Sitzung: 07.05.2013 Ausschuss für Stadtentwicklung
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 20, Nein: 0, Enthaltungen: 0
Vorlage: 05 - 15 0929/2013
Beschlussvorschlag
Der Ausschuss für
Stadtentwicklung nimmt die Ausführungen des externen Gutachters zur Kenntnis
und beauftragt die Verwaltung, nach Durchführung der Workshops und Ausarbeitung eines Klimaschutzkonzeptes,
dieses dem Ausschuss für Stadtentwicklung zur Beschlussfassung vorzulegen.
Erster Beigeordneter Dr. Wachs führt aus, dass sich der Ausschuss
bereits im Januar vergangenen Jahres mit dem Thema beschäftigt hat und die
Verwaltung beauftragt hatte, einerseits die Seite des Klimaschutzkonzeptes
voranzutreiben und andererseits beim Bundesminister einen entsprechenden Förderantrag
zu stellen. Der Förderantrag ist im Sommer des vergangenen Jahres genehmigt
worden. Danach hat sich die Verwaltung mit Herrn Pölker bezüglich des
Klimaschutzkonzeptes in Verbindung gesetzt. Im Herbst diesen Jahres ist
bestenfalls die Frage der Konzeptionierung abgeschlossen. Die entsprechende
Ausarbeitung wird Herr Pölker nunmehr anhand eines Power-Point-Vortrages
vorstellen.
Herr Pölker beginnt seinen Vortrag anhand der Power-Point-Präsentation
mit der Vorstellung des Unternehmens. Frau König und er sind Mitarbeiter der
Firma Infas Enermetric mit Sitz in Greven. Die Firma wurde vor dem Hintergrund eines
wachsenden Bedarfs nach Datenanalyse, energetische Daten und
gebäudespezifischer Daten in 1994 gegründet. Zielgruppe sind im Wesentlichen
Städte, Gemeinden Kommunen, Krankenhäuser, sozial-caritative Einrichtungen und
Wirtschaftsunternehmen aller Branchen. Der Aufgabenbereich umfasst u. a. die
Konzepterstellung von Klimaschutzkonzepten, Klimaschutzteilkonzepten, Energie-
und CO2-Bilanzierungen,
Energieversorgungskonzeptes (wie z. B. Neukonzeptionierung von Siedlungen) ,
energetischen Quartierssanierungen (Sanierung im vorhandenen Gebäudebestand;
evtl. mit Hilfe der Förderkulisse durch die KfW), Wirtschaftlichkeitsanalysen
und Machbarkeitsstudien. Ein weiterer Bereich ist der European Energy Award, wo
die Beratung von Städten, Gemeinden, Kreisen in Klimaschutzthemen, die
Auditorentätigkeit im Rahmen des eea-Prozesses und die Moderationstätigkeiten
von Arbeitsgruppen ein Thema sind. Im
Bereich „Benchmarking“ (Kennzahlenvergleich, Priorisierung und
Plausibilisierung) wird von seiner Firma das energetische Benchmarking für
Krankenhäuser und das Betriebskosten-Benchmarking für öffentliche Gebäude
bearbeitet. Als letzter Sonderprojekte
sind die Fördermittelberatung und die Projektsteuerung zu nennen.
Hintergrund des Klimaschutzkonzeptes ist, dass die Bundesregierung in
der Erarbeitung ihres Energiekonzeptes eine Reduzierung der CO2-Emission
um 40 % bis zum Jahr 2020 als Ziel gesetzt hat. Bis zum Jahr 2050 wird eine
weitere Senkung auf bis zu 80 % bis 95 % angestrebt. Um dieses Ziel zu
erreichen gibt es 3 wichtige Maßnahmen: Energievermeidung,
Energieeffizienzsteigerung, Einsatz regenerativer Energien. Vor dem Hintergrund
und der Sicherheit, dass dies erstmal ein strategischer Ansatz ist, stellt sich
die Frage, wie man den Bürger entsprechend beteiligen kann. Daraus ergab sich
dann die Gründung der BMU-Klimaschutzinitiative mit der Zielsetzung,
Klimaschutzprojekte entsprechend so zu fördern, dass die Möglichkeit besteht,
in den Städten, Gemeinden, Kreisen aktiv zu werden.
Als weltweites Ziel wird angestrebt, bis zum Jahr 2050 maximal 2 to CO2-Emission
pro Jahr und Einwohner sicherzustellen; derzeit liegt der Wert in Emmerich bei
10 to pro Kopf.
Die Frage stellt sich nun, wie man die bundespolitischen Ziele umsetzt
und für Emmerich die eigenen Ziele so definiert, dass u. a. der
Energieverbrauch sinkt.
Die Bundespolitik hat sich überlegt, bis zum Jahr 2050 den Ansatz zu
halbieren und die restlichen 50 % mit regenerativen Energien zu erzeugen. Nur
ein kleiner Anteil von 5 % soll dann noch aus fossilen Brennstoffen hergestellt
werden.
