Sitzung: 14.02.2012 Rat
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 27, Nein: 7, Enthaltungen: 1
Vorlage: 02 - 15 0594/2011/1
Beschlussvorschlag
Der Rat beschließt
1. die
nachfolgende Haushaltssatzung der Stadt Emmerich am Rhein für das Haushaltsjahr
2012 mit Haushaltsplan und Anlagen:
Haushaltssatzung
der Stadt
Emmerich am Rhein
für das
Haushaltsjahr 2012
Aufgrund der §§ 78 ff. der Gemeindeordnung für das Land Nordrhein-Westfalen
in der Fassung der Bekanntmachung vom 14. Juli 1994 (GV. NRW. S. 666), zuletzt geändert
durch Gesetz vom 13. Dezember 2011 (GV. NRW. S. 685), hat der Rat der Stadt Emmerich am Rhein mit
Beschluss vom 14.02.2012 folgende Haushaltssatzung erlassen:
§ 1
Der Haushaltsplan für das Haushaltsjahr 2012, der die für die Erfüllung
der Aufgaben der Gemeinden voraussichtlich anfallenden Erträge und entstehenden
Aufwendungen sowie eingehenden Einzahlungen und zu leistenden Auszahlungen und
notwendigen Verpflichtungsermächtigungen enthält, wird
im Ergebnisplan mit
Gesamtbetrag der Erträge
auf 53.568.061
EUR
Gesamtbetrag der Aufwendungen
auf 53.428.624
EUR
im Finanzplan mit
Gesamtbetrag der Einzahlungen
aus laufender
Verwaltungstätigkeit auf 49.101.905
EUR
Gesamtbetrag der Auszahlungen
aus laufender
Verwaltungstätigkeit auf 48.636.070
EUR
Gesamtbetrag der Einzahlungen
aus der Investitionstätigkeit und der
Finanzierungstätigkeit auf 4.440.798
EUR
Gesamtbetrag der Auszahlungen
aus der Investitionstätigkeit und der
Finanzierungstätigkeit auf 5.713.820
EUR
festgesetzt.
§ 2
Der Gesamtbetrag der Kredite, deren Aufnahme für Investitionen
erforderlich ist, wird auf 239.000 EUR festgesetzt.
§ 3
Der Gesamtbetrag der Verpflichtungsermächtigungen,
der zur Leistung von Investitionsauszahlungen in künftigen Jahren erforderlich
ist, wird auf 3.938.705 EUR
festgesetzt.
§ 4
Die Verringerung
der Ausgleichsrücklage zum Ausgleich des Ergebnisplans wird auf 0 EUR
festgesetzt.
§ 5
Der Höchstbetrag der Kredite, die zur Liquiditätssicherung in Anspruch
genommen werden dürfen, wird auf 12.000.000 EUR festgesetzt.
§ 6
Die Steuersätze für die Gemeindesteuern werden für das Haushaltsjahr 2012
wie folgt festgesetzt:
1. Grundsteuer
1.1 für die land- und
forstwirtschaftlichen Betriebe
(Grundsteuer A) auf 220
v.H
1.2 für die Grundstücke
(Grundsteuer B) auf 415
v.H
2. Gewerbesteuer auf 425
v.H.
§ 7
entfällt
§ 8
Der Kämmerer
entscheidet über die Leistung von über- und außerplanmäßigen Aufwendungen und
Auszahlungen. Über- und außerplanmäßige Aufwendungen und Auszahlungen ab 50.000
EUR im Einzelfall bedürfen der vorherigen Zustimmung des Rates der Stadt nach §
83 GO NRW. Kalkulatorische Kosten, Zuführungen zu Rückstellungen, Innere
Verrechnungen sowie außer- und überplanmäßige Tilgungen und Kreditumschuldungen
bleiben hiervon unberührt.
Die Grenze
erheblicher Abweichungen i.S. v. § 81 Abs. 2 Ziffer 1 und 2 GO NRW wird auf
2.000.000 EUR der Aufwendungen des Haushaltsjahres festgesetzt.
Die
Geringfügigkeit von Investitionen i.S. v. § 81 Abs. 3 Ziffer 1 GO NRW wird auf
2.000.000 EUR der Auszahlungen aus Investitionstätigkeiten festgesetzt.
Über- und
außerplanmäßige Verpflichtungsermächtigungen ab 50.000 EUR gelten gem. § 85
Abs. 1 GO NRW i.V.m. § 83 Abs. 2 GO NRW als erheblich und bedürfen der
vorherigen Zustimmung des Rates.
Die Grenze der
wesentlichen Investitionen gem. § 14 Abs. 1 GemHVO NRW wird auf 30.000 EUR
festgesetzt.
§ 9
Die im Stellenplan
enthaltenen Vermerke "künftig umzuwandeln" (ku) und "künftig
wegfallend" (kw) werden bei Ausscheiden der bisherigen
Stelleninhaber/innen aus diesen
Stellen wirksam.
2. den
Stellenplan 2012
Der Vorsitzende erteilt den Fraktionsvorsitzenden das Wort.
Gerhard Gertsen, als Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion:
„Herr Bürgermeister,
verehrte Ratskolleginnen und Ratskollegen meine Damen und Herren, zwischen der
Betuwe-Präsentation zum Planfeststellungsverfahren für den Bereich
Praest-Vrasselt und der Übergabe der Rathausschlüssel an den Emmericher Prinzen
Peter II wird der Rat heute „auch noch eben“ den Haushalt für das Jahr 2012
beschließen. Eine kleine Meldung in der örtlichen Presse und die Grundlage für
das Handeln und Wirken in allen städtischen Bereichen ist damit sichergestellt.
Damit könnte man schon fast zur Tagesordnung übergehen.
Wir sollten uns aber doch
die Zeit nehmen, den einen oder anderen Gedanken zum vorliegenden Entwurf
zuzulassen. Die NKF-Einführung liegt hinter uns und die Haushaltsjahre 2009 und
2010 waren für den städtischen Haushalt mit schweren Eingriffen in die
Ausgleichsrücklage verbunden. Finanz- und Wirtschaftskrise haben diese Phase
noch zusätzlich belastet. Aber allen Unkenrufern zum Trotz haben wir im vergangenen
Jahr unseren Haushalt nicht nur strukturell ausgleichen können, sondern auch
einen echten Ausgleich hingelegt und die Rücklage noch leicht aufstocken
können. Dieser Trend sollte sich in den nächsten Jahren noch verstetigen
lassen.
