftig
umzuwandeln" (ku) und "künftig wegfallend" (kw) werden bei
Ausscheiden der bisherigen Stelleninhaber/innen aus diesen
Stellen wirksam.
2. den
Stellenplan 2010
Der Vorsitzende erteilt den Fraktionsvorsitzenden das Wort.
Mitglied Gertsen, Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion:
"Herr Bürgermeister, meine Damen und Herren, die
Kommunalwahl vom 30. August 2009 war aus Sicht der CDU für unsere Stadt von
besonderer Bedeutung. Unser Bürgermeister, Johannes Diks, wurde mit einem
überzeugenden Votum in seinem Amt bestätigt und die CDU gewann 15 von 16
Wahlkreisen und ging damit als stärkste Fraktion aus diesen Wahlen hervor. Es
kann also nicht alles so schlecht gewesen sein, wie der eine oder andere an
diesem Tisch es uns Glauben machen will. Die Bürgerinnen und Bürger wissen
offenbar sehr genau, wer bereit ist, in unserer Stadt Verantwortung zu
übernehmen und zu gestalten. Polemik und Taktieren hat sich irgendwann
austaktiert. Nahezu klassisch war in den letzten Wochen wieder die Beratung des
Haushaltsentwurfs in den Ausschüssen.
Mit diesem Entwurf kann man als Politik kreativ umgehen. Man
kann versuchen eigene Akzente zu setzen und mit Anträgen das Zahlenwerk in den
Beratungen noch verändern. Aber dann sollte man doch wissen, ob man dem
Haushalt seine Zustimmung erteilt oder ob man dagegen stimmt. Wie man das
Kunststück fertig bringen kann, in keinem Ausschuss mit Ja oder Nein zu stimmen,
ist mir ein Rätsel. Enthaltung, liebe Kolleginnen und Kollegen, kann jeder –
wer aber davon träumt, mit einer solchen Einstellung irgendwann einmal in
politischer Verantwortung zu übernehmen, der muss schon ein bisschen Zeit
mitbringen.
Doch zurück zum Haushalt. Was sind die Überschriften, die
den Haushalt 2010 prägen? Wir profitieren wiederum von der niedrigsten
Kreisumlage im Land NRW und wenn wir den Blick zurückwerfen, dann müssen wir
feststellen, dass die Entscheidung der Ratsmehrheit im letzten Jahr absolut
richtig war, die Steuern nicht zu senken. Und ich glaube auch, dass es richtig
ist, sie in diesem Jahr nicht weiter zu erhöhen. Die freiwilligen Leistungen
konnten auf dem Vorjahresniveau bleiben, was in diesen Zeiten nicht
selbstverständlich ist. Die Wirtschaftskrise schlägt voll durch auf die
Unternehmen in unserem Land und damit auch zwangsläufig auf die Kommunen. Die
Gewerbesteuereinnahmen – die wichtigste Einnahmequelle der Kommune – sind
dramatisch zurückgegangen. Nur die Aufgaben und Belastungen steigen immer
weiter. Auch die Stadt Emmerich am Rhein wird in diesem Haushaltsjahr einen
beträchtlichen Betrag aus der Ausgleichsrücklage entnehmen müssen, um den
Haushalt auszugleichen.
Der Bürgermeister hat bei der Haushaltseinbringung die
Bildung einer sogenannten Sparkommission angekündigt. Da wird sich dann zeigen,
wer denn den Weg der Konsolidierung mitgehen wird. Einsparungen werden ebenso
zu diskutieren sein, wie Einnahmeverbesserungen. Das Gemeindeprüfungsamt hat
Wege aufgezeigt, wo Potentiale schlummern. Nur, das, was dann zu verändern ist,
wird nicht nur Freunde finden. Die Aussagen zur Eigenkapitalfinanzierung und zu
den kostendeckenden Gebühren will schon nicht jeder hören.
Sporthallennutzungsgebühren für Erwachsene oder die Zusammenlegung von
sportlichen Aktivitäten verschiedener Vereine, um Hallenbelegungszeiten zu
optimieren, sind ebenfalls nicht gerne gesehen.
Der Ruf nach Einsparungen in der Verwaltung erschallt
zuallererst und meist auch ziemlich laut, weil das ja eine Stellschraube ist,
an der gerne gedreht wird und die nicht direkt beim Bürger wehtut. Die ganz
Gescheiten sparen sogar durch Personalaufbau. Hier ertönt immer wieder die
Forderung nach einem versierten Stadtplaner oder einem eigenen
Wirtschaftsförderer und - nicht zu vergessen - eine Security-Mannschaft zur
Überwachung der Stadt. Ich frage mich, wie viele Sicherheitskräfte man wohl
braucht, um den Menschen von Elten bis Praest ein objektives Gefühl von
Sicherheit zu vermitteln. Ganz abgesehen davon, dass man die Aufgaben der
Polizei - und damit des Landes - weder rechtlich noch personell in den Städten
und Gemeinden einfach übernehmen kann und darf. Ich stelle mir immer häufiger
die Frage, ob der Ansatz der Überwachung überhaupt der richtige ist. Müssen wir
nicht viel mehr Eltern, Lehrern und Erziehungsberechtigten den Rücken stärken
und sie unterstützen bei der durchaus nicht immer einfachen Aufgabe der
Erziehung? Erziehungsberechtigung schließt auch Erziehungsverpflichtung mit ein
und da ist auch die Frage zu stellen, welche Werte vermitteln wir der jüngeren
Generation heute noch. Werte, wie der Schutz und die Unversehrtheit von fremdem
Eigentum und die Achtung des Anderen an Leib und Seele, sind nicht dadurch zu
ersetzen, dass wir, wenn die Erziehung nicht so ganz erfolgreich war, einfach
einen Aufpasser an die Seite stellen.
Zur Wertevermittlung gehört auch untrennbar die Vermittlung
von Kultur, von Literatur und nicht zuletzt auch die sportliche Betätigung. Das
bedeutet für mich, dass eine Stadt wie Emmerich es sich durchaus leisten sollte
- ja leisten muss – ein eigenes Theater, ein Schwimmbad, eine Bücherei und
selbstverständlich sportliche Einrichtungen zu unterhalten. Um dies für
jedermann zu erschwinglichen Preisen anbieten zu können, sind finanzielle
Unterstützungen und Querfinanzierungen zwingend erforderlich. Ich habe
zunehmend ein Problem damit, wenn wir in unserer Gesellschaft alles in Frage
stellen und nur den eigenen Nutzen und Mehrwert errechnen. Der Eine geht nun
einmal nicht ins Theater und der Zweite nicht ins Schwimmbad. Der Dritte wird
vermutlich in seinem Leben niemals eine Bücherei betreten – aber deshalb darf
man nicht alle Einrichtungen schließen, die sich nicht selbst tragen.
Unsere Gesellschaft ist darauf ausgerichtet, dass die
Stärkeren mehr und die vermeintlich Schwächeren entsprechend weniger zur
Finanzierung des staatlichen und gesellschaftlichen Gefüges beitragen. Mit dem
Bestreben des Einzelnen, seinen finanziellen Beitrag an der Finanzierung
zurückzufahren, gerät auch unser gesellschaftliches Gefüge immer stärker ins
wanken. Infrastruktur, Straßenbau, Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und
vieles mehr sind auf die finanzielle Unterstützung der Gesellschaft insgesamt
angewiesen.
Das gilt nicht zuletzt auch für den Straßenausbau. Da wird bisweilen
viele Jahre über den Zustand der eigenen Straße lamentiert, bis sie zum Ausbau
ansteht. Dann heißt es, für die Anwohner hätte der Straßenzustand noch etliche
Jahre gereicht und nur weil so viele Fremde die Straße nutzen, werden sie, die
Anwohner nun zur Kasse gebeten. Dabei wird vielfach übersehen, dass jeder
Anwohner an irgendeiner anderen Straße auch Straßennutzer ist und dort einen
guten Straßenzustand erwartet. Wir haben in den letzten Jahren viel Geld in die
Straßen unserer Stadt investiert und diese Maßnahmen werden in den nächsten
Jahren auch noch fortgeführt werden müssen. Ich hoffe dabei auf die Einsicht
und die Bereitschaft der Anwohner, dass sie noch anstehende Ausbauten im
Interesse der Allgemeinheit mittragen und ihren finanziellen Beitrag dazu
erbringen, auch wenn das im Einzelfall mit Härten verbunden ist.
