Beschluss
Der Rat der Stadt Emmerich am Rhein
- nimmt die Beschlussempfehlungen der zuständigen Fachausschüsse zu
den jeweiligen Budgets zur Kenntnis.
- beschließt die Haushaltssatzung für die Haushaltsjahre 2024 und 2025
einschließlich des Ergebnis- und Finanzplans für die Jahre 2024 und 2025
in der vorgelegten Entwurfsfassung zuzüglich den in der Veränderungsliste
aufgeführten Positionen.
Stimmen dafür 17
Stimmen dagegen 14 Enthaltungen 0
- beschließt die mittelfristige Ergebnis- und Finanzplanung 2026 bis
2028 in der vorgelegten Entwurfsfassung zuzüglich den in der
Veränderungsliste aufgeführten Positionen.
Stimmen dafür 17
Stimmen dagegen 14 Enthaltungen 0
- beschließt den Stellenplan 2024/2025.
Stimmen dafür 31
Stimmen dagegen 0 Enthaltungen 0
Herr Stadtkämmerer Kehren stellt die 3. Veränderungsliste vor.
Mitglied Papendorf erklärt, dass der Antrag der BGE-Fraktion betreffend des Sperrvermerkes zurückgezogen sei.
Mitglied Krebber beantragt über die Punkte 2 - 4 des Beschlussvorschlags getrennt abzustimmen.
Im Anschluss verliest er die Haushaltsrede der CDU-Fraktion:
„Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
verehrte Kolleginnen und Kollegen im Rat,
sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der Verwaltung,
sehr geehrte Vertreter der Presse und liebe
Zuhörer hier in der Aula der
Gesamtschule.
Wir leben in herausfordernden Zeiten. Die
weltpolitische Lage ist sehr
angespannt und aktuell weiß keiner so genau,
wie es weitergeht.
Wie uns Jan Jessen vor kurzem in seinem Vortrag
im PAN vor Augen geführt
hat, ist Demokratie anstrengend, vor allem
anstrengender als eine Diktatur.
In einigen Demokratien rund um den Globus kann
man leider mittleiweile
den Eindruck gewinnen: „Lieber eine gut
geführte Diktatur, als eine
anstrengende Demokratie“. Diese Entwicklung ist
sehr bedenklich!
Aus diesem Grund sind Veranstaltungen wie am
13.12.2023 zu dem Thema
„Was würde ein Verlust der Demokratie
bedeuten?“ mit Jan Jessen oder am
09.04.2024 zu dem Thema „Mut zur Demokratie –
nicht wegschauen
sondern handeln!“ mit Prof. Dr. Klaus-Peter
Hufer so wichtig für unsere
Gesellschaft.
Denn jeder Einzelne von uns trägt
Verantwortung: „Nie wieder ist jetzt“!
Schauen wir nun aber auf die Stadt Emmerich am
Rhein:
Äußere Einflüsse bestimmen zunehmend unsere
Handlungsfähigkeit, die
Ausgaben im Sozialbereich steigen, es herrscht
Fachkräftemangel, der
Ausbau von Kindergartenplätzen und der Ausbau
des Offenen Ganztags an
den Schulen ist zeitlich und finanziell eine
extreme Herausforderung.
Zudem steigen seit einiger Zeit die Preise im
Baubereich, ebenso wie die
Zinsen für Kreditaufnahmen massiv an.
In diesem Moment wird uns der aktuell
eingebrachte Doppelhaushalt mit
einem dramatischen Haushaltsdefizit von 6,9
Mio. € für das Jahr 2024 und
9,6 Mio. € für das Jahr 2025 vorgelegt, also
ein geplantes Defizit von 16,5
Mio. € in 2 Jahren!
An dieser Stelle möchte ich gerne aus der Rede
meines Vorgängers Prof. Dr.
Matthias Reintjes vom 14.02.2023 zitieren:
„Zum Beginn des letzten Jahres prophezeite uns
die damalige Stadtkämmerin
Frau Büker ein dramatisches und historisches
Haushaltsdefizit von 12,5 Mio.
€ für das Jahr 2022 und eine drohende
Haushaltssicherung bis zum Jahr 2026.
Entsprechend entschlossen zeigte sich die
CDU-Fraktion - und nach einiger
Überzeugungsarbeit - auch der Rat der Stadt
Emmerich am Rhein und
verabschiedete einstimmig den
Haushaltsbegleitbeschluss, welcher die
Arbeitsgruppe Haushalt beauftragte,
weitreichende
Konsolidierungsmöglichkeiten von 5 Mio. € pro
Jahr auszuarbeiten.“
Ich wieder hole es gerne noch einmal. Ziel war
es, bis 2026
Einsparmöglichkeiten von 5 Mio. € pro Jahr
auszuarbeiten.
Und was ist bis heute konkret passiert?
Es wurde eine Liste mit 33 Punkten vorgestellt,
von der der Rat bis heute
nicht konkret weiß, welche dieser Punkte
abschließend umgesetzt wurden
und welche Einsparungen in € daraus
resultieren, obwohl seit Anfang 2023
darüber quartalsweise berichtet werden sollte.