Hier und heute haben wir
Planzahlen auf dem Tisch, die eine Momentaufnahme abbilden. Nicht mehr und
nicht weniger. Eine solide Finanzpolitik des Kreises sorgt dafür, dass die
Kreisumlage auf einem extrem niedrigen Wert liegt. Das ist ein Prozentsatz, um
den uns viele Städte in NRW beneiden. Dadurch ergeben sich für die Stadt
Emmerich am Rhein natürlich positive Aspekte in den eigenen Haushaltszahlen.
Dennoch glaube ich, dass wir auch auf die ureigenen Emmericher Haushaltseckpunkte
ein wenig stolz sein dürfen und dem Bürgermeister und der Verwaltung aber auch
der Politik bescheinigen können, dass sie an der Stelle einen guten Job gemacht
haben.
Ich habe gesehen, der
Herr Nellissen ist heute nicht da, also haben wir nur fünf Haushaltsreden in
einer Sitzung – das gebe ich unumwunden zu - ist schon etwas für besonders
Geduldige. Aber ich möchte jedem der hier anwesenden Ratsvertreter empfehlen,
mit etwas Abstand und Gelassenheit einmal die alten Protokolle durchzugehen und
sich die Haushaltsreden der vergangenen Jahre noch einmal zu vergegenwärtigen.
Der von der BGE Jahr für Jahr angekündigte Untergang der Stadt hat – wie wir
feststellen können - bis heute nicht stattgefunden. Es gibt uns immer noch!
Die großen Risiken, die
uns aber in den nächsten Jahren noch ereilen können - die können wir nur
marginal beeinflussen.
·
Schwankende
Steuereinnahmen wurden über die Jahre durch die Schlüsselzuweisungen des Landes
ausgeglichen. Heute gehört Emmerich noch zu dem kleinen Kreis der Städte in
NRW, die über einen ausgeglichenen Haushalt verfügen. Wenn aber die rot-grüne Landesregierung
in NRW die Kriterien für die Schlüsselzuweisungen jährlich verändert - zu
Gunsten notleidender Städte - dann können sich die Kommunen, die bislang eine
solide Finanzpolitik betrieben haben leicht ausrechnen, wann sie mit den
anderen gemeinsam in der Haushaltssicherung enden.
·
Bei den Ausgaben
wachen der Landrat und die Bezirksregierung mit strengem Blick über die
Finanzen der Kommunen in ihrem Zuständigkeitsbereich. Haushaltsklarheit und Haushaltswahrheit
haben dabei einen hohen Stellenwert. Um diese Vorgaben auch künftig erfüllen zu
können, brauchen wir alsbald verlässliche Zusagen über die finanziellen
Belastungen, die wir neben den Belästigungen durch die Betuwe noch zu erwarten
haben. Nur wenn wir wissen, welche Maßnahmen zu welchem Prozentsatz gefördert
und finanziert werden, sind wir in der Lage, auch eine Abschätzung vorzunehmen,
welche Maßnahmen wir aus eigenen Mitteln noch stemmen können oder müssen.
·
Und als drittes
– soviel haben wir aus der letzen Krise gelernt – kann sich die Welt von heute
auf morgen verändern. Nach der Krise ist bekanntlich vor der Krise und man
sehnt sich die Zeiten des ehrbaren Kaufmanns zurück, für den nicht utopische
Renditezahlen die Grundlage für sein Handeln waren, sondern die langfristigen
Überlegungen und die Sicherung seines Unternehmens. Zeiten, in denen auf
Währungen und den Ruin ganzer Länder oder das frühe Ableben von Menschen
Finanzwetten abgeschlossen werden, machen am untersten Ende der
Gestaltungskette in den Städten und Kommunen eine solide Finanzplanung äußerst
schwierig wenn nicht gar unmöglich.
Das wir in Deutschland
die letzte Krise relativ gut und mit wenigen Blessuren überstanden haben,
verdanken wir neben dem verantwortlichen Handeln der Tarifvertragsparteien auch
der konsequenten Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen durch die damalige
Bundesregierung. Die Auswirkungen dieser Krise haben bis in unsere Stadt hinein
Spuren hinterlassen, die wir auch in den nächsten Jahren noch wahrnehmen
werden. Der eine oder andere bekommt auch heute noch seine persönliche Krise,
wenn er das Thema Rheinpark zur Sprache kommt – da wurden beträchtliche Mittel
aus dem Konjunkturpaket für die Umgestaltung abgerufen. Und ich denke, die
Entscheidung war goldrichtig und die Erneuerung ist gut gelungen. Auch die neue
Turnhalle an der Leegmeerschule und die Anbauten der Feuerwehrgerätehäuser in
Elten und Hüthum wurden mit diesen Mitteln in Angriff genommen. Eine weitere
Spätfolge der Krise könnte sein, dass der Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst
höher ausfällt als dem Kämmerer lieb ist.
Mit Blick in den Haushalt
wird auch schnell deutlich, welche Themen und Projekte uns das Jahr hindurch
begleiten werden. Es wird auch in diesem Jahr wieder kräftig investiert.
Beispielhaft erwähne ich nur den Ausbau von Straßen, wie dem Nollenburger Weg,
der Merowingerstraße und der Hubert-Fink-Straße. Das städtebaulich bedeutende
Projekt am Neumarkt wird uns beschäftigen. Die Betuwe wird sich wie ein roter
Faden durch das Jahr ziehen. Darüber hinaus wird die künftige Nutzung des
Kasernengeländes uns in diesem Jahr noch das eine oder andere Mal auf die Füße
fallen.
Doch es sind nicht allein
die Investitionen im baulichen Bereich oder bei der Neubeschaffung von
Feuerwehrfahrzeugen, die in diesem Jahr getätigt werden. Wichtig sind uns als
CDU in unserem städtischen Haushalt auch
die finanziellen Mittel, die wir für die Menschen und hier besonders für die
jungen Menschen bereitstellen. Wer den Budgetbereich 400 „Jugend, Schule und
Sport“ einmal etwas intensiver unter die Lupe nimmt, dem zeigt sich sehr
deutlich, dass sich im Zusammenleben unserer Gesellschaft in den letzten Jahren
vieles verändert hat. Aufgaben, die noch vor wenigen Jahren in der Familie gemeinsam
mit den Großeltern bewältigt wurden, werden heute zum Teil von der Gesellschaft
übernommen. Heute heißt das Stichwort „Prävention“ und wir wissen, dass eine
frühzeitige Förderung junger Menschen der Gesellschaft dauerhaft Kosten
erspart. Somit sind Projekte wie „proKids“ oder das soziale Frühwarnsystem bis
hinein in die Berufsausbildung, wo wir mit dem „Emmericher Modell“ an einer
Verbesserung der Ausbildungssituation mitwirken, allesamt eine Investition in
die Zukunft und damit gut angelegtes Geld. Es ist uns aber auch - so viel
gehört dann auch zur Wahrheit – nur deshalb möglich, weil wir hier freiwillige
Mittel haben, die wir dort noch einsetzen können. Das bedingt aber auch, dass
wir eine gewisse Verlässlichkeit über die Jahre an den Tag legen und nicht in
jedem Jahr wieder neu über Veränderungen aus dem Vorjahr diskutieren und
eventuelle Ansätze wieder rückgängig machen wollen.
