Beschluss: zur Kenntnis genommen

Kenntnisnahme

 

Der Ausschuss für Stadtentwicklung nimmt den Vortrag des Herrn Dr.-Ing. Hoppe zur Kenntnis.

 


Herr Kemkes erläutert kurz die Vorlage. Die Technischen Werke hatten im Rahmen ihres Generalentwässerungsplanes eine hydrologische Aufnahme ihres Kanalnetzes erstellen lassen. Daraufhin erfolgten gemeinsam weitere Beauftragungen in Abstimmung mit den Technischen Werken, um im Hinblick auf zu erwartenden Klimafolgeschäden solche Konsequenzen bei zukünftigen Bauleitplanverfahren besser berücksichtigen zu können. Das Ergebnis wird von Herrn Dr.-Ing. Hoppe vorgestellt.

 

Herr Dr.-Ing. Hoppe erläutert eingehend anhand einer Power-Point-Präsentation die letzten Ergebnisse des letzten Jahres.

 

Das  Thema „Überflutungsvorsorge“ war der Kernaspekt. Bei extremen Regenfällen schafft es die Kanalentwässerung alleine nicht und es kommt immer wieder zu Überflutungen in verschiedenen Bereichen. Hier stellte sich dann die Frage, wie man damit umgeht, die auch NRW-weit diskutiert wird. Von seinem Institut wurde eine Analyse bezüglich der Extrem-Regenfälle für das Land NRW erstellt. Eine Beurteilung erfolgt immer nach den Kriterien der Regenhäufigkeit und -dauer.  Radardaten ergaben bereits 40 extreme Regenereignisse, welche analysiert wurden. Sicherlich ist im Vordergrund die Stadtentwässerung mit ihren Regelwerken zuständig, aber auch weitere Einrichtungen sind gefragt, wie Stadtentwicklung, Verkehrsplanung, Straßenbau. Es gibt demnach viele Beteiligte, die zusammenarbeiten müssen. Mögliche Maßnahmen können z. B. der Ausbau des Kanalnetzes, Ableitung auf Oberflächen, Objektschutzmaßnahmen (auch seitens der Bürger) sein; einige Beispiele werden anhand von Bildern in der Power-Point-Präsentation verdeutlicht.

Es stellt sich akut die Frage, wie die Situation in den bislang häufig betroffenen Bereichen verbessert werden kann. Weiterhin wurde mit der Stadtplanung ermittelt, welche Bereiche noch potentiell gefährdet sein könnten und welche Bereiche über ein Anpassungs- oder Rückhaltepotential verfügen, um Wasser tatsächlich gefahrlos ableiten zu können. Weiterhin stellt sich die Frage,  wie alle Informationen in der  Bauleitplanung (Flächennutzungsplan, Bebauungsplan, Landschaftsplan etc.) ressortübergreifend besser genutzt werden können.

Für Emmerich wurde eine Grobanalyse durchgeführt; aus den vorgelegten Karten sind die Überflutungsschwerpunkte ersichtlich und die möglichen Anpassungspotentiale sind dargestellt. Nach der Identifizierung der Schwerpunktgebiete erfolgen projektbezogene Detailanalysen. Die Bereiche werden nacheinander betrachtet und daraus resultierte eine stadtgebietsweite Karte.

