Sitzung: 25.06.2013 Ausschuss für Stadtentwicklung
Kenntnisnahme
Der Rat der Stadt Emmerich am Rhein nimmt die Planung zur Sanierung des
Deiches PFA 4, Rheinstrom-km
844,8 bis 846,8, rechtes Ufer, zur Kenntnis.
Bevor den
Ausschussmitgliedern von Herrn Friedrich, dem Geschäftsführer des
Deichverbandes Bislich-Landesgrenze, an Hand von Folien die Planungen zu dem
Thema Deichsanierung im Planungsabschnitt 4 erläutert werden, hält der
Beigeordnete Dr. Wachs ein paar einführende Worte. Auch wenn die Stadt Emmerich
nur Zaungast in dem Verfahren ist, bewegt sie die Frage des Hochwasserschutzes
sehr virulent, nicht zuletzt durch die Baumaßnahme an der Rheinpromenade in
2007. Zwei Deichbauabschnitte, die in der Vergangenheit bereits im Verfahren
gewesen sind, jedoch bis heute nicht zu Ende geführt wurden, müssen auf Grund
faktischer Gegebenheiten erneut das Verfahren durchlaufen.
Zu den Abschnitten,
von der Kläranlage bis nach Praest bzw. von der Kläranlage bis nach Dornick
bzw. von Praest bis nach Bienen wird Herr Friedrich einen Vortrag halten.
Die Stadt Emmerich
ist nicht Baulastträger dieses Großbauwerkes, sondern ist nur mit der kleinen
Maßnahme eines Radweges auf dem Deich daran beteiligt. Die Zusammenarbeit mit
dem Deichverband Bislich-Landesgrenze klappt insoweit sehr gut. Die Verwaltung
ist in dem Planungsvorgang beteiligt. Sie hat den entsprechenden
Einstellungsantrag hinsichtlich der Fördermaßnahme beim Ministerium gestellt
und ist zuversichtlich, dass die Radwegefrage im städtischen Sinne gelöst wird.
Zunächst stellt Herr
Friedrich die Gesamtsituation des Deichverbandes dar. Er erläutert an Hand
einer Übersichtskarte das Verbandsgebiet in der Form, wie es sich in den
Grenzen des Deichverbandes darstellt.
Auf Grund der
aktuellen Situation im Osten und Süden Deutschlands, konnte der Deichverband
das Interesse in der Öffentlichkeit und vor allem im politischen Raum auf ihre
Aufgaben des Hochwasserschutzes lenken. Wenn diese Wassermassen im Verbandsgebiet
nieder gegangen wären, hätte der Deichverband mit großen Sorgen und Nöten zu
tun gehabt.
Das vor Hochwasser zu
schützende Verbandsgebiet des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze reicht von
Bislich bis zur Landesgrenze. Die bunte Linie entlang des Rheines auf der Karte
stellt die gesamte Deichtrasse dar. Bei den verschiedenen bunten Abschnitten
handelt es sich um Planungsabschnitte. Die Farbpunkte dazu lassen den
Planungs-/Baustand erkennen. Grün bedeutet, diese Abschnitte sind fertig
gestellt, Gelb bedeutet für diese Abschnitte sind die Planfeststellungen
beantragt bzw. diese Abschnitte sind Planfestgestellt und rot bedeutet diese
Abschnitte sind in Bearbeitung.
Einige Abschnitte
sind dabei, bei denen Planfeststellungsverfahren bereits im vergangenen
Jahrtausend beantragt worden ist. Es
besteht Not, dass die Anträge weiter und zügig bearbeitet werden, damit der
Deichverband in die Lage versetzt wird, die Deichsanierung wieder fort zu
führen. Im Emmericher Bereich gibt es zwei Abschnitte, die nicht saniert sind.
