Sitzung: 19.11.2013 Ausschuss für Stadtentwicklung
Beschluss: zur Kenntnis genommen
Vorlage: 05 - 15 1094/2013
Kenntnisnahme
Der Ausschuss für
Stadtentwicklung nimmt den Vortrag des Herrn Dr.-Ing. Hoppe zur Kenntnis.
Herr Kemkes erläutert kurz die Vorlage. Die Technischen
Werke hatten im Rahmen ihres Generalentwässerungsplanes eine hydrologische
Aufnahme ihres Kanalnetzes erstellen lassen. Daraufhin erfolgten gemeinsam
weitere Beauftragungen in Abstimmung mit den Technischen Werken, um im Hinblick
auf zu erwartenden Klimafolgeschäden solche Konsequenzen bei zukünftigen
Bauleitplanverfahren besser berücksichtigen zu können. Das Ergebnis wird von
Herrn Dr.-Ing. Hoppe vorgestellt.
Herr Dr.-Ing. Hoppe erläutert eingehend anhand einer
Power-Point-Präsentation die letzten Ergebnisse des letzten Jahres.
Das Thema
„Überflutungsvorsorge“ war der Kernaspekt. Bei extremen Regenfällen schafft es
die Kanalentwässerung alleine nicht und es kommt immer wieder zu Überflutungen
in verschiedenen Bereichen. Hier stellte sich dann die Frage, wie man damit
umgeht, die auch NRW-weit diskutiert wird. Von seinem Institut wurde eine
Analyse bezüglich der Extrem-Regenfälle für das Land NRW erstellt. Eine
Beurteilung erfolgt immer nach den Kriterien der Regenhäufigkeit und
-dauer. Radardaten ergaben bereits 40
extreme Regenereignisse, welche analysiert wurden. Sicherlich ist im
Vordergrund die Stadtentwässerung mit ihren Regelwerken zuständig, aber auch
weitere Einrichtungen sind gefragt, wie Stadtentwicklung, Verkehrsplanung,
Straßenbau. Es gibt demnach viele Beteiligte, die zusammenarbeiten müssen.
Mögliche Maßnahmen können z. B. der Ausbau des Kanalnetzes, Ableitung auf
Oberflächen, Objektschutzmaßnahmen (auch seitens der Bürger) sein; einige
Beispiele werden anhand von Bildern in der Power-Point-Präsentation
verdeutlicht.
Es stellt sich akut die Frage, wie die Situation in den
bislang häufig betroffenen Bereichen verbessert werden kann. Weiterhin wurde
mit der Stadtplanung ermittelt, welche Bereiche noch potentiell gefährdet sein
könnten und welche Bereiche über ein Anpassungs- oder Rückhaltepotential
verfügen, um Wasser tatsächlich gefahrlos ableiten zu können. Weiterhin stellt
sich die Frage, wie alle Informationen
in der Bauleitplanung
(Flächennutzungsplan, Bebauungsplan, Landschaftsplan etc.) ressortübergreifend
besser genutzt werden können.
Für Emmerich wurde eine Grobanalyse durchgeführt; aus den
vorgelegten Karten sind die Überflutungsschwerpunkte ersichtlich und die möglichen
Anpassungspotentiale sind dargestellt. Nach der Identifizierung der
Schwerpunktgebiete erfolgen projektbezogene Detailanalysen. Die Bereiche werden
nacheinander betrachtet und daraus resultierte eine stadtgebietsweite Karte.
