Sitzung: 08.05.2012 Kulturausschuss
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 17, Nein: 0, Enthaltungen: 0
Vorlage: 41 - 15 0694/2012
Beschlussvorschlag
Der Rat der Stadt Emmerich am Rhein beschließt:
- Der
Jahresabschluss des Eigenbetriebes Kultur – Künste – Kontakte zum
31.12.2011 wird festgestellt.
- Der
Jahresfehlbetrag i. H. v. 25.127,45 € wird aus dem Haushalt der Stadt
Emmerich am Rhein ausgeglichen.
- Der
Betriebsleitung wird für das Rumpfwirtschaftsjahr vom 01.08.2011 bis
31.12.2011 Entlastung erteilt.
- Der Rat nimmt
den vom Stadtkämmerer genehmigten überplanmäßigen Aufwand bei Produkt
1.100.04.01.01 Sachkonto 53150000 gem. § 83 Abs. 1 GO NRW i. V. m. Abs. 2
GO NRW zur Kenntnis.
Der Vorsitzende Markus Elbers erteilt Michael
Rozendaal zunächst das Wort.
Michael Rozendaal erläutert umfänglich das
Rumpfwirtschaftsjahr vom 01.08. – 31.12.2011.
Im Einzelnen führt er folgendes aus:
Ihm ist es nicht gelungen, einen
ausgeglichenen Jahresabschluss vorzulegen.
Ursächlich für den Jahresfehlbetrag sind im
Wesentlichen die im Wirtschaftsplan geringer kalkulierten Aufwendungen für
Personal, Energie und die Nebenkosten für Veranstaltungen
(u.a. höherer Aufwand beim Aufbau der
Bühnenbilder, erheblich gestiegene GEMA-Tarife).
Auch die nicht vorhersehbaren Faktoren im
Rahmen der kalkulatorischen Risiken sind nicht zu unterschätzen. Er erinnert an
zwei Veranstaltungen, die erheblich unter den Erwartungen geblieben sind („Der
Nussknacker“ mit 200 zahlenden Besuchern und einem Minus von
€ 399,00 und „Madame Butterfly“ mit 144
zahlenden Besuchern und einem Minus von
€ 1.450,00).
Der Fehlbetrag hängt sicher auch mit der
kurzen Dauer des Wirtschaftsjahres zusammen.
In diesem Zusammenhang weist Michael Rozendaal
noch einmal an die Aufstellung der fest-
stehenden Kosten hin. Diese wurden auf der Grundlage des WPL 2011/2012 erstellt
und in der Sitzung vom 06.07.2011 bekannt gegeben.
Dieser Aufstellung konnte entnommen werden,
dass der städtische Betriebskostenzuschuss in Höhe von € 650.000,00 schon nicht
mehr ausreicht um die Fixkosten zu decken.
Hier muss sich der Kulturbetrieb aus Mitteln
der Rudolf W. Stahr Sozial- und Kulturstiftung bedienen, die im ursprünglichen
Sinne für die Kultur- und Büchereiarbeit eingesetzt werden sollten, so Michael
Rozendaal.
Von den zur Verfügung stehenden Mitteln aus
dem Betriebskostenzuschuss und dem Zuschuss aus der Stiftung verbleiben nur
rund € 40.000,00 für die reine Kulturarbeit.
Er teilt mit dass davon, von den kalkulierten
Umsatzerlösen aus dem Abonnement- und Kartenverkauf, Vermietungen sowie den
Gebühren und Entgelten aus der Bücherei die gesamte Kultur für die Stadt
Emmerich am Rhein und auch die Stadtbücherei finanziert werden muss.
Bei der Gründung des Eigenbetriebes im Jahr
1995 wurde ein Betriebskostenzuschuss fest-
gelegt, der nicht an einen Index für steigende Kosten wie z.B. Verbrauchs- oder
Personalkosten gekoppelt ist.
Daher wurden die Zuschüsse nie erhöht, sondern
kontinuierlich vermindert.
Michael Rozendaal gibt hier Zahlen zum
Vergleich an:
Der Zuschussbedarf betrug im Jahre 1988
umgerechnet € 887.000,00
bei Gründung des Eigenbetriebs im Jahr 1995 € 705.000,00
im Jahre 2012 € 650.000,00.
Diese Zahlen zeigen, dass der Zuschussbedarf
seit Gründung des Eigenbetriebes, trotz erheblicher Kostensteigerungen in allen
Bereichen, reduziert wurde.
Bei
einem Kostensteigerungsindex von 1% pro Jahr –bei gleich gebliebenem
Zuschussbedarf seit 1995- müsste dieser heute bei € 834.920,00 liegen.
Auch wenn € 30.000,00 –Reduzierung im Rahmen
der allgemeinen Sparmaßnahmen- und
€ 60.000,00 –Zuschuss der Rudolf W. Stahr
Sozial- und Kulturstiftung- abzusetzen sind, müsste der Betriebskostenzuschuss
bei € 745.000,00 liegen.
Im Zusammenhang mit dem Beschlussvorschlag,
den Jahresverlust auf neue Rechnung vorzutragen bringt Michael Rozendaal zum
Ausdruck, dass hier nicht leichtfertig mit den Mitteln umgegangen wird. Der
Fehlbetrag sollte aus zu erwartenden Erstattungen im Rahmen der VHS-Abrechnung
aus den Jahren 2010 und 2011 sowie auch mit der Absetzung der Reihe Kunst und
Klassik im Schlösschen Borghees vermindert werden.
