Sitzung: 14.12.2010 Rat
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 32, Nein: 0, Enthaltungen: 0
Vorlage: 02-15 0339/2010
Der Entwurf der Haushaltssatzung für das Haushaltsjahr
2011 sowie die vorgeschriebenen Anlagen werden zur weiteren Beratung an die
einzelnen Fachausschüsse verwiesen.
Vorsitzender Diks:
"Meine sehr geehrten Damen und
Herren, der Haushalt wird in der Regel von zwei Zahlen beherrscht, das sind
einmal die Schlüsselzuweisungen und in der Regel die Gewerbesteuer. Sie alle
wissen, wo wir in diesem Jahr waren. Wir waren bei Schlüsselzuweisungen in
einer Größenordnung von 2,7 Mio. € und bei einer Gewerbesteuer, die in diesem
Jahr voraussichtlich 11,8 Mio. €
beinhaltet. Das führt zu einem Ergebnis, so haben wir es Anfang des Jahres prognostiziert und so wird es aller
Voraussicht nach auch enden, von 7,5 Mio. € Minus. Solche Jahre kann man sich
nicht oft leisten, das will heißen, wir nur einmal. Von daher musste viel dafür
getan werden, dass wir hier gegensteuern. Natürlich war dieses Jahr auch
geprägt von einem negativen Aspekt, was die
Finanzkrise und damit verbundene Erträge im Bereich unseres
Mittelstandes angeht. So gesehen sind wir sogar froh darüber, dass sich die
Wirtschaft wesentlich schneller in Deutschland erholt hat, als das in dem einen
oder anderen Land der Fall ist und wir gehen auch mit etwas mehr Zuversicht in
die nächsten Jahre hinein. Das will heißen, wir gehen davon aus, dass wir im
Jahre 2011 7,5 Mio. € Schlüsselzuweisungen und 13 Mio. € Gewerbesteuer
einnehmen können und das führt zwar immer noch zu einem strukturell nicht ausgeglichenen
Haushalt aber in einer Größenordnung, die deutlich anders ist, als im Jahre
2010. Und es fehlen nicht mehr 7,5 Mio. €, sondern ich sage einmal an der
Stelle, Gott sei Dank, nur noch 814.000 €. Eine ganz andere Summe. So sind wir
hier, an der Stelle, auf dem richtigen Weg. Das Konsolidierungspaket, das wir
gerade verabschiedet haben, ist ein Teil davon. Aber die beiden von mir
genannten Zahlen sind genauso wichtig. Genauso wichtig ist ja die
Finanzplanung, die wir grundsätzlich machen für die nächsten drei Jahre. Und
hier muss man auch konstatieren, dass wir ein Stück weit gegen den Trend
liegen. In Nordrhein-Westfalen ist es ja leider so, dass 90 % der Kommunen
ihren Haushalt nicht mehr ausgeglichen bekommen und dieses auch in den
Folgejahren. Das sieht bei und ein bisschen anders aus. Unsere Finanzplanung
für 2012 sieht zwar immer noch ein Minus, aber dann noch einmal halbiert,
nämlich ein Minus von 407.000 € vor und ab 2012 haben wir tatsächlich,
zumindest per heute, so muss das konstatiert werden, ein Plus stehen in einer
Größenordnung von 250.000 €. Dieses wird sich sicherlich noch ändern, doch in
2014 haben wir doch schon wieder ein 7stelliges Plus in einer Größenordnung von
1,2 Mio. €. Alles das vorbehaltlich, dass unser Zahlenwerk stimmt. Wir alle
wissen, je weiter wir nach vorne schauen, es immer schwieriger wird,
verlässliche Aussagen zu machen, insbesondere was die großen Überschriften
angeht. Ich glaube, heute kann niemand verlässlich sagen, ob die
Gewerbesteuerzahlung in 2014 so oder eben anders ist. Diesen Vorbehalt muss man
an der Stelle machen. Wir investieren nach wie vor in der gleichen
Größenordnung, wie wir das in den letzten Jahren auch gemacht haben, 6,1 Mio.
