Sitzung: 26.11.2019 Ausschuss für Stadtentwicklung
Frau Dohmen trägt folgende Informationen vor:
Waldbewirtschaftung und Nachhaltigkeit
Waldeigentumsverteilung im Stadtgebiet
Emmerich
Staatswald |
42,40 ha |
Privatwald |
455,13 ha |
Körperschaftswald |
139,80 ha |
Bundeswald |
13,80 ha |
|
|
Summe |
651,13 ha |
Kleine Verschiebungen seit der letzten
Erhebung noch nicht berücksichtigt.
Stadtwald Emmerich
Die Stadt Emmerich besitzt aktuell 106,5
Hektar Holzbodenfläche; darauf stehen 21 verschiedene Laubholzarten und 7
Nadelholzarten.
Die Hauptbaumarten sind Stieleiche mit 38,0
Hektar, Kiefer mit 18,0 Hektar und Rotbuche mit 12,0 Hektar. Weitere Baumarten
mit Anteilen von 5 bis 8 Hektar sind Birke, Roteiche, Robinie und
Schwarzkiefer.
Alle Waldbestände bestehen aus Mischungen
verschiedener Baumarten sowie einer Unter- und Zwischenschicht jüngerer Bäume.
Das gibt den Wäldern eine stabile Struktur.
Bewirtschaftungsziele für den Stadtwald Emmerich
Ziel im Sinne der Nachhaltigkeit ist die Schaffung, Erhaltung und
Bewirtschaftung ökologisch stabiler und leistungsstarker Wälder, die ihre
vielfältigen Funktionen auf Dauer erfüllen können. (Holzproduktion,
Erholungswald, Wasserschutz, Erosionsschutz, Klimaschutz)
Die Waldbewirtschaftung erfolgt in Anlehnung an einen natürlichen
Waldaufbau:
Aufbau mehrschichtiger ungleichaltriger Mischbestände durch naturnahe
Bewirtschaftungsformen
-
Beachtung natürlicher Grundlagen
(Bodenbeschaffenheit, Wasserversorgung )
-
Dauerbestockung = möglichst kein Kahlschlag
-
Naturverjüngung
-
Vorratspflege
-
Zielstärkenorientierte, einzelstammweise Nutzung
Erhaltung von Altholz ( Ökologisch wertvoll, ästhetisch )
Nachhaltigkeit im Wald
Waldzerstörung durch Übernutzung (Holz,
Streu, Waldweide) hat schon im Mittelalter zu einer beginnenden Devastierung
der Wälder geführt. Das führte zur Entwaldung ganzer Landstriche.
Vor ca. 300 Jahren gab es dann die ersten
Forstordnungen, in denen die Nutzung der Wälder geregelt wurde. Die
Forstwirtschaft mit dem Ziel einer planvollen Nutzung durch Anpflanzungen und
Pflege etablierte sich und die Arten der Bewirtschaftung wurden immer weiter
verfeinert.
Heute bedeutet dies: es wird nicht mehr
geerntet als die Waldfläche auch zuwächst.
Forstinventur als Mittel der Planung ist in
Deutschland selbstverständlich.
Der Begriff der Nachhaltigkeit ist durch
Förster erfunden.
Allgemeines Betretungsrecht gibt es erst seit
ca. 50 Jahren!
Die Situation der Wälder im Raum Emmerich
Strukturell: Die Waldflächen liegen
in mehreren Blöcken: Helenenbusch, Borgheeser Wald, Hochelten, Niederelten.
Dazwischen gibt es unzählige kleinere Waldflächen.
Die Anzahl der Waldbesitzer ist ebenso groß.
Dadurch gibt es kleine
Bewirtschaftungseinheiten, viele Randbereiche.
Geschichtlich bedingt: Durch den Krieg sind alle Bestände älter als 70 Jahre durch
Metall-Splitter verseucht. Der Wald wurde durch die Kriegsereignisse zerstört,
Nutzholz wurde als Reparationsleistung geschlagen und exportiert. Die
“Normalverteilung der Altersklassen“ , es gibt ungefähr gleich große Flächen
jeden Alters, ist gestört.
Das bedeutet für die Bewirtschaftung:
Keine normalen Einkünfte, da das ältere Holz
relativ wertlos ist, die jüngeren Bestände sind kaum kostendeckend zu pflegen.
