Sitzung: 17.09.2015 Schulausschuss
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 14, Nein: 1, Enthaltungen: 0
Vorlage: 04 - 16 0460/2015
Der Schulausschuss beauftragt die Verwaltung gemeinsam mit einem
externen Partner die „Phase 0“ für die
weitere Schulraumplanung der Gesamtschule Emmerich am Rhein durchzuführen.
Ausgeschlossen dabei ist ein Schultausch mit dem Gymnasium und ausgeschlossen
ist dabei auch ein entsprechender Neubau.
Einleitend erinnert Bürgermeister Diks daran, dass als Ergebnis der
letzten Sitzung des Schulausschusses die Verwaltung beauftragt wurde, einen
Entscheidungsprozess unter Einbindung aller Akteure aus Politik, Verwaltung,
Schule, Eltern und Stadtplanern auf den Weg bringen, mit dem Ziel, eine ansprechende pädagogische und
nachhaltige Architektur und
städtebaulich verträgliche Lösung zu finden, die auch die pädagogischen
Konzepte der jeweiligen Schulform einbindet.
Die Verwaltung habe nach Architektur/Planungsbüros gesucht, die in
diesem Bereich Erfahrung haben und auch das Themenfeld der Montag-Stiftung
berücksichtigen. Hierbei sei man auf das Büro Hausmann Architekten GmbH aus
Aachen aufmerksam geworden. Das Architekturbüro habe jahrelange Erfahrungen
durch Projektierung diverser Schulen und den dazugehörigen erforderlichen
Planungsprozessen. Die Fa. Hausmann Architekten biete einen der eigentlichen
Projektierung vorgeschalteten Beteiligungsprozess / Planungsprozess bei der
Entwicklung von Schulstandorten mit Beteiligten Elternvertretern, Lehrern,
Schulleitungen sowie Verwaltung und Politik an, mit dem Ziel einer
strategischen und programmatischen Konzeption – der sogenannten Phase 0 – für
den Entscheidungsprozess.
Die Verwaltung schlägt vor, so wie im Vortrag des Büro Hausmann
Architekten erläutert , im Entscheidungsprozess weiter vorzugehen.
Herr Prof. Dipl.Ing. Hausmann stellt sich und die Arbeit seines
Architekturbüros kurz vor. Das Büro
sei seit ca. 10 Jahren auf Schulbau
spezialisiert und seit 8 Jahren darauf spezialisiert, Kommunen bei der
Entwicklung von Schulstandorten zu beraten. Es seien mehrere Schulprojekte als
Neubau wie auch im Bestand realisiert worden. Ein Beispiel sei der Umbau
der Haupt- und Realschule in Rhede. Auch
dort sei der eigentlichen Projektierung die Begleitung durch das Büro Hausmann
Architekten in Form der Auseinandersetzung im Rahmen der sogenannten Phase 0
dem Entscheidungsprozess vorgeschaltet gewesen.
In Emmerich seien in der Vergangenheit bereits einige Vorarbeiten im
Entscheidungsprozess geleistet worden. Die weitere Aufgabe des Architekturbüros
würde daraus bestehen, die Struktur der Schule festzulegen und damit auch
überprüfen zu können, wie die Standortfrage zu beantworten sei.
Dipl.-Ing. Architektin Frau Verspay erläutert anhand einer PowerPoint
Präsentation Beispiele anderer Schulneubauten und Umbauten, die durch das Büro
Hausmann Architekten realisiert wurden. Das
Büro könne somit Rückschlüsse aus Bauplanung und Umsetzung von Schulproketen in
die Vorstufe einer Planung hereintragen. Sie umreißt den Ablauf in
Schulen, der in die Planung mit
einbezogen werde und gibt einen kurzen Einblick in das vom Architekturbüro
durchgeführte Forschungsprojekt „Das offene Klassenzimmer“, welches gute
Erkenntnisse für die Kommunikationsprozesse bei Planung und Projektierung einer
Schule gebracht habe.
Phase 0 sei eine Phase, die der eigentlichen Architektenplanung (den
klassischen Leistungsphasen 1 – 9) vorgeschaltet sei und bedeute, dass die
Planungsaufgabe genau formuliert sowie
überlegt werde, was planerisch umgesetzt werden soll. Unterteilt werde die
Phase 0 zum einen in die strategische Konzeption, die Punkte beinhalte, die in
Emmerich mit dem Gutachten der Firma Komplan zum Teil schon erarbeitet wurden.