€, ich glaube auch das ist durchaus ein gutes Zeichen und wenn wir die Kreditermächtigung
tatsächlich benötigen im nächsten Jahr, wird unsere Verschuldungsquote bei 18
Mio. € liegen. Ich kann mich noch an Diskussionen im vergangenen Jahr erinnern,
wo wir dann zu hören bekommen haben, wir liegen ja schon über 20 Mio. Ich glaube,
dass diese nachhaltige Konsolidierung, die ja auch in den nächsten Jahren
greifen soll, unserem Haushalt insgesamt sehr gut tut. So gesehen sind wir
durchaus auf dem richtigen Weg. Wie das im Detail aussieht, werden wir jetzt
vom Kämmerer hören."
Stadtkämmerer Siebers:
"Sehr geehrte Damen und Herren, das
Thema der städtischen Finanzlage hat uns schon das ganze Jahr über beschäftigt,
und letztlich haben wir dann, z. T. auch in kontroversen Diskussionen das
Haushaltskonsolidierungskonzept auf den Weg gebracht. Viele Dinge davon sind
auch schon in den Haushalt 2011 eingeflossen – ich muss eingestehen, dass auch schon einige
Dinge eingeflossen sind, die schon von der Verwaltung vorgeschlagen worden
sind, aber nicht die Mehrheit des Rates gefunden haben, da Haushalt und
Haushaltskonsolidierungskonzept parallel erarbeitet wurden. Das sehen Sie dann
nachher in der Veränderungsliste, während der weiteren Beratung, dass wir
entsprechend des Beschlusses über das Haushaltskonsolidierungskonzept einige
Dinge wieder herausnehmen müssen. Letztendlich sind manche Dinge des
Haushaltskonsolidierungskonzeptes auch abzuarbeiten, und wir sehen es auch so, dass das kein Konzept ist,
was jetzt einmal beschlossen worden ist, heute am 14.12.2010 und dann haben wir
für alle Zeit Ruhe.
Das Haushaltsjahr 2010 - auch der
Bürgermeister hat gerade schon einen kleinen Rückblick gewagt - war das
schlechteste Haushaltsjahr meiner 25-jährigen Dienstzeit in der Kämmerei und
ich hoffe, dass uns das auch nie wieder so „erwischt“. Insbesondere war der
Haushalt 2010 - wenn ich diesen kleinen Exkurs noch einmal machen darf, auch geprägt durch die geringe
Schlüsselzuweisung aufgrund der hohen Steuerkraftzahl im Jahr 2008, so dass
eben dadurch dieser extreme Fehlbedarf i. H. v. 7,6 Mio. € dann zu der Ergebnisrechnung 2010 geführt hat. Jetzt,
kurz vor Jahresende, sehe ich keine gravierenden Veränderungen zum
Haushaltsplan 2010. Tendenziell glaube ich, dass es vielleicht einige
hunderttausend € besser wird. Der Mittelabfluss war zum Glück recht konstant,
so dass wir nur in „Spitzenzeiten“, was eine Frage der liquiden Mittel
ist, auch nicht 12 Mio. sondern max. 6,6
Mio. € Kassenkredite aufgenommen haben, wobei die Zinssätze zwischen 0,54 % -
wo wir Anfang des Jahres und - inzwischen
bei 1,17 % am Jahresende liegen. Das
finde ich doch noch sehr moderat und haushaltsverträglich. Soviel zum
Abschluss des Jahres 2010.
Nun sind wir bei der Übersicht über die
Gesamterträge und Aufwendungen. Wir haben immer das Jahr 2009 in der Fassung
des Nachtrages, die alten Zahlen des Haushalts 2010 sowie die bisherige
Planzahl aus dem laufenden Haushaltsjahr für das Jahr 2011 gegenübergestellt
und was dann letztendlich daraus geworden ist.
Ursprünglich hatten wir einen Fehlbedarf
von 1,3 MIO. € prognostiziert, der jetzt noch bei 814 T€ liegt, das sind dann
521 T€ weniger.
Die Steigerung zwischen den bisherigen
Planungszahlen für das Jahr 2011 ist insbesondere dadurch so stark gestiegen,
weil die höheren Steuereinnahmen eine Rolle spielen und letztendlich auch die
Schlüsselzuweisungen wieder höher sind.
Auf der Aufwandseite sind höhere
Transferleistungen im Bereich Jugend und Soziales dann auch zu verzeichnen.