Bevor ich meine
Ausführungen schließe, möchte ich mich bei den Menschen in unserer Stadt
Emmerich am Rhein bedanken, für ihr vielfältiges oft auch ehrenamtliches
Engagement, mit dem sie das Leben in dieser Stadt ausgefüllt und bereichert
haben. In Kultur, Sport, Wirtschaft und Arbeitswelt und vielen anderen
Bereichen haben die Bürgerinnen und Bürger vieles für unsere Stadt und das
Miteinander in dieser Stadt bewirkt. Mein Dank gilt heute besonders den
Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die sich in der Erziehung und Betreuung junger
Menschen einbringen - in der Familie, in Kindergärten und Schulen, in Vereinen,
Kirchen und Gruppen – und hier einen gesellschaftlichen Dienst leisten, der
unter den gegebenen Veränderungen nicht immer einfach ist.
Ich danke den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung, der Gesellschaften und der
Eigenbetriebe für die geleistete Arbeit und die gute Zusammenarbeit. In diesen
Dank möchte ich auch den Bürgermeister und die Verwaltungsspitze ausdrücklich
einbeziehen und ich darf den Bürgermeister bitten, den Dank an die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu übermitteln.
Ich stelle nunmehr den
Antrag, der Haushaltssatzung der Stadt Emmerich am Rhein für das Jahr 2012 mit
dem Haushaltsplan und den Anlagen, mit den Positionen der Veränderungsliste,
dem Stellenplan sowie dem Investitionsprogramm die Zustimmung zu erteilen und
bitte um Ihre Unterstützung und Zustimmung und die darf auch ruhig einstimmig
sein! Danke schön.“
Peter Hinze, als Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion:
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, meine Damen und Herren,
da dies meine erste Haushaltsrede als Fraktionsvorsitzender ist,
gehe ich davon aus, dass Sie diese mit besonderem Interesse verfolgen
werden und ich somit Ihre ungeteilte
Aufmerksamkeit habe. Dafür schon mal meinen besten Dank.
Vor ungefähr einem Jahr sind viele der sogenannten
Experten davon ausgegangen, dass die
Finanzkrise hinter uns liegt. Die vergangenen Monate haben aber gezeigt, das
dem bei Weitem nicht so ist. Denn es kam noch schlimmer - wir befinden uns in
einer immensen europäischen Staatsschuldenkrise. Staatspleite, Euro-Krise,
Griechenland, Rettungsschirm, Euro-Bonds
sind nur ein paar Schlagworte die wir tagtäglich in der Presse lesen.
Sie spiegeln aber eine dramatische Situation wieder.
Schauen wir in die kommunalen Kassen wird deutlich,
dass es auch für viele Städte in NRW eine vergleichbare Situation gibt. Der
größte Teil der Kommunen muss bereits mit einem Nothaushalt wirtschaften.
Freiwillige Leistungen, städtebauliche Veränderungen und viele andere
wünschenswerte Dinge sind für sie finanziell nicht mehr tragbar, nicht mehr
gestaltbar.
Es ist daher außerordentlich zu begrüßen, dass die
Landesregierung versucht, dem entgegen zu wirken. Die Änderung des
Gemeindefinanzierungsgesetzes und die damit einhergehende Erhöhung der Finanzmittel
für die Städte und Gemeinden haben vielen geholfen ihre finanzielle Situation
zu verbessern.
Wir sind einer der wenigen Gemeinden die in der
Lage sind, einen strukturell ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Es zeigt sich,
dass unsere im vergangen Jahr an diesem Tisch getroffenen
Haushaltskonsolidierungsvereinbarungen und die positive Entwicklung der
städtischen Einnahmen in Verbindung mit den neu im Gemeindefinanzierungsgesetz
verankerten Verbesserungen, Erfolg gezeigt haben.
Eine Garantie für die Zukunft ist das allerdings
nicht. Die in diesem Jahr zum Haushalt gemachten Anträge machen deutlich, dass
diese nichts mit einem Wunschkonzert zu tun haben und im überschaubaren Rahmen
geblieben sind. Das unterstreicht abermals den gemeinsamen Willen aller hier am
Tisch vertretenen Parteien die Finanzen unserer Stadt weiterhin auf gesunde Füße
zu stellen und somit auch für die kommenden Jahre unsere eigene
Gestaltungskraft zu erhalten.
Politische und finanzielle Gestaltungskraft, die
wir auch bei zukünftigen Vorhaben brauchen. In diesem Zusammenhang nenne ich
die Kasernenflächen in Emmerich und Dornick und die Betuwe die uns in den
nächsten Wochen und Monaten vieles an wichtigen Entscheidungen abverlangen
wird. Die Betuwe ist ein finanzielles Risiko. Immer noch ist der Kostenanteil
unserer Stadt nicht geklärt und es
bleibt nach wie vor die Frage, welche Belastung das für unserern Haushalt
bedeutet.
Das wiederum macht deutlich, warum wir schon von
Beginn an keinen Zweifel daran gelassen
haben, das mit uns ein Kauf der Emmericher Kasernenfläche nicht in Frage kommt.
An dieser Haltung hat sich bis heute nichts geändert. Auch wenn immer wieder
eine neue Idee aus der unendlich scheinenden Zaubertüte des Bürgermeisters
kommt, sehen wir zum jetzigen Zeitpunkt
keine Notwendigkeit, dieses Grundstück zu kaufen.
Es ist aber auch klar geworden, das eine Nutzung der Kasernenfläche, wie damals vom Rat verabschiedet, weit weg ist von dem,
was momentan machbar erscheint. Die Nachfrage nach Baugrundstücken stagniert
und ist mit den vorhandenen Flächen im Stadtgebiet ausreichend gedeckt. Ich
signalisiere aber für meine Fraktion grundsätzliche Gesprächsbereitschaft, das
Kasernengelände einer erneuten städtebaulichen Betrachtung zu unterziehen.
Nach wie vor sehen wir aber einen Bedarf an
Grundstückflächen für die Wohnbebauung
in Dornick, hier gilt es die Gespräche mit der BIMA zu intensivieren, um
hier den Bedarf an Baugrundstücken in absehbarer Zeit für den Ortsteil Dornick
zu decken. Wünschenswert wäre ein
Teilankauf der an den Dorfplatz grenzenden Kasernenfläche. Leider gibt es für das Grundstück auch noch
keine befriedigende Gesamtlösung.
