Sitzung: 01.12.2010 Kulturausschuss
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 15, Nein: 0, Enthaltungen: 0
Vorlage: 41 - 15 0322/2010
Der Rat der Stadt Emmerich am Rhein
beschließt:
Der Jahresabschluss des
Eigenbetriebes Kultur-Künste-Kontakte zum 31.07.2010 wird festgestellt.
Der Jahresfehlbetrag i. H. v.
57.879,65 € wird aus dem Haushalt der Stadt Emmerich am Rhein bis zum
31.07.2011 ausgeglichen.
Der Betriebsleitung wird für das Wirtschaftsjahr vom 01.08.2009 bis 31.07.2010 Entlastung erteilt.
Die Vorsitzende Irmgard Kulka bedankt
sich für ausführliche Berichterstattung der Vorlage bei dem Leiter der
Kulturbetriebe Michael Rozendaal und seinen Mitarbeitern.
Michael Rozendaal erläutert ausführlich
die Inhalte des Prüfungsberichtes. Er geht zunächst auf die wesentlichen Gründe
für den Ausweis des Fehlbetrages in Höhe von € 57.879,54 ein.
Diese sind:
1. Sachkosten
für die Verlegung des Theaterbüros ins PAN.
2. Erhöhte
Personalkosten durch Mehrarbeit und krankheitsbedingte Aushilfen und
3. Abrechnung
des Kino im PAN (Leih- und Lizensgebühren, GEMA, Kosten für Reinigung und
Technik).
Er weist darauf hin, dass die
angefallenen Kosten für das Theatergebäude und das Schlösschen Borghees in der
Berichtsperiode außerordentliche Aufwendungen sind, die mit dem laufenden
Kulturbetrieb grundsätzlich nichts zu tun haben. Der vorhandene Mietvertrag
verpflichtet den Kulturbetrieb zu den von ihm beschriebenen
Erhaltungsaufwendungen.
Er zeigt eine erfreuliche Tendenz bei
den Abonnenten- sowie bei den Besucherzahlen der Eigenveranstaltungen auf (zusätzlich
113 Abonnenten + 974 Besucher).
Eigene Sonderveranstaltungen blieben
hinter der gewünschten Auslastung von 80% deutlich zurück.
Des weiteren klärt Michael Rozendaal
über die geringeren Einnahmeüberschüsse aus den Studienreisen auf. Reisen nach Malta,
Wien-Budapest und Kreta sind wegen zu geringer Nachfrage ausgefallen.
Die außerordentlich geringe Frequenz bei
den Kinoveranstaltungen im PAN haben dazu geführt, dass ab August 2009 nur noch
Kinderfilme gezeigt werden.
Dieser Umstand trägt ebenfalls in Höhe
von € 8.925,83 zum Fehlbetrag des Wirtschaftsjahres 2009/2010 bei.
Michael Rozendaal ergänzt in seinen
Ausführungen, dass versäumt wurde, in dem Jahresbudget 2009 die Aufwendungen
für die VHS zu berücksichtigen. Dies führte letztlich zu einer Nachforderung in
Höhe von € 28.400,--.
Er geht nun auf die Prognose für das
Geschäftsjahr 2010/2011 ein. Einige wesentliche Punkte sind:
Erhöhung der Abonnentenzahlen, Erhöhung
der Bücherei-Einnahmen in Höhe von 10%;
die Kosten für den Beleuchter liegen um €
4.300,-- unter dem Ansatz, außerdem wurden die Druckkosten für das
Kulturprogramm um € 3.250,-- gesenkt; Mehreinnahmen bei den Garderobengebühren
von € 2.000,-- (Erhöhung von € -,50 auf € 1,--).
Die Einnahmen aus dem klassischen
Sponsoring sind aktuell und tendenziell rückläufig.
Manfred Mölder dankt zunächst dem Team
des Kulturbetriebes für ihren Einsatz unter dem Motto: „Viel Kultur für wenig
Geld“ und formuliert anschließend eine Frage zur Wirtschaftlichkeit der
Kinder-Kino-Veranstaltung.
Michael Rozendaal erläutert, dass die
Aufwendungen pro Aufführung ca. € 300,-- betragen, dem stehen durchschnittlich
Einnahmen in Höhe von € 80,-- gegenüber, die bei ca. 20 Veranstaltungen zu
einem Gesamtdefizit in Höhe von € 3.500,-- bis € 4.000,-- pro Wirtschaftsjahr
führen.
Zu den Renovierungskosten fragt Manfred
Mölder, ob eine „Streckung“ der Kosten über zwei oder mehrere Jahre möglich
gewesen wäre.