Persönliche Befindlichkeiten stehen für viele Emmericher oft
erst an zweiter Stelle, weil sie sich einer Aufgabe verschrieben haben, für die
es keinen Lohn und auch nur selten Anerkennung gibt. Ich meine die ehrenamtlich
Tätigen in den vielfältigen Vereinen, Gruppierungen und Hilfsorganisationen bis
hin zur Nachbarschaftshilfe. Wir haben im letzten Jahr die Einführung einer
Ehrenamtskarte beschlossen, um hier ein Stück Anerkennung zurückzugeben.
Vermutlich werden wir nicht alle Ehrenamtlichen damit erreichen und der Eine
oder Andere legt vermutlich auch keinen Wert darauf. Wir wissen aber, dass
unsere Gesellschaft ohne den Einsatz der vielen ehrenamtlich Tätigen bereits
heute einen Kollaps erleiden würde. Einsatzbereitschaft, Uneigennützigkeit und
Toleranz verbunden mit einem hohen Zeitansatz werden hier zum Wohle der
Gesellschaft eingebracht.
Mit der Toleranz ist das jedoch manchmal so eine Sache.
Tolerant sein und Toleranz erwarten, steht nicht immer im Einklang. Spielende
Kinder auf der Straße oder auf einem Spielplatz überschreiten bei dem einen
oder anderen Zeitgenossen bisweilen schon die Toleranzgrenze. An feiernden
Menschen auf der Straße findet nicht jeder Gefallen, wenn er dort als Anwohner
betroffen ist. Aber gehört nicht all das zu einer lebendigen Gesellschaft in
der Junge und Alte sich auf unterschiedliche Art einbringen und auch auf sehr
unterschiedliche Weise feiern? Ich mag mir unsere Stadt nicht vorstellen, wenn
es keine Schützenfeste, Stadtfeste, Reggae-Festivals, Biwaks, Pfarrfeste,
Straßenfeste, etc. mehr gibt, weil sich einige wenige Anwohner dadurch gestört
fühlen.
Eine Störung der besonderen Art in ihrem Umfang und ihren
Auswirkungen steht der Stadt beim Thema Betuwe ins Haus. Wie sollen die
Menschen in Emmerich künftig in Kooperation mit dieser Strecke wohnen und
leben, wenn heute Bund, Land und Bahn die Städte an der Betuwe-Strecke sehr
deutlich als ungleiche Partner behandeln und die betroffenen Menschen in ihrer
Wut und Ohnmacht zurücklassen. Dies ist ja nur die eine Seite der
unerträglichen Realität. Die andere Seite ist die finanzielle Belastung für die
Stadt. Wenn man uns heute zu verstehen gibt, dass wir uns die von der Bahn
eingeräumten Über- und Unterführungen aus eigenen Mitteln finanziell nicht
erlauben können und es daher schon fast ein Entgegenkommen der Bahn bedeutet,
dass sie uns weitere Übergänge verwehrt, dann ist dies an Arroganz und Zynismus
fast schon nicht mehr zu überbieten. Ich frage mich, wer in der Lage ist,
diesen Verein in seine Schranken zu verweisen. Wer Milliarden in die Erde
steckt, um einen Bahnhof einzubuddeln und an anderer Stelle den Menschen
meterhohe Mauern vor die Nase setzt und sich dabei auch noch auf Recht und
Gesetz beruft, der hat an gesellschaftlicher Akzeptanz bis in die Steinzeit
„verloren“. Hier stehen wirtschaftlicher Nutzen der Bahn und die Belastungen
für die Städte und die Menschen in keinem Verhältnis mehr zueinander.
Wir werden als CDU auch weiterhin – gefragt oder ungefragt –
unsere Forderung gegenüber Vertretern von Bund, Land und Bahn kundtun. Wir
weichen nicht ab von unserer Maximalforderung nach ausreichenden Übergängen,
städtebaulich verträglichem Lärmschutz nach neusten Erkenntnissen und die
komplette Kostenübernahme ohne städtische Mittel.
Dieser Haushalt, das haben wir in den
Haushaltsplanberatungen erfahren dürfen meine Damen und Herren, den wir heute
zu verabschieden haben, ist verdammt eng zugeschnitten und dennoch glaube ich,
dass auch die Mittel für die Umgestaltung des Rheinparks an dieser Stelle
verantwortbar sind, zumal sie diesen Park zukunftsfähig macht. Wir haben als
CDU-Fraktion sehr bewusst keine Anträge in die Beratungen eingebracht, die
diesen Haushalt zusätzlich belastet hätten und wir werden diesem Entwurf unsere
Zustimmung erteilen.
Ich möchte daher schließen mit dem Dank an die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung, der Gesellschaften und
Eigenbetriebe, nicht zuletzt danke ich dem Bürgermeister und der
Verwaltungsspitze für die geleistete Arbeit und die gute Zusammenarbeit im
zurückliegenden Jahr.
Ich stelle den Antrag, der Haushaltssatzung der Stadt
Emmerich am Rhein für das Jahr 2010 mit dem Haushaltsplan und den Anlagen, mit
den Positionen der Veränderungsliste, dem Stellenplan 2010 sowie dem
Investitionsprogramm die Zustimmung zu erteilen und bitte um Ihre
Unterstützung."
Mitglied Diekman, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion:
Herr Bürgermeister, meine Damen und Herren, mit dem Haushalt
2010 bereiten wir uns auf das Jahr zwei nach dem großen Finanzcrash vor. Bei
allen Problemen, die wir mit dieser Finanzkrise haben - nach meinem Eindruck haben viele Bürger gar
nicht begriffen, welchen Dusel wir haben, dass sich die Folgen der Krise in
derart engen Grenzen halten.
Ein Blick in die jüngere Geschichte zeigt, welche Folgen des
Bankenversagens auch möglich gewesen wären: Die Weltwirtschaftskrise, die mit
dem sog. Schwarzen Freitag im Oktober 1929 begann, hat Anfang der dreißiger
Jahre einen großen Bankencrash ausgelöst. Die Regierungen ließen die Banken
pleite gehen, reihenweise. Das führte zu einer Depression, Hyperinflation,
Massenarbeitslosigkeit und letztlich zum Erstarken des Nationalsozialismus, der
uns dann in die Katastrophe des zweiten Weltkriegs geführt hat.
Die Regierungen haben aus der Vergangenheit gelernt.
Erklärtes Ziel war, die alten Fehler nicht zu wiederholen. Das hat viel
Steuergeld gekostet, wir werden die daraus entstandenen Schulden noch viele
Jahre abtragen müssen. Dennoch bin ich
davon überzeugt, dass es letztlich richtig war, so zu reagieren. Andernfalls
hätte uns eine Entwicklung wie in den dreißiger Jahren gedroht.
Wie so oft ist es allerdings nicht gelungen, der Bevölkerung
diesen größten Erfolg der großen Koalition
zu vermitteln. Bei vielen ist nur der Eindruck entstanden, dass die
Banken als Verursacher der Krise für ihr Versagen auch noch mit Steuergeldern
belohnt werden. So war das nicht.
Allerdings, wenn mir diese letzte bundespolitische Anmerkung
gestattet ist, darf man dem ungezügelten Treiben der Finanzmärkte nicht weiter
tatenlos zusehen. Darauf haben wir, nachdem wir gezahlt haben, alle einen
Anspruch.