Für Emmerich stellt der Plan fest, dass die Topographie
Emmerichs zu keinen spektakulären Problemlagen führt; es gibt Bereiche, die
wenig erhöht liegen (wie Elten) und Bereiche, die vertieft liegen, wo das
Wasser dann hinlaufen kann (wenn dieser Bereich zugänglich ist). Im nächsten
Schritt wurde eine Oberflächenabflussermittlung erstellt, woraus ersichtlich
ist, wo das Wasser bei Starkregen ohne Kanalnetz hinfließt. Ein weiterer Aspekt
galt der genauen Beobachtung, wo das Kanalnetz bei extremen Regenfällen das
Wasser hinführt. Das Überschußwasser, welches die Kapazität des Kanalnetzes
überfordert, quillt bei extremen Regenfällen aus der Kanalisation und verteilt
sich auf dem Gelände. Alle Ergebnisse wurden in verschiedenen Karten
dargestellt. Unterschiedliche Bereiche wurden einer detaillierteren Betrachtung
unterzogen (wie z. B. Bredenbachstraße, Unterführung van-Gülpen-Straße und
Elten). Ein möglicher weiterer Schritt könnte sein, eine Art Modell für den
jeweiligen Bereich anzufertigen, welches in einer Dreiecksberechnung die Häuser,
Straßen, Bordsteine u.a. abbildet und danach das Kanalnetz virtuell einfügt, um
dann entsprechende Nivellements der sich einstellenden Wasserspiegellagen
vornehmen zu können. Im Ergebnis könnte ersichtlich werden, wie das Wasser auf
der Oberfläche abfließt, evtl. sogar wo es entlang fließt. In diesem Fall
reicht natürlich eine Maßnahme im Straßenraum nicht aus, sondern es muss eine
Lösung gefunden werden, dass das Wasser schadlos in eine Freifläche abgeleitet
werden kann.
Danach stellt Herr Dr. Hoppe eine Detailanalyse am Beispiel
der Europastraße dar.
Für die jeweiligen Gebiete wurde im Rahmen des Projektes das
abgebildet, was von Seiten der Technischen Werke im Kanal vorgesehen ist (wie
z. B. Anpassung der Steuerung, Erstellung von Netzverknüpfungen, Abdichtung von
Kanaldeckeln etc.). Eine Anpassung der Oberfläche beim Straßenneubau in der
Europastraße ist erfolgt.
Eine Karte kann für Anwohner z.B. Aussagen liefern, welche
Bereiche aufgrund der Topographie als erstes mit dem Wasser in Berührung kommen.
Fakt ist jedoch auch, dass im Fall von Starkregenereignissen technische
Maßnahmen häufig versagen. Die Verantwortung liegt dann bei jedem Einzelnen,
inwieweit er Risikovorsorge betreibt.
Das von Dr. Hoppe vorgestellte Projekt soll nicht nur der
Überflutungsvorsorge dienen, sondern ist gleichermaßen für die
unterschiedlichsten Aufgabenbereiche einer öffentlichen Verwaltung interessant
(wie z. B. Liegenschaften, Verkehrsbetriebe, Stadtplanung, Kundenservice =
Information an Dritte).
Im Baugesetzbuch ist das Thema „Klimaanpassung“ als
Abwägungsbelang aufgenommen. Starkregenereignisse sind eine Folge des
Klimawandels.
Zusammengefasst führt er aus, dass eine stadtgebietsweite
Analyse, Datenermittlung und Erstellung einer Grundlagenkarte erfolgte, mit
denen die Stadt Emmerich am Rhein arbeiten kann. Aus Sicht des Büros Dr. Pecher
ist eine ressourcenübergreifende Maßnahmenplanung zum Thema
Überflutungsvorsorge und Klimaanpassung möglich.
Vorsitzender Jansen bedankt sich für die umfangreiche
Präsentation.
Mitglied Tepaß geht auf die Information ein, dass in den
Straßen die Straßenabläufe mit Gefälle hergestellt werden müssen. Für ihn
stellt sich die Frage, wer für die Kosten aufkommt. Ferner führt er aus, dass
seinerzeit der Bau von Regenüberlaufbecken geplant war, was allerdings nicht
passierte, da davon ausgegangen wurde, dass das bestehende Kanalnetz das
Aufkommen schafft und man bei Starkregen nichts machen könnte. Er fragt Herrn
Dr.-Ing. Hoppe, ob er Regenüberlaufbecken für sinnvoll erachtet.
