Sitzung: 19.11.2013 Ausschuss für Stadtentwicklung
Beschluss: ohne Empfehlung an HFA
Abstimmung: Ja: 20, Nein: 0, Enthaltungen: 0
Vorlage: 05 - 15 1095/2013
Der Ausschuss für Stadtentwicklung gibt die Vorlage ohne Empfehlung an den Haupt- und Finanzausschuss weiter.
Mitglied Spiertz kommt um 18.15 Uhr zur Sitzung hinzu.
Herr Kemkes erläutert kurz die Vorlage. Mitte des Jahres war
das Thema „Klimaschutzkonzept“ ein großes Thema. Im Juni fand die
Auftaktveranstaltung zur Erstellung des Klimaschutzkonzeptes statt. In diversen
weiteren Veranstaltungen, meist ‚Workshops’ , beschäftigte man sich mit
verschiedenen Themenbereichen. Die daraus resultierenden Ideen, wie man eine
Einsparung von CO2 bewerkstelligen kann, sollen in einen
Maßnahmenkatalog zum Klimaschutzkonzept einfließen. Das Ergebnis wird von Herrn
Pölker vorgestellt.
Nunmehr erläutert Herr Pölker eingehend anhand einer
Power-Point-Präsentation das Klimaschutzkonzept (siehe auch verteiltes
Hand-Out).
Anlass für das Klimaschutzkonzept ist unter anderem, dass
die Bundesregierung ein ehrgeiziges Klimaschutzziel verfolgt, nämlich bis zum
Jahr 2020 eine CO2-Reduzierung von 40 % zu realisieren. Bis zum Jahr
2050 ist eine CO2-Reduzierung bis zu 95 % vorgesehen. Die angestrebte CO2-Reduzierung
soll durch Energievermeidung, Energieeffizienzsteigerund und den Einsatz von
regenerativern Energien erfolgen. Die Kommunen haben dabei die Aufgabe, die
Bürger, Unternehmen und Institutionen zu motivieren, gleichfalls den CO2- Ausstoß
zu reduzieren, u. a. durch den effizienten Umgang mit Energie. Es wurde die
BMU-Klimaschutzinitiative gegründet mit der Möglichkeit einer Landesförderung
von Energie- und Klimaschutzprojekten der öffentlichen Hand.
Nunmehr erläutert er den Projektzeitenplan. Im November 2012
wurde mit der Datenaufnahme begonnen. Mitte des Jahres 2013 wurden eine
Auftaktveranstaltung und im nachfolgenden Juli 2013 Workshops durchgeführt. Die
Ergebnisse der 3 stattgefundenen Workshops wurden in einem abschließenden
Termin zusammengetragen, daraus wurden dann Zielsetzungen definiert. Nunmehr
liegt der Bericht dem Ausschuss vor, erste Treffen von Akteuren wurden
durchgeführt. Daraus haben sich 2 Netzwerke gebildet, die zukünftig aktiv an
der Umsetzung von Maßnahmen arbeiten wollen.
Die 3 wichtigsten Ziele sind:
- Reduktion der CO2-Emissionen
auf dem Stadtgebiet um 30 % bis zum Jahr 2030 (Basisjahr 2011)
- 30 % Energieeinsparung bei der
Stadtverwaltung (Gebäude im Eigentum) bis 2030 (Basisjahr 2011)
- 12,5 % CO2-Einsparungen im
Bereich Wirtschaft bis 2030 (Basisjahr 2011)
Weitere Ziele sind:
- Selbstverpflichtung der Stadt, die
Wirtschaft bei der Einhaltung des 3. quantitativen Ziels zu unterstützen
- Erhöhung der Sanierungsquote von
Gebäuden durch verstärkte Informations- und Beratungsangebote/Steigerung
der Sanierungsquote auf 2 %
- Reduzierung des Anteils der Personen
mit einem Privat-PKW von 53 % auf 45 %
- Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit im
Klimaschutz
Aus der Energie- und CO2-Bilanz ist erkennbar,
dass im Jahr 2011 ca. 900 MWh/a Energie verbraucht wurde, davon entfallen auf
die Kommune 30,9 %, auf den Verkehr 37,4 % und auf die Haushalte 30,4 %.
Der Endenergieverbrauch splittet sich in 53 % Erdgas, 32 %
Strom, 14 % Heizöl und 1 % regenerative Energieträger auf.
Daraus resultiert eine gesamte CO2-Emission in
2011 von 292.698 t, pro Einwohner von 9,88 t in 2011. Die durchschnittlichen
Werte für gesamt NRW liegen bei 16 t pro Einwohner und Jahr. Deutschlandweit
liegt der Wert bei 9,7 t pro Einwohner und Jahr. Die Stadt Emmerich ist also
nicht besonders auffällig. Weltweit liegt der Wert bei 4,4 t pro Einwohner und
Jahr.
Anschließend zeigt er einige Fotos der Auftaktveranstaltung
vom 27.06.2013, und der verschiedenen Workshops im Juli 2013. Die 4 Workshops
befassten sich mit 4 Themen-bereichen: 1. Energieeffizienz in Unternehmen, 2.