Städtebaulich geordnet werden muss sicherlich auch
die Situation rund um das alte Wemmer und Jansen Gelände bis hin zum kleinen
Löwen. Eine reine Fokussierung auf das
Grundstück von Wemmer und Jansen ist aus unserer Sicht städtebaulich nicht in
Ordnung und bedarf einer
ganzheitlichen Betrachtung. Hier müssen
wohl noch ein paar Hausaufgaben gemacht werden.
Aber auch beim Steintorgelände sehen wir in
absehbarer Zeit keine Notwendigkeit, das Grundstück zu erwerben. Eine
Betrachtung aus städtebaulicher Sicht ist hier sicherlich von Nöten, aber auch
hier sehen wir derzeit keinen Lösungsansatz.
Wohnmobilplätze sind für dieses wertvolle Gelände auch nicht der
Weisheit letzter Schluss und auch nur ein Teilaspekt.
Mit viel Tamtam ist das Projekt Neumarkt vor
Monaten vorgestellt worden. Bedauerlicherweise hat es nur einen Investor
gegeben der seine Vorstellungen vom Neumarkt letztendlich verwirklichen will.
Das was uns in verschiedenen Gremien vorgestellt wurde, erscheint machbar und
für die Situation in Emmerich geeignet, diese in bester Lage befindliche Fläche
mit neuem Leben zu füllen. Nur wo stehen wir heute? Wie geht es weiter? Welchen
Sachstand gibt es bei der Anbindung an die Kaßstraße? Soll diese Ruhe Ausdruck von fleißigem
Arbeiten sein oder hakt die Geschichte dann doch mal wieder.
Vorrangig wird uns aber in den nächsten Wochen und
Monaten sicherlich die Betuwe beschäftigen.
Die Pläne für den Ausbau des
Teilabschnitt 3.3 Praest-Vrasselt sind gestern den Bürgerinnen und Bürgern
vorgestellt worden und es wird immer deutlicher, welche schwache Position wir
als Stadt haben, wenn es darum geht unsere Vorstellungen realisiert zu
bekommen. Noch immer ist nicht klar
welche finanziellen Leistungen durch den städtischen Haushalt zu tragen sind.
Rechtsverbindliche Zusagen gibt es nicht. Der Spielraum für uns als Gemeinde
war und ist ein kleiner. Was am Ende von unseren Vorstellungen und Wünschen
übrigbleiben wird, werden wir sehen. Ich
befürchte, das wir noch weitere Abstriche von unserer “Wunschliste” vornehmen
werden müssen. Als SPD-Fraktion werden
wir zum wiederholten Male versuchen, über unsere Vertreter auf Landes- und
Bundesebene klare Zusagen in der Frage der Finanzierung einzufordern.
Leider haben wir bis heute keine Klarheit wie die
Situation sich in Elten entwickeln wird. Es fehlt weiterhin ein planungsreifer
Sachstand. Hier ist die Stadt den Bürgerinnen und Bürgern gegenüber besonders
verpflichtet. Es gilt bestehende Unstimmigkeiten vorzeitig aus dem Weg zu
räumen. Die Betroffenen müssen so früh wie möglich beteiligt werden.
Das große Interesse der betroffenen Emmericher
Bürgerinnen und Bürger an den Veranstaltungen zum Thema Planfeststellungsverfahren
von Stadt und Bahn hat gezeigt, wie wichtig es ist, hier die Bevölkerung
einzubinden, mitzunehmen und ausreichend zu informieren, damit am Ende nicht
nur Verunsicherung und Frustration übrig bleiben.
Aus Fehlern sollte man lernen – ich erinnere nur
ungern an die fehlgeschlagene Informationspolitik der Verwaltungsspitze zum Thema “Schließung der Hauptschule in Elten”.
Seit dem letzten Sommer herrscht “Schulfrieden” in
NRW. Die rot-grüne Landesregierung hat sich mit der CDU auf einen Schulkonsens
geeinigt. Dieser Konsens verändert zusehends die Schullandschaft in NRW. Im
nächsten Schuljahr gehen in NRW bereits fünfzig Sekundarschulen an den Start.
Eine Entwicklung die auch im Kreis Kleve nicht halt macht. Kleve bekommt neben
der Sekundarschule auch eine Gesamtschule.
Nur in Emmerich wollen CDU und Verwaltung erst einmal wie Beckenbauer
verfahren. “schaun wer mal – dann sehn wer schon”.
Der Bürgermeister und die CDU sind der Meinung,
dass man die nächsten Jahre in Ruhe
abwarten sollte. Legen wir also die Hände in den Schoß.
Das Thema können und wollen wir nicht aussitzen.
Die Schülerzahlen gehen zurück und die Eltern werden mit den Füßen abstimmen
und entscheiden sich immer mehr gegen die Schulform Hauptschule.
Wir haben jetzt die Chance, um auf Entwicklungen in
und um Emmerich herum zu reagieren. Wir haben jetzt die Chance, mit Beteiligung
von Schulen, Lehrern und Eltern die Schullandschaft in Emmerich für die Zukunft zu gestalten.
Diese Zeit müssen wir nutzen. Und wir sollten diese Chance gemeinsam nutzen!!
Lassen Sie uns gemeinsam jetzt reagieren und nicht irgendwann nur agieren.
Ansonsten werden wir uns damit abfinden müssen eine
Chance vertan zu haben. Wir werden uns damit abfinden müssen, dass immer mehr Kinder
zu Auspendlerkindern werden, um ein wesentlich attraktiveres und zukunftsorientierteres
Schulangebot zu nutzen .Kinder die somit auch die Bindung an ihre Heimatstadt
verlieren und somit als gesuchte Fachkräfte immer seltener den beruflichen
Weg zurück nach Emmerich finden werden. Sonst
heißt es hinterher: “Emmericher Schullandschaft als Standortfaktor? - Nein - danke!”
Uns geht es nicht um Abschaffung von bestehenden
Schulen. Es bezweifelt auch niemand die gute Arbeit die an den Emmericher
Schulen geleistet wird. Uns geht es
darum, die Chancen zu nutzen, die mit dem Schulkonsens einhergehen. Gemeinsames
längeres lernen, individuelle Förderung und Chancengleichheit.
Mich wundert sehr, das wir uns beim Thema
Demografie einig sind, dass es sich unsere Gesellschaft nicht leisten kann,
auch nur ein Kind zurückzulassen. Diskutieren wir aber dann die Zukunft der
Emmericher Schullandschaft, spielt diese Argumentation keine Rolle.
Demografischer Wandel, meine Damen und Herren spielt sich nicht nur im
Altenheim ab, nein - er fängt bereits im Kindergarten an.