Das Klimaschutzkonzept hat allerdings noch weitere Zielsetzungen:
Unterstützung der regionalen Wertschöpfung, d. h. es sollen mehr
regenerative Energien eingesetzt werden und durch praktische Maßnahmen soll
eine CO2-Minderung erreicht werden.
Das Klimaschutzkonzept der Stadt Emmerich am Rhein hat unterschiedliche Instrumente
(Akteursnetzwerk, Energieversorgung, Energieeffizienz, Öffentlichkeitsarbeit,
Finanzierungsinstrumente, regenerative Energien). Die Zielsetzungen bestehen
darin, die Einzelmaßnahmen zu bündeln und zu ergänzen, die Akteure
zusammenzuführen, die bundespolitischen CO2-Minderungsziele zu
unterstützen. Wichtig ist, dass wirtschaftliche Maßnahmen tatsächlich werden.
Gleichzeitig fördert dies das Standortmarketing der Stadt und der Unternehmen
vor Ort.
Nunmehr geht er im groben auf die Bausteine des Klimaschutzkonzeptes
ein, welches aus 3 Säulen besteht. Die erste Säule zeigt den „Status Quo“ (was
wurde gemacht, von wem wurde es gemacht, inwiefern sind Energieströme vorhanden
und welche CO2-Emissionsrelevanz haben diese). Die zweite Säule
zeigt eine Maßnahmenerarbeitung, wo sich alle Bürger, Institutionen, Politik
und auf der Stadt befindlichen Akteure einbringen können.
Nunmehr geht er auf den Projektzeitenplan ein. Am 27.06.2013 findet eine
Auftaktveranstaltung statt, wo kurze Vorträge zu den 3 Handlungsfeldern
„Energieeffizienz in Unternehmen“, „Sanieren im Bestand“ und „Energiesparen in
Haushalten“ abgehalten werden. Ferner wird die Energie- und CO2-Bilanzierung
vorgestellt werden, welche im November 2012 erarbeitet wurde. Im Sommer soll
die Erarbeitung von Maßnahmen erfolgen, so dass Projektabschluss Oktober dieses
Jahres ist.
Die Erarbeitung der CO-Bilanzierung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem
anerkannten Softwaresystem ECORegion, welches für unterschiedliche
Aufgabenstellungen – insbesondere für die Bilanzierung von Kommunen –
zugrundegelegt wird. Es werden 2 Bilanzierungsprinzipien angewandt; das
Territorialprinzip für Haushalte, Wirtschaft und Kommunen (tatsächliche
Grundlage der Energieverbräuche) und das Verursacherprinzip für den Sektor
„Verkehr“ (angemeldete zugelassene KFZ auf dem Stadtgebiet verschnitten mit
nationalen KFZ-Fahrleistungen und Energieverbräuchen pro gefahrener Kilometer).
Die zu erhebenden leitungsgebundenen Daten kommen von den
Energieversorgern. Die nicht leitungsgebundenen Daten kommen von den
Bezirksschornsteinfegermeistern. Die Daten der kommunalen Einrichtungen werden
von der Stadt Emmerich weitergegeben. Die Daten der zugelassenen KFZ-Fahrzeuge
werden vom Kraftfahrt-Bundesamt zur Verfügung gestellt.
Nunmehr geht er auf die Energie- und CO2-Bilanz ein, welche
sich in Startbilanz und Endbilanz unterteilt. Die aktuelle Bilanz von 2001
zeigt, dass ca. 900.000 MWh im Jahr verbraucht wurden. Der Verbrauch verteilt
sich mit 30,4 % auf die Wirtschaft, mit 37,4
auf die Haushalte, mit 30,9 % auf den Verkehr und mit 1,3 % auf die
Kommune. Der Verbrauch für jeden Einwohner würde bei ca. 31,37 MWh pro Jahr
liegen. In den letzten Jahren konnte eine Senkung von 3,5 % festgestellt
werden, so dass der Endverbrauch pro Einwohner nunmehr bei 30,28 MWh pro Jahr
liegt.
In der Bilanz des Endenergieverbrauchs nach Energieträgern aus 2011 ist
zu erkennen, dass ein geringer Anteil von 1 % an regenerativer Energien
vorhanden ist. Der Bereich Heizöl macht einen Anteil von 14 % der Bereich Strom
einen Anteil von 32 % und der Bereich Erdgas einen Anteil von 53 % aus. Dieses
bedeutet eine CO2-Emission von 292.698 t pro Jahr; entspricht 9,88 t
pro Jahr pro Einwohner.
Für NRW lag die CO2-Emission bei 16 t/Jahr, für ganz
Deutschland bei 9,7 t/Jahr, für Emmerich bei 9,88 t/Jahr und weltweit bei 4,4
t/Jahr.
Nunmehr geht er auf die Bilanz der erneuerbaren Energien (Wind,
Biomasse, Solarenergie) ein. In 2012 hat
eine Einspeisung mit einem Anteil von 12,5 % und in 2012 mit einem Anteil von
16 % stattgefunden. Deutschlandweit liegt der Anteil bei 25 %.
