Sitzung: 15.02.2012 Seniorenvertretung
Durch Horst Boch, Vorstand der Emmericher Baugenossenschaft eG stellt
die Genossenschaft vor und berichtet über den Wohnungsbestand. Sie ist eine
gemeinnützige Genossenschaft und heute ein modernes Dienstleistungsunternehmen in allen
Bereichen des Immobilienmanagements. Gegründet wurde die Baugenossenschaft im
Jahre 1899. Die Mitglieder sind auch gleichzeitig Eigentümer der
Genossenschaft. Nicht alle Eigentümer sind auch Mieter. Die Mieter im
Wohnungsbestand müssen die Mitgliedschaft erwerben. Außerdem kann jeder die
Mitgliedschaft erwerben. Bis zu 100 Stück Anteile können erworben werden, die
mit 4% verzinst werden. Gewinne werden nicht ausgeschüttet, sondern in den Wohnungsbestand
investiert.
Derzeit
verfügt die Genossenschaft über 438 Wohnungen (nur Hauptmieter ohne Partner) in
Emmerich. Von 154 Hauptmietern liegt keine Altersangabe vor. Die verbleiben 284
sind durch folgende Altersstruktur belegt
46-60
Jahre 81 Mieter (überwiegend
zur Altersgrenze 60 Jahre), (18,5 %)
61-70 Jahre 26 Mieter (5,9 %)
71-80 Jahre 37 Mieter (8,5%)
81 u.
mehr Jahre 15 Mieter (3,2%)
Die Wohnungen wurden in den
Jahren1950-1999 gebaut. In der Steinstraße wurden neue Wohnungen altengerecht
mit Aufzug gebaut. Hier werden 10 Wohnungen vorgehalten mit einer Nettomiete
von 4,59 € pro m². Auf der Wallstr. Wurden 24 altengerechte Wohnungen gebaut zu
einer Nettomiete in Höhe von 4,24 € pro/m². Bei den genannten Wohnungen handelt
es sich um Sozialwohnungen, d. h. die Mieter dürfen eine bestimmte Einkommensgrenze
nicht überschreiten.
Die
Genossenschaft verfügt aus steuerlichen Gründen über eine 100%ige Tochter, die
EBG-Beteiligungs- und Grundstücks GmbH.
Dort werden ca. 400 Wohnungen für die Eigentümer verwaltet. Insgesamt stehen
der Genossenschaft damit ca. 900 Wohnungen zur Vermietung zur Verfügung. Auf
die Ausgestaltung dieser Wohnungen hinsichtlich der Barrierefreiheit hat die
Genossenschaft keinen Einfluss.
Die 12
Wohnungen am Pesthof sind barrierefrei. An der Baustraße/Paterstege werden 67
Wohnungen vorgehalten: 2 behindertengerechte Wohnungen, 10 Altenwohnungen und
die so genannten Mehrgenerationenwohnungen. Das Konzept Mehrgenerationenhaus
konnte hier nicht eingehalten werden, weil die Mieter (Großeltern und Eltern
mit Kindern in jeweils benachbarten Wohnungen) hierfür fehlten.
Ziel der Wohnungspolitik der Genossenschaft ist, den Istzustand zu
verbessern. Die Genossenschaft hat sich ein Gutachten eingeholt, um eine
Übersicht über das Investitionsvolumen für Renovierungen zu erhalten. Es wurden
8,5 Mio für die Renovierungsmaßnahmen ermittelt, Die Wohnungen auf folgenden
Straßen: Karl-Arnold-Str., Wollenweberstr., Tempelstr., Gerhard Storm Str.
wurden bisher renoviert, die Wohnungen van Gülpen Str./Wallstr. werden
demnächst renoviert.
Es werden keine Aufzüge eingebaut, weil dies baulich und aus
finanziellen Gründen (Erhöhung der Miete) nicht möglich ist. Als Beispiel wird
auf die Häuser an der Tempelstr. verwiesen. Hier kann kein Aufzug in den
Häusern eingebaut werden. Ein Vorbau würde den Gehsteig behindern und auf der
Rückseite der Häuser hätten die Balkone entfernt werden müssen. Ein Aufzug
kostet ca. 95.000 € pro Haus mit jeweils 6 Wohnungen. Die Umlage der Investitionskosten
würde eine Erhöhung der Miete um 1,66 /m² bedeuten. Der Quadratmeterpreis
beträgt demnach 6,80 €. Weitere Gründe gegen den Einbau von Aufzügen sind die
laufenden Kosten hierfür wie Wartung, Telefon etc). Die Mieter in der Steinstr.
zahlen pro Wohnung 340 € pro Jahr für den Aufzug.