Was hat das alles mit Emmerich zu tun? Ganz einfach: Die
Finanzkrise, auch wenn ihre Folgen durch kluge Politik abgemildert werden,
gefährdet unsere kommunalen Finanzierungsgrundlagen!
Die Steuereinnahmen gehen dramatisch zurück. Das Land kürzt
die Schlüsselzuweisungen. Und obwohl der Landrat stolz behauptet, dass die
Kreisumlage nicht steigt, erhöht sich der Ansatz um 170.000 €. Wir müssen die Mittel aus unserem mühsam
verteidigten Sparstrumpf fast vollends verbrauchen und geben damit unsere
letzten Reserven her.
Für 2010 waren wegen dieser Anstrengung – noch – keine Steuererhöhungen und keine
Kürzungen freiwilliger Leistungen erforderlich. Gut so!
Dennoch, wir haben ein strukturelles Defizit, das uns in den
folgenden Jahren zu schaffen macht, und müssen trotzdem auch in Zukunft unseren
Aufgaben nachkommen. Der Bürgermeister hat angeregt, dass wir in den nächsten
Wochen in einer Sparkommission Vorschläge erarbeiten, wie wir diesem Dilemma
entkommen wollen. Wir begrüßen das und werden mit der gebotenen
Verantwortungsbereitschaft mitwirken.
Man muss allerdings kein Prophet sein, um zu erkennen, dass
uns die Lösung unserer finanziellen Zukunftsprobleme nicht auf Anhieb
vollständig gelingen wird. Vor allem die Lasten, die uns die Betuwe-Linie
aufbürdet, sind ohne fremde Hilfe nicht zu schultern. Und da sieht’s schlecht
aus im Moment.
Letztlich kann unser Problem nur in Berlin gelöst werden.
Dennoch ist es schlimm genug, wie sich die Bürgermeister als Repräsentanten der
Anliegerstädte in Düsseldorf behandeln lassen müssen. Es wiegt schwer, dass wir
offenbar die Unterstützung der Landesregierung verloren haben.
Der neue Landesverkehrsminister Lienenkämper lässt keine
Gelegenheit aus zu erklären, dass ihm unsere Forderungen zu weit gehen. Der
soll doch mal nach Emmerich kommen und sich anschauen, was die Baumaßnahmen für
uns bedeuten. Von oben herab und aus der Ferne immer wieder nur zu sagen, dass
wir zu viel verlangen, ist für mich eine bodenlose Frechheit, die wütend macht.
Wir alle müssen in den nächsten Wochen noch viel lauter und
widerständiger werden, sonst wird die Katastrophe perfekt.
Und für alle, die immer noch für die Umfahrung werben: Wer
glaubt eigentlich, dass die, die noch nicht einmal eine zusätzliche
Unterführung für uns übrig haben, den Milliarden-Mehraufwand für die Umfahrung
aufbringen werden.
Weitere Probleme in
der Zukunft kommen durch die Umnutzung des Kasernengeländes auf uns zu. Wir
haben eine anspruchsvolle Rahmenplanung entwickelt, die Gewerbe, Wohnen und
Grün vorsieht. Die Realisierung hängt davon ab, ob es gelingt, einen Investor
zu finden, der die Finanzierung stemmt.
Hier ist der Gedanke aufgetaucht, die Stadt oder eine ihrer
Gesellschaften könnte selbst als Grundstückskäufer auftreten, also selbst einen
Teil des Risikos übernehmen. Alle bisherigen Projektionen gehen von einem
Defizit für den städtischen Haushalt aus, zum Teil sogar erheblich. Die
Investitionen für den Erwerb und die
Erschließung refinanzieren sich nicht.
Hinzu kommt, dass wir angesichts der demografischen
Entwicklung in den nächsten Jahren nicht mit einem großen Bedarf an
Wohnbauflächen rechnen können, so dass ein erhebliches Vermarktungsrisiko
besteht. Wir raten deshalb dringend von einem Kauf der Grundstücke ab. Unter
den bis jetzt vorliegenden Bedingungen ist mit einer Zustimmung der SPD zu dem
Vorhaben jedenfalls nicht zu rechnen.
Zurück zum Haushalt:
Angesichts der Haushaltsprobleme haben wir für diesen Haushalt darauf
verzichtet, kostenträchtige Anträge einzubringen.
Das heißt aber nicht, dass wir nicht weiter gestalten
wollen. Wir müssen die Entwicklung der Innenstadt voranbringen und dazu gehört
auch der Rheinpark.
Ein Blick in alte Unterlagen zeigt: Der Verlauf der
Diskussion um den Rheinpark ist typisch für Emmerich und offenbar etwas ganz
normales.
Die vom Rat initiierte Bürgerbeteiligung in Ideenwerkstätten
und Foren ist ja noch lange nicht für jeden Emmericher eine Aufforderung, sich
einzubringen. Nein, man lässt arbeiten und nimmt dann die Chance wahr, das von
vielen Beteiligten erarbeitete Ergebnis madig zu machen.
In der öffentlichen Diskussion wird dann überspitzte Polemik
zum Mittel der Wahl, es wird der Eindruck erweckt, als solle der Park nach
einem Kahlschlag zubetoniert werden. Leserbriefschreiber empfehlen schon mal,
man solle die Straßenseite wechseln, wenn man einem Emmericher
Kommunalpolitiker begegnet. Dabei haben die mehrheitlich zunächst einmal nur
das Ergebnis einer Bürgerbeteiligung verteidigt.
Zuletzt wird den Initiatoren der Unterschriftenaktion von
neutraler Seite bescheinigt, sie hätten die Unterschriften erlangt, indem sie –
na, sagen wir es vorsichtig – den Sachverhalt etwas dramatisiert hätten. Das
ist nicht etwa Anlass für Nachdenklichkeit sondern Gelegenheit, erneut auf die
Stadt einzudreschen. Man stelle sich vor, ein Dritter hätte der Politik ein
solches Vorgehen bescheinigt, die öffentlichen Reaktionen hätte ich hören
wollen.
Vielleicht muss man sich an einen solchen maßlosen Umgang
miteinander gewöhnen, gerne tue ich das nicht.
Für unsere Fraktion bleibt es dabei, dass wir den Rheinpark
umgestalten wollen. Grundlage bleibt für uns die vorliegende Planung. Wie in der letzten Ratssitzung beschlossen
sind wir auch zu einem Gespräch und zu vernünftigen Kompromisslösungen bereit.
Dieses Gespräch hat am vergangenen Freitag stattgefunden. Ein Kompromiss ist
erarbeitet worden. Trotzdem finden sich die, die sich von Anfang an an der
Planung beteiligt haben im Ergebnis wieder.
Auch die weitere Entwicklung der Innenstadt liegt uns am
Herzen.
Wir würden uns über MediMax im Rheincenter freuen, aber,
wenn die Lobbyisten auch noch so trommeln: Mit uns gibt es keine Verlagerung
von Lebensmitteleinzelhandel an den Rand der Innenstadt. Wir wollen das Zentrum
stärken.
Wir müssen den Neumarkt angehen. Bisher vorliegende Pläne
machen neugierig. Aber wir wollen auch endlich Taten sehen.
Die Kindergarten- und Schullandschaft in Emmerich ist ein
weiteres Thema, dass uns in den nächsten Monaten und Jahren beschäftigen wird.
Der Grund ist nicht in erster Linie der Geldmangel sondern die Tatsache, dass
immer weniger Kinder geboren werden. Hier kommen langfristige Umwälzungen auf
uns zu: der vielbeschworene demografische Wandel. In den nächsten Jahren werden
wir über den Bestand von Kindergärten und Grundschulen sprechen müssen, ganz
einfach weil die Kinder nicht mehr da sein werden, um die bestehenden
Einrichtungen zu füllen.
Aktuell sind die beiden Hauptschulen in Emmerich in der
Diskussion. Neben der sinkenden Zahl der Kinder spielen hier auch die mangelnde
Attraktivität der Hauptschule an sich und die sich daraus ergebenden sinkenden
Übergangszahlen eine Rolle.