Energieeffizienz in Haushalten, 3.
Planen/Bauen/Sanieren, 4. Öffentlichkeitsarbeit. Aus den Workshops
heraus haben sich verschiedene Maßnahmen entwickelt.
Beim Workshop „Energieeffizienz in Unternehmen“ wurden
folgenden Maßnahmen für vorrangig erachtet:
- Effizienztreffen „Unternehmen im
Klimaschutz“
- Betriebliche Nahwärmenetze
- Eigenstromversorgung durch Erneuerbare
Energien
- Energetische Bestandsaufnahme zur
Effizienzsteigerung
- Ausweitung Energiedienstleistungen
Stadtwerke
- Vorhandene Netzwerke der Unternehmen
nutzen
- Information und Bewerbung bestehender
Beratungsangebote
Beim Workshop „Energiesparen in Haushalten“ wurden folgende
Maßnahmen als prioritär festgelegt:
- Kinder als Multiplikatoren (z. B.
Schulprojekte)
- Klimaschutz – Mund zu Mund
- Musterhaushalte
- Informations- und
Weiterbildungsangebote
- Schaffung von Sparanreizen
Beim Workshop „Sanieren im Bestand“ wurde folgenden
Maßnahmen Vorrang eingeräumt:
- Bildung eines Expertenteams
- Gründung von Bürgerbeteiligungsmodellen
zum Thema Energie/Klima
- Energetische Bestandsaufnahme von
Wohngebäuden
- Finanzielle Anreize (Förderung,
günstige Kredite)
- Vorbildfunktion Stadt
- Synergien-Beratung
Beim Workshop „Öffentlichkeitsarbeit“ wurde folgenden Maßnahmen
eine hohe Bedeutung zugemessen:
- Erweiterung der Homepage
- Zentrale Stelle zur Koordination und
Information
- Veranstaltungen und Aktionen
- Informationsveranstaltungen zu
Fördermitteln
- Tage der Sanierung Fortsetzung Sammlung
von guten Beispielprojekten
In Zusammenhang mit einem solchen Maßnahmenkatalog stellt
sich die Frage der Umsetzung und der vorhandenen personellen Ressourcen. Die
Umsetzung kann nur durch zusätzliches Personal erfolgen (entweder innerhalb der
Verwaltung oder durch zusätzlich zu schaffendes Personal). Es besteht von
Seiten der Klimaschutzinitiative die Möglichkeit, einen Klimaschutzmanager
einzustellen, entsprechende Förderungen sind möglich (60%ige Förderung über 3
Jahre).
Im weiteren Verlauf wird sich die Runde der Unternehmen, die
sich im Klimaschutz engagieren, weiter
in sog. Energieeffizientreffen zusammenfinden. Nächste Treffen sind für Dezember 2013 und Februar 2014 vorgesehen. In
diesen Treffen werden Themenfelder wie Blockheizkraftwerke, Druckluft,
Energiemanagement in Unternehmen und Optimierung der Kälteversorgung
diskutiert.
Das erste Treffen der „Klimaschutz-Engagierten“ in den
Themenfeldern Altbausanierung und Klimaschutz im Haushalt fand am 24.10.2013
statt. Daran haben sich Architekten, Vertreter qualifizierter
Handwerksbetriebe, Einzelhändler, Stadtwerke, Energieberater, Sparkasse etc.
beteiligt. Das nächste Treffen ist für den 21.11.2013 angesetzt.
Abschließend geht er auf die Klimafolgenanpassungen ein. In
einem Diagramm ist ersichtlich, dass die Temperaturen im Mittel stark gestiegen
sind. Auch die Niederschlagsmengen und ihre Verteilung übers Jahr haben sich
auffällig verändert. Hier müssen verschiedene Bereiche betrachtet werden:
- Extremwetterereignisse (Regen, Sturm
etc.)
- Änderungen der Jahreszeitenverläufe
- Klimaänderungen
- Wasserqualitäten/-mengen
Wesentlichen Einfluss hat das auf folgende Handlungsfelder :
- Stadt- und Regionalplanung
- Bauen und kommunale Liegenschaften
- Kommunale Infrastruktur und
Dienstleistungen
- Grünflächenentwicklung
- Land- und Forstwirtschaft
- Naturschutz und Tourismus
- Gesundheit
Vorsitzender Jansen bedankt sich für die umfangreiche
Information.
Mitglied Jessner ist enttäuscht vom Klimaschutzkonzept. Die
Ergebnisse erstrecken sich in weiten Bereichen auf Ausweitung von
Beratungsangeboten, Bewusstseinsbildung, Diskussionsrunden, Bildung von
Netzwerken. Er vermisst die konkrete Aussagen von Maßnahmen und eine
Beurteilung im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit (wie z. B. Austausch von
Heizungsanlagen, Sanierung von städtischen Gebäuden). In seinen Augen ist das
vorgestellte Klimaschutzkonzept lediglich eine Ansammlung von guten
Absichtserklärungen.