Michael Rozendaal erklärt, dass seiner
Auffassung nach alle Kosten einschließlich einer neuen Schließanlage
unvermeidlich waren.
Außerdem war es notwendig,
klimaregulierende Maßnahmen für den vom KKK gemieteten Gebäudeteil im PAN zu
investieren.
Manfred Mölder merkt an, dass es doch
eigentlich nicht Aufgabe des Mieters sei, hierfür Sorge zu tragen.
Ulrich Siebers erläutert ergänzend, dass
klare Budgetierungen auf beiden Seiten nicht möglich waren.
Manfred Mölder schließt seine
Ausführungen ab und stellt den Antrag für die SPD-Fraktion nach Vorlage zu
beschließen.
Sigrid Weicht hinterfragt den
Kostenfaktor VHS. Michael Rozendaal beschreibt die Abläufe und die
wirtschaftlichen Konsequenzen, den VHS-Betrieb zur Verfügung zu stellen.
Des weiteren weist Sigrid Weicht darauf
hin, dass ihrer Auffassung nach das
Angebot eines Erwachsenenkinos im PAN zu einem Defizit von € 20.000,--
beigetragen hat.
Gabriele Hövelmann bedankt sich bei
Michael Rozendaal für die offensive Kommunikationspolitik. Mit Blick auf die
Notwendigkeit, im Geschäftsjahr 2010 € 20.000,-- und im Folgejahr € 10.000,--
einzusparen, hält sie die Einschätzung von Manfred Mölder, Kostenpositionen zu
schieben, für nicht machbar.
Sie erkundigt sich nach den Gründen für
den Ausfall von drei Studienreisen. Michael Rozendaal erläutert ausführlich die
veränderte Nachfragesituation. Er erklärt, dass zukünftig auch Tagesfahrten zu
den Musicals in Oberhausen, Bochum und Essen angeboten werden sollen. Außerdem
bemüht sich KKK um Eintrittskarten zum Eurovision Song Contest in Düsseldorf im
Mai 2011 um jüngere Kunden zu gewinnen.
In diesem Zusammenhang weist Michael
Rozendaal auf die Tony Mono Show hin, die ausschließlich von ca. 400 jungen
Zuschauern besucht wurde und damit ein beachtlicher Erfolg war. Ein weiterer
Beweis für die Notwendigkeit sich jüngeren Kunden zuzuwenden, ist die
unbefriedigende Entwicklung im Ring I. Dem werden wir durch kreative Konzepte
Rechnung tragen, so Michael Rozendaal.
Christian Beckschaefer weist auf seiner
Meinung nach zwei grundsätzliche und konzeptionelle Fehlentwicklung in der
Kosten- und Budgetfrage in Zusammenhang mit den Aufgaben des Kulturbetriebs
hin.
Sowohl die Übernahme von Sach- und
Aufwandspositionen für das Anmieten von entsprechenden Räumlichkeiten als auch
die Übernahme von Kosten für die VHS könne so komplett keineswegs dem
Kulturhaushalt angelastet werden.
Er sieht die Kostenzuordnung
grundsätzlich und ursächlich im Haushalt der Stadt Emmerich am Rhein.
Ulrich Siebers ergänzt und argumentiert
die aus seiner Sicht notwendige und richtige Zuordnung der umstrittenen
Sachkosten zum Kulturbetriebs-Haushalt.
Christian Beckschaefer fragt konkret
nach: Wer zahlt wem welche Miete?
Ulrich Siebers geht hierauf unmittelbar
ein und erklärt, dass die diversen Mietverhältnisse
-wie u.a.Haus im Park, Rheinmuseum, PAN,
Schlösschen Borghees- über insgesamt
€ 79.000,-- letztendlich durchlaufende
Posten in den Büchern des Kulturbetriebes darstellen.
Christian Beckschaefer fragt an, man
könne also die Verrechnung der Miete auch unmittelbar zwischen der Stadt
Emmerich am Rhein und dem jeweiligen Gebäudeeigentümer darstellen.
Ulrich Siebers erklärt, dass diese
Darstellung aus Gründen der Transparenz und des Haushaltsrechtes so notwendig
sei.
Frau Dr. Nicola Rolff erläutert
ergänzend, dass die Form der Darstellung im Haushalt des Kulturbetriebes auf
der einen Seite und der Stadt Emmerich am Rhein auf der anderen Seite der
Notwendigkeit der Transparenzanforderung entspricht.