Wir haben über viele Jahre die Hauptschule in Elten
gestützt, indem wir Kinder aus Emmerich nach Elten gefahren haben. Ohne diese
Schülertransporte gäbe es schon lange keine Hauptschule mehr in Elten. Wir
wollten aber gemeinsam ein Angebot der Sekundarstufe in Elten erhalten. Jetzt
reicht auch das nicht mehr aus, Lösungen müssen her.
Wir wollen aber davor warnen, die Diskussion um die
Luitgardisschule nur als Standortdiskussion zu führen. Es reicht nicht aus, den
Einzugsbereich der Eltener Schule noch ein bisschen zu erweitern oder nur über
eine Dependancelösung zu sprechen. Die Schüler laufen der Hauptschule davon.
Wir müssten in ein, zwei Jahren erneut nachbessern.
Wir sollten die Situation vielmehr als Chance begreifen,
auch über Konzepte zu reden. Nur wenn es gelingt, die Schule in den Augen der Eltern und Schüler
wieder attraktiv zu machen, hat sie auf Dauer eine Perspektive. Wir wollen
deshalb über das Modell einer Verbundschule oder einer verbindlichen
Ganztagsschule sprechen. Andere Kommunen im Kreis sind da schon weiter.
Herr Bürgermeister, meine Damen und Herren, Sie sehen, auch
in den nächsten Jahren geht uns die Arbeit nicht aus. Dieser Haushalt ist ein
weiterer kleiner Schritt auf dem Weg in die Zukunft, er löst unsere Probleme
nicht, er gibt uns aber eine Atempause.
Die SPD-Fraktion stimmt dem Haushalt 2010 zu. Vielen Dank,
dass Sie mir zugehört haben.!
Mitglied Spiertz Vorsitzender der BGE-Fraktion:
"Sehr geehrter Herr Bürgermeister, verehrte Kolleginnen
und Kollegen, bitte sehen Sie mir nach, aber ich werde jetzt gleich nicht über
Familienpolitik, Landes- und Bundespolitik hier reden, sonder über unseren
Haushalt 2010. Die BürgerGemeinschaft Emmerich hat seit 2000 den Haushalt der
Stadt Emmerich am Rhein insgesamt sechsmal abgelehnt, was uns unter anderem
auch den Ruf der „Neinsager“ eingebracht hat. Jetzt werden unsere Ablehnungen
und deren Begründungen aber mehr als eindeutig von der Gemeindeprüfungsanstalt
bestätigt, was Sie, verehrte Kollegen, soeben im letzten Tagesordnungspunkt zur
Kenntnis genommen haben.
Denn: Die GPA zeigt deutlich von 2000 bis 2007 eine
insgesamt negative strukturelle Situation in Emmerich auf, in der ein
nachhaltig wirkendes Konsolidierungskonzept nicht erkennbar ist. Angemahnt wird
außerdem der seit Jahren stattfindende Werteverzehr.
Und der GPA-Bericht
spricht von einem deutlichen Handlungsbedarf. Es wurde sogar ein
mögliches Einsparpotential vom 2,1 Mio. € ermittelt.
Sie werden sich erinnern, dass die BGE in den vergangenen
Jahren immer deutlich auf fehlende Sparbemühungen, eine unsolide
Haushaltswirtschaft und dem zügellosen Verkauf von Tafelsilber hingewiesen hat.
Laufende Kosten des Verwaltungshaushaltes wurden teilweise
aus dem Vermögenshaushalt finanziert, der aber dafür Kredite aufnehmen musste.
Der vorliegende kritische Bericht der GPA stimmt also voll mit unserer
Einschätzung der Vergangenheit überein.
Nun zum vorliegenden Haushalt 2010:
Der 2. Doppik-Haushalt soll wieder ohne echte
Vergleichszahlen verabschiedet werden. Für uns grenzt es schon beinahe an
Verantwortungslosigkeit, einen Haushalt auf einer derartigen unsicheren Basis
zu verabschieden. Von Transparenz ist überhaupt nicht mehr die Rede. Sollte die
Verwaltung in diesem Haushaltsplan-Entwurf Sparmaßnahmen eingebaut haben, sind
diese – jedenfalls für uns – nicht erkennbar.
Unverständlich ist uns allerdings, wie die Mehrheit von CDU
und SPD kommentarlos die Erhöhung der Kassenkredite hinnehmen kann.
Zur Erinnerung: 2003
kamen wir noch mit 3 Mio. aus, 2004 waren es bereits 7 Mio., in 2005 wurde die
Grenze der Kassenkredite auf 10 Mio. erhöht und der vorliegende Haushalt
benötigt schon 12 Mio. Euro – und das sind sage und schreibe ¼ aller
Auszahlungen dieser Stadt.
Ein deutliches Zeichen nicht vorhandener Liquidität, ein
bedrohliches Warnsignal! Und die fetten Jahre sind nun vorbei, die
Wirtschaftskrise ist auch an Emmerich nicht spurlos vorbei gegangen. Ich sage
hier nur: Gewerbesteuer. Im Vergleich zu anderen Städten stehen wir scheinbar
noch gut da, wir sind noch nicht im Haushaltssicherungskonzept und wir haben
noch keinen Nothaushalt.
Aber: Wenn wir Emmerich mit unserer Nachbarstadt Rees
vergleichen, sieht man an nur einer Zahl sehr schnell unser Dilemma:
Emmerich hat 30 % mehr Einwohner als Rees, aber 70 % mehr
Kosten nach SGB II und SGB XII. Hier finden also überproportional hohe
Transferleistungen statt.
Die CDU-SPD-Koalition betrachtet den Haushalt als
„Wunschkonzert“ und hat offensichtlich den drastischen Einbruch unserer
Finanzen noch nicht mal bemerkt. Unsere geschätzte Ausgleichsrücklage – die
Eröffnungsbilanz liegt leider immer noch nicht vor – von 11,8 Mio. wurde für
2009 bereits um 2,9 Mio. reduziert und wird für 2010 mit 7,574 Mio. benötigt.
Damit bleiben optimistisch gesehen nur noch 1,3 Mio. € aus der
Ausgleichsrücklage für 2011 über.
Und CDU und SPD haben
immer noch nicht verstanden, dass wir uns jetzt nur auf wirkliche
Notwendigkeiten konzentrieren können, denn die Lage ist dramatisch.
Wir müssen jährlich ca. 890.000 Euro Zinsen aufbringen – und Sie besitzen die Unverfrorenheit,
trotzdem einen Luxusumbau des Rheinparks zu planen. Denn die 500.000 aus dem
Konjunkturpaket II reichen dafür nicht aus, der Rest von geplanten 354.000 €
muss über Kredite finanziert werden.
Die Gewinnausschüttungen der EGD sind in 2010 und 2011 um
650.000 € niedriger angesetzt worden. Wir erwarten aber einen noch größeren
Ertragseinbruch, denn die EGD als städtische Tochter muss alles finanzieren,
was sich die Stadt eigentlich nicht leisten kann.
Und der Ankauf des Kasernengeländes ist finanziell nicht zu
stemmen. Die BGE wird dieses Projekt ablehnen, weil die finanziellen Risiken
nicht absehbar sind.
Der Ankauf des Steintor-Geländes ist genauso wie der
übertriebene Umbau des Rheinparks als eine illusionäre Wunschvorstellung zu
sehen.
Unsere heutige Misere ist die Folge der vergangenen
Versäumnisse, wo ein Umdenken nicht erfolgt ist und Sparmaßnahmen nicht
durchgeführt wurden.
Übertriebenes Zuschussdenken der Verwaltung hat ebenso dazu
beigetragen.
Für das Mammutprojekt Betuwe und deren Folgekosten haben wir
kein Geld. Und die erheblichen Kosten für eine neue Infrastruktur aufgrund der
geänderten Verkehrsströme sind bis jetzt weder angedacht noch eingeplant
worden.