Herr Pölker erklärt, dass es nicht Zielsetzung des
Klimaschutzkonzeptes ist, gezielte Maßnahmen aufzuführen. Ein
Klimaschutzkonzept hat den Ansatzpunkt, tatsächlich die ganze Bandbreite des
städtischen Handelns zu untersuchen und eine strategische Ausrichtung zu
erzeugen. Er erklärt, dass die nunmehr gebildeten Netzwerke eine gewisse
Garantie darstellen, dass die Maßnahmen zur Umsetzung gelangen.
Erster Beigeordneter Dr. Wachs führt aus, dass die genauen
Umsetzungen von Maßnahmen nicht im Klimaschutzkonzept stehen. Ein solch
entsprechender Auftrag müsste von Seiten der Politik an die Verwaltung erteilt
werden. Die Aussage von Mitglied Jessner, dass man sich immer etwas vornimmt,
aber nachher nichts passiert, kann im Bereich Energieeinsparung sicherlich
nicht so stehen bleiben. In den letzten Jahren wurde erheblich an Energie
eingespart; die entsprechenden Energieberichte wurden im Ausschuss für
Stadtentwicklung jeweils vorgestellt.
Mitglied Kurt Reintjes fragt an, ob es eine gesetzliche
Vorschrift zur Erstellung des Klimaschutzkonzeptes gibt. Es stellt sich für ihn
die Frage, inwieweit es kommunale Aufgabe ist, Architekten und Firmen zu
informieren/beraten. Für die Betroffenen besteht die Möglichkeit, sich selbst
zu informieren. Bei einer solchen Zusatzleistung bedarf es an mehr Personal und
Kosten für die Stadt; dies ist vor dem Hintergrund der derzeitigen finanziellen
Situation der Stadt Emmerich eher fraglich.
Herr Pölker teilt mit, dass eine Gemeinde nicht dazu
verpflichtet ist, ein integriertes Klimaschutzkonzept zu erstellen. Dennoch
gibt es das Klimaschutzgesetz NRW in dem gesagt wird, dass die Gemeinden
zukünftig Potentiale identifizieren müssen und mit entsprechenden Maßnahmen in
die Umsetzung gehen sollen.
Ferner führt er aus, dass die Stadt sicherlich nicht dazu
verpflichtet ist, die Information an Dritte (Architekten, Unternehmen u. a.)
heranzutragen. Allerdings wenn man z. B. im Einsatz erneuerbarer Energien aktiv
wird hat man die Möglichkeit, eine regionale Wertschöpfung zu erzeugen. Werden
die Unternehmer unterstützt, sichert man ein Stück weit Arbeitsplätze
dahingehend, dass eine Bereitschaft gezeigt wird, dem Unternehmer unter die
Arme zu greifen.
Mitglied Matthias Reintjes erklärt, dass er das in heutiger
Sitzung verteilte integrierte Klimaschutzkonzept vor dem Hintergrund der
Haushaltslage nochmals in der Fraktion beraten will.
Erster Beigeordneter Dr. Wachs erklärt, dass es derzeit
nicht um die Frage von Personal geht und es sich lediglich um ein
Strategiepapier handelt. Die im Integrierten Klimaschutzkonzept vorgestellten
Maßnahmen sind Möglichkeiten. Ob eine Umsetzung erfolgt muss sich aus der
weiteren Bearbeitung ergeben.
Mitglied Beckschaefer fragt an, wie viel Fördermittel das
Land an die Kommune für die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes zur Verfügung
stellt.
Herr Pölker erklärt, dass es für die Umsetzung eine
teilweise Förderung gibt. Derzeit wird hierüber noch eine Diskussion geführt.
Auf Wortäußerung von Mitglied ten Brink teilt Herr Kemkes
mit, dass sich die Themen des Klimateilkonzeptes in der Bauleitplanung
wiederfinden werden und entsprechend angewendet werden sollen. Dieses
Teilkonzept ist ein separater Auftrag, der im Jahr 2014 abgearbeitet werden
soll. Die gebildeten Arbeitsgruppen werden weiterhin ihre Treffen haben, um
letztendlich konkrete Maßnahmen formulieren zu können, wie die Ziele durch
welche Maßnahmen erreicht werden können. Die Verwaltung möchte diese
Themenfelder erst abarbeiten, um zu sehen, wie weit man mit den Maßnahmen aus
dem Klimaschutzkonzept ist. Danach soll eine Bilanz gezogen werden, ob es
sinnvoll ist, einen Klimaschutzmanager einzustellen.
Mitglied Jessner stellt den Antrag, den Tagesordnungspunkt
ohne Empfehlung an den Haupt- und Finanzausschuss weiterzugeben, da noch
Beratungsbedarf in den Fraktionen besteht. Er hat nichts gegen das
Klimaschutzkonzept. Für ihn stellt sich jedoch die Frage, wie man daraus eine
gesamtgesellschaftliche Bewegung erstellen kann, die zielführend ist.
Erster Beigeordneter Dr. Wachs weist deutlich auf die
Fragestellung Bauleitplanung und Klimafolgeabschätzung hin. Herr Dr.-Ing. Hoppe
hat deutlich gesagt, dass die Gemeinde in der gesetzlichen Verpflichtung ist,
dies im Sinne der Bauleitplanung zukünftig zu beachten.