Zukünftig werden in Neubauten Aufzüge eingebaut und die Wohnungen werden
barrierefrei ausgestattet. Allerdings ist für diese Wohnungen wieder eine
höhere Miete zu zahlen.
Im Altbestand kann eine durchgängige barrierefreie und altengerechte
Ausstattung der Wohnungen aus baulichen und finanziellen Gründen nicht
durchgesetzt werden. Bei Neubauten wird die altengerechte Ausstattung
eingeplant.
Folgende Maßnahmen hat die Genossenschaft bei den bestehenden Wohnungen
durchgeführt:
- sukzessive
barrierefreie Ausstattung der Bäder
- von
Gegensprechanlagen
- ggf.
Anbringung beidseitiger Handläufe
- ggf.
Installierung eines Treppenlifters (Kosten ca. 7.200 € für 14 Stufen lt.
Aussage Mitglied Ernst Geldermann)
- Umzug ältere
Mieter in Erdgeschosswohnungen
- Rauchmelder
in allen Wohnungen
Weiterhin bietet die Gesellschaft an, die Summe von bis zu 30.000 € bei
ihr als Mieter anlegen. Im Alter kann damit ein Teil der Miete gezahlt werden.
Die Neubauten auf der Speelbergerstr. sind barrierefrei durch
Privatinvestoren errichtet worden. Bei einer ausreichenden Rendite liegt der
Preis pro m² bei ca. 7 €. Diese Mietkosten sind nur für einen geringen Anteil
älterer Personen bezahlbar.
Es wird aus der Seniorenvertretung auf das Problem hingewiesen, dass
Eigenheime, die von einer Person nur bewohnt werden, kaum verkauft werden
können. Besonders ältere Frauen sind davon betroffen. Allerdings handelt es
sich meistens um Häuser aus einem älteren Bestand, die kaum barrierefrei umgebaut
werden können.
Mitglied Dr. Hans-Jürgen Arens weist darauf hin, dass die Stadt und die
Investoren sich künftig für die Errichtung weiterer barrierefreier Wohnungen
einsetzen sollen.
Mit dem Wohnungsbestand der Genossenschaft von etwa 900 Wohnungen werden
ca. 6% aller Wohnungen in Emmerich am Rhein verwaltet. Der Bürgermeister
Johannes Diks erläutert, dass durch den sozialen Wohnungsbau nicht kurzfristig
ausreichend barrierefreie bezahlbare Wohnungen errichtet werden können. Aus
den Mitteln zum sozialen Wohnungsbau für das Land NRW stehen für Emmerich am
Rhein kaum Gelder zur Verfügung.
Nach Auffassung von Horst Boch investieren Eigentümer bereits bei
Neubauten, z. B. an der Nierenbergerstr. und an der Speelbergerstr., in
barrierefreie Wohnungen.
Die Vorsitzende Leonie Pawlak erfragt nach den Auswirkungen auf den
Wohnungsbestand, wenn die Innenstadt zum Sanierungsgebiet erklärt wird. Mit der
Ausweisung als Sanierungsgebiet soll den Eigentümern z. B. in der Steinstraße
durch Steuervergünstigungen (höhere Abschreibungsmöglichkeiten) geholfen werden
in ihre Immobilie zu investieren. Seitens der Verwaltung wurde bereits die
Straße erneuert, um sie attraktiver zu gestalten und Anreize zur Renovierung
der Häuser zu schaffen.
Benötigt wird zudem zunehmend die Möglichkeit in einem Haus mit
betreuten Wohnungen zu wohnen, das über Gemeinschaftsräume verfügt und die
Möglichkeit bietet zusätzlicher Dienste anzufordern. Als Beispiel werden die
Objekte Willikensoord und St. Martinus Stift – betreutes Wohnen - genannt. Im
Martini-Stift bestehen derzeit längere Wartezeiten zur Anmietung einer
derartigen Wohnung. Auf die notwendige Errichtung entsprechender Objekte wird
durch Horst Boch nochmals hingewiesen.
Die Vorsitzende dankt im Namen der Mitglieder Horst Boch für seine
umfassenden Ausführungen.