Das sind die
Bereiche zwischen der Kläranlage und Dornick und vom Ortsausgang Praest über
die Stadtgrenzen hinweg bis nach Bienen. Wenn diese Abschnitte fertig sind,
kann in Emmerich sicherlich gesagt werden: "Wir sind durch, aber dennoch
nicht sicher". Weil das Verbandsgebiet erst sicher ist, wenn die gesamte
45 km lange Deichtrasse saniert ist. Diese gesamte Deichtrasse schützt den
gesamten Raum des Verbandsgebietes. Man muss sich das vorstellen wie eine
Badewanne, die durch eine Perlenkette geschützt ist und die ganzen
Investitionen, die der Deichverband getätigt hat, bringen nichts, wenn ein
Glied der Kette reißt. Somit ist das Verbandsgebiet erst sicher, wenn die 45 km
Deiche saniert sind. Dennoch gilt natürlich keine Panikmache. Es gibt hier
jetzt nicht einen Haufen schlechter Deiche, sondern, die Deiche sind
sanierungsbedürftig. D. h., der Aufbau und die Substanz wird den heutigen
Ansprüchen nicht mehr gerecht und somit besteht Sanierungsbedarf.
In den 1990er Jahren
wurden die Deichverbände aufgefordert, so schnell wie möglich, Planungen für
Deichsanierungen zu erarbeiten und die entsprechenden Anträge einzureichen.
Alle Deichverbände (auch die Alten wie z. B. Deichschau Hüthum-Elten,
Deichschau Emmerich, Deichschau Rees-Löwenberg, Deichschau Haffen-Mehr) haben
ihre Hausaufgaben gemacht und die Anträge liegen im Moment in der Warteschleife
und warten auf Genehmigung.
Die Notwendigkeit
der Deichsanierung ergibt sich daraus, dass es am Niederrhein, wie auch an der
Oder oder Elbe, homogene Deiche gibt. Ein homogener Deich besteht i. d. R. aus
einem lehmig-sandigem Gemisch. Sie sind seinerzeit mit den technischen
Möglichkeiten aufgeschichtet worden. Es gibt Bereiche mit Deichkernen, die sind
über 100 Jahre alt. Ein Deich als Erdbauwerk ist auf Grund seiner Bauart nicht
dauerhaft standsicher. Der Deich wird, wenn das Wasser kommt, durchnässt und
wenn das Wasser aus dem Deichkörper wieder ausfließt, nimmt es Feinstteile mit.
Dieses passiert mehrmals im Jahr. Über die Jahre hinweg schwächt es so den
Deichkörper. Somit ist die Lagerungsdichte nicht mehr die, die man heute von
einem Hochwasserschutzbauwerk erwartet. Wenn ein Hochwasser kommt, dann ist es
bei den jetzigen Deichen grds. so, dass die Flutwelle, wenn sie kurzfristig
abläuft und nicht zu lange dauert, mit den alten Deichen zu bewerkstelligen
ist. Steht die Flutwelle aber länger an den Deichen, fängt der Deich an, zu
durchnässen. Dieses ist bei dem Hochwasser in Ostdeutschland passiert. Die
lange Dauer des Hochwassers ist es, was die Deiche geschwächt hat. Dieses
Problem kann man auch auf die niederrheinischen Deiche übertragen. Die nicht
sanierten Deiche am Niederrhein sind homogene Deiche. Sie ziehen sich voll mit
Wasser und wenn sie im hinteren Bereich voll mit Wasser gesättigt sind, dann
werden sie wabbelig und sind wie Pudding. Sie haben keine eigene Kraft mehr,
ihre Geometrie aufrecht zu erhalten. Man spricht von der Sickerlinie, d. h.
wenn auf der Wasserseite unterhalb der Deichkrone das Hochwasser steht und in
den Deichkörper eindringt, dann findet die Sickerlinie, auf Grund der dichten
Lagerung, fast waagerecht statt. Ein wenig fällt sie nach hinten ab, aber sie
tritt weit oben in der Böschung aus. Das Problem ist dann, das der Deich in
sich durchnässt nicht mehr standsicher ist.
