Sitzung: 03.11.2010 Jugendhilfeausschuss
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 11, Nein: 0, Enthaltungen: 1
Vorlage: 04 - 15 0275/2010
Der Jugendhilfeausschuss beauftragt das Jugendamt das
Projekt durchzuführen.
Als Tischvorlage wird eine kurze
Beschreibung über den Ablauf und die Aufbauorganisation des Projektes
verteilt.
Bürgermeister Diks stellt Herrn Pastoors
von der Kath. Waisenhausstiftung als Mitinitiator sowie die Praktikantinnen beim
JA der Stadt Emmerich, Frau Schulz und
Frau Seelen vor, die die in Phase 1 des
Projektes erforderliche Erfassung der bestehenden Hilfsangebote vorgenommen
haben, und erläutert die Verwaltungsvorlage.
Herr Pastoors macht deutlich, dass im
Kern dieses Projektes das Netzwerk zu sehen ist. In diesem vom
Landesjugendhilfeausschuss initiierten Projekt, das durch den LVR zunächst für
10 Kommunen gefördert wird, sei
Armutsprävention ganz zentral gestellt worden. Kinderarmut sei der größte
Risikofaktor, wenn es um die Teilhabe an sozialen Aktivitäten, Bildung und
Kultur gehe. Ein möglichst breit angelegtes, durch die Verwaltung koordiniertes
Netzwerk sei die zentrale Idee, wenn es
darum gehe, politische und gesellschaftliche Interessen auf ein gemeinsames Ziel
auszurichten. Die 1. Phase des Projektes
soll durch die Erfassung der bereits vorhandenen Angebote eine Orientierung
geben. In der 2. Phase soll es darum gehen, zu sehen, wo Angebote verbessert oder miteinander
verknüpft werden können bzw. die Zielgruppensteuerung verbessert werden kann.
Durch eine sogenannte Präventionskette
kann das Ziel verfolgt werden, nach und nach durchgängig für alle Altersgruppen die entsprechenden Angebote
bereitzustellen.
Vorläuferprojekte in anderen Städten
zeigen, dass als Erfolgsfaktoren für ein solches Projekt u.a. zu sehen
sind: ein politischer Auftrag,
eindeutige Arbeitsstrukturen, konkrete Ziele zu formulieren, die erreichbar
sind, und die nachhaltige Gestaltung des Projektes.
Die Praktikantinnen Frau Schulz und Frau
Seelen berichten, dass ihre Besuche in Kindergärten, Grundschulen und bei den
freien Trägern, um das Projekt vorzustellen ergeben haben, dass dort ein großes
Interesse und die Bereitschaft zur Mitarbeit vorhanden sind. Es zeige sich, dass immer mehr Kinder mit
Migrationshintergrund in Emmerich leben und daher bei Eltern und Kindern
Sprachprobleme vorhanden sind. Zum Thema Ernährung u.a. sind Erzieher bereit,
sich noch weiter zu bilden.
Außer in Elten gibt es an allen Schulen
den offenen Ganztag. Einige Schulen beteiligen sich bereits am Programm
„Gesunde Kinder in gesunden Kommunen“. Präventionsarbeit ist in diesem Bereich
erforderlich. Alle Schule haben Schulsozialarbeiterinnen.
Die freien Träger und Institutionen
bieten eine Vielzahl von Angeboten. Allerdings entstehen auch Mehrfachhilfen,
dadurch, dass viele Institutionen nicht voneinander wissen und Angebote wie
z.B. „Starke Eltern, starke Kinder“
mehrfach angeboten werden. Schwierig ist auch, dass Kinder aus sozial
schwächeren Familien häufig ausgegrenzt werden.
Fazit: es gibt eine Vielzahl von
Angeboten in Emmerich. Die Familien, die wir mit diesem Projekt erreichen
wollen, sind jedoch schwer zu erreichen
Mitglied Gustedt sieht das Problem der
sozialen Abgrenzung von Kindern aus
sozial schwächeren Familien und bittet zu erklären, wie vorgegangen
werden soll, um einen Zugang zu diesen Familien zu bekommen, ohne dass diese
sich direkt als arm outen müssen bzw.
wie der Kontakt zustande kommt.
Frau Ruder-Nühlen erläutert, dass auch
überlegt wird, die Angebotsorte zu verlegen, um die Angebote dort zu haben, wo
sozial schwache Familien gut zu erreichen sind. Z.B. im Offenen Ganztag oder im
Jugendcafè am Brink. Das Projekt soll Chancengleichheit für alle Kinder bieten,
nicht nur für sozial schwache offen sein. Wichtig sei, dass sich die Familien,
die Hilfen brauchen, vom Angebot angesprochen fühlen und eine Akzeptanz
erreicht werde. Die Prävention sei nicht nur von finanziellen Verhältnissen
abhängig, sondern es gehe auch um emotionale Verarmung.
Mitglied Gertsen sieht Elterninformation
bzw. Elternbildung z.B. bei den Themen Sprachförderung und Ernährung als
wesentlichen Punkt an und erkundigt sich, ob es schon Vorstellungen gibt, wie
die Eltern erreicht werden können und welche Angebote zur Elternbildung möglich sind.
Bürgermeister Diks nennt das Programm „Gesunde Kinder in gesunden
Kommunen“ als gutes Beispiel dafür, sich mit einem Projekt dem Thema zu nähern
Herr Pastoors erklärt, dass viele
Zielgruppen wohl auch aufgesucht werden müssen. Hier sei durch die Beteiligten
am Netzwerk zu überlegen, wie und durch wen dies geleistet werden soll und wie
die Familien zu erreichen und zu motivieren sind.
Mitglied
Brouwer nennt die Möglichkeit, die Eltern bei Elternsprechtagen in den
Schulen zu erreichen.
Mitglied Bongers begrüßt das Projekt,
kritisiert jedoch, dass die Verwaltungsvorlage keine Angaben über die
Folgekosten nach Ablauf des Projektes ab 2012
für den städtischen Haushalt enthält.
Frau Niemeck teilt dazu mit, dass
das Landesjugendamt bereits ein
Anschlussprojekt vorgestellt hat.
Bürgermeister Diks ergänzt, es sei nach einem erfolgreichen Abschluss des
Projektes, sicherlich eine Nachhaltigkeit herzustellen und dann auch die finanziellen Ressourcen zur Verfügung
zu stellen.
Frau Ruder macht noch mal deutlich, dass
das Ziel des 2-jährigen Projektes der Aufbau eines nachhaltigen Netzwerkes bzw.
der Ausbau des bereits vorhandenen Netzwerkes ist, mit dem nach Ablauf des
Projektes weitergearbeitet werden könne.
Die Kosten hierfür seien nach Ablauf des
Projektes nicht höher als während der Projektphase, da es anschließend darum
gehe, das entstandene Netzwerk zu pflegen und anzupassen.
Mitglied Gertsen äußert die Meinung,
dass, wenn dieses Projekt starte, es anschließend auch weitergeführt werde.
Herr Barfuß ergänzt, dass sich die
Verwaltung von der Durchführung des Projektes auch einen positiven Einfluss auf
die Zahl der Jugendhilfefälle erhofft und dadurch Ausgabenzuwächse reduziert werden können.
Bürgermeister Diks macht deutlich, dass
es nicht darum gehe, städtische Mittel frei zu machen, sondern um den Auftrag
des Jugendhilfeausschusses, in die 2. Phase des vom LVR geförderten Projektes
gehen zu können.
Mitglied Gertsen stellt den Antrag, gemäß Vorlage der Verwaltung zu beschließen.