In der Beschlusskontrolle
aus Januar 2024 heißt es dazu lediglich: „Das
Konsolidierungsprogramm
wurde beschlossen und wird nun laufend
bearbeitet.“
Dabei waren bis Ende 2023 Einsparungen von 3,5
Mio. € geplant. Wo sind
diese Einsparungen geblieben?
Um es einfach zu sagen: Nichts ist seitdem passiert!
Dabei wäre es so wichtig gewesen, erste
Maßnahmen schon jetzt
umzusetzen.
Ein bekanntes Sprichwort lautet: „Spare in der
Zeit, dann hast du in der
Not.“ Wer in guten Zeiten vorsorgt und Reserven
anlegt, profitiert davon in
schlechten Zeiten.
In den meisten Familien ist es
selbstverständlich, dass man nicht mehr Geld
ausgibt, als man einnimmt und nach Möglichkeit
Rücklagen bildet. Bei dem
aktuell vorgelegten Haushalt sieht das leider
ganz anders aus.
Unser Minimalziel war es, dass das Defizit pro
Jahr 5% der allgemeinen
Rücklage und damit 6,4 Mio. € nicht
überschreitet.
Warum 5% der allgemeinen Rücklage? Wenn wir uns
immer an diesem
Wert orientieren und alle Anstrengungen
daransetzen, diesen Wert
einzuhalten, werden wir nicht in die Haushaltssicherung
rutschen.
Dieses Ziel wird mit dem aktuell vorgelegten
Entwurf in beiden
Haushaltsjahren deutlich verfehlt.
In diesem Haushalt gehen Sie davon aus, dass in
2025 die
Gewerbesteuereinnahmen um sage und schreibe 4,1
Mio. €, der
Gemeindeanteil an der Umsatzsteuer um
390.000,00 €, der Gemeindeanteil
an der Einkommensteuer um 500.000,00 € und die
Schlüsselzuweisungen
um 531.000,00 € höher ausfallen, als noch in
2023. Sie rechnen in Summe
also mit Mehreinnahmen von 5,5 Mio. € innerhalb
von 2 Jahren.
Dieses Berechnungsmodell darf zwar so angewandt
werden und ich
wünsche mir, dass es so kommt; es muss in der
heutigen Zeit aber
hinterfragt werden, insbesondere vor dem
Hintergrund der aktuellen
geopolitischen Entwicklung.
Die Gründe, warum es zu rückläufigen
Gewerbesteuereinnahmen und
geringeren oder auch nur gleichbleibenden
Erträgen kommen kann, sind
vielfältig und würden den Rahmen dieser Rede
sprengen.
In diesem Zusammenhang ist aber auch klar: Wenn
sich die
Gewerbesteuereinnahmen und die weiteren Erträge
in 2025 nicht so rosig
entwickeln, wie von Ihnen prognostiziert,
sondern beispielsweise
rückläufig sind, steuern wir mit der nächsten
Haushaltseinbringung auf
direktem Wege in die Haushaltssicherung. Aber
was soll’s?
Wenn man Ihnen und den anderen Fraktionen
heutzutage Glauben
schenken soll, ist das alles nicht so schlimm,
denn es ist ja eine
ausreichende Ausgleichsrücklage vorhanden und
die
Gewerbesteuereinnahmen werden schon weiter
steigen.
Die CDU Fraktion war die einzige Fraktion, die
in dieser Situation
überhaupt Sparvorschläge gemacht hat. Diese
waren unbequem, sind aber
aus haushaltspolitischen Erwägungen
herausgemacht worden.
Daher in aller Deutlichkeit:
Die CDU Fraktion steht zur Gesamtschule an den
3 Standorten. Die
Gesamtschule, das Gymnasium und die
Grundschulen erhalten
gleichermaßen unsere volle Unterstützung für
alle anstehenden und
notwendigen Maßnahmen. Auf Basis des von uns
vorgeschlagenen
Kompromisses soll eine Gleichbehandlung der 3
anstehenden Um- und
Neubaumaßnahmen an der Gesamtschule, der
St-Georg Schule und der
Michaelschule erzielt werden. Damit sollen
optimale Voraussetzungen in
der Verwaltung für eine möglichst schnelle und
flexible Abarbeitung und
Umsetzung aller 3 Maßnahmen geschaffen werden.
Eine 2. Jugendeinrichtung ist grundsätzlich
eine wünschenswerte
Einrichtung, um auch älteren Jugendlichen und
jungen Erwachsenen ein
entsprechendes Angebot unterbreiten zu können,
die wir dem Grunde nach
befürworten.
Fakt ist, dass es sich bei der 2.
Jugendeinrichtung um eine freiwillige
Leistung handelt, die es bis jetzt so noch
nicht gibt. Eine freiwillige Leistung,
die dauerhaft mit erheblichen laufenden Kosten
verbunden ist. Das ist auch
dann so, wenn diese in einer städtischen
Immobilie angesiedelt wird.