Die BGE ist über
diese negative Entwicklung mehr als besorgt, denn wir wollen nicht, dass an unserem
Kulturprogramm aufgrund der Fehlentwicklungen gespart werden muss. Denn unser
Stadttheater trägt wesentlich zum Charme und positivem Image unserer Stadt bei.
Selbstverständlich wird sich die BGE konstruktiv mit
konkreten Vorschlägen in die Sparkommission einbringen, wenngleich wir diesen
Haushalt ablehnen werden.
Festhalten werden wir an unserer Forderung nach mehr
Sicherheit in Emmerich – wir verweisen auf unseren Antrag S.O.S.
Ebenfalls fordern wir die Stärkung der Kaufkraftbindung in
der Innenstadt.
Wir halten die gleichzeitige Entwicklung der Standorte
Neumarkt und Mennonitenstraße für unabdingbar – wobei das RheinCenter dabei
nicht kaputt gehen darf. Detaildiskussionen über Auslegungsfragen sind weder
zielführend noch zukunftsgerichtet. Juristische Spitzfindigkeiten über
Diskrepanzen zwischen EH-Gutachten und EH-Konzept bringen die Entwicklung der
Stadt nicht weiter.
Denn: Die Innenstadt braucht einen Magneten wie z.B.
MediMax. Es muss alles versucht werden, die jetzige Situation zu verbessern, damit
wir langfristig wieder mehr Käufer in der Innenstadt haben.
Hier können wir nur an Sie alle appellieren: Wiederholen Sie
bitte nicht die Fehler der Vergangenheit!
Zusammenfassend stellen wir fest, dass wir dem
Haushaltsplan-Entwurf 2010 aus den dargelegten Gründen nicht zustimmen können.
Vielen Dank."
Mitglied Siebers, Vorsitzende der Ratsfraktion Bündnis
90/DIE GRÜNEN:
"Sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe Kolleginnen
und Kollegen des Rates, liebe Gäste,
wie Sie es von mir kennen, werde ich Sie nicht mit
langatmigen Ausführungen zum Zahlenwerk langweilen.
Darum werde ich mich auf die für unsere Fraktion wichtigen
Aspekte des Haushalts und der ihm zu Grunde liegenden Politik beschränken.
Wir stehen finanzpolitisch vor einem Dilemma:
Auf der einen Seite sinken die Einnahmen aus Einkommens- und
Gewerbesteuern und auf der anderen Seite fehlen uns wegen der guten
Steuereinnahmen vor zwei Jahren die Schlüsselzuweisungen.
Gleichzeitig wird Emmerich, wie viele Gemeinden in NRW,
unter den Auswirkungen des Sofortpakets der CDU/CSU und der FDP, leiden. Die
vorgesehenen Steuerentlastungen aus dem Sofortpaket führen nämlich strukturell
zu Steuermindereinnahmen von 650 Mio. Euro in NRW.
Dies hat zur Folge, dass die Kommunen in NRW 350 Mio.
zusätzlich verlieren.
Realistischerweise dürfen wir auch nicht darauf vertrauen,
dass wir durch höhere
Schlüsselzuweisungen in den nächsten Jahren besser dastehen. Denn es ist heute
schon eine sichere Erkenntnis, dass der Grundbetrag, der zur Berechnung der
Schlüsselzuweisungen zu Grunde gelegt wird, sinken wird. In Anbetracht der
verschärften Finanzsituation der Kommunen werden nämlich immer mehr Gemeinden
einen Anspruch auf Schlüsselzuweisungen haben mit der Folge, dass diese sich
für die einzelnen Gemeinden reduzieren.
Des weiteren Werden die Aufwendungen im Bereich SGB XII und
SGBII steigen, weil die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
weiter rückläufig ist.
Dies vorausgeschickt, besteht also großer Anlass zur Sorge,
wenn wir mit dem hier vorliegenden Haushalt die Ausgleichsrücklage um 7.574.854
€ verringern, obwohl keine wirklich positiven Prognosen für die Zukunft in
Sicht sind.
Vielmehr müssen wir hier in Emmerich fürchten, dass wir
wegen der starren Haltung der Bahn in der Betuwe-Diskussion ebenfalls mit hohen
Kosten rechnen müssen, um die Verkehrssituation zumindest halbwegs erträglich
für unsere Bevölkerung zu gestalten.
Wie ist es zu dieser misslichen finanziellen Situation
gekommen?
Natürlich spielen die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise
eine Rolle. Aber es wäre zu einfach und auch nicht korrekt, unsere Situation
allein damit zu begründen.
Wenn wir die vergangenen Jahre Revue passieren lassen, so
stellen wir fest, dass die beiden Mehrheitsparteien in den letzten Jahren
häufig versäumt haben, langfristige Einnahmesteigerungen für Emmerich am Rhein
zu sichern.
Ich nenne Ihnen gerne einige Beispiele:
Die finanziellen Vorteile der Ausnutzung der
Kraft-Wärme-Kopplung kann in Emmerich nur über Dritte realisiert werden, die
dementsprechend den Profit einstreichen.
Der Windpark, der uns 100.000 € Gewerbesteuereinnahmen
eingebracht hätte, wurde leichtsinnig abgelehnt.
Mit Green Gecco werden anonyme Investorenmodelle gefördert,
statt hier vor Ort gewinnbringende Projekte zu fördern
Privatisierungen und Beteiligungen durch Großkonzerne haben
kontinuierlich eigene Einnahmemöglichkeiten verhindert.
Alle genannten Einnahmequellen sind unwiederbringlich
versiegt!
Und wie sieht es mit den geplanten Investitionen in unserer
Stadt aus?
Der Haushalt stellt einen hohen Betrag für den Erwerb des
Steintorgeländes bereit. In der Bevölkerung wird schon von einem „vergoldeten
Parkplatz“ gesprochen.
Wie bereits in den letzten Jahren, werden sinnvolle und
notwendige Investitionen im Bereich von Natur und Landschaft abgelehnt.
Und das vor dem Hintergrund, dass laut der hier im Haushalt
festgeschriebenen Zielsetzung des Fachbereichs Stadtentwicklung angeblich das
Stadtgrün gefördert werden soll.
Auch wird als Schwerpunktzielsetzung die Entwicklung eines
„grünen Leitbildes“ ausdrücklich proklamiert!
Wir sehen leider tagtäglich, dass diese Versprechungen nur
leere Worthülsen sind!
Es werden weder ökologische Ausgleichsmaßnahmen sinnvoll
koordiniert, noch wird das Stadtgrün gefördert.
Wie die letzten Wochen gezeigt haben, haben Bäume in unserer
Stadt keine großen Überlebenschancen. Sie werden bei Baumaßnahmen nicht richtig
geschützt und müssen oft Planungen weichen, die bezüglich ihrer
Umweltauswirkungen völlig unsensibel sind.
Nicht nur die GRÜNEN in Emmerich am Rhein sind betroffen und
traurig darüber, wie die waldärmste Stadt im Kreis Kleve mit dem noch
verbleibenden Grün umgeht!
Mittlerweile hat sich eine große Bürgerbewegung über alle
Parteigrenzen hinweg gebildet, die die ökologischen Sünden in unserer Stadt
nicht mehr länger hinnehmen will.
Wir hoffen sehr darauf, dass die Proteste der Bürgerinnen
und Bürger unserer Stadt auch bei Ihnen,
liebe Kolleginnen und Kollegen der anderen Fraktionen, ihren Widerhall finden
und zu mehr ökologisches Fingerspitzengefühl führen!
Es fehlt uns nach wie vor ein konsequenter Beitrag zu
unseren klimapolitischen Zielen. Denn die Natur gewährt keinen Kreditaufschub,
sie lässt nicht mit sich handeln!