Weiter teilt er mit, dass der
Beschlussvorschlag der vorliegenden Vorlage dahingehend geändert wird, dass der
Fehlbetrag durch die Stadt Emmerich am Rhein ausgeglichen wird. Er gibt das
Wort weiter an Ulrich Siebers, der dazu nähere Erläuterungen geben soll.
Der Kämmerer Ulrich Siebers berichtet über
eine Diskussion innerhalb der Verwaltung. Er weist auf die Besonderheiten des
Rumpfgeschäftsjahres hin.
Der Kulturbetrieb hätte von August bis
Dezember 2011 einen monatlichen Zuschuss in Höhe von € 54.166,67 x 5 = €
270.833,35 erhalten müssen.
Tatsächlich sind aber nur € 241.057,00
geflossen.
Er teilt somit die Entscheidung der Stadt mit,
den notwendigen Ausgleich über € 25.127,45 zu übernehmen und ab 01.01.2012 die
Übereinstimmung der Haushaltszyklen zwischen dem Eigenbetrieb Kultur Künste
Kontakte und der Stadt Emmerich am Rhein herzustellen.
Sollte der Kulturausschuss seinen Empfehlungen
folgen, ist der Beschlussvorschlag wie folgt zu ändern:
- Der Jahresabschluss der eigenbetriebsähnlichen Einrichtung Kultur
Künste Kontakte Emmerich am Rhein zum 31.12.2011 wird festgestellt.
- Der Jahresfehlbetrag in Höhe von € 25.127,45 wird aus dem Haushalt
der Stadt Emmerich am Rhein ausgeglichen.
- Der Betriebsleitung wird für das Rumpfwirtschaftsjahr vom 01.08.2011
- 31.12.2011 Entlastung erteilt.
- Der Rat nimmt den vom Stadtkämmerer genehmigten überplanmäßigen
Aufwand bei Produkt 1.100.04.01.01 Sachkonto 53150000 gem. § 83 Abs. 1 GO
NRW i.V.m. Abs. 2 GO NRW zur Kenntnis.
Markus Elbers erteilt dem Wirtschaftsprüfer
Stephan Cebulla das Wort, der den als Anlage beigefügten und von ihm erstellten
Jahresabschluss zum 31.12.2011 ausführlich erläutert.
Zum Thema Risikofrüherkennung weist er auf die
Notwendigkeit der Berichterstattung im Kulturausschuss hin.
Am Ende seiner Ausführungen erteilt Stephan
Cebulla der eigenbetriebsähnlichen Einrichtung Kultur Künste Kontakte Emmerich am
Rhein einen uneingeschränkten
Prüfungsvermerk.
Gabriele Hövelmann bedankt sich bei Michael
Rozendaal für seine Ausführungen und bei Ulrich Siebers für den Ausgleich durch
die Stadt Emmerich am Rhein.
Mit Blick auf zukünftig zu erwartende
Fehlbeträge empfiehlt sie durch intelligente Planung den Spielraum des
Kulturbetriebes zu erhöhen und somit die Ausgleichsproblematik zu reduzieren
bzw. zu vermeiden.
Ulrich Siebers weist auf die Verbindlichkeit
der Ratsbeschlüsse hin.
Christian Beckschaefer schließt sich den
Ausführungen von Gabriele Hövelmann inhaltlich an und plädiert insbesondere
dafür, den Zuschuss an den Kulturbetrieb im Rahmen der künftigen
Haushaltsplanungen entsprechend zu erhöhen. Im Übrigen hält Christian
Beckschaefer den Fehlbetrag für unerheblich. Gleichzeitig schließt er sich dem
Beschlussvorschlag an.
Bürgermeister Johanns Diks weist ebenfalls auf
die Ratsbeschlüsse hin, die die Höhe des Zuschusses grundsätzlich festgelegt
haben.
Michael Rozendaal bestätigt seine Idee, den
Minusbetrag jeweils in das neue Haushaltsjahr voranzustellen.
Auch Manfred Mölder berichtet aus Diskussionen
in der SPD-Fraktion mit dem Ergebnis, das er dem vorgesehenen Verfahren
zustimmt und sich für eine entsprechende Unterstützung des Kulturbetriebes
ausspricht.
Wolfgang Urbach vertritt die Auffassung, dass
für die nächsten 5 Jahre eine jährliche Reduzierung des tatsächlichen Budgets
in Höhe von € 5.000,00 nicht realistisch
ist. Im Übrigen schließt sich Wolfgang Urbach dem Beschlussvorschlag umfänglich
an.
Er zeigt sich überrascht über die Höhe des
Fehlbetrages, ist gleichwohl aber nicht der Meinung, dass das kulturelle
Angebot in Emmerich reduziert werden sollte. Er meint, dass Kultur ein hohes
Gut ist.
Abschließend weist er auf die Vorteile der
Zeitangleichung zwischen Wirtschaftsplan und Wirtschaftsjahr hin.
Der stellvertretende Vorsitzende Markus Elbers
lässt über den Beschlussvorschlag abstimmen: