Durch Horst Boch, Vorstand der Emmericher Baugenossenschaft eG stellt die Genossen­schaft vor und berichtet über den Wohnungsbestand. Sie ist eine gemeinnützige Genossen­schaft und heute ein modernes Dienstleistungsunternehmen in allen Bereichen des Immobi­lienmanagements. Gegründet wurde die Baugenossenschaft im Jahre 1899. Die Mitglieder sind auch gleichzeitig Eigentümer der Genossenschaft. Nicht alle Eigentümer sind auch Mieter. Die Mieter im Wohnungsbestand müssen die Mitgliedschaft erwerben. Außerdem kann jeder die Mitgliedschaft erwerben. Bis zu 100 Stück Anteile können erworben werden, die mit 4% verzinst werden. Gewinne werden nicht ausgeschüttet, sondern in den Woh­nungsbestand investiert.

 

Derzeit verfügt die Genossenschaft über 438 Wohnungen (nur Hauptmieter ohne Partner) in Emmerich. Von 154 Hauptmietern liegt keine Altersangabe vor. Die verbleiben 284 sind durch folgende Altersstruktur belegt

 

46-60 Jahre                 81 Mieter (überwiegend zur Altersgrenze 60 Jahre), (18,5 %)

61-70 Jahre                 26 Mieter                                                                        (5,9 %)

71-80 Jahre                 37 Mieter                                                                         (8,5%)

81 u. mehr Jahre         15 Mieter                                                                         (3,2%)

 

Die Wohnungen wurden in den Jahren1950-1999 gebaut. In der Steinstraße wurden neue Wohnungen altengerecht mit Aufzug gebaut. Hier werden 10 Wohnungen vorgehalten mit einer Nettomiete von 4,59 € pro m². Auf der Wallstr. Wurden 24 altengerechte Wohnungen gebaut zu einer Nettomiete in Höhe von 4,24 € pro/m². Bei den genannten Wohnungen han­delt es sich um Sozialwohnungen, d. h. die Mieter dürfen eine bestimmte Einkommens­grenze nicht überschreiten.

 

Die Genossenschaft verfügt aus steuerlichen Gründen über eine 100%ige Tochter, die EBG-Beteiligungs-  und Grundstücks GmbH. Dort werden ca. 400 Wohnungen für die Eigentümer verwaltet. Insgesamt stehen der Genossenschaft damit ca. 900 Wohnungen zur Vermietung zur Verfügung. Auf die Ausgestaltung dieser Wohnungen hinsichtlich der Barrierefreiheit hat die Genossenschaft keinen Einfluss.

 

Die 12 Wohnungen am Pesthof sind barrierefrei. An der Baustraße/Paterstege werden 67 Wohnungen vorgehalten: 2 behindertengerechte Wohnungen, 10 Altenwohnungen und die so genannten Mehrgenerationenwohnungen. Das Konzept Mehrgenerationenhaus konnte hier nicht eingehalten werden, weil die Mieter (Großeltern und Eltern mit Kindern in jeweils benachbarten Wohnungen) hierfür fehlten.

 

Ziel der Wohnungspolitik der Genossenschaft ist, den Istzustand zu verbessern. Die Genos­senschaft hat sich ein Gutachten eingeholt, um eine Übersicht über das Investitionsvolumen für Renovierungen zu erhalten. Es wurden 8,5 Mio für die Renovierungsmaßnahmen ermit­telt, Die Wohnungen auf folgenden Straßen: Karl-Arnold-Str., Wollenweberstr., Tempelstr., Gerhard Storm Str. wurden bisher renoviert, die Wohnungen van Gülpen Str./Wallstr. werden demnächst renoviert.

 

Es werden keine Aufzüge eingebaut, weil dies baulich und aus finanziellen Gründen (Erhö­hung der Miete) nicht möglich ist. Als Beispiel wird auf die Häuser an der Tempelstr. verwie­sen. Hier kann kein Aufzug in den Häusern eingebaut werden. Ein Vorbau würde den Geh­steig behindern und auf der Rückseite der Häuser hätten die Balkone entfernt werden müs­sen. Ein Aufzug kostet ca. 95.000 € pro Haus mit jeweils 6 Wohnungen. Die Umlage der In­vestitionskosten würde eine Erhöhung der Miete um 1,66 /m² bedeuten. Der Quadratmeter­preis beträgt demnach 6,80 €. Weitere Gründe gegen den Einbau von Aufzügen sind die laufenden Kosten hierfür wie Wartung, Telefon etc). Die Mieter in der Steinstr. zahlen pro Wohnung 340 € pro Jahr für den Aufzug.

 

Zukünftig werden in Neubauten Aufzüge eingebaut und die Wohnungen werden barrierefrei ausgestattet. Allerdings ist für diese Wohnungen wieder eine höhere Miete zu zahlen.

 

Im Altbestand kann eine durchgängige barrierefreie und altengerechte Ausstattung der Woh­nungen aus baulichen und finanziellen Gründen nicht durchgesetzt werden. Bei Neubauten wird die altengerechte Ausstattung eingeplant.

 

Folgende Maßnahmen hat die Genossenschaft bei den bestehenden Wohnungen durchge­führt:

  • sukzessive barrierefreie Ausstattung der Bäder
  • von Gegensprechanlagen
  • ggf. Anbringung beidseitiger Handläufe
  • ggf. Installierung eines Treppenlifters (Kosten ca. 7.200 € für 14 Stufen lt. Aussage Mit­glied Ernst Geldermann)
  • Umzug ältere Mieter in Erdgeschosswohnungen
  • Rauchmelder in allen Wohnungen

 

Weiterhin bietet die Gesellschaft an, die Summe von bis zu 30.000 € bei ihr als Mieter anle­gen. Im Alter kann damit ein Teil der Miete gezahlt werden.

 

Die Neubauten auf der Speelbergerstr. sind barrierefrei durch Privatinvestoren errichtet wor­den. Bei einer ausreichenden Rendite liegt der Preis pro m² bei ca. 7 €. Diese Mietkosten sind nur für einen geringen Anteil älterer Personen bezahlbar.

 

Es wird aus der Seniorenvertretung auf das Problem hingewiesen, dass Eigenheime, die von einer Person nur bewohnt werden, kaum verkauft werden können. Besonders ältere Frauen sind davon betroffen. Allerdings handelt es sich meistens um Häuser aus einem älteren Be­stand, die kaum barrierefrei umgebaut werden können.

 

Mitglied Dr. Hans-Jürgen Arens weist darauf hin, dass die Stadt und die Investoren sich künftig für die Errichtung weiterer barrierefreier Wohnungen einsetzen sollen.

 

Mit dem Wohnungsbestand der Genossenschaft von etwa 900 Wohnungen werden ca. 6% aller Wohnungen in Emmerich am Rhein verwaltet. Der Bürgermeister Johannes Diks erläu­tert, dass durch den sozialen Wohnungsbau nicht kurzfristig ausreichend barrierefreie be­zahlbare Wohnungen errichtet werden können. Aus den Mitteln zum sozialen Wohnungsbau für das Land NRW stehen für Emmerich am Rhein kaum Gelder zur Verfügung.

 

Nach Auffassung von Horst Boch investieren Eigentümer bereits bei Neubauten, z. B. an der Nierenbergerstr. und an der Speelbergerstr., in barrierefreie Wohnungen.

Die Vorsitzende Leonie Pawlak erfragt nach den Auswirkungen auf den Wohnungsbestand, wenn die Innenstadt zum Sanierungsgebiet erklärt wird. Mit der Ausweisung als Sanierungs­gebiet soll den Eigentümern z. B. in der Steinstraße durch Steuervergünstigungen (höhere Abschreibungsmöglichkeiten) geholfen werden in ihre Immobilie zu investieren. Seitens der Verwaltung wurde bereits die Straße erneuert, um sie attraktiver zu gestalten und Anreize zur Renovierung der Häuser zu schaffen.

 

Benötigt wird zudem zunehmend die Möglichkeit in einem Haus mit betreuten Wohnungen zu wohnen, das über Gemeinschaftsräume verfügt und die Möglichkeit bietet zusätzlicher Dienste anzufordern. Als Beispiel werden die Objekte Willikensoord und St. Martinus Stift – betreutes Wohnen - genannt. Im Martini-Stift bestehen derzeit längere Wartezeiten zur An­mietung einer derartigen Wohnung. Auf die notwendige Errichtung entsprechender Objekte wird durch Horst Boch nochmals hingewiesen.

 

Die Vorsitzende dankt im Namen der Mitglieder Horst Boch für seine umfassenden Ausfüh­rungen.