Wir wünschen uns, dass das Kasernengelände erworben werden
kann und der Natur „zurück gegeben“ wird, zum Beispiel in der Form, dass dort
eine Landesgartenschau errichtet wird. Eine derartige Maßnahme würde das grüne
Konto Emmerichs sicher sehr aufwerten.
Zusammenfassend können wir diesem Haushalt nicht zustimmen,
weil er unseres Erachtens von unrealistisch positiven Prognosen hinsichtlich
der Einnahmeentwicklung ausgeht und in Bezug auf die geplanten Investitionen
andere Prioritäten setzen müsste.
Die Hoffnung stirbt zuletzt, darum werden wir uns weiterhin
unermüdlich für die ökologischen Zielsetzungen unserer Stadt einsetzen.
Wir sollten nie vergessen, dass wir die Erde nur von unseren
Kindern geborgt haben!
Unser Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Verwaltung für die geleistete Arbeit.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit."
Mitglied Nellissen,
Vorsitzender der Ratsfraktion Die LINKE:
"Sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe Kolleginnen
und Kollegen, zunächst möchten wir uns ganz herzlich beim Kämmerer der Stadt ,
Herrn Siebers, für die fachkundige Einführung in das NKF-System bedanken ,
zumal für unsere Fraktion nicht nur das NKF neu war, sondern wir als neu im Rat
vertretene Fraktion überhaupt zum ersten Mal mit der Bewertung eines
Haushaltsplans befasst sind.
Mit der Bewertung des vorliegenden Haushaltsplans haben wir
es uns wahrlich nicht leicht gemacht, wissen wir doch, dass der Haushalt in
diesem Jahr noch mehr als in den vergangenen Jahren stark von sog. negativen
externen Faktoren , die sich dem Einfluss unserer Stadt entziehen, denen die
Kommune also machtlos ausgeliefert ist, geprägt ist. Die Rahmenbedingungen für
den Haushalt 2010 der Stadt Emmerich am Rhein sind also restriktiv durch die
Auswirkungen der Finanzkrise, die sich zur Wirtschaftskrise ausgeweitet hat und
nun zur Krise der öffentlichen Haushalte führt, weitgehend vorgegeben.
Verstärkt wird das finanzpolitische Dilemma der Stadt Emmerich wie aller
anderen Kommunen bundesweit durch das sog .Wachstumsbeschleunigungsgesetz, das
in seinen Auswirkungen auf die kommunalen Haushalte von geschätzten 12
Milliarden eher als ein Armutsbeschleunigungsgesetz für die kommunalen
Haushalte zu bewerten ist. Nach dem Rettungsschirm für die Banken, die auf den Finanzmärkten munter weiter zocken
als wäre nichts gewesen, benötigen wir nun eigentlich einen Rettungsschirm für
die Kommunen, um zumindest noch einen Rest von autonomer Handlungsfähigkeit und
finanzpolitischer Spielräume zu erhalten.
All diese genannten externen Faktoren belasten natürlich
auch den Haushalt und die finanzpolitischen Handlungsspielräume für unsere
Stadt nicht nur in diesem Jahr, sondern
- wenn nicht alles täuscht - auch in den Folgejahren.
Ohne Schwarz zu malen muss sogar davon ausgegangen werden,
dass sich die Lage unserer Stadt u. a. durch
das Auslaufen der Kurzarbeit noch einmal verschärfen wird.
Der Verlust des Arbeitsplatzes beeinträchtigt die Kaufkraft
und die Lebenssituation der Bürger nachhaltig. Dazu kommen weitere zu
erwartende Einnahmeausfälle aus der Gewerbesteuer und höhere Kosten zulasten
der Stadtkasse im Zusammenhang mit höheren Transferleistungen für sozial
bedürftige Menschen, die in das Arbeitslosengeld II fallen.
Wenn sich der Trend fortsetzt, dass sich Bund und Land noch weiter aus der Übernahme
der Kosten für Unterkunft für ALG II wie für Sozialhilfe-Bezieher zurückziehen
und dies ist erkennbar, wird die Belastung
in diesem Kostensegment für die Stadt Emmerich in den nächsten Jahren
eher höher als niedriger ausfallen. Insofern verwundert uns die im vorliegenden
Haushaltsplan für 2010 wie in den Ansätzen für die Folgejahre optimistische
Grundannahme, dass zwar 2010 mit einer Erhöhung der Kosten in diesem Bereich zu
rechnen ist, jedoch in den Folgejahren die Ausgaben wieder sinken werden. Bei
aller Vorliebe für optimistische Grundannahmen halten wir es hier doch eher mit
dem Realismus.
Die Sozialausgaben steigen exorbitant und belasten den
kommunalen Haushalt dermaßen, dass die politische Handlungsfähigkeit in anderen
Bereichen weitgehend eingeschränkt wird, so dass sich die Frage stellt, ob hier
nicht Kernbereiche der kommunalen
Selbstverwaltung verletzt werden durch die überproportionale Zuweisung der Soziallasten auf die Kommune .
Hierzu kündigen wir bereits heute an, dass unsere Fraktion in der nächsten Zeit
einen entsprechenden Antrag vorlegen wird, dem dann hoffentlich die breite
Mehrheit des Rates zustimmen kann.
Im Klartext: Wir wollen keine Kürzungen für
Betroffene - im Gegenteil, aber wir wollen die Entlastung des kommunalen
Haushalts zugunsten sinnvoller zukunftsträchtiger Investitionen sowie zur Vermeidung
der Haushaltssicherung.
Neben den genannten externen Faktoren, die auf unseren Haushalt einwirken und die
kommunalen Handlungsspielräume empfindlich einengen, sind aber noch interne
Faktoren zu nennen, die sozusagen hausgemacht sind und die wir durchaus mit
beeinflussen können.
Zu nennen ist hier in erster Linie, die nicht nur
finanzielle Belastung im Zusammenhang mit der Betuwe-Linie. Hier ist in den
vergangenen Jahren nach unserer Einschätzung eine völlig falsche Richtung
eingeschlagen worden, die die Stadt Emmerich in wenigen Jahren in den
finanzpolitischen Ruin treiben wird. Das
Vertrauen auf Zusagen und die ehrliche Verhandlungsbereitschaft der Deutschen
Bahn AG, das Vertrauen auf Zusagen von Bundespolitikern, die offenkundig nur
ihren eigenen Bundestagswahlkampf retten wollten, hinsichtlich der
Kostenübernahme im Zusammenhang mit den Querungen hat sich zunehmend als
haltlos erwiesen und wenn nicht alles täuscht, kann die Stadt Emmerich in den kommenden Jahren so viel sparen, wie
sie will, Leistungen gegenüber den Bürgern kürzen oder von den Bürgern höhere
Gebühren verlangen. Die mit der BETUWE verbundenen Kosten werden die Stadt in
die Haushaltssicherung also in die
Pleite stürzen, dazu braucht man keine prophetischen Gaben.
Um dies zu verhindern, sehen wir nur einen Ausweg. Der heißt: Umkehr von der bisherigen Politik.
Gemeinsamer legaler Widerstand gegen die Streckenführung der BETUWE Linie durch
unsere Stadt. Hin zu einer siedlungsfernen Trassenführung . Dieser Widerstand -
so er denn gewollt ist- kann nur erfolgreich gemeinsam mit allen Parteien, mit
allen Bürgerinitiativen, mit allen Bürgern aller anliegenden Gemeinden von
Emmerich bis mindestens Dinslaken geführt werden.
Und nur so kann nach
unserer Auffassung der Finanzkollaps
nicht nur für Emmerich, sondern
für alle anderen betroffenen Gemeinden verhindert werden. Wer von der
Verantwortung für die nächsten Generationen redet, muss hier durch konsequentes
Umdenken beweisen, dass es ihm damit wirklich ernst ist.