Hierzu gehöre die Beobachtung der Schülerzahlen, das städtebauliche Konzept,
Feststellung der Potentiale und Chancen verschiedener Standorte, der
Standortvergleich. Darauf aufbauend entwickele man langfristige Szenarien. Zum
anderen beinhalte die Phase 0 die programmatische Konzeption, die eher das
pädagogische Konzept der Schule im Blick habe.
Ein Nutzungskonzept mit resultierendem Raumprogramm werde erstellt, das
eine feste Planungsgrundlage für die anschließenden Leistungsphasen sein
könnte. Ein fester Rahmen der Arbeitsweise sei die Einbindung aller
Beteiligten, vor allem der Nutzer aber auch der Verwaltung und Politik von
Anfang an. Das Ganze durch Verfahrensbetreuung und Moderation durch das Büro
Hausmann.
Frau Verspay stellt den möglichen zeitlichen und inhaltlichen Ablauf der
Phase 0 dar.
Phase 1: Eine umfassende Bestandsaufnahme (Gebäudebestand, bauliche Situation
vor Ort auf struktureller Ebene) als wichtiger Bestandteil, um etwas entwickeln
zu können, was auf baulichen
Gegebenheiten einerseits und pädagogisch gewolltem andererseits zugeschnitten
ist, sind 2 Tage vor Ort vorgesehen. Die Schule soll im Betrieb erlebt und ein
Gefühl für das Funktionieren dieser Schule bekommen werden.
Phase 2a + 2b: Im Rahmen von Workshops werden einzelne
Themenbereiche erarbeitet mit Blick auf die inneren Abläufe der Schule auf
Grundlage dessen, was an den Gebäuden bereits untersucht wurde. Dies in 2
Schritten, damit zu jeder neuen Zusammenkunft eine Rückmeldung gegeben und der
Arbeitsstand dargestellt werden kann. So sei es möglich, für ein passendes
Ergebnis nochmal Anpassungen vorzunehmen.
Phase 3: Entwicklung von städtebaulichen
und architektonischen Lösungsansätzen.
Phase 4: Ergebnispräsentation in Form
eines Gutachtens.
Frau Verspay stellt Beispiele von Machbarkeitsstudien für andere
Schulen, erstellt durch das Büro Hausmann Architekten vor, bei denen es darum
ging, Bestandsgebäude und
organisatorische Strukturen für die Neugründung einer Schule, die in räumlicher
Abhängigkeit zu einer anderen Schule steht, zu untersuchen. Ziel sei auch hier zeitgewesen, zeitgemäßes Lernen zu
ermöglichen, gute Kommunikation aller Beteiligten der Schule und auch Inklusion
umzusetzen. Das Ganze in den Bestand
integriert.
In Rhede sei die Ausgangssituation gewesen, eine auslaufende Hauptschule
und eine Realschule zu einer Gesamtschule zusammenzufassen. Zentrale
Fragestellung sei gewesen, dieser Schule ein neues Gesicht zu geben und
eine gemeinsame Mitte zu schaffen.
Anhand der Präsentation erläutert sie das für diese Schule entwickelte
Konzept.
Zentrale Fragestellungen, seien auch in Workshops erarbeitet und nach Lösungen gesucht worden, die einerseits wirtschaftlich sind,
andererseits auch den verschiedenen Interessen gerecht werden können. Auch in Emmerich werde es in den nächsten
Schritten darum gehen, mit Schule und
Beteiligten aus Verwaltung und Politik ein Konzept und eine
Zielvorstellung zu erarbeiten.
Es sei im Prozess wichtig, nicht in Raumgrößen sondern erst eher in
Abläufen zu überlegen, um eine flexible, robuste Struktur auch für die Zukunft
zu erarbeiten. Die Raumgrößen festzulegen, um die Abläufe und Szenarien zu
ermöglichen, sei später Aufgabe des Architekturbüros.
Der Ausschuss hat Gelegenheit Fragen zu stellen.
Mitglied Ulrich erklärt, er habe sich über das Beispiel der gen. Schule
in Rhede intensiv informiert. Aufgrund dieser Informationen und der heutigen
Erläuterungen der programmatischen und strategischen Konzeption durch die Fa.
Hausmann Architekten begrüßt er die vorgestellte Vorgehensweise und plädiert im
Namen der CDU-Fraktion dafür, die genannte Phase 0 umzusetzen. Allerdings mit
folgenden Beschränkungen durch den Schulausschuss, die er zur Diskussion
stellt. Einen entsprechenden Antrag werde er anschließend formulieren.