Die Verkehrssicherung an Straßen und Gebäuden verursacht permanent Kosten.
Laubholz bringt nicht so viele Einkünfte wie Nadelholz, welches in den letzten
Jahren kaum gepflanzt wurde. Vermarktbare Mengen eines Holzsortimentes sind schwierig zu
organisieren.
In den letzten 40 Jahren nur Laubholz wegen
des höheren ökologischen Wertes gefördert und angebaut.
Waldzustand heute
Menschengemachte Probleme wie Abgase und
Grundwasserabsenkungen haben dem Wald schon immer stark zugesetzt; in den 80er
Jahren waren die älteren (+ 100 Jahre) Eichenbestände stark abgängig.
2018 und 2019 kommen dazu extreme Trockenheit
und Hitze.
Die Grundwasserstände sind noch weiter
gefallen, den Bäumen mangelt es extrem an Wasser.
Pflanzen, die unter Stress stehen, sind
anfällig für Schadorganismen jeder Art. Der weltweite Handel verbreitet Tiere
und Pflanzen in alle Welt, mit denen dann die heimischen Arten nicht
zurechtkommen. Die höheren Temperaturen lassen jetzt Tiere hier einen neuen
Lebensraum finden, die es bisher nicht regelmäßig gab.
Da der Wald in Emmerich sehr vielfältig ist,
gibt es zurzeit sichtbar, keine extremen Schäden: allerdings reagieren Bäume
auch durchaus langsam, die Schäden der letzten beiden Sommer können aber auch
erst in den nächsten Jahren sichtbar werden.
Im Einzelnen:
Alle Baumarten: Die
Grundwasserabsenkung schadet allen älteren Bäumen, die mit ihren Wurzeln,
nachdem sich das Wurzelwerk einmal gebildet hat, nicht einfach weiter in die
Tiefe wachsen können.
Eiche: Eichenprozessionsspinner und andere
Schmetterlinge, deren Raupen die Eichenblätter fressen, schwächen die Eichen
weiter.
Buche: Altholz stirbt mancherorts flächig ab, die
wenigen Altbuchen in Emmerich müssen
beobachtet werden
Bergahorn: Rußrindenkrankheit (Pilzart) befällt die
Bäume, zerstört das Holz, welches in kürzester Zeit nicht mehr fest ist. Sehr
gefährlich bei Fällarbeiten. Kann sehr problematisch werden bei weiterer
Ausbreitung, da der Ahorn in immer mehr Waldflächen einwandert.
Esche: Falsches Stängelbecherchen (Pilzart),
befällt das Holz, zerstört zuerst Teile der Krone, Verkehrssicherheit!, dann
den Baum komplett.
Fichte: Borkenkäferarten befallen den geschwächten
Baum und vermehren sich rasend schnell: mehrere Generationen im Jahr, gab es in
Emmerich sehr wenig, daher hier keine Katastrophe
Fazit: Auch der Wald in Emmerich ist aufgrund
all dieser Faktoren im Klimastress; da der Wald teilweise langsam reagiert,
wird man das Ergebnis nicht sofort sehen könne.
Ein vielseitig aufgebauter Wald ist besser
aufgestellt einer, in dem auf wenige Baumarten gesetzt wird.
Waldpflege durch Holznutzung ist sinnvoll, da
genutztes Holz CO2 bindet.
Besser einheimisches Holz durch nachhaltige
Forstwirtschaft bewirtschaften als durch Raubbau in anderen Ländern.
Mitglied Mölder bittet darum, den Vortrag als
Anlage zum Protokoll zu erhalten. Er vergleicht die genannten Zahlen für die
Wälder der Stadt Emmerich mit den Ergebnissen des Baumzustandsberichtes des
Landes, nach welchem die Wälder in NRW nach den letzten beiden Sommern starke
Schäden erlitten haben und stellt die Frage, ob die Wälder Emmerichs weniger
Schäden erlitten haben als andere Wälder in NRW.