Weitere aus unserer Sicht den Haushalt über Jahre direkt
oder zumindest indirekt belastende Faktoren sind Großprojekte, die in der
Bevölkerung einigermaßen umstritten sind. Hier ist in erster Linie der geplante
Kostenrahmen für den Rheinpark – davon 500.000
Euro aus dem Konjunkturprogramm II sowie mehrere hunderttausend Euro aus
Eigenmitteln zu nennen. Abgesehen davon, dass dieses Vorhaben in der Emmericher
Bevölkerung mehr als umstritten ist, hat sich unsere Fraktion gemeinsam mit der
BGE, Bündnis90/ Die Grünen sowie der FDP für
eine Kostenbegrenzung auf etwa 500.000 € aus dem Konjunkturprogramm II
für die Gestaltung des Rheinparks ausgesprochen.
Hier könnte die Stadt
also mindestens 350.000 Euro einsparen. Dies würde den Haushalt
entlasten oder Finanzmittel für andere vielleicht sinnvollere Projekte
freimachen.
Eine weitere den Haushalt zumindest indirekt belastende
Komponente ist die aus unserer Sicht überflüssige und risikoreiche
Investition öffentlicher Gelder in die
geplante „Asia – Sauna“. Selbstverständlich wissen wir, dass dieses Projekt
über die EGD abgewickelt wird, wir wissen aber auch, dass sich Erfolg oder auch
zu erwartender Misserfolg auf die Haushaltslage insgesamt auswirken wird. Im
Übrigen sind wir der Meinung, dass sich die öffentliche Hand aus der Finanzierung
solcher Vorhaben heraushalten sollte, denn diese gehören in die Hände privater
Investoren und sind nicht Gegenstand öffentlicher Daseinsvorsorge wie zum
Beispiel ein Schwimmbad.
Unsere Fraktion hat in den Beratungen zum Haushaltsplan in
den Fachausschüssen Anfragen und Anträge zu diversen Themen in den Bereichen
Soziales, Schule wie Jugendhilfe gestellt. Als sich abzeichnete, dass wir für
diese Vorschläge keine Mehrheit in den
jeweiligen Fachausschüssen und damit
wohl auch nicht im Rat bekommen, haben wir die Anträge zurückgezogen,
weil wir diese Vorschläge nicht vorschnell im Rahmen von Haushaltsberatungen
sozusagen „beerdigen“ lassen wollten.
Wir kündigen bereits heute an, dass wir uns in den nächsten
Jahren weiter mit den Themen Einrichtung
eines Erwerbslosenzentrums in Emmerich auf der Grundlage des Leitbildes
der Stadt Emmerich, kostenloses Frühstück in den Schulen, verbessertes und
umfangreicheres dem Bedarf entsprechendes Angebot an Nachhilfemöglichkeiten für
Schüler, verbesserter und effektiverer Einsatz der arbeitsmarktpolitischen
Instrumente zur Integration von unschuldig arbeitslos gewordenen Menschen, für
die Bereitstellung eines öffentlichen Beschäftigungssektors (nicht zu
verwechseln mit der Erweiterung des Öffentlichen Dienstes) einsetzen werden und
hoffen, in Zukunft auch die Mehrheit der Ratsmitglieder dafür gewinnen zu
können.
Wie wichtig gerade das Thema Verbesserung der
Bildungschancen im Rahmen von Chancengleichheit
ist dürfte allen Ratsmitgliedern
hinreichend bekannt sein. Hier hilft nicht
mehr die nahezu reflexartige Abwehrreaktion, dass zwar im Prinzip
unseren Vorschlägen zugestimmt werden könne, aber für das Thema Bildung das
Land zuständig sei. Nein, wir können mit verhältnismäßig geringen
Haushaltsmitteln im Bereich der sog. freiwilligen Leistungen erkannten
Fehlentwicklungen entgegenwirken im Interesse unserer Bürger vor allem im
Interesse unserer Kinder. Wer Arbeitslosigkeit und die damit verbundenen
Folgekosten für unseren kommunalen Haushalt in Zukunft vermeiden will, muss
heute dafür sorgen, dass wir möglichst gut ausgebildete Kinder haben, die dann
auch auf dieser Grundlage eine verbesserte Chance auf einen qualifizierten
Arbeitsplatz haben.
Wer vermeiden möchte, dass sog. Hartz IV Dynastien
entstehen, wo sich die Arbeitslosigkeit von den Eltern auf die Kinder vererbt,
muss heute präventiv bei der Bildung ansetzen. Diese Investitionen heute sind
die Grundlage für zukünftige Einsparungen im Bereich sozialer
Transferleistungen von morgen.
Die vom Bundesfamilienministerium in Auftrag gegebene und im
Jahr 2007 veröffentlichte Studie des “Prognose“ Instituts kommt zu dem
Ergebnis, dass der Kreis Kleve - und Emmerich gehört ja zum Kreis Kleve - von
insgesamt bundesweit 439 Kreisen im Ranking „Bildung und Ausbildung“ an Platz 439
, somit an allerletzter Stelle rangiert und damit bundesweit die „rote Laterne“
hat. Dies sollte Ansporn für uns alle sein, diesen unrühmlichen Titel
loszuwerden und verstärkt auch finanzielle Anstrengungen in diesem Bereich zu
unternehmen.
Alle von uns in den Fachausschüssen vorgelegten Vorschläge und Anträge belaufen
sich in der Addition für den Haushalt nicht einmal annähernd in dem
Kostenbereich, den die Stadt für die Eigenmittel im Rheinpark veranschlagt hat.
Wir wecken hier keine Begehrlichkeiten – wie uns von Seiten
der Mehrheitsfraktionen gelegentlich
vorgehalten wurde, sondern wollen dazu beitragen, durch gezielten Einsatz von
Finanzmitteln spätere Folgekosten zu
vermeiden. Wir begrüßen, dass sog. freiwillige Leistungen im Wesentlichen auf
der bisherigen Grundlage trotz angespannter Kassenlage erhalten werden sollen,
der Gewerbesteuersatz nicht verändert wird, die Kreisumlage stabil auf dem
niedrigsten Niveau in ganz NRW gehalten werden konnte und insgesamt eine solide
Haushaltspolitik auch in der Vergangenheit gemacht worden ist.
Wir müssen nach reiflicher Prüfung jedoch den vorliegenden
Haushaltsplan ablehnen, weil sich uns
der Eindruck aufdrängt, dass dies oftmals zu Lasten derer geht, die unserer
Unterstützung am meisten bedürfen.
Es verstärkt sich der
Eindruck, dass trotz angespannter Haushaltslage bei Großprojekten, die
in die Millionen gehen nicht gekleckert, sondern geklotzt wird, bei
verhältnismäßig kleinen Beträgen aber ständig abgelehnt wird mit Verweis auf
die angespannte Haushaltslage. Hier ist also nicht wirklich die Verantwortung
für den möglichst ausgeglichenen Haushalt, sondern der politische Wille
entscheidend.
Aus Gründen der begrenzten Redezeit verzichten wir hier auf
eine weitere Bewertung der Zahlen aus den Einzelhaushalten. Im Übrigen ist
diese ja bereits in den Fachausschüssen vorgenommen worden.
Auch wenn wir dem vorliegenden Haushaltsplan aus den
genannten Gründen nicht zustimmen können, werden wir in diesem wie in den
folgenden Haushaltsjahren unsere konstruktive manchmal auch unbequeme Mitwirkung für eine wirtschaftlich gesunde,
sozial ausgewogene und ökologisch nachhaltige Stadtpolitik – mit möglichst mehr
Grün in der Stadt – zusagen."
Mitglied Urbach;
Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion:
"Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich weiß, welche
große Mühe ich Ihnen auferlege, noch einen sechsten Kurzvortrag anzuhören; aber
ich verspreche Ihnen, ich werde kurz und knapp, präzise und mit wenigen
Beispielen unsere Vorstellungen zum Haushalt erläutern – und ich werde mit
Sicherheit langsamer sprechen als mein Vorredner von der Fraktion `Die Linke´ .
