Frau Dohmen trägt folgende Informationen vor:

 

Waldbewirtschaftung und Nachhaltigkeit

Waldeigentumsverteilung im Stadtgebiet Emmerich

Staatswald

  42,40 ha

Privatwald

455,13 ha

Körperschaftswald

139,80 ha

Bundeswald

  13,80 ha

 

 

Summe

651,13 ha

Kleine Verschiebungen seit der letzten Erhebung noch nicht berücksichtigt.

 

Stadtwald Emmerich

Die Stadt Emmerich besitzt aktuell 106,5 Hektar Holzbodenfläche; darauf stehen 21 verschiedene Laubholzarten und 7 Nadelholzarten.

Die Hauptbaumarten sind Stieleiche mit 38,0 Hektar, Kiefer mit 18,0 Hektar und Rotbuche mit 12,0 Hektar. Weitere Baumarten mit Anteilen von 5 bis 8 Hektar sind Birke, Roteiche, Robinie und Schwarzkiefer.

Alle Waldbestände bestehen aus Mischungen verschiedener Baumarten sowie einer Unter- und Zwischenschicht jüngerer Bäume.

Das gibt den Wäldern eine stabile Struktur.

 

Bewirtschaftungsziele für den Stadtwald Emmerich

Ziel im Sinne der Nachhaltigkeit ist die Schaffung, Erhaltung und Bewirtschaftung ökologisch stabiler und leistungsstarker Wälder, die ihre vielfältigen Funktionen auf Dauer erfüllen können. (Holzproduktion, Erholungswald, Wasserschutz, Erosionsschutz, Klimaschutz)

 

Die Waldbewirtschaftung erfolgt in Anlehnung an einen natürlichen Waldaufbau:

Aufbau mehrschichtiger ungleichaltriger Mischbestände durch naturnahe Bewirtschaftungsformen

-          Beachtung natürlicher Grundlagen (Bodenbeschaffenheit, Wasserversorgung )

-          Dauerbestockung = möglichst kein Kahlschlag

-          Naturverjüngung

-          Vorratspflege

-          Zielstärkenorientierte, einzelstammweise Nutzung

 

Erhaltung von Altholz ( Ökologisch wertvoll, ästhetisch )

 

Nachhaltigkeit im Wald

Waldzerstörung durch Übernutzung (Holz, Streu, Waldweide) hat schon im Mittelalter zu einer beginnenden Devastierung der Wälder geführt. Das führte zur Entwaldung ganzer Landstriche.

Vor ca. 300 Jahren gab es dann die ersten Forstordnungen, in denen die Nutzung der Wälder geregelt wurde. Die Forstwirtschaft mit dem Ziel einer planvollen Nutzung durch Anpflanzungen und Pflege etablierte sich und die Arten der Bewirtschaftung wurden immer weiter verfeinert.

Heute bedeutet dies: es wird nicht mehr geerntet als die Waldfläche auch zuwächst.

Forstinventur als Mittel der Planung ist in Deutschland selbstverständlich.

Der Begriff der Nachhaltigkeit ist durch Förster erfunden.

Allgemeines Betretungsrecht gibt es erst seit ca. 50 Jahren!

 

Die Situation der Wälder im Raum Emmerich

Strukturell: Die Waldflächen liegen in mehreren Blöcken: Helenenbusch, Borgheeser Wald, Hochelten, Niederelten. Dazwischen gibt es unzählige kleinere Waldflächen.

Die Anzahl der Waldbesitzer ist ebenso groß.

Dadurch gibt es kleine Bewirtschaftungseinheiten, viele Randbereiche.

 

Geschichtlich bedingt: Durch den Krieg sind alle Bestände älter als 70 Jahre durch Metall-Splitter verseucht. Der Wald wurde durch die Kriegsereignisse zerstört, Nutzholz wurde als Reparationsleistung geschlagen und exportiert. Die “Normalverteilung der Altersklassen“ , es gibt ungefähr gleich große Flächen jeden Alters, ist gestört.