Das wir uns mit dem Thema Demografie weiter
beschäftigen müssen liegt wohl auf der Hand. Drei Arbeitskreise haben sich
getroffen und nach intensiven Diskussionen
ihre Ergebnisse vorgestellt. Was sagt uns das aber? Bisher sind diese
Ergebnisse nicht analysiert worden, obwohl das miteinander vereinbart wurde.
Welche Schlüsse ziehen wir daraus? Welche Lösungsansätze lassen sich daraus
ableiten? Bisher haben wir nichts davon gehört.
Es stellt
sich aber auch die Frage : „Wie gehen wir selber mit dem Thema Demografie um?“ Die causa “Handlauf” spiegelt das aus unserer
Sicht deutlich wieder. Mit nicht nachvollziehbaren Argumenten wird hier im
Grunde der eigentliche Gedanke des Antrags im Keim erstickt.
Wenn man den Haushaltsplanentwurf genauer
betrachtet , stößt man an den unterschiedlichsten Stellen auf einen Hinweis zum
Thema Demografie. Das alleine lässt darauf schließen wie brisant und
arbeitsintensiv dieses Thema ist. Uns stellt sich die Frage, ob es genügen würde eine vorhandene Planstelle,
um einen gewissen Stundenansatz zu erhöhen, um damit den umfangreichen Aufgaben
gerecht zu werden? Hier sollten Synergieeffekte sinnvoller genutzt werden, eine
Planstelle “Beauftragte/Beauftragter für Demografie” erscheint hier vielleicht angebrachter.
Als ein überaus positives Zeichen werten wir, dass
der Seniorenvertretung , bei dem es sich um ein von den Bürgerinnen und Bürgern gewähltes und von
Politik und Verwaltung gewolltes Gremium
handelt , die gleiche Wertschätzung und Bedeutung eingeräumt wird, wie allen
anderen Ausschüssen auch. Die Zahlung eines Sitzungsgeldes unterstreicht die Bedeutung und Wichtigkeit
der Seniorenvertretung. Gerade auch , weil er nicht als Pflichtausschuss in der
Gemeindeordnung verankert ist.
Meine Damen
und Herren, es gibt viel zu tun in den kommenden Monaten. Der jetzt zu
verabschiedende Haushalt ist kein Freifahrtschein für die Zukunft, aber er
erleichtert uns die Arbeit. Wir behalten unsere eigene Gestaltungskraft, aber
er entbindet uns nicht von unserer Verantwortung, weiterhin alles zu tun, damit
es auch in Zukunft so bleibt.
Wir wünschen
uns für die Vorstellung des Haushaltplans 2013 einen ähnlich entspannten
Kämmerer wie bei der Vorstellung des Haushaltes 2012.
Herr
Bürgermeister, meine Damen und Herren, die SPD Fraktion wird dem Haushalt 2012
zustimmen. Dankeschön!“
Gerd Bartels, als Vorsitzender der BGE-Ratsfraktion:
„Herr
Bürgermeister, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, auch für mich ist ähnlich wie für den
Kollegen Hinze heute eine Premiere. Diese Premiere möchte ich zunächst einmal
dafür nutzen, um mit einem leider weit verbreiteten Irrtum aufzuräumen, nämlich
dem Irrtum die „Bürger-Gemeinschaft“ seien notorische „Neinsager“.
Das dies
mitnichten so ist, denn die Bürger-Gemeinschaft hat also z. B. den den
Haushaltsentwürfen und Verabschiedungen der Jahre -1996, -1997, -2000, -2005, -2006
und 2008 zugestimmt Und wenn wir in den
anderen Jahren „Nein“ zum Haushalt gesagt haben, so geschah das nie ohne
stichhaushaltige Begründung! Und dass die BGE mit ihren Einschätzungen häufig
richtig liegt, möchte ich am Beispiel der Steinstraße verdeutlichen. Hier
wurden für eine erste Umgestaltung zunächst einmal 60.000 Euro für Markierungen
und Poller ausgegeben und wenige Jahre später noch einmal rd. 700.000 Euro für
die komplette Umgestaltung. Leider hat sich daraus erhoffte Belebung nicht
eingestellt und aktuell wird nun versucht, die Steinstraße in ein
Sanierungsgebiet umzuwandeln.
Und damit sind
wir dann auch schon beim Haushalt des Jahres 2012. Dieser Haushalt mutet trotz
des Volumens von rund 53 Mio. Euro und eines Seitenumfangs von 423 zunächst
relativ unspektakulär an. Festzustellen ist, dass mehrere FB Budgets schlüssig
sind und sich strikt an den jeweiligen Aufgaben orientieren. Für die
Ausschussmitglieder der BGE Grund genug, diese Budgets mitzutragen und damit
letztlich die Arbeit der einzelnen Fachbereiche zu honorieren. Soweit die aus
unserer Sicht positiven „Signale“ zum Haushalt 2012. Wenn man dann aber tiefer
einsteigt in den Haushaltsentwurf, (und seien Sie bitte sicher, dass die BGE
das wie in jedem Jahr sehr gewissenhaft getan hat) ergeben sich leider doch
Auffälligkeiten.
Erste
Auffälligkeit: Im Jahre 2007 wurden die Hebesätze für die Gewerbesteuer erhöht
und dies geschah, versehen mit dem Versprechen des Bürgermeisters, diese Steuer
bei Besserung der städtischen Haushaltssituation wieder zu senken. Gesenkt
wurde wie Ihnen allen bekannt ist, nichts. Immer noch ist Emmerich die Stadt im
Kreis Kleve mit den höchsten Steuerhebesätzen. Diese Hebesätze sind übrigens
auch höher als die fiktiven Hebesätze des Landes Nordrhein-Westfalen. Naiv ist,
wer glaubt, dass ansiedlungswillige Unternehmen bei Ihrer Standortentscheidung
nicht auch auf diese Kriterien achten!
Zweite
Auffälligkeit: Im Haushaltsentwurf sind 830.000 Euro für Grundstückverkäufe
angesetzt und diese Einnahmeposition zielt im Wesentlichen auf den Grundstücksverkauf
am Neumarkt ab. Merkwürdig ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass hier vom
Innenstadtbereich“ gesprochen wird, ohne „Roß und Reiter“ nämlich den
Neumarkt auch deutlich zu benennen.