Die sanierten Deiche
sind die sog. Dreizonen-Deiche. Dieser Dreizonen-Deich wird jetzt zwischen
Praest und Bienen und überall im Verbandsgebiet gebaut. Hier wird der gesamte
alte Deich abgetragen und ein Stützkörper aus Sand aufgeschüttet. Auf der Wasserseite
wird eine 2 m starke Lehmschürze als Deckschicht aufgebracht, wie eine
Deckungsschürze. Somit kann der Deich, der jetzt von Wasser beströmt wird, viel
längere Wasserzeiten vor dem Deich vertragen, als bei den alten Deichen. Das
technische Gerät von heute lässt es viel besser zu, den Lehm zu verdichten.
Sollte es sein, dass der Wasserdruck diese entsprechende Deckschicht
durchdringt, dann verliert an dieser Stelle die Sickerlinie an Kraft, weil der
Stützkörper aus Sand viel grobporiger ist, als der dichte Lehm. Dann verliert
der Wassertropfen an Kraft, die Sickerlinie fällt relativ weit runter ab und
hinten, dass ist neu bei den Deichen, in der sog. Auflastberme, was noch
gröberes Material ist (kiesig-sandiges Material) jedoch filterstabil, tritt dann
der Wasseranteil aus dem Deich aus. Der Austritt auf der Landseite am Deichfuß,
der bei einem Extremereignis zu erwarten ist, ist gewollt. Es bleibt eine nach
wie vor stabile Geometrie des Deiches erhalten und kann im Ernstfall verteidigt
werden. Im Vergleich zum alten Deich wird der neue Deich nicht nur höher,
sondern auch breiter. Nur Deiche in die Höhe bauen funktioniert nicht, sie
müssen auch verbreitert werden. Dadurch kommt es zwangsläufig zur Situation,
dass aus einem 30 m breiten Deich ein 60 m breiter Deich wird. Mit jedem
gebauten Meter Deich wird links oder rechts 30 qm Grund und Boden benötigt.
Dieses ist auch so im Planungsabschnitt 4.
Der sog.
Planungsabschnitt 4 des Deichverbandes betrifft das Stadtgebiet Emmerich auf
einer Länge von ca. 1.200 m und die restlichen 3,7 km betreffen das Gebiet in
Richtung Bienen.
Es wird an den
sanierten Deich in Praest angeschlossen. Auf der Deichkrone gibt es den Radweg
und auf der Berme den Deichverteidigungsweg. Der Deichverteidigungsweg ist
Pflicht und muss auf der Landseite geführt werden. Dort, wo keine andere
Zuwegung zum Deich existiert, wird auf der Berme gebaut, d. h. der
Deichverteidigungsweg ist auch bei lang anhaltendem Hochwasser, wenn im Gelände
schon Grundwasser aus dem Boden tritt immer noch so hoch angelegt, dass
schweres Gerät/Fahrzeuge auf dem gesamten Deichverteidigungsweg grundwasserfrei
fahren können (man spricht dabei von der Ausbauklasse SLW 60 =
schwerlastgerecht ausgebaut).
Hinter der
Wohnbebauung in Praest, da wo rechts der ehem. Hof Reinders mit der weißen
Trafostation im Gelände steht (die Trafostation und den Hof Reinders hat der
Deichverband erworben und wird diese noch abbrechen), verschwenkt der
Planungsabschnitt 4 die Deichtrasse an die B 8. Die Deichkrone erhält einen Radweg
und der Deichverteidigungsweg wird an die B 8 angebunden.
Weil die Planung des
Abschnittes 4 aus dem Jahre 1999 stammt und sich seitdem viele technische
Standards geändert haben, hat die Bezirksregierung dem Deichverband mitgeteilt,
dass der Antrag so nicht mehr genehmigungsfähig und die Planung entsprechend
dem Stand der Technik anzupassen ist.