Vor dem Hintergrund der aktuellen
Haushaltssituation können wir es uns
schlicht und ergreifend nicht leisten jetzt
eine 2. Jugendeinrichtung zu
errichten. Diese ist und da wiederhole ich mich
gerne, eine freiwillige
Leistung bei einem geplanten Defizit von 16,5
Mio. € in 2 Jahren!
Zudem gibt es aus unserer Sicht keinen
nachhaltigen und nachvollziehbaren
Budgetansatz und auch keinen Konsens zu einem
geeigneten Standort für
eine 2. Jugendeinrichtung. Als Standort wird
immer wieder das
Postgebäude genannt, allerdings gibt es dafür
aktuell noch nicht einmal
einen Prüfauftrag, ob eine Jugendeinrichtung
dort umzusetzen ist. Die
gültige Beschlusslage im Rat sieht hierzu
völlig anders aus.
Wir haben stattdessen die Befürchtung, bei
künftig notwendigen
Budgeteinsparungen in den Folgejahren, die
freiwilligen Leistungen für das
Jugendcafé und das Familienbüro aufs Spiel zu
setzen.
Es sollten lieber alternative Ideen und
Herangehensweisen zur
Jugendförderung geprüft und umgesetzt werden.
Aus unserer Sicht stellt dieser politische Weg,
der hier und heute
eingeschlagen werden soll, einen Weg dar, den
wir weder mitgehen wollen
noch verantworten können. Es ist kein Ansatz
erkennbar, wie die negativen
Jahresergebnisse der kommenden Jahre zumindest
reduziert werden sollen.
Daher wird die CDU Fraktion den beiden Punkten
der Beschlussfassung zur
Haushaltssatzung für die beiden Haushaltsjahre
2024 und 2025:
2. Der Rat der Stadt Emmerich am Rhein
beschließt die Haushaltssatzung
für die Haushaltsjahre 2024 und 2025
einschließlich des Ergebnis- und
Finanzplans für die Jahre 2024 und 2025 in der
vorgelegten
Entwurfsfassung zuzüglich den in der
Veränderungsliste aufgeführten
Positionen.
und
3. Der Rat der Stadt Emmerich am Rhein
beschließt die mittelfristige
Ergebnis- und Finanzplanung 2026 bis 2028 in
der vorgelegten
Entwurfsfassung zuzüglich den in der
Veränderungsliste aufgeführten
Positionen.
nicht zustimmen!
Wir beantragen daher schon jetzt über die
Punkte 1. bis 4. aus dem
Beschlussvorschlag einzeln abzustimmen.
Ein besonderer Dank gilt unserem Kämmerer Herrn
Kehren und dem
gesamten Team der Kämmerei, die trotz der
schwierigen
Rahmenbedingungen diesen Haushalt aufgestellt
haben.
Unser Dank gilt natürlich auch den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Stadtverwaltung, der Eigenbetriebe, der
Stadtwerke und der
Beteiligungsgesellschaften, die alle mit ihrer
Tätigkeit einen wichtigen
Beitrag für eine lebenswerte Zukunft in
Emmerich leisten.
Außerdem möchte ich die Gelegenheit nutzen,
mich bei den vielen
ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und
Bürgern in der Stadt Emmerich
am Rhein, insbesondere bei den Verantwortlichen
in den Vereinen, Kirchen
und Vereinigungen zu bedanken. Die CDU Fraktion
bedankt sich bei ihnen
für ihre tatkräftige Arbeit zum Wohle unserer
Stadt und für ihren
unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz für unsere
Einwohnerinnen und
Einwohner.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und bleiben
Sie alle gesund!“
Mitglied Schnake-Rupp verliest die Haushaltsrede der SPD-Fraktion:
“Sehr geehrter Herr
Bürgermeister, meine Damen und Herren,
ich freue mich,
heute als Vorsitzende der SPD-Fraktion zum Doppel-Haushalt 2024/2025 zu Ihnen
sprechen zu dürfen. Ich begrüße es, dass die Haushaltsreden nun wieder
vorgetragen werden, denn eine abschließende Aussprache nach langen und
intensiven Beratungen halte ich für eine gute und notwendige Sache.
Zunächst möchte ich
mich persönlich, im Namen der gesamten SPD-Fraktion und insbesondere auch im
Namen meines Vorgängers im Amt, Manfred Mölder, sehr herzlich bei den
Mitarbeitenden der Stadtverwaltung und den mit der Stadt verbundenen
Unternehmen bedanken, die uns zu allen Themen zuvorkommend, kompetent und
geduldig informiert und unsere Arbeit unterstützt haben. Ganz persönlich weiß
ich, wie lang der Weg ist, einen Haushalt zu verstehen oder gar zu überblicken.
Die Haushaltsklausur, die zur Verfügung gestellten Präsentationen und Gespräche
waren ein großartiger Beitrag und eine wichtige Hilfe. Vielen Dank!