Noch kritischer
sehen wir es dann, dass in 2012 bereits 130.000 Euro als Umgestaltungskosten für den Neumarkt
eingeplant sind und im kommenden Jahr sogar 1.540.000 Euro Da sei doch die Frage erlaubt, warum für im Wesentlichen
verkaufte Flächen am Neumarkt in diesem und im nächsten Jahr 1.670.000 Euro für die Gestaltung des öffentlichen Raums
ausgegeben werden sollen? Diese Summen
wären sicherlich für die z. B „ Finanzielle Vorsorge Betuwe „ und da gibt es
gerade aktuell wieder Größenordnungen, die einen nicht gerade fröhlich stimmen und
die unsichere Situation lässt auch noch viele viele Vermutungen zu und meine Vorredner haben sich auch
entsprechend mit diesem Thema beschäftigt. Die wären also in jedem Falle dafür sehr
viel besser aufgewandt. In diesem Zusammenhang möchten wir ebenfalls noch
anmerken, dass die BGE ohnehin strikter Gegner der angestrebten Neumarktlösung
ist, da diese Lösung einen ganzheitlichen Umgang mit der unbefriedigenden Einzelhandelssituation
in Emmerich zu wenig bzw. gar nicht berücksichtigt. Das diesem Umgang
zugrundeliegende Einzelhandelsgutachten ist ein „Verhinderungsmachwerk“, dass
die individuelle geographische Situation Emmerich`s , nicht oder nur
unzureichend würdigt. Keine Spur von Erlebniseinkauf oder Sog-Charakter! Dafür Lebensmittel
so weit das Auge reicht ! Wer soll das alles essen?
Dritte
Auffälligkeit: Die kommunalen Schulden, setzen sich zusammen aus denen des Kern-Haushalts
(einschließlich der Kassenkredite) und denen der Kommunalen Sonderrechnung. (das
sind alle Tochter-Unternehmen die ebenfalls noch zum „Gesamtkonzern Emmerich“ zählen).
Während der Kern-Haushalt im vorliegenden Haushaltsentwurf einen Schuldenstand
von ca. 13.7 Mio. Euro ausweist (= 457,00 Euro/Einwohner) kommt z .B. die IHK
Duisburg in ihrem Demografie-Gemeindevergleich zu einem Wert von 1.480,-- Euro/Einwohner,
was schon einer Summe ca. 43,9 Mio. Euro entspricht. Zieht man dann noch die
Finanzberichte der Bertelsmannstiftung
zu den Gesamtschulden des „Konzern`s Emmerich“ zu Rate, ergibt sich bereits ein Gesamtschuldenstand von ca.
58,3 Mio. Euro bzw. 1.966,-- Euro/Einwohner, vom Baby bis zum Greis. Im Übrigen erstaunt uns die Tatsache, dass im
Gegensatz zum KRZ die IHK sowie die Bertelsmannstiftung, sehr wohl tragfähiges Zahlenmaterial
parat haben, währenddessen die Kämmerei bzgl. des Konzernabschlusses 2009 immer
noch im „Dunkeln Fahrrad fährt“. Rat und Verwaltung sind übrigens in der
Gesamtheit für die „echten Schulden“ der Kommune verantwortlich. Die
finanziellen Lasten müssen in der Konsequenz von allen Emmericher Bürgern getragen
und aufgebracht werden. Allein deswegen ist mehr Ehrlichkeit gefragt, denn wir
Politiker tragen gemeinsam die Verantwortung für die Zukunftsfähigkeit der
Stadt. Fazit : Weiter konsequent sparen und nicht immer mehr den einzelnen Bürger
mit Schulden belasten! Die Bürgergemeinschaft findet in diesem Haushalt
deutlich zu wenig strategisch unterlegte, finanzielle Vorkehrungen für die großen
Aufgaben der nächsten Zeit wie z.B. die Betuwe oder das Kasernengelände! Denn
auch, wenn es nicht allgemein üblich ist, so kann man doch Rücklagen schaffen für die anstehenden großen „Baustellen“ der
nächsten Jahre. Auch muss man bei sich ändernden Aufgaben, z.B. bei zurückgehenden Kennzahlen wie im FB 5
(Bauen & Wohnen), nach neuen Aufgaben suchen, wenn man den personellen
Aufwand der zur Zeit gefahren wird, rechtfertigen will. Hier denken wir z.B. an
deutlich weniger bezahlte Gutachten und an deutlich weniger „outsourcing“ von Planungsaufgaben. Abschließend
kommen wir nicht umhin, „gebetsmühlenartig“ wie nahezu in jedem Jahr, den nach
unserer Ansicht zu wenig vorhandenen, echten
Sparwillen zu beanstanden! Schließen
möchte ich mit einem Zitat von Winston Churchill, der über die Eigenschaften
von Politkern folgendes sagte: „Zu einem guten Politiker gehören die Haut eines
Nilpferds, das Gedächtnis eines Elefanten, die Geduld des Bibers, das Herz des
Löwen, der Magen des Vogels Strauß und der Humor einer Krähe. Diese
Eigenschaften sind allerdings nichts
wert ohne die Sturheit des Maulesels.“ Da
wir für uns in Anspruch nehmen, zumindest einige der zuvor beschriebenen Eigenschaften
zu besitzen, wird es Sie nicht verwundern,
dass die Bürgergemeinschaft den vorgelegten Haushaltsentwurf für das Jahr 2012
ablehnt. Allerdings wollen wir es nicht
versäumen, uns bei allen Beteiligten, die an der Aufstellung dieses Haushalts
mitgewirkt haben, recht herzlich zu bedanken. Dieser Dank gilt nicht zuletzt
den Mitarbeitern der Kämmerei, die auch zum wiederholten Mal unsere Fragen
geduldig und umfassend beantwortet haben.“
Sabine Siebers,
Vorsitzende der Ratsfraktion „Die GRÜNEN/Bündnis 90“:
„Sehr geehrter
Herr Bürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen des Rates, liebe Gäste, der
Haushalt ist ausgeglichen, die freiwilligen Leistungen sind geblieben und doch
halten wir die Warnungen des Kämmerers vor ungezügelten Ausgaben und zu hohen
Erwartungen für durchaus berechtigt.
Es wäre mehr als
blauäugig, sich im städtischen Haushalt auf gut sprudelnde kommunale
Steuereinnahmen zu verlassen.
Wir hoffen, dass
der geplante Ansatz für die erwarteten Gewerbesteuereinnahmen nicht zu optimistisch
ist und sich die Prognosen für die auszuschüttenden Gewinnanteile der
Gesellschaften verwirklichen.
Bei allen
wohlmeinenden positiven Prognosen sollten wir die Auswirkungen der
Schuldenkrise in der Finanzwirtschaft nicht aus dem Auge verlieren.
Nicht nur in der
Finanzwirtschaft gibt es eine Schuldenkrise! Indem wir Menschen über unsere
Verhältnisse auf Kosten der Natur leben, verschulden wir uns bei ihr.
Es wären allein
2,5 Planeten Erde nötig, um den gigantischen Verbrauch und Raubbau zu decken,
für den fast allein die westlichen Industriegesellschaften verantwortlich sind.