Bei dieser
Überplanung hat der Deichverband überlegt, was noch weiteres getan werden
könnte. U. a. hat der Deichverband darüber nachgedacht, den Deichverteidigungsweg
von dem Deichkörper (der Berme) abzuführen auf die B 8. Im Falle eines Falles
ist sowieso eine Notsituation und dann kann der Deich auch von der B 8 aus
verteidigt werden. Dadurch werden die Baukosten für den Deichverteidigungsweg
auf Berme gespart. Dafür wird auf der Deichkrone der Radweg weitergeführt, so
wie es von der Stadt Emmerich gewünscht wird,
bis zum Anwesen
Ricken. Hier ist die Stadtgrenze zwischen Emmerich und Rees.
Der weitere Verlauf
des Deiches erfolgt bis vor die Ortschaft Bienen entlang der B 8, der
Deichverteidigungsweg besteht aus der B 8 selber und auf der Deichkrone
verläuft der Radweg in einer Breite von 3,00 m. Vor Bienen, noch weit vor dem
Blitzerkasten, schwenkt der Deich zurück auf seine alte Trasse. Der Schafhof
Ricken wird verlagert in Richtung Bienen, zwischen B 8 und der neuen
Deichtrasse. In Höhe des ehem. Hof Kösters, welcher bereits in 2008 abgerissen
wurde, verlässt der Radweg die Deichkrone und wird aus Gründen des
Naturschutzes auf der Berme weiter geführt. Der Aufbau des Radweges besteht aus
einem Stützkern mit entsprechenden Aufbauarbeiten, so dass auf der Krone ein
3,00 m breiter Radweg mit einem 1,00 m breiten Bankett links und rechts
entsteht. Als Gesamtbaukosten sind für diesen Abschnitt rd. 14 Mio. Euro netto
veranschlagt. Für den Deichverband ist es jetzt erst einmal wichtig, die
Antragsunterlagen auf Stand zu bringen, die technische Seite ist abgearbeitet.
Im Moment ist der Deichverband dabei, mit einer Firma nachts Fledermäuse mit
Echolot zu zählen. Im September soll dann das Verfahren der Bezirksregierung
übergeben werden, damit diese dann die Offenlage durchführt. Nach Zusagen der
Mitarbeiter bei der Bezirksregierung wird dann das Verfahren mit Nachdruck
durchgeführt, damit ohne weitere Verzögerung die Planung festgestellt werden
kann.
Mitglied Sloot
möchte wissen, ob der Radweg, der derzeit neben der B 8 verläuft, verbleibt
oder durch den Radweg auf dem Deich ersetzt wird. Grund der Frage sind die
verschiedenen Zuständigkeiten: Bundesstraße mit Radweg / städtischer Radweg.
Herr Friedrich
antwortet darauf, dass der an der B 8 gelegene Radweg erhalten bleibt, weil für
diesen der Bund zuständig ist.
Weitere Fragen von
Mitglied Sloot sind, wie groß der Flächenverbrauch für die Deichtrasse ist, ob
es feststehende Daten gibt und wie dieser Verbrauch anteilig an den
Gesamtbaukosten berechnet wird. Es handelt sich ja nicht nur um die Fläche für
den Deichkörper an sich, es fallen ja auch noch Kosten für z. B. Ausgleich und
Ersatz im Rahmen des Artenschutzes, Extensivierung und Entschädigung
betroffener Grundeigentümer an.