Meine bisherige
Zeit im Rat der Stadt Emmerich ist geprägt von Krisen, weltwirtschaftlichen Einflüssen
und Unwägbarkeiten, die die Haushaltsplanungen auch für erfahrene Kämmerer und
Ratsmitglieder sicher nicht einfacher machen. Ein berechenbarer und planbarer
Blick in die Zukunft wird immer schwerer.
Was ist dabei aber
eigentlich unsere Aufgabe und unsere Verantwortung als Rat? Als Ratsmitglieder
sind wir gefragt, diese Berechnungen und Planungen genau zu betrachten und die
finanzielle Entwicklung unserer Stadt zu begleiten, denn am Ende müssen wir sie
auch verantworten. Auf der anderen Seite sind wir als gewählte Vertreter der
Bürgerinnen und Bürger der Stadt Emmerich in gleichem Maße verantwortlich für
die Entwicklung unserer Stadt, ob nun im städtebaulichen, kulturellen oder
sozialen Hinblick. Im Rahmen der Haushaltsberatungen sollten wir darauf achten,
beide Seiten dieser Verantwortung gleichermaßen im Blick zu halten und uns
nicht nur noch auf die finanzielle Betrachtung zu konzentrieren. Ich hatte den
Eindruck, dass in den vergangenen Wochen hier und da eine gewisse Schieflage
eingetreten ist.
Die Finanzplanungen
der letzten Jahre sahen im Haushaltsentwurf immer einen Fehlbetrag vor, der im
Übrigen durchgehend höher war als der, der Haushaltsjahre 2024 und 2025.
Gekommen ist es dann immer anders. Sei es durch pandemiebedingte Verzögerung
bei der Umsetzung von Maßnahmen oder durch höhere Einnahmen bei der
Gewerbesteuer. Am Ende konnte die Ausgleichsrücklage in den letzten Jahren
immer noch erhöht werden und auch das Haushaltsjahr 2023 wird nicht mit einem
eklatanten Fehlbetrag abgeschlossen werden.
Ja, richtig ist
aber auch, es wird in den nächsten Jahren finanziell schwieriger, da gibt es
keinen Zweifel. Auch wir gehen als SPD-Fraktion davon aus, dass steigende
Sozialleistungen und nicht gut zu kalkulierende Gewerbesteuereinnahmen eine
Reduzierung der Ausgleichsrücklage bewirken werden. Dennoch jammern wir in
Emmerich zurzeit noch auf hohem Niveau. Unser Sparschwein, die
Ausgleichsrücklage ist recht gut gefüllt, da sieht es in vielen anderen Städten
und Gemeinden ganz anders aus. Aus diesem Grund dürfen wir die
Weiterentwicklung unserer Stadt nicht aus finanziellen Erwägungen
hintenanstellen, sondern müssen sie verantwortungsvoll und konsequent
vorantreiben.
Die Umsetzung des
Ratsbeschlusses, die Gesamtschule an drei Standorten zu einem modernen Lernort
zu entwickeln, am Standort Grollscher Weg immer wieder zu verzögern oder die
Überlegung, beschlossene, dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen in den
nächsten Haushalt, das heißt ins Jahr 2026 schieben zu wollen, halten wir für
verantwortungslos und falsch. Heute, ganz aktuell, begrüßen wir, dass von dem
Vorhaben, die Sanierungsarbeiten ins Jahr 2026 zu schieben, doch noch Abstand
genommen wurde.
Es ist auch nicht
unsere Aufgabe, darüber zu befinden, ob 8. Klässler naturwissenschaftliche
Räume benötigen oder nicht. Was maßen wir uns eigentlich manchmal an, wenn
einige hier im Raum meinen, sie wüssten, was Schülerinnen und Schüler
dringender oder weniger dringend brauchen. Die Richtlinien und Vorgaben werden
woanders gemacht. Für die SPD-Fraktion ist klar, wir müssen und wollen diese
Rahmenbedingungen hier ohne Wenn und Aber umgesetzt wissen. Und wenn es so ist,
dass wir diese Vorgaben nicht aus dem laufenden Haushalt finanzieren können,
dann ist die Ausgleichsrücklage genau dafür vorgesehen.
Die Schulen in
Emmerich haben mit der SPD einen verlässlichen Partner an ihrer Seite. Wir
wollen weiter in die Zukunft unserer Kinder investieren und die Möglichkeiten,
die uns der Haushalt bietet, auch so lange wie möglich konsequent nutzen. Im
Übrigen hat „Verschieben“ auch nichts mit Sparen zu tun, ganz im Gegenteil, die
Kosten werden in der Zukunft wahrscheinlich nicht geringer werden. Wenn auch
Baukosten vielleicht sinken, steigen womöglich die Zinsen.
Natürlich kann in
meiner Haushaltsrede auch die zweite Jugendeinrichtung nicht unerwähnt bleiben.