Nunmehr geht Herr Pölker auf die Handlungsfelder des
Klimaschutzkonzeptes der Stadt Emmerich am Rhein ein:
- Energieeffizienz
in Unternehmen
- Energieeffizienz
in Haushalten
- Planen,
Bauen, Sanieren
Am 03.07.2013 um 18.00 Uhr findet sowohl der Workshop zum Thema „Energieeffizienz
in Unternehmen“ als auch „Energiesparen im Haushalt“ statt. Beim Thema „Energieeffizienz in Unternehmen“
liegt der Focus auf den Wirtschaftsunternehmen, Industrie- und Gewerbe. Beim
Thema „Energiesparen im Haushalt“ liegt der Focus auf individuellen CO2-Emissionen
(durch Wohnen, PKW, Reisen, Ernährung). Beim Thema „Sanieren im Bestand“ liegt
der Focus auf den Bestandsgebäuden und deren Altbausanierung, die ein großes
Maß an Potential bieten.
Er appelliert nochmals an alle Bürger und Interessierten, sich an der
Auftaktveranstaltung und den Workshops zu beteiligen.
Ein letzter Workshop fasst alle die Einzelergebnisse zusammen, um eine
Zielsetzung für die Zukunft zu erarbeiten.
Aus den Workshops resultiert ein Klimaschutzfahrplan, wo Maßnahmen für
die einzelnen Handlungsfelder definiert werden. Jede Maßnahme erhält eine
Struktur mit Zielen, wie Laufzeitbeginn und Laufzeitende, Inhalten, Kosten
Finanzierung und CO2-Reduzierung.
Nunmehr geht er auf verschiedene bereits realisierte Projekte ein.
Vorsitzender Jansen bedankt sich für die umfangreichen Informationen und
teilt mit, dass der Vortrag der Power-Point-Präsentation der Niederschrift
beigefügt wird. Sollte eine Fraktion diese Präsentation vor Zustellung der
Niederschrift wünschen, so möge man sich bitte an Herrn Fidler wenden.
Mitglied Bartels fragt an, ob es Unternehmen gibt, die unter die
EEG-Entlastungsregelung (zur Verfügung gestellte Sonderkontingente für
Industrie) fallen. Herr Pölker erklärt, dass die Energieversorgungsdaten nicht einzelspezifisch
für Unternehmen herausgegeben werden dürfen. Es ist aber davon auszugehen, dass
auch in Emmerich einige Unternehmen unter diese EEG-Entlastungsregelung fallen.
Auf weitere Frage teilt Herr Pölker mit, dass sich die CO2-Reduzierung
von 40 % bis zum Jahr 2020 auf die Ausgangslage von 1990 bezieht. Der bislang
gegangene Weg ist gut beschritten. Derzeit ist noch nicht sichergestellt, dass
man das Ergebnis bis zum Jahr 2020 erreicht.
Mitglied Bartels fragt an, ob die Daten in 1990 getrennt nach Ost- und
Westdeutschland aufgelistet waren, da im Osten durch den Braunkohlebergbau
erhebliche Emissionen freigesetzt wurden. Diese Frage wird von Herrn Pölker
verneint.
Mitglied Sickelmann teilt mit, dass ihre Fraktion den Vortrag erfreut
zur Kenntnis genommen hat. Für die Unternehmen wäre es ein Wettbewerbsvorteil,
wenn Energieeinsparziele gefunden werden und Synergieeffekte erzielt werden.
Der Themenkomplex der regionalen Wertschöpfung ist von ihm nur kurz
angesprochen worden. In einem Schaubild war zu erkennen, wie viel Geld von
Emmerich abzogen werden. Bereits vor Jahren wurde von ihrer Fraktion
angesprochen, dass die Wertschöpfung, die aus der Energieerzeugung entsteht, in
der Stadt zu belassen. Von daher würde ihre Fraktion es begrüßen, wenn auch bei
den Maßnahmen und Handlungsempfehlungen ein entsprechender Schwerpunkt darauf
gelegt wird. Herr Pölker macht deutlich, dass am Ende des Klimaschutzkonzeptes jeder
Maßnahme ein Wert beigemessen wird, was an Wertschöpfung erzielt werden kann.
Mitglied Sickelmann weist darauf hin, dass sich die Stadt Emmerich am
Rhein mit dem European Energy Award vertraglich gebunden hat. Die
Einspargewinne sind nicht in den städtischen Haushalt geflossen, sondern
mussten geteilt werden. Herr Pölker macht deutlich, dass der EEA-Prozess im
direkten Zusammenhang nichts mit regionalen Wertschöpfungen zu tun hat.
Ferner vermisst sie für die Zukunft die Klimaanpassungsstrategien, die
eigentlich mit ins Klimaschutzkonzept gehören. Herr Pölker führt aus, dass sich
diese in den Themenbereichen „Energieeffizienz in Haushalten“ und „Sanieren im
Bestand“ wiederfinden.
Vorsitzender Jansen lässt über den Beschlussvorschlag der Verwaltung
abstimmen.