Herr Friedrich
erwidert, dass dies komplexe Fragen sind. Diese sind schwer zu beantworten,
weil die Planung vom Jahre 1999 an begleitend mit Grunderwerb ablief. Dadurch,
dass die Planung so verzögert ablief, hat der Deichverband viel Zeit gehabt
Grunderwerb zu tätigen. Z. B. wurde auch eine große Gärtnerei erworben und
abgerissen. Die Flächen, die der Deichverband benötigt, hat er in Besitz. Der
Grunderwerb wurde im Einvernehmen mit den Betroffenen geregelt. Dieses wurde
seinerzeit im Flurbereinigungsverfahren praktiziert. Immer wenn jemand
Landabfindung gewünscht hat, dann hat der Deichverband dieses entsprechend
regeln können. Die Rückverlegung des Deiches wurde vom Deichverband so geplant,
weil ein sog. wasserwirtschaftlicher Ausgleich getätigt werden muss. Weil Raum
weggenommen wird, wenn aus einem 30 m breiten Deich ein 60 m breiter Deich
gemacht wird. Wenn dieses auf der Wasserseite geschieht, dann wird Wasserraum
weggenommen. Dieses ist an anderer Stelle wieder auszugleichen. Allein im
Abschnitt zwischen Kläranlage Emmerich und Dornick befindet sich viel
Wohnbebauung direkt unmittelbar am landseitigen Deichfuß. Da kann man mit dem
Deich nicht ins Hinterland, da muss man nach vorne. Dieser
wasserwirtschaftliche Ausgleich wird zum großen Teil in dem Abschnitt 4
zwischen Praest und Bienen erfolgen. Dann entsteht Vorland, welches dann
natürlich auch wieder Interesse weckt, wie z. B bei der Unteren Landschaftsbehörde,
die der Ansicht ist, dass die Flächen extensiviert werden könnten.
Der Deichverband hat
hier ein Konzept erarbeitet, dass die betroffenen Landwirte, die bereits jetzt
im geschützten Gebiet landwirtschaftlich unterwegs sind, auch im Vorland, was
ja noch der Sommerpolder Grietherbusch ist, Land zur Verfügung gestellt
bekommen, welches nicht sofort nur mit extensiver Bewirtschaftung verbunden
wird. Der Deichverband möchte in Deichnähe auch intensive Landwirtschaft
zulassen. Die von Mitglied Sloot angefragten Zahlen kann Herr Friedrich ohne
Recherche so nicht benennen. Er schlägt vor, dass Mitglied Sloot den
Deichverband oder Herrn Friedrich nach der Sitzung noch mal anspricht.
Mitglied Spiertz
bedankt sich bei Herrn Friedrich für die hervorragende Erklärung. Er ist jedoch
darüber verwundert, als Herr Friedrich bei der Deichtrasse von einer Kette
spricht, deren Glieder man aneinanderreiht und wenn ein Glied kaputt ist, dass
dann das Wasser in das Landesinnere hereinkommen kann. Mitglied Spiertz hätte
daher gerne gewusst, wie sich die Bauplanungsabschnitte erklären. Manche sind
genehmigt und liegen mittendrin und manche sind noch nicht genehmigt.
Normalerweise fängt man am Anfang an, geht Abschnitt für Abschnitt vor, und
hört hinten auf. Ob das an der unterschiedlichen Sachbearbeitung liegt.
Herr Friedrich
erklärt dazu, dass der bunte Flickenteppich dadurch zustande kommt, weil es
2007 mehrere kleinere Deichschauen/Verbände gab, die alle ein Interesse an
Sanierungsprojekten hatten. Da jeder Verband sich für den Wichtigsten hielt,
hat man alle Verbände bedienen wollen. Eine Priorität ist damit nicht
verbunden.
Mitglied Sickelmann
fragt, ob der Abschnitt "Hochwasserschutzmauer Unichema" eine Lücke
im Stadtgebiet darstellt und wann damit zu rechnen ist, dass man sich mit der
45 km langen Deichtrasse rundum sicher fühlen kann.
Herr Friedrich
erwidert, dass die Mauer an der Unichema keine Lücke ist. Dies ist eine Mauer,
die jährlich von dem Deichverband und der Bezirksregierung inspiziert und
kontrolliert wird. Da ist kein Problem mit verbunden. Der Abschnitt wurde
lediglich noch nicht mit teuerem Geld untersucht. Der Bereich ist jedoch soweit
in Ordnung.