Die SPD-Fraktion begrüßt die angedachten Planungen auf dem Postgrundstück sehr
und wir freuen uns, dass die Mehrheit der Fraktionen im Rat die Planungen zum
jetzigen Zeitpunkt befürwortet. Aber auch hier gibt es bekanntermaßen Stimmen,
die meinen, wir könnten uns das nicht leisten. Nachdem in der Vergangenheit
bereits viele andere Argumente genutzt wurden, eine zweite Jugendeinrichtung zu
vermeiden, wird jetzt eine in der Ferne drohende Haushaltssicherung als
Argument genutzt, die Planungen abzulehnen. Da werden die vorhandenen
Einrichtungen „Juca“ und „Ebkes“ als bedroht angesehen, weil das Geld
irgendwann nicht reichen könnte. Da wird von der Verantwortung, den
nachfolgenden Generationen keine überschuldete Stadt zu hinterlassen,
gesprochen.
Die Alternative
kann aber nicht sein, dass wir genau denen, für die wir hier Verantwortung
propagieren, nämlich den nachfolgenden Generationen, heute und schon seit
langem kein Angebot machen.
Ich erinnere
nochmal an unsere soziale Verantwortung, die genauso schwer wiegt, wie die
Finanzielle. Jugendarbeit ist Präventionsarbeit, in Jugendeinrichtungen findet
genau wie in Schulen Integration und Inklusion statt, die sich an anderer
Stelle auszahlt und sogar Kosten vermeidet. Nur lassen sich vermiedene Kosten
im Vorhinein leider nicht hochrechen und nur schwer in kommunale Finanzpläne
und Haushalte aufnehmen.
Auch hier sind wir
als SPD-Fraktion ganz klar: Die Realisierung der zweiten Jugendeinrichtung für
Emmericher Jugendliche ist für uns nicht verhandelbar. Wir standen und stehen
dazu, dass Emmerich eine weitere Jugendeinrichtung braucht.
An dieser Stelle
möchte ich besonders auch den zahlreichen ehrenamtlich Aktiven in Vereinen,
Verbänden und Organisationen für ihr großes Engagement danken. Sie bieten durch
ihre Arbeit den Bürgerinnen und Bürgern und insbesondere den Jugendlichen ein
vielfältiges Angebot und tragen zu einer attraktiven und lebenswerten Stadt
Emmerich bei. Dieses vielfältige Angebot wäre durch die Stadt selbst nicht
darstellbar.
Ein weiteres Thema,
welches ich ansprechen möchte, ist der Klimaschutz. Im Jahr 2020 wurde der
Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz eingeführt. Es scheint manchmal so, als
wenn der eine oder andere dieses Thema immer noch als „nice to have“ ansieht,
denn spätestens, wenn Klimaschutz Geld kostet, werden hier Dinge immer wieder
infrage gestellt. Weltweit und auch in Emmerich am Rhein sind wir gefordert,
Maßnahmen für den Klimaschutz zu beschließen und umzusetzen. Die SPD-Fraktion hat
sich im Rahmen einer Klausurtagung intensiv mit der Agenda 2030 der Vereinten
Nationen mit ihren 17 Zielen (Sustainable Development Goals - SDGs)
beschäftigt. Nach Schätzung der OECD können 65% der SDG-Unterziele ohne
Kommunen nicht realisiert werden. Daher appelliere ich an dieser Stelle an alle
Fraktionen, die Arbeit im Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz ernst zu nehmen
und zu unterstützen. Wir begrüßen die im Haushalt letztendlich eingestellten
finanziellen Mittel für Maßnahmen zum Klimaschutz in unserer Stadt,
insbesondere möchte ich hier die Mittel für den „European Climate Adaption
Award“ nennen.
Bei den genannten
Punkten Schule, Jugendeinrichtung und Klima verliert die SPD-Fraktion
keinesfalls die Finanzen der Stadt aus dem Blick. Die Maßnahmen sind mit
gesetzlichen Vorgaben verbunden oder basieren auf langjährigen Ratsbeschlüssen,
sind elementar, wichtig und nachhaltig, im Haushalt eingeplant und
finanzierbar. Anträge, die mit hohem finanziellen Aufwand verbunden sind, hat
es von der SPD-Fraktion im vergangenen Jahr nicht gegeben.
Vor dem Hintergrund
der notwendigen Haushaltskonsolidierung ist es daher für uns nur schwer
nachvollziehbar, dass diejenigen, die im Bereich Schule und Jugend gerne mit
dem Rotstift unterwegs sind und die Haushaltssicherung in greifbarer Nähe
sehen, eine Idee zur Nachnutzung des Rhein-Centers in den Raum stellen, bei der
die finanziellen Auswirkungen für den städtischen Haushalt offenbar nicht im
Vordergrund stehen. Hohe Kosten für Miete und langjährige Mietverträge stehen
alternativ zum Kauf der sanierungsbedürftigen und eigentlich nicht benötigten
Immobilie im Raum. Wir sehen die Verantwortung für das Rhein-Center zunächst
beim Inhaber der Immobilie. Selbstverständlich sind auch wir der Auffassung,
dass im Folgenden, unter Mitwirkung von Politik und Verwaltung versucht werden
muss, Lösungen für die weitere Nutzung des Rhein-Center zu finden. Die
vorgeschlagene Nutzung, die in erster Linie zu Lasten des städtischen
Haushaltes geht und für die Arbeit der Stadtverwaltung und die Arbeitsplätze
der Mitarbeitenden große Kompromisse mit sich bringt, befürworten wir nicht.