Das bedeutet für die Bewirtschaftung:

Keine normalen Einkünfte, da das ältere Holz relativ wertlos ist, die jüngeren Bestände sind kaum kostendeckend zu pflegen. Die Verkehrssicherung an Straßen und Gebäuden verursacht permanent Kosten. Laubholz bringt nicht so viele Einkünfte wie Nadelholz, welches in den letzten Jahren kaum gepflanzt wurde. Vermarktbare Mengen eines  Holzsortimentes sind schwierig zu organisieren.

In den letzten 40 Jahren nur Laubholz wegen des höheren ökologischen Wertes gefördert und angebaut.

 

Waldzustand heute

Menschengemachte Probleme wie Abgase und Grundwasserabsenkungen haben dem Wald schon immer stark zugesetzt; in den 80er Jahren waren die älteren (+ 100 Jahre) Eichenbestände stark abgängig.

2018 und 2019 kommen dazu extreme Trockenheit und Hitze.

Die Grundwasserstände sind noch weiter gefallen, den Bäumen mangelt es extrem an Wasser.

Pflanzen, die unter Stress stehen, sind anfällig für Schadorganismen jeder Art. Der weltweite Handel verbreitet Tiere und Pflanzen in alle Welt, mit denen dann die heimischen Arten nicht zurechtkommen. Die höheren Temperaturen lassen jetzt Tiere hier einen neuen Lebensraum finden, die es bisher nicht regelmäßig gab.

Da der Wald in Emmerich sehr vielfältig ist, gibt es zurzeit sichtbar, keine extremen Schäden: allerdings reagieren Bäume auch durchaus langsam, die Schäden der letzten beiden Sommer können aber auch erst in den nächsten Jahren sichtbar werden.

 

Im Einzelnen:

Alle Baumarten: Die Grundwasserabsenkung schadet allen älteren Bäumen, die mit ihren Wurzeln, nachdem sich das Wurzelwerk einmal gebildet hat, nicht einfach weiter in die Tiefe wachsen können.

Eiche: Eichenprozessionsspinner und andere Schmetterlinge, deren Raupen die Eichenblätter fressen, schwächen die Eichen weiter.

Buche: Altholz stirbt mancherorts flächig ab, die wenigen Altbuchen in Emmerich müssen  beobachtet werden

Bergahorn: Rußrindenkrankheit (Pilzart) befällt die Bäume, zerstört das Holz, welches in kürzester Zeit nicht mehr fest ist. Sehr gefährlich bei Fällarbeiten. Kann sehr problematisch werden bei weiterer Ausbreitung, da der Ahorn in immer mehr Waldflächen einwandert.

Esche: Falsches Stängelbecherchen (Pilzart), befällt das Holz, zerstört zuerst Teile der Krone, Verkehrssicherheit!, dann den Baum komplett.

Fichte: Borkenkäferarten befallen den geschwächten Baum und vermehren sich rasend schnell: mehrere Generationen im Jahr, gab es in Emmerich sehr wenig, daher hier keine Katastrophe

 

Fazit: Auch der Wald in Emmerich ist aufgrund all dieser Faktoren im Klimastress; da der Wald teilweise langsam reagiert, wird man das Ergebnis nicht sofort sehen könne.

Ein vielseitig aufgebauter Wald ist besser aufgestellt einer, in dem auf wenige Baumarten gesetzt wird.

Waldpflege durch Holznutzung ist sinnvoll, da genutztes Holz CO2 bindet.

Besser einheimisches Holz durch nachhaltige Forstwirtschaft bewirtschaften als durch Raubbau in anderen Ländern.

 

Mitglied Mölder bittet darum, den Vortrag als Anlage zum Protokoll zu erhalten. Er vergleicht die genannten Zahlen für die Wälder der Stadt Emmerich mit den Ergebnissen des Baumzustandsberichtes des Landes, nach welchem die Wälder in NRW nach den letzten beiden Sommern starke Schäden erlitten haben und stellt die Frage, ob die Wälder Emmerichs weniger Schäden erlitten haben als andere Wälder in NRW.
Frau Dohmen erklärt, dass forstpolitische Aussagen durch den Amtsleiter des Landesbetriebes getätigt werden, sie gibt nur zu den Emmericher Wäldern Auskunft. Sie ergänzt, die Extremwetterförderungsrichtlinien beziehen sich ausschließlich auf Fichte, die es in Emmerich wenig gibt. Fichten werden aus Wirtschaftsgründen bevorzugt gepflanzt. Frau Dohmen vermutet, dass durch den geringen Fichtenbestand in Emmerich das Problem weniger groß ist als in anderen Gegenden von NRW. Für eine Aussage darüber, ob die Wälder tatsächlich gesünder sind, müsste man eine landesweite Waldinventur oder eine Infrarotbefliegung durchführen.