Der Deichverband hat
damals von der Bezirksregierung die Aufgabe bekommen, ihre Bereiche zu
untersuchen. Dieser Bereich ist ein Abschnitt, den die Unichema vor Jahren
selbst, unter den Augen der Bezirksregierung – Staatl. Umweltamt -, errichtet
hat. Der Deichverband soll darüber befinden, ob das heute noch so weit in
Ordnung ist und ob es den heutigen Anforderungen entspricht. Der Deichverband
sieht dort keinen Handlungsbedarf, die Sachen zu untersuchen. Das wird noch
gemacht, der Deichverband hat wichtigere Dinge, die ihm unter den Fingernägeln
brennen.
Wann der
Deichverband mit der 45 km langen Deichtrasse so weit ist, kann Herr Friedrich
nicht sagen. Das hängt einmal davon ab, wie viel Zuschüsse der Deichverband
bekommt (70 % pro km Deich oder 80 % pro km Deich) Bei einem Eigenanteil von 30
% anstelle von 20 %, sind das 50 % mehr, die dann der Deichverband selber zu
tragen hat. Schließlich muss auch die finanzielle Leistungsfähigkeit der
Mitglieder berücksichtigt werden. Ein weiterer Punkt ist die personelle
Ausstattung der Bezirksregierung. Wenn auf politischer Ebene dafür gesorgt
würde, dass die Bezirksregierung genügend Personal bekäme und ausreichend
starke finanzielle Mittel für den Hochwasserschutz zur Verfügung gestellt
würden, dann könnte der Deichverband mit vereinten Kräften die Sanierung der
Deiche durchführen und in 15 Jahren ein gutes Stück weiter sein. Allerdings
kommen aus dem Hause der Bezirksregierung, hinter vorgehaltener Hand, Aussagen
darüber, dass davon gesprochen wird, dass erst 2025/2035 alle Deiche am Rhein
saniert sein werden. Herr Friedrich möchte diese Aussage allerdings nicht
weiter belasten, es sollte jedoch letztendlich alles dafür getan werden, den
Deichverband in seinen Anstrengungen zu unterstützen.
Mitglied Kurt
Reintjes erkundigt sich nach dem Zustand der niederländischen Deiche. Es hilft
ja nichts, wenn die Perlenkette an der deutsch-niederländischen Grenze aufhört
und die Wanne von hinten volläuft.
Herr Friedrich
erklärt, dass die niederländischen Deiche anders als die deutschen Deiche
gebaut sind. Der Deichverband hat seinerzeit nach den Hochwässern 1993/1995 mit
viel Planung und Theorie gesagt, dass sind unsere Deiche. Die Niederländer
dagegen haben ganz schnell ein Notstandsgesetz erlassen und gesagt, wie die
Deiche schnell saniert werden müssen, damit der nächsten Katastrophe nicht so
schnell ins Gesicht gesehen wird. Herr Friedrich vertritt die Meinung, dass das
was die Niederländer gemacht haben gut ist und die Deiche sicherlich absolut in
Ordnung sind. Deshalb hat der Deichverband wenig Grund nach den Niederlanden zu
gucken. Viel mehr haben die Niederländer Grund nach Deutschland zu gucken. Fakt
ist, das ganze Wasser von Bislich läuft bis Harderwijk. Das ist ein Deichring,
der sog. Deichring 48. Der geht bis Arnheim, das ist ein gesamtes Poldergebiet,
nicht nur auf deutscher Seite. Der Deichverband schützt mit sinen Deichen die
Niederlande und die Niederlande schützt mit ihren Deichen das Verbandsgebiet
des Deichverbandes.
Mitglied ten Brink
trägt vor, dass die Stadt Emmerich als Gemeinde, weil sie auf dem Deich gerne
einen Radweg hätte, Kosten von 400.000,00 Euro für diesen Radweg tragen muss.
Er möchte daher wissen, ob die Deichkrone wegen des Radweges breiter gemacht
werden muss oder woher diese Kosten kommen und ob mit dem Antrag des
Deichverbandes gleichzeitig die Mittel für den Radweg mit eingeplant und
finanziert werden.