Die SPD-Fraktion
steht nach wie vor zu den Planungen, nach denen die Stadtverwaltung am
Geistmarkt, in der ehemaliger Post, dem Rathaus und angrenzenden Gebäuden, eine
gelungene städtebauliche Einheit darstellt.
Sehr geehrte
Mitglieder des Rates,
Emmerich steht
zusammen und zeigt gemeinsam deutliche Zeichen für unsere Demokratie und gegen
Rechts. Als SPD sind wir stolz, Teil dieses Bündnisses für Demokratie zu sein.
Begeistert war ich von den Schülerinnen und Schülern, die am
kommunalpolitischen Praktikum teilgenommen haben und ich freue mich, dass wir
mit solchen Aktionen die Demokratie in die Köpfe und hoffentlich auch in die
Herzen der jungen Menschen tragen konnten. Das Geld und die personelle
Unterstützung durch die Verwaltung ist gut angelegt und als SPD-Fraktion
begrüßen wir eine Fortsetzung dieser Aktivität in den Jahren 2024 und 2025.
Die Stadt Emmerich
ist zurzeit ist in der Lage, die im Haushalt eingeplanten Investitionen zu
tätigen. Parallel halten wir als SPD-Fraktion die Arbeit in der AG Haushalt für
unerlässlich. Hier darf es nicht bei Hundebestandaufnahme und Bettensteuer
bleiben, hier müssen kontinuierlich und haushaltsbegleitend weitere sinnvolle
Maßnahmen mit Sparpotential erarbeitet werden.
Zum Ende meiner
Haushaltsrede möchte ich mich ausdrücklich bei meiner Fraktion für die gute
Unterstützung in den ersten Monaten als Vorsitzende bedanken. Darüber hinaus
danke ich für die freundliche und offene Kommunikation zwischen den Fraktionen.
Uns alle verbindet das Ziel, das Beste für unsere Stadt Emmerich am Rhein zu
wollen. Wenn wir auf Augenhöhe und ehrlich miteinander umgehen, sollte uns das
meiner Meinung nach gut gelingen.
Nach meinen bisherigen
Ausführungen wird es sie nicht verwundern, dass die SPD-Fraktion dem
Haushaltsplan für die Jahre 2024 und 2025 zustimmt.
Vielen Dank für
Ihre Aufmerksamkeit.”
Mitglied Siebers verliest die Haushaltsrede der GRÜNEN-Fraktion:
“Sehr geehrter Herr
Bürgermeister,
werte Kolleginnen
und Kollegen im Rat, werte Gäste,
uns liegt dank
unseres Kämmerers ein solide aufgestellter Doppelhaushalt vor.
Das wird hier am
Tisch nicht von allen so gesehen.
Vielmehr wirft die
Mehrheitsfraktion den anderen Fraktionen vor, dass sie den
Haushalt einfach
durchwinken wollen und der Kämmerer den Haushalt schön
rede.
Welche Intention
damit verfolgt wird, bleibt im Unklaren, weil auf der anderen
Seite durchaus
nicht an Sparen gedacht wird.
Fakt ist, dass sich
die finanzielle Ausgangslage unserer Stadt positiv verändert
hat durch die
positiveren Jahresabschlüsse 2021 bis 2023. Dies führt
erfreulicherweise
zu einer Erhöhung der Ausgleichsrücklage.
Auch wenn die
Konsolidierung der Finanzen weiter im Mittelpunkt stehen
sollte, wollen wir
nicht an falscher Stelle sparen.
Das heißt für uns
nicht bei den Jugendlichen und Kindern und auch nicht beim
Klimaschutz!
Kinder und
Jugendliche sind unsere Zukunft. Erziehung und Bildung in den
Kitas, Kindergärten
und Schulen sind eine zentrale Aufgabe der Stadt.
Darum ist es für
uns selbstverständlich, dass nicht zu Lasten unserer Kinder
gespart wird!
Schlimm genug, dass
der beschlossene und lange geplante Umbau am
Grollschen Weg
gestoppt wird. Jetzt sollen auch noch die dringend
notwendigen
Erneuerungen der naturwissenschaftlichen Räume und des
Technikraums
geschoben werden und das nach jahrelangem Sanierungsstau.
Nach langen
Diskussionen hat die CDU doch noch eingelenkt, um ihr Gesicht
zu wahren.
Auch der nächste
kinderfeindliche Sparvorschlag ist kaum zu glauben. Alle
geplanten
Kostenansätze für die 2. Jugendeinrichtung sollen gestrichen
werden.
Über 10 Jahre
warten unsere Jugendlichen darauf, dass die versprochene
Jugendeinrichtung
kommt.
Es ist ein Beispiel
von politischer Unglaubwürdigkeit sondergleichen!