Für Emmerich stellt der Plan fest, dass die Topographie Emmerichs zu keinen spektakulären Problemlagen führt; es gibt Bereiche, die wenig erhöht liegen (wie Elten) und Bereiche, die vertieft liegen, wo das Wasser dann hinlaufen kann (wenn dieser Bereich zugänglich ist). Im nächsten Schritt wurde eine Oberflächenabflussermittlung erstellt, woraus ersichtlich ist, wo das Wasser bei Starkregen ohne Kanalnetz hinfließt. Ein weiterer Aspekt galt der genauen Beobachtung, wo das Kanalnetz bei extremen Regenfällen das Wasser hinführt. Das Überschußwasser, welches die Kapazität des Kanalnetzes überfordert, quillt bei extremen Regenfällen aus der Kanalisation und verteilt sich auf dem Gelände. Alle Ergebnisse wurden in verschiedenen Karten dargestellt. Unterschiedliche Bereiche wurden einer detaillierteren Betrachtung unterzogen (wie z. B. Bredenbachstraße, Unterführung van-Gülpen-Straße und Elten). Ein möglicher weiterer Schritt könnte sein, eine Art Modell für den jeweiligen Bereich anzufertigen, welches in einer Dreiecksberechnung die Häuser, Straßen, Bordsteine u.a. abbildet und danach das Kanalnetz virtuell einfügt, um dann entsprechende Nivellements der sich einstellenden Wasserspiegellagen vornehmen zu können. Im Ergebnis könnte ersichtlich werden, wie das Wasser auf der Oberfläche abfließt, evtl. sogar wo es entlang fließt. In diesem Fall reicht natürlich eine Maßnahme im Straßenraum nicht aus, sondern es muss eine Lösung gefunden werden, dass das Wasser schadlos in eine Freifläche abgeleitet werden kann.

Danach stellt Herr Dr. Hoppe eine Detailanalyse am Beispiel der Europastraße dar.

Für die jeweiligen Gebiete wurde im Rahmen des Projektes das abgebildet, was von Seiten der Technischen Werke im Kanal vorgesehen ist (wie z. B. Anpassung der Steuerung, Erstellung von Netzverknüpfungen, Abdichtung von Kanaldeckeln etc.). Eine Anpassung der Oberfläche beim Straßenneubau in der Europastraße ist erfolgt.

Eine Karte kann für Anwohner z.B. Aussagen liefern, welche Bereiche aufgrund der Topographie als erstes mit dem Wasser in Berührung kommen. Fakt ist jedoch auch, dass im Fall von Starkregenereignissen technische Maßnahmen häufig versagen. Die Verantwortung liegt dann bei jedem Einzelnen, inwieweit er Risikovorsorge betreibt.

Das von Dr. Hoppe vorgestellte Projekt soll nicht nur der Überflutungsvorsorge dienen, sondern ist gleichermaßen für die unterschiedlichsten Aufgabenbereiche einer öffentlichen Verwaltung interessant (wie z. B. Liegenschaften, Verkehrsbetriebe, Stadtplanung, Kundenservice = Information an Dritte).

Im Baugesetzbuch ist das Thema „Klimaanpassung“ als Abwägungsbelang aufgenommen. Starkregenereignisse sind eine Folge des Klimawandels.

 

Zusammengefasst führt er aus, dass eine stadtgebietsweite Analyse, Datenermittlung und Erstellung einer Grundlagenkarte erfolgte, mit denen die Stadt Emmerich am Rhein arbeiten kann. Aus Sicht des Büros Dr. Pecher ist eine ressourcenübergreifende Maßnahmenplanung zum Thema Überflutungsvorsorge und Klimaanpassung möglich.

 

Vorsitzender Jansen bedankt sich für die umfangreiche Präsentation.

 

Mitglied Tepaß geht auf die Information ein, dass in den Straßen die Straßenabläufe mit Gefälle hergestellt werden müssen. Für ihn stellt sich die Frage, wer für die Kosten aufkommt. Ferner führt er aus, dass seinerzeit der Bau von Regenüberlaufbecken geplant war, was allerdings nicht passierte, da davon ausgegangen wurde, dass das bestehende Kanalnetz das Aufkommen schafft und man bei Starkregen nichts machen könnte. Er fragt Herrn Dr.-Ing. Hoppe, ob er Regenüberlaufbecken für sinnvoll erachtet.