Herr Friedrich
berichtet, dass die Geometrie des Deiches nicht verändert wird. Wenn das der
Fall wäre, würden 400.000,00 Euro auf keinen Fall ausreichen. Der Deichverband
hat sich mit der Radwegeplanung nicht befasst. Dieses hat die Stadt Emmerich direkt
mit dem Planungsbüro Gewecke und Partner durchgeführt. Der Deichverband wird
sich nicht an den Kosten für den Radwegebau beteiligen, weil dessen Aufgaben
nur im Bereich des Hochwasserschutzes liegen. Der Deichverband hat allerdings
nichts gegen einen Radweg auf dem Deich. Der Deichverband unterstützt wo er
kann, weil auch er den touristischen Mehrwert erkennt. Die Anträge auf
Zuwendungen werden vom Deichverband und der Stadt Emmerich getrennt gestellt.
Nur der Antrag auf Planfeststellung wird gemeinsam gestellt. Allerdings wird
der Deichverband bei Problemen alles dafür tun, das der Hochwasserschutz nicht
wegen Belangen, die gegen einen Radweg sprechen würden, auf der Strecke bleibt.
Der Deichverband sieht jedoch keine Probleme darin, dass der Radweg in den
Bereichen auf der Deichkrone verläuft, wo der Deich von den sensiblen Flächen
des Vorlandes weit genug entfernt ist.
Mitglied ten Brink
fragt nach, dem Kostensprung von der ersten Planung in 1999 bis zur heutigen
Neuplanung, weil die Mehrkosten letztendlich ja auch von den
Verbandsmitgliedern aufzubringen sind.
Herr Friedrich
entgegnet, dass es sich nicht um eine Neuplanung sondern um eine Überplanung
handelt. Diese Überplanung kostet Geld, die jedoch komplett von der
Bezirksregierung bezuschusst worden ist, so dass die Verbandsmitglieder nicht
mit diesen Kosten belastet werden. Der Baukostenindex ist natürlich gestiegen und auch der Deichbau
selber wird insgesamt teurer werden. Inwieweit jedoch der Deichverband in den
Genuss von höheren Zuwendungen kommt, ist ein Thema, worüber der Deichverband
noch nicht diskutiert hat, weil vorrangig das Interesse besteht, Baurecht zu
erhalten. Erst nach Erteilung der Planfeststellung wird der Deichverband sich
der Frage widmen, wie viel Mehrkosten für diesen Deichabschnitt anfallen
werden. Hoffnung auf mehr Zuschüsse hat der Deichverband in Anbetracht der
finanziellen Lage des Landes nicht, da bereits in Rede steht, die Mittel
grundsätzlich zu kürzen. Der Deichverband ist froh, wenn er die bisher
zugesagten 80 % Zuschüsse erhält. Das Ziel des Deichverbandes ist, das die
Förderquote 80 % : 20 % unangetastet bleibt und so schnell wie möglich Baurecht
geschaffen wird. Dann ist auch der Deichverband gewillt, so schnell wie möglich
europaweit auszuschreiben und so schnell wie möglich Sicherheit für die
Mitglieder zu schaffen.
Mitglied Tepaß nimmt
Bezug auf die in den letzten Wochen im Fernsehen gezeigten Bilder zu den
Überflutungen in Ostdeutschland und dass dort seit 2002, trotz Geld, der
Deichbau nicht so weit vorangekommen ist, wie es hätte sein sollen. Für
Mitglied Tepaß hat die Sicherheit der Mitglieder absoluten Vorrang. Auch wenn
der Deichverband Kredite aufnehmen und die Mitglieder mit 50 % mehr belasten
muss. Bei einem Jahresbetrag Deichschaugebühr von 130,00 Euro sind das 65,00
Euro. Mitglied Tepaß hätte daher gerne gewusst worin die Verzögerung besteht,
ob das eine finanzielle Frage ist.
Darauf erwidert Herr
Friedrich, dass ein Missverständnis entstanden zu sein scheint. Er hat nicht
gesagt, dass der Deichverband etwas verzögert, sondern dass das Land im Moment
darüber nachdenkt, von dem 80 % Zuschuss abzuweichen. Wenn der Zuschuss von 80
% auf 70 % reduziert wird, dann erhöht sich der Eigenanteil des Deichverbandes
von 20 % auf 30 %. Das sind 50 % mehr als vorher. Der Deichverband scheut sich
nicht, diese Gelder aufzubringen, allerdings hat das Auswirkungen auf den
Beitrag eines jeden Mitgliedes. Der Deichverband kann jedoch im Moment keine
Kredite aufnehmen, weil gar keine Baustelle vorhanden ist. Das eigentliche
Problem ist, das noch keine Genehmigung vorliegt.
Der Deichverband ist
der Meinung, dass bei einem Eigenanteil von 20 % die Leistungsgrenze erreicht
ist und dass bis zu dieser Höhe auch die Mitglieder bereit sind mit zu gehen.
Trotzdem sind 20 % noch eine Menge Geld, wenn man überlegt, dass 1 km Deich
zwischen 3 und 4 Mio. Euro kostet. Da kann man sich ausrechnen, wie viel
Eigenkapital der Deichverband aufbringen muss bzw. was an Krediten zu bedienen
ist. Diese Kosten gehen nachher in den Beitrag.
Der Deichverband ist
kein Bremser, sondern auf landespolitischer Ebene will man den Etat von 40 Mio.
Euro auf 30 Mio. Euro und den direkten Zuschuss je Kilometer Deich von 80 % auf
70 % reduzieren. Diese Diskussion will der Deichverband dahingehend lenken,
dass es bei einer Regelung von 80 % : 20 % bleibt. Mit einem Etat von 30 Mio.
Euro im Landeshaushalt kommt der Deichverband evtl. aus, weil im Moment keine
großen Baustellen vorhanden sind. Allerdings ist der Deichverband Bislich-Landesgrenze
nicht der einzige Deichverband in Nordrhein-Westfalen. Nur die 80 % : 20 %
Regelung soll nicht angetastet werden, sondern so bleiben wie es über Jahre
immer gewesen ist. Das wäre für Herrn Friedrich ein Systembruch.
Mitglied Mölder
merkt an, dass nach den Hochwässern 1993 und 1995, von denen die Niederlande
und Emmerich betroffen waren, die Niederländer neue Deiche gebaut haben, die
mittlerweile fertig sind und die das Hinterland und Emmerich schützen.
Und unser
Verbandsgebiet ist noch in der Planungs- und Ausführungsphase, deren
Ausführung, vorsichtig angedeutet, 2025 enden wird. Nur weil sich in
Deutschland zwischendurch die Gesetzeslage geändert hat, muss neu überplant
werden. Indigniert fragt Mitglied Mölder, ob wir uns in Deutschland mit den
Deichen irgendwann zu Tode planen und organisieren. Die Niederländer sind
fertig und die Deutschen haben hier gar nichts und planen noch. Ist ein Ende
absehbar?
Herr Friedrich sieht
das genau so. Doch ist der Deichverband da der falsche Ansprechpartner, weil
auch dieser da nichts dran ändern kann.
Der sächsische
Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat ein Vereinfachungsgesetz gefordert,
weil der Hochwasserschutz absoluten Vorrang haben sollte. Wenn es ein solches
Gesetz gäbe, dann könnten ein paar Planungsdinge beschleunigt werden.
Herr Friedrich
erwähnt, dass er in einer kleinen Runde hat mal geäußert hat, warum die alten
Pläne, nur weil sich ein Name geändert hat, wie z. B. BHW 77
(Bemessungshochwasser) heißt jetzt BHQ 2004, umgeplant werden müssen. Warum
solche Dinge nicht im Verfahren geklärt werden können und über Auflagen
gefordert wird, dass z. B. noch Ausführungspläne zu erstellen sind, die alles
berücksichtigen. Warum muss im Vorlauf erst wieder alles umgeplant werden. Das
kostet jede Menge Zeit und Geld.