 

Mitglied Kukulies berichtet davon, dass die Ostregionen Deutschlands stärkere Waldschäden erlitten haben als es hier der Fall ist und ist froh, dass der Emmericher Wald ökologisch stabil ist. Er möchte wissen, welche weiteren Maßnahmen durch den Rat und die Stadt vorgenommen werden können, um den Wald zu unterstützten und ob es sinnvoll ist, wenn eine größere Walddichte oder Waldfläche gefördert wird.
Frau Dohmen sagt dazu, dass in Anspruch genommener Wald mit Nutzen für Erholung und Holzproduktion angelegt werden sollte. Flächen sollten mindestens ein Hektar groß sein oder bei Nachbarflächen stehen und nicht vereinzelnd und getrennt bestehen. Gerade der Emmerich Wald hat viele Funktionen wie z.B. Holzproduktion, Naturschutz, Erholung und Wassergewinnung.

 

Mitglied Brouwer fragt, ab wann eine Ansammlung von Bäumen als Wald bezeichnet wird. Er berichtet von einem 2.500 Quadratmeter großen Privatgrundstück mit Einfamilienhaus mit Angliederung an einen Park und einen Wald und fragt, ob es besondere Richtlinien zur Bewertung der Fläche gibt.
Frau Dohmen erklärt, dass die Waldeigenschaft durch ein Waldinnenklima bewertet wird. Die Quadratmeterzahl ist nicht entscheidend. Auch wenn sich eine vermeintliche Waldfläche an ein bebautes Grundstück anschließt, kann es sich um einen Wald handeln. Es gibt eine Einzelfallbewertung.

 

Mitglied Bartels fragt, ob es in Emmerich ausreichend Wald gibt und ob akute Probleme vorhanden sind, die die Aufmerksamkeit des Rates benötigen.
Zu ersten Frage sagt Frau Dohmen, dass es einen Regionalplan gab, nach welchem in allen Gebieten mit unter 25% Waldanteil dieser zu erhöhen ist. Emmerich hat 7% Waldfläche.
Bezüglich der zweiten Frage äußert Frau Dohmen, dass ihr konkrete, an bestimmte Bestände gebundene Probleme nicht bekannt sind.

 

Mitglied ten Brink berichtet davon, dass es häufig im Rat zu Konflikten darüber kommt, dass zwar Bäume geschützt werden müssen, andererseits aber auch Radwege geplant werden sollen. Innerhalb der Stadt gibt es viele alte Bäume, durch deren Wurzelwerk ein sinnvoller Straßenausbau nicht möglich ist. Er fragt danach, ob mit Frau Dohmens Unterstützung zu rechnen ist, dass dort, wo Radwege angelegt werden sollen, diese Bäume ersetzt werden.
Frau Dohmen äußert dazu, dass Sie keine pauschale Antwort geben kann, sondern eine Einzelfallregelung nötig ist.

Mitglied ten Brink ergänzt daraufhin mit dem Beispiel „Goebelstraße“ und „van Gülpen Straße“ die eine Magistrale für Radwege darstellt und momentan ein Konzept dafür ausgearbeitet wird. Er bittet um eine Lösung für die Umsetzung der Radwege.
Dazu sagt Frau Dohmen, dass es sich bei der Goebelstraße nicht um einen Wald handelt und dies den innerstädtischen Bereich betrifft und dass sie hierbei nicht weiterhelfen kann.

Vorsitzender Jansen ergänzt, dass hierfür die Städteplanung zuständig ist und sich Frau Dohmen um größere Flächen kümmert als die angesprochenen Bäume.