- Ein Neubau soll ausgeschlossen werden.
- Ein Umzug des Gymnasiums soll ausgeschlossen werden.
- Es ist zu überlegen, wie die Ziele, die definiert werden sollen, im
Bestand erreicht werden
können.
- Das bereits von der Schule entwickelte Konzept für eine neue Schule im
Bestand soll
Grundlage sein für die weiteren
Planungen.
- Im Verlauf der vorgestellten Konzeption sollen bereits nach Phase 1
oder 2 dem Schul-
ausschuss Ergebnisse bzw.
Zielsetzungen vorgestellt werden, um anschließend über
weitere Planungen beraten zu
können.
Mitglied Ulrich spricht sich für die CDU-Fraktion gegen einen
Schulneubau sowie auch gegen einen Umzug des Gymnasiums aus. Für alle im
Bestand zu realisierenden Möglichkeiten sei die CDU Fraktion unter
Berücksichtigung auch der finanziellen Aspekte offen. Dies solle in den
geplanten Workshops im Rahmen der Phase 0 erarbeitet werden.
Im Hinblick auf die finanziellen Auswirkungen auf den städtischen
Haushalt und um Ergebnisse bereits in die Haushaltsplanungen 2016 mit
einfließen zu lassen, regt Mitglied Ulrich an, den zeitlichen Ablauf der Phase
0 von 6 auf ca. 3 Monate zu komprimieren.
Darüber hinaus stellt Mitglied Ulrich zur Diskussion, ob es Sinn mache,
in die Workshops von Anfang an auch die Politik einzubinden, es nicht
sinnvoller sei, die Planungsebene von der Entscheidungsebene zu trennen. Der
Schulausschuss könne sich auch erst nach Phase 1 oder 2 einschalten, um weitere
Überlegungen anzustellen.
Unter Hinweis darauf, dass bereits ein pädagogisches Konzept erarbeitet
wurde und auch ein Gutachten der Firma Komplan bereits vorliege, bittet der Vorsitzende Herrn Hausmann nochmal
um kurze Erläuterung des für die Phase 0 vorgesehenen Zeitfensters sowie zum
Ablauf der Workshops.
Herr Hausmann erklärt, dass bei der zeitlichen Abfolge zwar noch wenige
Möglichkeiten der Kompensierung bestehen, allerdings gewisse Abläufe
unverzichtbar seien. Auch solle zwischen den Workshops 1 + 2 etwas Zeit liegen.
Auch erfolge eine Begehung der Gebäude, um festzustellen, was sich tatsächlich
realisieren lässt.
Ein komplettes Ergebnis wie dargestellt, sei bis Jahresende nicht zu
erreichen. Auch die Vertreter der Politik in den Workshops in Prozesse zu
integrieren, sei wichtig. In einem Zwischenschritt erste Ergebnisse dem
Ausschuss als weitere Diskussionsgrundlage darzustellen, halte er nach dem 1.
Workshop für sinnvoll. Die Workshops
würden je an einem Nachmittag für ca. 5-6 Std. durchgeführt werden.
Mitglied Braun bedankt sich bei der Verwaltung für die bisherige
Arbeit für die aussagekräftige
Präsentation durch das Büro Hausmann.
Die SPD-Fraktion sei stets dagegen gewesen, im Wesentlichen den
finanziellen Aspekt zu betrachten. Es sei jetzt erkennbar, dass auch
pädagogischen Aspekten eine deutliche Rolle bei den Planungen zukomme. Sehr zu
begrüßen sei, dass jetzt ein Entscheidungsprozess stattfinde, der transparent
sei und alle Beteiligten der verschiedenen Schulformen, Politik und Verwaltung
mit einbeziehe. Auch die Tatsache, dass die Öffentlichkeit die Entwicklung
verfolgen könne, sei positiv. Diese Vorgehensweise könne die SPD unterstützen.
Auf die Frage, ob in den Überlegungen auch bedacht wurde, dass die
Gesamtschule an nur einen Standort kommen könnte, antwortet Herr Hausmann, er
bedenke immer, dass wirtschaftliche und pädagogische Aspekte gesehen werden
sollen. Ob ein oder mehrere Standorte besser realisierbar, sei später das
Resultat aus den gemeinsamen Überlegungen.