Auf der nächsten Grafik ist noch einmal
deutlich die Verbesserung der Jahresergebnisse von 2009 bis 2011 zu erkennen.
Nun kommen wir zu einzelnen
Teilbereichen des Haushaltes:
Hier haben wir dann noch einmal einige
wichtige Kennzahlen aus dem Haushalt dargestellt. Zunächst die Verteilmasse,
die zwar deutlich höher als im Plan 2010 gewesen ist, aber letztlich
insbesondere durch die Schlüsselzuweisungen entstanden ist.
Die Schlüsselzuweisungen sind schon ein
ärgerliches Thema bei der Erstellung des Haushaltsplanes. Von Seiten des Landes
wurden zwar Solidaritätsbekundungen für die Kommunen abgegeben. Der Nachtragshaushalt
zum GFG 2010 soll in dieser Woche beschlossen werden - die 380.000 € sind
jedoch noch gar nicht eingegangen. Von
daher ist auch die ganze Prognose, wie hoch die Schlüsselzuweisungen im Jahre
2011 sind und letztendlich diese 26,9 Mio. € Verteilmasse äußerst wage. Darüber
hinaus hat das Land auch dieses Jahr ein
Solidarpaket für die armen Kommunen beschlossen. Da befürchte ich, dass wir in
Emmerich am Rhein, die wir immer schon auf die 1.000 € geschaut haben, das bezahlen, wo die Anderen die Millionen
zum Fenster rausgeworfen haben.
Die Fachbereichsbudgets sind eigentlich
ziemlich gleich geblieben, auch wenn wir im Bereich Jugend und Soziales dann
doch Veränderungen gehabt haben. Andere Dinge haben dann aber zu einer
Kompensation geführt wie z. B. durch sinkende Schülerzahlen. Der Aufwand im
Schulbereich ist gesunken, ohne das da etwas weggenommen wurde, natürlich auch
mit den Schülerbeförderungskosten, wo ein Konzept vorliegt und auch weniger
anfallen wird.
Im Bereich der Vorabdotierungen sind
insbesondere die Wirtschaftsbereiche - TWE, KBE und die
Wirtschaftsförderungsgesellschaft - enthalten. Diese sind mehr oder weniger recht konstant, wobei man
schon sehen muss, dass die Zahlen in 2011 nach unten gegangen sind, was
letztlich auch eine Auswirkung des Haushaltskonsolidierungskonzeptes ist; die
Betriebskostenzuschüsse an die KBE und KKK wurden reduziert.
Das Budget des FB 3 ist vor allem durch
den langen Winter und den frühen Winter in diesem Jahr geprägt, der
voraussichtlich zu hohen Aufwendungen führt, ansonsten eben auch, dass hier
verschiedene Abbruchkosten enthalten sind ( z. B. Landhaus Eine Welt) .
Im Budget 400 - Jugend, Schule, Sport -
letztendlich das gleiche. Wir haben zwar höhere Aufwendungen im Bereich der
Jugendhilfe, aber letztendlich sind aus dem Teilbereich der Schulen
Reduzierungen verzeichnen.
Das letzte Budget Arbeit und Soziales
steigt, und ich gehe davon aus, dass es uns in den nächsten Jahren immer mehr
belastet, insbesondere hier auch die Transferleistungen, letztendlich die
Finanzierungsbeteilung an den Unterkunftskosten nach dem SGB II.
Der Gesamtansatz der Gewerbesteuer für
2011 ist mit 13,0 MIO. € gegenüber der bisherigen Planung unverändert
geblieben, wobei jedoch auf der Basis der Vorauszahlungen für 2010 von aktuell
9,1 MIO. € innerhalb des Gesamtansatzes eine Verschiebung zugunsten höher
erwarteter Nachveranlagungen für 2009 und 2010 erfolgt ist.
Unter Berücksichtigung der
Gewerbesteuerumlage und des Zuschlages zur Gewerbesteuerumlage einschl. Fond
Deutsche Einheit sind „unterm Strich“
netto 10,8 MIO. übrig geblieben.
Hier noch einige andere Bereiche aus den
Ertragspositionen. Einmal die Gewinnanteile aus verbundenen Unternehmen (EGD,
TWE), woraus der Haushalt mit ca. 1 Mio. €
profitiert.