Herr Dr.-Ing. Hoppe erklärt, dass die Herstellung eines
Gefälles im Straßenbestand nicht vorgeschlagen wird. Wenn allerdings eine
Kanal- oder Straßenbaumaßnahme ansteht wäre zu überlegen, ein entsprechendes
Gefälle in die Straße einzubringen. Aus der Struktur des Kanalnetzes ergibt
sich nicht immer eine sinnvolle Maßnahme, wie z. B. am Nollenburger Weg.
Hinsichtlich der Finanzierung kann derzeit noch keine Aussage getätigt werden.
Derzeit ist man beim Land NRW auf der Suche nach einer Hilfestellung für die
Kommunen.
Gesetzlich ist geregelt, dass die Stadtentwässerung nach
Regelwerk das Kanalnetz ausnutzt. Alles was darüber hinaus gehen sollte, bedarf
eines politischen Beschlusses.
Die Technischen Werke Emmerich werden das tun, was in ihrem
Auftrag liegt, sich um die Regenereignisse, wie sie all 20 Jahre vorkommen, zu
kümmern. Viel effizienter ist es natürlich, wenn andere Bereiche mitwirken
(Bürger, Stadtplanung).
Nach Durchsicht des Generalentwässerungsplanes ist
anzumerken, dass das bestehende Kanalnetz
mit den im Generalentwässerungsplan stehenden Maßnahmen den anerkannten
Regeln der Technik entspricht. Für Emmerich zieht er das Fazit, dass das
Emmericher Kanalnetz schon sehr viel Regenaufkommen schafft, ohne eine genaue
Aussage über zusätzliche Regenüberlaufbecken zu machen.
Auf Anfrage von Mitglied Schagen hinsichtlich der
Möglichkeiten für die Europastraße teilt Herr Dr.-Ing. Hoppe mit, dass bereits
Maßnahmen an der Oberfläche erfolgt sind. Ferner gibt es weitere Überlegungen
das Wasser nicht am tiefsten Punkt austreten zu lassen, sondern das Wasser
zukünftig bei der möglichen weiteren Gebietsentwicklung anders abzuleiten.
Auf Nachfrage von Mitglied ten Brink antwortet Herr Dr.-Ing.
Hoppe, dass es die Flächenverfügbarkeit beim Nollenburger Weg (Bereich bis zum
Parkplatz) nicht zulässt, einfach Wasser
abzuleiten, da sich diese Flächen nicht im städtischen Besitz befinden. Zur
Entlastung wurde seitens der TWE der Zufluss vom Kasernengelände – so weit
möglich – zurückgenommen. Weiterhin wird die Leistungsfähigkeit der vorhandenen
Rigole begutachtet, um evtl. noch eine Verbesserung zu erreichen. Durch die
begleitenden Maßnahmen der TWE und einem Objektschutz an einem Gebäude wird die
Situation verbessert werden.
Wenn die Stadt Emmerich am Rhein das Kanalnetz so hätte
ausbauen wollen, um das gesamte Wasservolumen aufzufangen, hätte dies zu Kosten
in Höhe von ca. 1 Mio. € und mehr
geführt.
Für Mitglied Bartels stellt sich die Situation so dar, dass
man zwar gut gerüstet ist, aber vor extremen Starkregenfällen immer noch nicht
geschützt ist. Herr Dr.-Ing. Hoppe erklärt, dass es immer noch Maßnahmen gibt,
mit denen man die Situation – auch an der Europastraße - weiter verbessern
kann. Sobald keine Vorflut da ist, muss das Wasser auf andere Weise wegtransportiert
werden, was an der Europastraße möglich ist. Es gibt keine Maßnahme, die an der
Stelle im Kanalnetz umsetzbar ist. Würde man über öffentliche Flächen verfügen,
hätte man andere Möglichkeiten.
Vorsitzender Jansen bedankt sich für den umfassenden Vortrag.
Sollte weiterhin Interesse von Bürgern bestehen können sich diese mit
technischen Fragen an Herrn Krebbing von den Technischen Werken wenden.