Einsparungspotenzial
sehen wir darin, den geplanten Umbau des Geistmarkts
zu verschieben und
damit 2,5 bis 3 Mio € für wichtigere Projekte zur Verfügung
zu haben.
Dieses Geld sollte
besser zur Behebung des Sanierungsstaus in den
Grundschulen
eingesetzt werden.
Dafür gab es leider
keine Mehrheit.
Wir sehen die
Probleme, dass Eltern mit kleinen Kindern auf dringend
notwendige
Kindergartenplätze warten müssen. Hier ist dringender Handlungsbedarf angesagt.
Die Containerlösung
in Praest ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Es muss
schnellstmöglich eine zusätzliche Kindertagesstätte errichtet werden.
Um Emmerich am
Rhein für die dringend benötigten Fachkräfte attraktiver zu
machen, sind
weitere Anstrengungen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität
in der Innenstadt
dringend erforderlich.
Hier sind kreative
Ideen gefragt, die den Flair einer Kleinstadt hervorheben,
zum Beispiel mit
kleinen Geschäften, die in anderen Städten nicht zu finden
sind.
Wir haben in diesem
Zusammenhang große Bedenken bezüglich der
Ansiedlung eines
großen DM-Marktes auf dem ehemaligen Kasernengelände.
Die Befürchtungen
der Emmericher Werbegemeinschaft teilen wir voll und
ganz.
Durch die
Ansiedlung eines weiteren großen Marktes außerhalb der Innenstadt
wird weitere
Kaufkraft entzogen, weil viele Besucher dann die Innenstadt nicht
mehr aufsuchen.
Die rasch
fortschreitende Klimakrise nimmt keine Rücksicht auf angespannte
Kassenlagen. Auch
in schwierigen Zeiten muss der Klimaschutz zügig und
stetig
vorangebracht werden, um die Auswirkungen des Klimawandels in
einem erträglichen
Maß zu halten.
Beim Klimaschutz
und der Klimaanpassung, genau wie beim Sozialen, geht es
um unsere
öffentliche Daseinsfürsorge.
Darum müssen wir
uns alle kümmern!
Das ist nicht nur
ein grünes Thema und sollte auch nicht nur eine grüne
Aufgabe sein.
Das sind die Themen
unserer Zeit und unsere gemeinsame Aufgabe.
Weg von fossilen
Energieträgern hin zu erneuerbaren, das ist das Ziel.
Mehr Bäume und
Grünflächen für die Anpassung an den Klimawandel und
gegen das
Artensterben sind unumgänglich!
Wir fordern weniger
Autoverkehr in der Stadt für eine bessere Lebensqualität.
Die Rad-und Fußwege
müssen weiter verbessert werden, um sicher
umweltfreundlich
unterwegs sein zu können.
Unser Leitfaden ist
das Klimaschutzkonzept. Wir sollten es mit Ehrgeiz und
Disziplin umsetzen
und die Menschen dabei mitnehmen.
Darum fordern wir,
endlich unsere Klimaschutzmanagerin zu unterstützen,
anstatt mit einem
kleinlichen Haushaltsansatz und einer destruktiven Haltung
im Ausschuss für
Umwelt und Klimaschutz zu blockieren!
Für uns ist nicht
nachvollziehbar, dass ein Haushaltsansatz von 10000 € für die
erfolgreiche
Initiative „Mehr Bäume jetzt“ abgelehnt wird, obwohl uns
aufgezeigt worden
ist, wie viel mehr Bäume z.B. in den Niederlanden dadurch
entstanden sind.
Große Bäume
brauchen unseren besonderen Schutz. Sie sind Lebensraum,
Schattenspender,
Klimaanlage und CO2-Senker. Jeder einzelne Baum ist
wertvoll und nicht
ersetzbar. Das wird in unserer Stadt leider viel zu oft
vergessen.
Auch in unserer
Stadt nehmen populistisches Schwarz-Weiß-Denken und
Fremdenfeindlichkeit
erschreckend zu.
Die Sehnsucht
vieler Menschen nach einfachen Lösungen inmitten all der
unübersehbaren
Krisen wird schamlos vom rechtspopulistischen und
rechtsextremem Rand
ausgenutzt.
Darum ist es uns
wichtig, mit unserem Bündnis Demokratischer Parteien
deutliche Zeichen
zu setzen und die Phrasen der sogenannten Alternative
Deutschlands zu
entlarven.
Abschließend möchte
ich betonen, dass wir uns schwertun, diesem
Doppelhaushalt
zuzustimmen, weil wir den Baustopp am Grollschen Weg und
den viel zu
niedrigen Haushaltsansatz für Klimaschutz und Umwelt für falsch
halten.
Da sich jedoch eine
Mehrheit dafür gefunden hat, zumindest die
notwendigsten
Sanierungen am Grollschen Weg einzuleiten und auch den
Haushaltsansatz für
die zweite Jugendeinrichtung beizubehalten, stimmen wir
dem Doppelhaushalt
2024/2025 zu.
Denn wie Astrid
Lindgren so treffend gesagt hat: „Wir stehen immer auf der
Seite der Kinder“.