Herr Bürgermeister , meine Damen und Herren ,
wir haben es alle oftmals gehört und gelesen, bundesweit,
regional und lokal die gesamtwirtschaftliche Krisensituation seit 2008
hinterlässt ganz natürlich auch massive Spuren in unseren kommunalen
Haushalten. Die Belege sind z. T. auch schon genannt worden.
Wir, als liberale, realistische Ratsvertreter wissen aber
auch und da unterscheiden wir uns zu zwei Ratsfraktionen, dass nur Jammern und Forderungen nach mehr Geld von
Bund und Land uns kurz- und wohl auch langfristig nicht weiterhelfen.
Wir müssen vor Ort, kritischer denn je, die einzelnen
Produktbereiche auf Einsparungen hin abrufen und fragen, welche gemeindlichen
Zuwendungen können noch gegeben werden oder nicht.
Zu dem durch die Verwaltung vorgelegten Haushalt für 2010
können wir zunächst einmal festhalten und da stimmen wir auch einzelnen
Fraktionen zu:
Es gibt keine Steuererhöhungen in unserer Stadt, und es werden
keine freiwilligen Leistungen in unserer Stadt gestrichen.
Gleichzeitig müssen wir aber auch feststellen:
Wir schießen aus der Rücklage 7,5 Millionen € zu, die wir in
diesem Jahr Verlust machen - und so ein Zuschuss geht nur einmal – denn
dann ist das Geld weg, die Rücklage fast
leer - und das kann nicht gut sein, wenn man auch in Zukunft noch Geld braucht.
Bürgermeister Diks hat in seiner Einbringungsrede - zu Recht
– eindringlich gesagt: „Wir alle sind aufgefordert, ernsthaft darüber
nachzudenken, an welchen Stellen wie gespart werden kann, an welchen Stellen wo
Einnahmen verbessert werden können.“
Wenn es schon schwer ist, unsere Einnahmen zu steigern, denn wir wollen unsere Bürger gerade in
diesen Zeiten nicht noch mehr durch Steuern belasten, müssen wir aber dennoch
darauf hinweisen, dass zumindest Abgaben und Gebühren einkommensneutral sein
müssten.
Und so müssten die Bürger dann, auch wenn es hart ist,
tatsächlich für das bezahlen, was es wirklich kostet, sei es Wasser, Abwasser
oder ähnl. –und dies sieht die FDP-Fraktion ganz realistisch, auch wenn es dem
Bürger wehtut.
Die FDP-Fraktion möchte in Fragen des Haushalts der
„vorsichtige Kaufmann“ sein:das heißt, dieser geht von einer zurückhaltenden
Schätzung der zu erwartenden Einnahmen aus.
Wir sehen im Haushalt für 2010 die vorgegebenen Zahlen auf
der Einnahmeseite als problematisch an: die Auswirkungen der Wirtschaftskrise
treffen Städte und Gemeinden – vermutlich – auch im Jahre 2010 und so halten wir die angestrebten
Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 500.000,- bis zu einer Million € für zu
optimistisch.
Ebenso könnte auf der Einnahmeseite die Summe der
Gewinnabführung der Tochter EGD nur die Hälfte dessen sein, was veranschlagt
ist, und das wären dann auch ein paar 100.000,- € weniger.
Und sollten die Einnahmen dann tatsächlich doch höher
liegen, so kann man damit die angegriffene (Spar) Rücklage wieder auffüllen,
das ist ja auch notwendig, wie ich schon
gesagt habe, weil sie für schlechte Zeiten insgesamt zu schmal geworden ist.
Wir könnten aber auch die Einnahmeseite verbessern, indem
wir z.B. Immobilien verkaufen, die uns kaum etwas bringen, sondern eher –
nachhaltig – noch kosten – wie z.B. das Landhaus Vrasselt. Da geht unser
gestellter Antrag genau darauf ein.
Aber wenden wir uns nun der Ausgabenseite zu – wo können wir
sparen? Und auch hier möchte ich nur kurz zwei Beispiele skizzieren:
Selbstverständlich muss für uns der Rheinpark aufgemöbelt
werden. Jedoch ist die FDP-Fraktion, wie auch andere Fraktionen eben
genannt, der Meinung, dass dafür eine
halbe Million € ausreichend ist, und die bekommen wir noch geschenkt. Und es
muss nicht unbedingt die ganze Million
sein, die im Haushalt angesetzt ist.
Zweitens: Es muss unserer Meinung nach nicht im Jahre 2010
ein knapper Millionenbetrag für den Erwerb innerstädtischer Grundstücke
eingesetzt werden – dazu müssten wir liquider sein – und lassen Sie mich das auch hier schon anfügen,
weil es andere Fraktionen schon getan haben, für den Kauf des Kasernengeländes,
dessen Herrichtung und anderer Folgekosten sehen wir zurzeit, die Stadt als
überhaupt keinen finanziellen Spielraum
ausgestattet.
Und noch ein letztes Beispiel für das Sparen, auch bei
kleineren Beträgen : Vielleicht ist ja die Errichtung einer Skater-Anlage für
50.000,- € machbar und nicht für 80.000 € wie angesetzt denn es könnte gut
sein, dass wir auch für das nächste Jahre auch an die kleineren Ausgaben heran
müssen, was wir alle nicht hoffen wollen. Und man weiß ja auch noch nicht, was
in Zukunft an weiteren Beträgen für andere Projekte in der Innenstadt notwendig
ist. Ich gehe jetzt aus Zeitgründen nicht auf die geplante Sparkommission und auf mögliche
Verbesserungsvorschläge ein obwohl auch mir der Gedanke doch schon gekommen
ist, ob wir nicht schon in diesem Jahr für diesen Haushalt uns hätten damit
etwas mehr beschäftigen können. Das werden wir aber dann in Bälde, es ist eben genannt worden, für das
Jahr 2011 in Angriff nehmen.
Meine Damen und Herren, lassen Sie mich hier eine
Zusatzbemerkung einschieben: Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
wir halten es für unabdingbar und mehr als erforderlich,
dass eine gute und konstruktive Zusammenarbeit zwischen Bürgermeister und den
Emmericher Bürgern, die hier auch wirtschaftlich erfolgreich sein wollen,
stattfindet.
Sie wissen, was ich meine, hier geht es um die Kritik der
Eigentümer der ehemaligen Rheinkönigin sowie des Event-Unternehmers, Frank Kühn
(die Namen haben in der Zeitung gestanden).
Uns allen sollte daran gelegen sein, dass gerade auch den
Einheimischen zum Wohle unserer Stadt und unserer Bürger beste Arbeits- und
Unternehmensmöglichkeiten gegeben werden, denn ohne Unternehmungen können keine
Arbeitsplätze und Steuern gewonnen werden. Und wir dürfen dabei auch nicht unsere auswärtigen Gäste vergessen, vor allem
unsere niederländischen Touristen, die auf eine attraktive Gestaltung Emmerichs und auf Events aus sind
und das sollte mit berücksichtigt werden.
Meine Damen und Herren, ich glaube ich bin wirklich in der
kürzesten Zeit fertig. Ich komme zum Schluss und fasse für die FDP-Fraktion die
Überlegungen zum Haushaltsplanentwurf 2010 zusammen:
Wir müssen die Erträge steigern, die Einnahmen erhöhen - deshalb wollen wir Immobilien verkaufen.
Wir müssen sparen, Ausgaben verringern -deshalb wollen wir für den Rheinpark weniger
ausgeben und weitere innerstädtische Ausgaben zurückstellen .
Wir müssen aber investieren – und das tun wir in
Kindergärten, Schulen und in Ausbildung - und in die Attraktivität der Stadt .
Einnahmeverbesserungen und Sparen sehen wir in diesem
Haushaltsplanentwurf für 2010 nicht genug, und damit auch nicht nachhaltig
genug , umgesetzt Deshalb lehnen wir den
vorgelegten Haushalt für 2010 ab!
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!"
Der Vorsitzende lässt nun über den Antrag, gemäß Vorlage zu
beschließen, abstimmen.