Frau Dohmen erklärt, dass forstpolitische Aussagen durch den Amtsleiter des
Landesbetriebes getätigt werden, sie gibt nur zu den Emmericher Wäldern
Auskunft. Sie ergänzt, die Extremwetterförderungsrichtlinien beziehen sich
ausschließlich auf Fichte, die es in Emmerich wenig gibt. Fichten werden aus
Wirtschaftsgründen bevorzugt gepflanzt. Frau Dohmen vermutet, dass durch den
geringen Fichtenbestand in Emmerich das Problem weniger groß ist als in anderen
Gegenden von NRW. Für eine Aussage darüber, ob die Wälder tatsächlich gesünder
sind, müsste man eine landesweite Waldinventur oder eine Infrarotbefliegung
durchführen.
Mitglied Kukulies berichtet davon, dass die
Ostregionen Deutschlands stärkere Waldschäden erlitten haben als es hier der
Fall ist und ist froh, dass der Emmericher Wald ökologisch stabil ist. Er
möchte wissen, welche weiteren Maßnahmen durch den Rat und die Stadt
vorgenommen werden können, um den Wald zu unterstützten und ob es sinnvoll ist,
wenn eine größere Walddichte oder Waldfläche gefördert wird.
Frau Dohmen sagt dazu, dass in Anspruch genommener Wald mit Nutzen für Erholung
und Holzproduktion angelegt werden sollte. Flächen sollten mindestens ein
Hektar groß sein oder bei Nachbarflächen stehen und nicht vereinzelnd und
getrennt bestehen. Gerade der Emmerich Wald hat viele Funktionen wie z.B.
Holzproduktion, Naturschutz, Erholung und Wassergewinnung.
Mitglied Brouwer fragt, ab wann eine
Ansammlung von Bäumen als Wald bezeichnet wird. Er berichtet von einem 2.500
Quadratmeter großen Privatgrundstück mit Einfamilienhaus mit Angliederung an
einen Park und einen Wald und fragt, ob es besondere Richtlinien zur Bewertung
der Fläche gibt.
Frau Dohmen erklärt, dass die Waldeigenschaft durch ein Waldinnenklima bewertet
wird. Die Quadratmeterzahl ist nicht entscheidend. Auch wenn sich eine
vermeintliche Waldfläche an ein bebautes Grundstück anschließt, kann es sich um
einen Wald handeln. Es gibt eine Einzelfallbewertung.
Mitglied Bartels fragt, ob es in Emmerich
ausreichend Wald gibt und ob akute Probleme vorhanden sind, die die
Aufmerksamkeit des Rates benötigen.
Zu ersten Frage sagt Frau Dohmen, dass es einen Regionalplan gab, nach welchem
in allen Gebieten mit unter 25% Waldanteil dieser zu erhöhen ist. Emmerich hat
7% Waldfläche.
Bezüglich der zweiten Frage äußert Frau Dohmen, dass ihr konkrete, an bestimmte
Bestände gebundene Probleme nicht bekannt sind.
Mitglied ten Brink berichtet davon, dass es
häufig im Rat zu Konflikten darüber kommt, dass zwar Bäume geschützt werden
müssen, andererseits aber auch Radwege geplant werden sollen. Innerhalb der
Stadt gibt es viele alte Bäume, durch deren Wurzelwerk ein sinnvoller
Straßenausbau nicht möglich ist. Er fragt danach, ob mit Frau Dohmens
Unterstützung zu rechnen ist, dass dort, wo Radwege angelegt werden sollen,
diese Bäume ersetzt werden.
Frau Dohmen äußert dazu, dass Sie keine pauschale Antwort geben kann, sondern
eine Einzelfallregelung nötig ist.
Mitglied ten Brink ergänzt daraufhin mit dem
Beispiel „Goebelstraße“ und „van Gülpen Straße“ die eine Magistrale für Radwege
darstellt und momentan ein Konzept dafür ausgearbeitet wird. Er bittet um eine
Lösung für die Umsetzung der Radwege.
Dazu sagt Frau Dohmen, dass es sich bei der Goebelstraße nicht um einen Wald
handelt und dies den innerstädtischen Bereich betrifft und dass sie hierbei
nicht weiterhelfen kann.
Vorsitzender Jansen ergänzt, dass hierfür die
Städteplanung zuständig ist und sich Frau Dohmen um größere Flächen kümmert als
die angesprochenen Bäume.