Die Rückzahlung
dieser gigantischen ökologischen Schuldenlast obliegt der gesamten Menschheit
und sie bringt sich damit in immer größere Schwierigkeiten.
Deshalb nutzen
wir GRÜNE auch diese Haushaltsberatungen, damit die Stadt Emmerich am Rhein
einen Beitrag zur Sicherung unserer natürlichen Lebensgrundlagen erbringt.
Global denken und
lokal handeln, hat sich auch in anderen Gemeinden bewährt.
Schon Erich Fried
hat darauf hingewiesen:“ Wer will, dass die Welt so bleibt wie sie ist, der
will nicht, dass sie bleibt!“
Das heißt nichts
anderes, als dass das Festhalten an alten Strukturen zum Problem wird, weil uns
ein allein auf Wachstum und Flächenverbrauch ausgerichtetes Denken und Handeln
nicht mehr weiterhilft.
Ganz konkret
wünschen wir uns, dass in Emmerich am Rhein weniger Bäume gefällt werden,
Waldflächen endlich vermehrt werden und Ausgleichsflächen ökologisch sinnvoller
angelegt werden.
Unsere Politik
sollte sich an Generationsgerechtigkeit orientieren, diese schließt den
verantwortungsvollen Umgang mit Flächen und Ressourcen ein und erfordert
klimafreundliche Lebensbedingungen und tatsächlichen Umweltschutz in Form von
energetischen Sanierungen und Lärmschutz.
Wir sehen einen
Missstand in der Emmericher Kommunalpolitik darin, dass Entscheidungen der
Mehrheitsfraktionen oft als alternativlos deklariert werden, um sich jegliche
Diskussionen zu ersparen.
Dabei ist es doch
gerade die Grundvoraussetzung einer funktionierenden Demokratie, dass über
Alternativen auch laut nachgedacht und diskutiert werden kann, um so gute
Lösungen zu erzielen.
Alternativen zu
den oft überholten Rezepten der Vergangenheit gibt es nämlich immer, selbst in
Emmerich am Rhein!
Wir können Strom
aus erneuerbaren Energien beziehen oder aus dreckiger Kohle oder gefährlicher
Kernkraft.
Wir können
Reinigungskräfte direkt einstellen oder die Verantwortung an externe
Dienstleister abschieben.
Wir können die
Ausbreitung der Spielsucht bekämpfen oder die Ansiedlung von Spielhallen
fördern.
Wir können über
soziale Missstände lamentieren oder neue
soziale Projekte fördern, z.B. um jungen Menschen aus nicht privilegierten
Familien zu helfen.
Alternativen gibt
es auch bei anderen Themen.
So sollten die
gesetzlich vorgeschriebenen ökologischen Ausgleichsflächen für Eingriffe in die
Natur endlich transparenter gestaltet werden. Wann bekommt Emmerich endlich ein
übersichtlich geführtes Ausgleichskonto?
Nachdem der
Ausbau von Photovoltaikanlagen weiter voranschreitet, erwarten wir auch beim
Thema Windkraft ein Umdenken.
Für den Ausbau
der Windkraftanlagen und die breite Akzeptanz der Energiewende erwarten wir
sowohl ein gesteigertes Eigeninteresse der Stadt als auch
Beteiligungsmöglichkeiten für möglichst viele Bürgerinnen und Bürger.
GRÜNES Anliegen
ist eine verantwortliche Haushaltsplanung.
Verantwortlich
ist, was finanzielles und wirtschaftliches Handeln sichert.
Verantwortlich
ist, was den sozialen Frieden sichert.
Verantwortlich
ist, was Umwelt und Klima erhält.
Wer sparen will,
muss teure Investitionen hinterfragen. Darum müssen Folgekosten wie
Abschreibungen, Unterhaltung und Zinsen transparent gemacht werden, damit neue
Investitionen richtig einzuschätzen sind.
Der
gesellschaftliche Wandel verlangt von uns neue Umgangsformen.
Kommunale Politik
darf sich nicht abschotten, das heißt, Informationen gehören frühzeitig an die
Öffentlichkeit und Gremien sollten möglichst wenig hinter verschlossenen Türen
tagen.
Der im Landtag
Düsseldorf verabredete Schulfrieden birgt auch für Emmerich am Rhein neue
Anforderungen und neue Chancen.
Das dreigliedrige
Schulsystem hat ausgedient, weil es weder zeitgemäß noch erwünscht ist.
Wir wünschen uns
für Emmerich mehr schulische Alternativen, so dass Eltern ihre Kinder nicht
mehr in anderen Städten mit einem besseren Angebot anmelden müssen.
In der Hoffnung,
dass unsere Anregungen zukünftig mehr
Gehör finden, stimmen wir dem Haushalt 2012 zu.
„Eine gute Rede
soll das Thema erschöpfen, nicht die Zuhörer!“ Auch das hat Winston Churchill gesagt und darum beende ich
meine Rede mit dem Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung
für die geleistete Arbeit und bedanke mich bei Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.“
Christoph
Kukulies, Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion:
„Sehr geehrter Bürgermeister,
liebe Stadtratsmitglieder, geschätzte Bürgerinnen und Bürger unserer geliebten
Heimatstadt, der Kämmerer selbst sieht den Haushaltsplan 2012 als unspektakulär
an und dem kann die FDP-Fraktion im Großen und Ganzen zustimmen.
- Der Haushalt ist seit langem erstmals wieder
strukturell ausgeglichen.
- Es gibt keine Steuererhöhungen und keine Einschnitte in den freiwilligen
Leistungen
- Die sogenannten Kämmereischulden werden leicht
verringert – soweit , so gut!
Ist dieser Haushaltsplan
aber so zukunftsweisend, dass die wirtschaftliche Gesundung unser Stadt so
vorangebracht wird, um im Jahr 2015 ohne neue Kredite auszukommen?
Um dies auch einschätzen zu
können, ist es der FDP sehr wichtig, dass eine Konzernbilanz
erstellt wird,um die wirtschaftliche Gesamtlage Emmerichs erkennen zu können.
Dazu gehört aber vorweg der
geprüfte Jahresabschluss 2009- er ist bis heute - und wir schreiben das Jahr
2012 – nicht erfolgt. Noch in den Sternen steht, wann wir den geprüften
Jahresabschluss für das Jahr 2010 erhalten.
Kurz- wann werden wir die
Kassenbilanz von Emmerich am Rhein kennen?
Ich komme zum Haushalt zurück.
Ist bei der Haushaltswirtschaft 2012 und den Folgejahren bei den Erträgen die
volle Steigerung ausgeschöpft worden, was den prozentualen Anteil anbelangt, so
werden bei den Aufwendungen nur die geringst möglichen Zuwächse – nämlich immer
nur 1 % angenommen.