Es wird kurz darüber diskutiert, ob es Sinn macht, später als mit Phase
1 – Bestandsaufnahme - im zeitlichen
Ablauf der einzelnen Schritte in „Phase 0“ zu beginnen, da bereits ein von der
Schule entwickeltes Konzept als Grundlage für weiteren Planungen vorhanden ist.
Weiterhin wird überlegt, nach welcher Phase im zeitlichen Ablauf es Sinn
macht, dem Schulausschuss erste Ergebnisse zu präsentieren um erneut zu
beraten.
Herr Hausmann erklärt, dass die Ergebnisse der hier durchgeführten
Vorarbeit und die hier bereits entwickelten Konzepte natürlich in die weitere
Betrachtung mit einbezogen werden. Allerdings würden wichtige zu klärende
Punkte übergangen werden, falls erst mit Phase 2b oder 3 die Arbeit des
Architekturbüros beginne. Um aufzeigen zu können, wie die Ressourcen der
einzelnen Gebäudetypen bestmöglich genutzt werden können, brauche das Büro
Hausmann Antworten darauf, wie in der Schule gearbeitet werde und das
gemeinsame Entwickeln. Die hier bereits im Vorfeld entwickelten Konzepte seien für eine auch räumliche Umsetzung noch
nicht ausreichend.
Mitglied McKay merkt an, dass noch keine Klarheit über die evtl. Verwendung
des Gebäudes Gymnasium bestehe.
Mitglied Reintjes regt an, dem Vorschlag von Mitglied Ulrich zu folgen
und nach Phase1 - Bestandsaufnahme – erneut im Schulausschuss zu beraten, um
anschließend zu entschieden, in welcher Variante weiter pädagogisch geplant
werden solle.
Mitglied Bartels schließt sich dem Vorschlag von Mitglied Ulrich an,
wünscht jedoch in Hinblick auf die die Haushaltsplanungen 2016 auch eine
zeitlich schnellere Herangehensweise. Dem
Antrag des Mitglieds Ulrich könne er sich für die BGE anschließen.
Mitglied Allmacher stellt fest, dass mehrheitlich die Auffassung
besteht, dass das ein Schulwechsel des Gymnasiums nicht mit in die Planungen
einbezogen werden solle und plädiert dafür, die Entscheidung darüber
vorzuziehen, so dass nur noch die Varianten Neubau oder Umbau im Bestand
verbleiben.
Herr Hausmann merkt an, dass nach den durch die Begehungen gewonnenen
Eindrücken schon gesagt werde könne, dass eine der beiden Varianten im Bestand,
ob an einem oder zwei Standorten, tragfähig sein werde.
Mitglied Claassen-Deck äußert, sie würde es bedauern, wenn bereits in
der Planungsphase schon Möglichkeiten ausgeschlossen würden. Es sollte ihrer Meinung nach jede Möglichkeit
untersucht werden.
Mitglied Reintjes spricht sich ebenfalls dafür aus, den Gebäudetausch
mit dem Gymnasium bereits im heutigen Beschluss deutlich auszuschließen, da
festzustellen sei, dass dies mehrheitlich nicht in Betracht komme. Dies treffe
genauso auf einen Neubau zu. Alle
anderen Varianten im Bestand sollten für weitere Überlegungen offen bleiben.
Bürgermeister Diks stellt dazu fest,
dass die Verwaltung, den politischen Auftrag, alle möglichen Szenarien
für den Schulstandort darzustellen, erfüllt hat. Es sei über 8 verschiedene Varianten
diskutiert worden. Im Schulausschuss bzw. in der Schulplanungskommission sei
seiner Meinung nach deutlich geworden, dass es für bestimmte Varianten keine
politischen Mehrheiten gebe. Er regt daher aus Sicht der Verwaltung ebenfalls
an, bereits jetzt einen Neubau als auch ein Schulwechsel auszuschließen. Es
solle also nur ein Ausbau der Gesamtschule im vorhandenen Bestand - Grollscher Weg, Patersteege und Brink
- oder die Gesamtschule an einem Standort
in Verbindung mit einem der anderen Standorte für die weiteren Planungen
verbleiben.
Mitglied Ulrich stellt den Antrag, gemäß der Vorlage der Verwaltung mit
der Ergänzung, dass bei den Planungen ein Umzug des Gymnasiums sowie der Neubau
einer Gesamtschule ausgeschlossen werden, zu beschließen.
Der Vorsitzende bringt folgenden Antrag des Mitglieds Ulrich zur
Abstimmung: