Frau Guth-Winterink stellt sich kurz vor. Sie sei seit 8 Jahren die zentrale Pflegedienstleiterin bei pro homine. Sie erzählt über die Pflege und Behandlung hochaltriger Menschen. In dieser Position sei Sie zuständig für knapp 100 Mitarbeiter.

Heute möchte Sie über den Schwerpunkt der Altersmedizin (Geriatrie) referieren.

Die Altersmedizin umfasse auf der einen Seite den rehabilitativen Bereich. Dieser greife beispielsweise dann, wenn Menschen durch eine Operation oder ein anderes Ereignis in eine gesundheitliche Schieflage geraten. Hier konzentriere man sich auf den Aufbau und die Weiterentwicklung der noch vorhandenen Fähigkeiten. Diesen Bereich nenne man auch geriatrische Frührehabilitation. Dieser sei ein Schwerpunkt innerhalb der Altersmedizin des Willibrordspitals Emmerich. Ein weiterer Schwerpunkt, der in den letzten Jahren im Willibrordspital entwickelt worden sei, sei die Alterstraumatologie. Ein Trauma erleide man beispielsweise durch einen Unfall. Im Falle von älteren Menschen kämen neben dem Trauma zusätzlich verschiedene Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder eine Herzschwäche, hinzu. Hier sei die Alterstraumatologie optimal, da neben der Behandlung des Traumas gleichzeitig die anderen Defizite und Handicaps berücksichtigt würden. Das gelinge durch die gemeinsame Behandlung durch den Unfallchirurgen und dem Altersmediziner. Der dritte Bereich in der Altersmedizin stelle der sogenannte geschützte Bereich dar. Dieser Bereich sei für Demenzerkrankte und Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Dieser geschützte Bereich umfasse 16 Betten und sei von den anderen Bereichen räumlich getrennt. Diese Trennung spiele eine große Rolle für die Versorgung und Betreuung dieser Patienten. Denn demenzkranke Menschen haben einen Bewegungsdrang, der dafür sorgen würde, dass diese Personen das Krankenhaus verlassen. Um diese Situation zu verhindern, sei der geschützte Bereich so gestaltet, dass demenzkranke Menschen den Ausgang nicht als solchen erkennen. Diese Methode sei notwendig um dafür zu sorgen, dass die an Demenz erkrankten Personen nicht durch das unbeaufsichtigte Verlassen des Krankenhauses in Gefahr geraten.

 

Durch diese 3 Schwerpunkte, welche Hand in Hand arbeiten, können die speziellen Bedürfnisse von älteren Menschen erfasst und mit der nötigen Behandlung und Aufmerksamkeit versorgt werden.

 

Grundsätzlich kann man sagen, dass bei der Behandlung von älteren Menschen 2 verschiedene Ansätze verfolgt würden. Zum einen der therapeutische Ansatz. Hier sei das Ziel, die Menschen bei der Mobilisierung zu unterstützen. Dabei unterstütze man die Menschen beispielsweise dabei, aus dem Bett zum Rollator zu gelangen, damit sich die Personen vernünftig bewegen können. Zum anderen spiele der Ansatz zur Unterstützung bei Tätigkeiten des täglichen Lebens ebenfalls eine große Rolle. Darunter sei zu verstehen, dass die Mitarbeiter auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen, damit sich die Personen auch wohl fühlen. Dazu zähle, dass die Mitarbeiter sich mit den Menschen befassen und so herausfinden, bei welchem Tagesablauf und welchen Gewohnheiten sie sich am wohlsten fühlen. So schlafen beispielsweise manche Menschen lieber mit etwas Licht, andere wiederum lieber in einem komplett abgedunkelten Raum.

 

Ein weiteres Augenmerkt werde auf die Frage gelegt, wie es mit dem Menschen, nach dem Krankenhausaufenthalt weitergehe. Die sogenannte Überleitungspflege schaue sich bei Aufnahme des Patienten bereits genau die aktuelle Situation an und wie sich die Lage durch die Krankheit verändert habe. Dann berate man den Patienten bzw. die Angehörigen darüber, welche Möglichkeiten nach dem Kran-kenhausaufenthalt bestünden und helfe dabei, die notwendigen Schritte einzuleiten. Darüber hinaus gäbe es die Möglichkeit, dass die Angehörigen ein sogenanntes Pflegetraining erhalten. Dadurch lernen die Angehörigen bereits während des Krankenhausaufenthaltes mit dem zu pflegenden Angehörigen umzugehen. Zudem können die Angehörigen durch Hausbesuche auch direkt vor Ort im Umgang mit dem zu pflegenden geschult werden. Diese Möglichkeit bestünde bis zu 6 Wo-chen nach dem Krankenhausaufenthalt.

 

Zum Ende möchte Frau Guth-Winterink noch einmal die wichtigsten Punkte hervorheben. Wichtig sei es, dass die Patienten dabei unterstütz werden, deren Gewohnheiten beizubehalten, damit sie sich sicher fühlen und eine Struktur haben. Einen gleichbleibenden und geregelten Tagesablauf zu schaffen, damit die Menschen sich eingewöhnen können und Dinge wiedererkennen. Ein friedliches und freundschaftliches Umfeld zu schaffen und ggf. aufkommende Aggressionen der Patienten nicht auszudiskutieren, sondern durch Ablenkung aufzulösen. Die Menschen mit einfacher Sprache anzusprechen und die Abläufe langsamer durchzuführen.

 

Mitglied Hartmann teilt mit, dass bei der Übergangspflege, die Angehörigen im Bereich der Pflege geschult würden. Zu diesem Thema stellt er die Frage, was denn mit Menschen passiere, die keine Angehörigen haben. Wie finde die Überleitung in eine andere Einrichtung statt? Bestehe hier eine Zusammenarbeit mit der Pflegeeinrichtung auf dem Kasernengelände?

 

Frau Guth-Winterink teilt mit, dass es bisher keine Zusammenarbeit zwischen der Pflegeeinrichtung auf dem Kasernengelände und den Pflegeeinrichtungen der pro homine gebe und zukünftig auch aktuell nicht geplant seien. Zu der pro homine Gruppe gehören momentan 9 Senioreneinrichtungen. Das bedeute, wenn es Patienten gäbe, bei denen aufgrund der Familiären Situation keine Rückkehr in die eigene Wohnung möglich sei, dann bestünde die Möglichkeit der Überleitung in eine Stationäre Altenpflegeeinrichtung. Diese Überleitung könne zudem auch durch eine Kurzzeitpflege überbrückt werden. Diese Überleitung werde von dem Sozialdienst organisiert.