Einnahmen werden sehr
großzügig kalkuliert – die Ausgaben aber schön knapp berechnet und dieses über
das Jahr 2012 bis 2015!
Was ist mit einen
Zuschussbedarf, der 13,4 Millionen Euro umfasst - bei insgesamt 44 Millionen
Euro, ist dies sehr hoch. Dagegen stehen lediglich Investitionen von 4,3
Millionen Euro.
Geben wir nicht zu wenig aus für unsere baulichen
Unterhaltungen? Knapp 1,2 - 1,6 % des Anlagevermögen wären wünschenswert!
Müssen wir
nicht noch mehr in unsere Schulen investieren? Und was ist, wenn es zu Veränderungen
in der Schullandschaft kommt, die bauliche Veränderungen fordern, z.B. durch
Inklusion – hier werden Aufzüge, besonders gestaltete Räume und vieles mehr von
Nöten sein.
Warum
bringen wir nicht schneller Installationen bei Strom und Wasser in den Schulgebäuden
auf den neusten Stand. Ein Beispiel: Warum wird die lange nötige
Toilettenanlage der Rheinschule in das Jahr 2014 verschleppt?
Reichen
unsere Rücklagen bei unerwarteten Zahlungen aus? Was ist , wenn wir mögliche
Bußgelder im Rahmen des Störfalls auf der Kläranlage in Höhe von ca. 750.000 €
bezahlen müssen? Und was ist mit den Kosten,
die durch die Betuwe auf uns zukommen?
Und ein
Letztes:
Wir haben
Verbindlichkeiten in Höhe von 44 Millionen Euro im Gesamthaushalt, und deshalb
müssen wir uns bemühen, die Schulden des Kernhaushalts zu tilgen.
Ein
positives Signal wäre es, wenn wir mit dem Abbau des Kassenkredits anfangen
würden. Dies wäre ein Zeichen. Die bessere Haushaltslage sollte durch einen
niedrigeren Kassenkredit gekennzeichnet sein.
Die FDP
Emmerich am Rhein hält 7,5 – 9 Millionen für völlig ausreichend und nicht die
im Haushaltsplan festgeschriebenen 12 Millionen Euro.
Wir sehen
den guten Ansatz des Jahres 2011 und unterstützen die Bemühungen im
Haushaltsplan 2012.
Deshalb
stimmen wir erstmals in dieser Legislaturperiode dem Haushaltsvorschlag der
Verwaltung zu, stellen den Antrag hierzu und bedanken uns beim Kämmerer und
seinen Team für die geleistete Arbeit. Ebenso bedanken wir uns bei dem
Bürgermeister, bei dem Ersten Beigeordneten und allen Arbeitern, Angestellten
und Beamten, die bei der Verwaltung und den Eigenbetrieben tätig sind. Danke.“
Ratsmitglied
Thomas Meschkapowitz:
„Sehr
geehrter Herr Bürgermeister, liebe Ratskolleginnen und –kollegen, werte Gäste,
zukunftsweisende Investitionen bieten das größte Sparpotential.
Ein kleiner
Rückblick sei gestattet. Die BSD erkennt die Sparbemühungen der Vergangenheit
an und weis sehr wohl, dass es in der heutigen Zeit keine
Selbstverständlichkeit ist, einen ausgeglichenen städtischen Haushalt
vorzuweisen. Aber Sparen allein genügt nicht. Sicherlich ist im Rahmen der
vorhandenen Möglichkeiten bereits viel erreicht worden. Kürzungen und
Erhöhungen von Abgaben zu Lasten der Bürger haben jedoch ihre Grenzen. Ein solches restriktives Sparen nach
konservativem Muster ist nicht nachhaltig und führt langfristig auch nicht zu
einer dauerhaften Entlastung. Eine solche Spirale lässt sich nicht jedes Jahr
beliebig drehen. Die BSD sieht es deshalb als einmaligen Akt an, was 2011 dort
geschehen ist.
Vom
kommunalen Haushalt lebt die Stadt, vor allem aber, von zukunftsweisenden
Investitionen und aus Sicht der BSD mangelt es daran in Emmerich. Man
beschränkt sich stattdessen auf die Konsolidierungsmaßnahmen und wie es scheint, auf Rückstellungen für die Kosten der Betuwe-Linie, die ja jetzt bald im
Haushalt ihre Spuren zeigen wird. Für
die BSD ist das eine falsche Schwerpunktbildung.
Aber es wirft
die Frage auf: Was sind zukunftsorientierte Investitionen? Für die BSD sind es
wirkliche Investitionen in Bildung. Was hier in Emmerich geschieht, lässt sich
ganz kurz und knapp darstellen, im Bereich der Bildung als auch im Bereich der
Schulen. Investitionen fehlen hier im städt. Haushalt.
Lediglich
ein Verwalten der Schulträgerschaft
unter dem Privat der
Wirtschaftlichkeit ist vorgesehen und das lässt sich eigentlich
aufzeigen im städt. Haushalt. Die BSE hält dieses für ein ganz großes Manko.
Das Verwalten von Schulen oder Schulgebäuden ist in der heutigen Zeit nicht die
primäre Aufgabe und, wie gesagt, es birgt die Gefahr, dass wir zukünftig jetzt
noch vorhandene Möglichkeiten im Prinzip fast schon verschwenden.
Wir fordern finanzielle Mittel für die
Gestaltung einer kommunalen Bildungslandschaft um langfristig ein nachhaltiges
Sparpotenzial nutzen zu können. Es ist hier vorhin ähnlich angesprochen worden,
und ich darf da ganz kurz drauf eingehen. Es ist nicht die Wahl einer
Schulform, die hier gefragt ist, sondern es ist ein aktives Begleiten der Schüler in die Zukunft,
um möglichst gute Ergebnisse zu erzielen. Wir sehen darin einen Schlüssel zu
einer neuen Sozialpolitik auf städt. Ebene. Ganz getreu dem Motto: Bildung
schafft Einkommen und ein generell höheres Bildungsniveau senkt die Kosten
sozialer Transfers, auch in Emmerich.
Es ließen
sich noch einige weitere Beispiele
anführen im Bereich des Energiesektors, doch wir wollen es hier, mit Blick auf
die Zeit nicht weiter ausführen und wollen es bei diesen kurzen Ausführungen
belassen.
Abschließend
möchten wir mit Blick auf den nicht defizitären Haushalt uns bei der
anstehenden Abstimmung des vorgelegten Haushaltes enthalten. Ich danke für Ihre
Aufmerksamkeit.“
Der
Vorsitzende lässt nun über die gestellten Anträge, gemäß Vorlage zu
beschließen, abstimmen.