Wolfgang Urbach hinterfragt intensiv und
ausführlich, wie sich der Kulturbetrieb den offenbar gravierenden Veränderungen
des Marktes stellt. Er bittet um eine dezidiert Detailpräsentation der
zukünftigen Programme bzw. Reiseaktivitäten.
Michael Rozendaal erläutert bereits
umgesetzte Änderungen im Angebot des Kulturbetriebes. Er weist auf ausverkaufte
Veranstaltungen wie „Gut gegen Nordwind“, „Der eingebildete Kranke“ und
„Toutou“ hin. Auch die Veranstaltungen „Kunst+Klassik+Aperitif“ im Schlösschen
Borghees haben einen außergewöhnlich hohen Zuschauerzuspruch.
Er sieht mit der veränderten
Programmgestaltung den Kulturbetrieb auf einem guten Weg.
Annika Wardthuysen empfiehlt das
Reiseprogramm verstärkt auf die jüngere Klientel auszurichten. Hier denkt sie
insbesondere an den Eurovision Song Contest, Casting Shows, Musicals u.ä.
Michael Rozendaal weist auf die aktuelle
Schwierigkeit bei der Bedarfsermittlung hin.
Manfred Mölder geht erneut auf das Thema
VHS und das Risiko unbekannter Kostensteigerungen, die über den städtischen
Haushalt den Kulturetat treffen könnten, ein.
Ulrich Siebers erläutert am Beispiel der
Stadt Kleve, dass eine wesentliche Veränderung nach NKF der Ausweis der
Abschreibungsbeträge ist. Über die konkrete Höhe dieser Beträge, die den
Kulturbetrieb belasten können, konnte er keine konkreten Angaben machen.
Er beantwortet die Frage von Christian
Beckschaefer zur AFA-Basis, nämlich abgeschrieben wird vom Anschaffungswert.
Gabriele Hövelmann weist deutlich darauf
hin, dass einmalige und dauerhafte Kosteneffekte auf keinen Fall zu Lasten der
Qualität und des umfangreichen Programms gehen dürfen. In der heutigen Sitzung
geht es nicht um buchhalterische Fragen, sondern um das Kulturangebot der Stadt
Emmerich am Rhein.
Ulrich Siebers sagt darauf, dass
einerseits Einmaleffekte den Jahresabschluss 2009/10 negativ beeinflusst haben,
andererseits sind Zuordnungsfragen von Einzelpositionen durchaus strittig.
Thomas Koenen empfiehlt die klare
Trennung der Pflichtbeiträge wie Miete, VHS usw. und damit eine transparente
Darstellung im städtischen Haushalt einerseits sowie auch im Haushalt des Kulturbetriebes andererseits.
Michael Rozendaal geht auf die Frage von
Thomas Koenen ein und erläutert das Vertragsverhältnis zur Stadt Kleve im
Zusammenhang mit der Abrechnung der VHS-Gebühren.
Christian Beckschaefer unterstreicht die
Empfehlung von Gabriele Hövelmann eine Regelung zu finden, bei der ein echter
Kulturhaushalt ohne Belastung durch externe Faktoren dargestellt werden kann.
Nach Wortbeiträgen von Wolfgang Urbach
und Thomas Koenen erläutert Ulrich Siebers Besonderheiten der
eigenbetriebsähnlichen Einrichtung, die handelsrechtlichen Bestimmungen
unterworfen ist und der Stadt Emmerich am Rhein, deren Haushalt sich nach dem
NKF zu richten hat.
Nach intensiver Diskussion formuliert
Christian Beckschaefer folgenden Antrag:
Der Kulturausschuss empfiehlt dem
Rat der Stadt Emmerich am Rhein, die Verwaltung zu beauftragen, für das
Wirtschaftsjahr 2011/12 eine klare Kostendifferenzierung zwischen Kultur
einerseits und Folgekosten zu Immobilien usw. andererseits zu ermitteln.
Die Vorsitzende Irmgard Kulka stellt den
Antrag zur Abstimmung.
Abstimmungsergebnis:
Dafür: 15
Dagegen: 0
Enthaltungen: 0
Frau Dr. Nicola Rolff bestätigt die
deutlichen und klaren Ausführungen vom Michael Rozendaal.
Sie geht am Ende der Diskussion auf die
Besonderheiten des Jahresabschlusses 2009/2010 ein. Sie erläutert die
Notwendigkeit des Verlustausgleiches durch die Stadt Emmerich am Rhein.
Sie erklärt, dass es zu einem
uneingeschränkten Bestätigungsvermerk der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO
Deutsche Warentreuhand in Düsseldorf gekommen ist und hebt die transparente
Berichterstattung des Betriebsleiters des Eigenbetriebes hervor.