 

Herr Dr.-Ing. Hoppe erklärt, dass die Herstellung eines Gefälles im Straßenbestand nicht vorgeschlagen wird. Wenn allerdings eine Kanal- oder Straßenbaumaßnahme ansteht wäre zu überlegen, ein entsprechendes Gefälle in die Straße einzubringen. Aus der Struktur des Kanalnetzes ergibt sich nicht immer eine sinnvolle Maßnahme, wie z. B. am Nollenburger Weg. Hinsichtlich der Finanzierung kann derzeit noch keine Aussage getätigt werden. Derzeit ist man beim Land NRW auf der Suche nach einer Hilfestellung für die Kommunen.

Gesetzlich ist geregelt, dass die Stadtentwässerung nach Regelwerk das Kanalnetz ausnutzt. Alles was darüber hinaus gehen sollte, bedarf eines politischen Beschlusses.

Die Technischen Werke Emmerich werden das tun, was in ihrem Auftrag liegt, sich um die Regenereignisse, wie sie all 20 Jahre vorkommen, zu kümmern. Viel effizienter ist es natürlich, wenn andere Bereiche mitwirken (Bürger, Stadtplanung).

Nach Durchsicht des Generalentwässerungsplanes ist anzumerken, dass das bestehende Kanalnetz  mit den im Generalentwässerungsplan stehenden Maßnahmen den anerkannten Regeln der Technik entspricht. Für Emmerich zieht er das Fazit, dass das Emmericher Kanalnetz schon sehr viel Regenaufkommen schafft, ohne eine genaue Aussage über zusätzliche Regenüberlaufbecken zu machen.

 

Auf Anfrage von Mitglied Schagen hinsichtlich der Möglichkeiten für die Europastraße teilt Herr Dr.-Ing. Hoppe mit, dass bereits Maßnahmen an der Oberfläche erfolgt sind. Ferner gibt es weitere Überlegungen das Wasser nicht am tiefsten Punkt austreten zu lassen, sondern das Wasser zukünftig bei der möglichen weiteren Gebietsentwicklung anders abzuleiten.

 

Auf Nachfrage von Mitglied ten Brink antwortet Herr Dr.-Ing. Hoppe, dass es die Flächenverfügbarkeit beim Nollenburger Weg (Bereich bis zum Parkplatz) nicht zulässt,  einfach Wasser abzuleiten, da sich diese Flächen nicht im städtischen Besitz befinden. Zur Entlastung wurde seitens der TWE der Zufluss vom Kasernengelände – so weit möglich – zurückgenommen. Weiterhin wird die Leistungsfähigkeit der vorhandenen Rigole begutachtet, um evtl. noch eine Verbesserung zu erreichen. Durch die begleitenden Maßnahmen der TWE und einem Objektschutz an einem Gebäude wird die Situation verbessert werden.

Wenn die Stadt Emmerich am Rhein das Kanalnetz so hätte ausbauen wollen, um das gesamte Wasservolumen aufzufangen, hätte dies zu Kosten in Höhe von ca. 1 Mio. €  und mehr geführt.

 

Für Mitglied Bartels stellt sich die Situation so dar, dass man zwar gut gerüstet ist, aber vor extremen Starkregenfällen immer noch nicht geschützt ist. Herr Dr.-Ing. Hoppe erklärt, dass es immer noch Maßnahmen gibt, mit denen man die Situation – auch an der Europastraße - weiter verbessern kann. Sobald keine Vorflut da ist, muss das Wasser auf andere Weise wegtransportiert werden, was an der Europastraße möglich ist. Es gibt keine Maßnahme, die an der Stelle im Kanalnetz umsetzbar ist. Würde man über öffentliche Flächen verfügen, hätte man andere Möglichkeiten.

 

Vorsitzender Jansen bedankt sich für den umfassenden Vortrag. Sollte weiterhin Interesse von Bürgern bestehen können sich diese mit technischen Fragen an Herrn Krebbing von den Technischen Werken wenden.