Bei den sonstigen Steuern und Abgaben,
machen sich die zuvor gebrachten Steuererhöhungen bemerkbar. Bei dem Anteil der
Einkommensteuer/Umsatzsteuer, wenn Sie
diese zurückverfolgen, klaffen die Beträge der Erträge nicht ganz so
deutlich auseinander. Die Einkommenssteuer
war deutlich zu berichtigen. Die hatten wir in den alten Positionen sehr
positiv eingeschätzt. Aufgrund der Steuerschätzungen, die in diesem Jahr im Mai
und November durch den Bund abgegeben wurden, musste hier der Anteil der
Einkommensteuer um rd. 800.000 € reduziert werden, um ein sachgerechtes Bild
über unsere Ertragspositionen darzustellen.
Die sprunghafte Linie der
Schlüsselzuweisungen, schon mehrfach darüber gesprochen, geht hoch und runter.
Nach den rd. 2,3 Mio € in 2011 hatten wir bisher 6,8 Mio. € angedacht. Ich bin kein pessimistischer Mensch, jedoch
aus den Bekundungen, die das Land gerade eben abgegeben hat und aus der
deutlich reduzierten Verminderung der Steuerkraft Emmerich am Rhein i. H. v.
von 8 Mio. €, und das im Nachtrag des GFG verschiedene Dinge neu hineingekommen
sind, schätze ich, dass wir vielleicht mit einer Schlüsselzuweisung i. H. v.
7,5 Mio. € rechnen k ö n n e n. Dieses sage ich jedoch mit einem großen
Fragezeichen. Da bewegen wir uns auf sehr dünnem Eis. Diese ist eine
Größenzuordnung, mit der unser Haushalt steht und fällt.
Der Anfangsbestand der
Ausgleichsrücklage in der Eröffnungsbilanz vom 01.10.2009 beläuft sich nun auf
12,5 MIO. €, wovon nach den Planzahlen des Nachtragshaushaltes 2009 2,9 MIO. € und nach dem Haushaltsplan 2010
wohl 7,6 MIO. € in Anspruch genommen werden müssen. Gegenüber der vorjährigen
Planung ist der Tiefstand Ende 2012 mit 756 T€ erreicht, in 2013 und 2014
steigt sie aufgrund der prognostizierten Jahresüberschüsse auf bis zu 2,2 MIO. €
wieder an. Das schafft uns ein klein wenig Luft für Eventualitäten in den
Planungsjahren.
Die Gesamtein- und -auszahlungen klaffen
natürlich zwischen 2010 und 2011 deutlich auseinander, was natürlich zum einen
auch die Steuerveränderung und die hohe Schlüsselzuweisung ausmacht, aber
natürlich auch, weil wir die Investitionen,
die sich nur in der Finanzrechnung darstellen, auch mit Krediten
finanzieren. Wir haben jetzt 2,2 Mio. € Kreditaufnahme im nächsten Jahr ausgewiesen,
so dass auch darin diese Differenz begründet ist.
Auf der Auszahlungsseite mit 56 Mio. €
ist eigentlich, wie der Bürgermeister gerade auch schon sagte, der
Ausgabenbereich im Investitionsbereich in etwa gleich geblieben. Obwohl wir im
Jahre 2011 für Investitionen nur noch Restbeträge aus dem Konjunkturpaket
finanzieren.
Der Schlusspunkt: Wie sieht es mit
unseren Schulden aus?
Wir haben drei Punkte. Die rote Linie
zeigt den Saldo der Finanzplanung. Das ist der Bereich, den wir durch
Kassenkredite finanzieren müssen, der gelbe Bereich sind die
Kreditfinanzierungen für die Investitionen, wovon wir nur 600.000 € in Anspruch
nehmen werden. Im nächsten Jahr 2,2 Mio. €, letztlich geht die Gesamtkurve doch
deutlich nach unten.
Meine Damen und Herren, ich bedanke mich
für die Aufmerksamkeit. Danke auch an alle Fachbereiche für die Aufstellung
beim Haushaltsplanentwurf und letztendlich auch meinem Team in der Kämmerei.
Die Druckausfertigungen des
Haushaltsplanentwurfes 2011 werden gleich verteilt."
Die Powerpoint-Präsentantion ist der Vorlage als Anhang beigefügt.