Wir danken dem
Kämmerer und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für
die geleistete
Arbeit.“
Mitglied Sigmund verliest die Haushaltsrede der BGE-Fraktion:
„(Anrede)
Wir sind heute als BGE mit dem städtischen Haushalt auf der Zielgeraden angekommen.
Diese Ratssitzung ist für unsere Heimatstadt und die BGE historisch. Der erste
Doppelhaushalt in der Stadtgeschichte steht kurz vor der Beschlussfassung.
Wenige Wochen vor ihrem 30. Geburtstag wird die BGE zum ersten Mal in der Geschichte des Rates dem Haushalt und diesem sogar für zwei Jahre zustimmen. Nicht, weil wir uns als BGE selbst ein Geschenk machen wollen, sondern weil wir davon überzeugt sind, dass jeder hier am Ratstisch und die Verwaltung ihr Bestes gegeben haben, um nach monatelangen, bis zuletzt abweichenden Positionen und nach einem intensiven Gedankenaustausch ein beschluss- und mehrheitsfähiges Ergebnis abzuliefern. Diesem gemeinsam erarbeiteten Haushaltsplan für die Jahre 2024 und 2025 kann die BGE
erstmalig zustimmen.
Fehlende Projekte wie die Sanierung von Schultoiletten im Gymnasium und notwendige Maßnahmen im Haus im Park wurden von der BGE beantragt und zusammen über die Veränderungsliste nur bei den Schultoiletten im Gymnasium zu einem zufriedenstellenden Ergebnis geführt. Es ist schade, dass die Fraktion der CDU und der Fraktion FREIE WÄHLER vom Beschluss des Haupt- und Finanzausschusses (FA) vom 27. Februar 2024 klar abgewichen sind, als sie das Projekt Haus im Park gerade im Rat ablehnten. Dies zeigt der BGE den Stellenwert der Kultur bei diesen beiden Ratsfraktionen.
Eine zweite Jugendeinrichtung nach dem Klever Modell beim alten Postgebäude
unterstützt die BGE. Dieser Bedarf ist nachgewiesen und wir sollten hier mit einem auf zunächst fünf Jahre befristeten Projekt mit begleitender Evaluierung endlich anfangen. Bei der Realisierung des seit Jahren hängenden Projekt De Wette Telder sieht die BGE unverändert einige Realisierungsrisiken. Das Projekt ist derzeit nicht ausschreibungs- und vergabereif. Es freut es uns als BGE jedoch sehr, das neue PAN-Projekt am Nonnenplatz noch in dieser Wahlperiode gemeinsam so zu realisieren, dass der neue Rat zukünftig im Obergeschoss des PAN und nicht mehr in der Aula der Gesamtschule Emmerich tagen wird.
Sicher ist nicht alles Gold, was glänzt und nicht alles ist finanzierbar. Wir mussten zusammen im Haushalt neu priorisieren, Projekte schieben, strecken und leider erst einmal streichen - wie von der Fraktion B90/DieGrünen beim Projekt Geistmarkt beantragt. Wir forderten gerade als BGE indes weiterhin den notwendigen Straßenausbau und Bäume auf diesem stadtprägenden öffentlichen Platz vor dem Rathaus. Wir waren als BGE zu diesem Vorgehen bereit, trotz Entfall von Fördermitteln in den nächsten Jahren. Das Projekt Geistmarkt hat bei der BGE gegenüber den Investitionen für notwendige Schulbaumaßnahmen und Straßenausbaumaßnahmen eine geringere Priorität.
Zudem sind die Kapazitäten der Verwaltung im Bereich Stadtplanung und Stadtentwicklung seit Jahren begrenzt. Viele städtische Straßen sind in die Jahre gekommen und brauchen in den nächsten fünf Jahren auf dem Stadtgebiet dringend eine Erneuerung. Die Bürger warten schon viel zu lange darauf. Leider gab es für diesen gemeinsamen Sparansatz der BGE und der Fraktion B90/DieGrünen heute keine politische Mehrheit.
Angesichts der Vielfalt an Projekten und Aufgaben sind alle Fachbereiche mehr als gut ausgelastet. Hier sind Überlastungsanzeigen der städtischen Mitarbeitenden von der Politik im Auge zu behalten. Wir werden es als BGE tun.
Die BGE fordert jedoch weiterhin den Neubau einer Mittelschule für die Gesamtschule auf dem Steintorgelände möglichst durch einen Investor, wie wir das bei dem KITA-Ausbau seit vielen Jahren und gegenwärtig bei der neuen Feuerwache in der Innenstadt erfolgreich tun. Warum soll diese Idee der BGE für die Gesamtschule Emmerich nicht realisierbar sein? Die Gesamtschule braucht am Schulstandort Grollscher Weg endlich Ruhe, um sich weiter erfolgreich entwickeln zu können. Die für dieses neue Vorgehen notwendigen Haushaltsmittel sollten dann über einen Nachtragshaushalt bereitgestellt
werden. Die öffentliche Kritik des Bürgermeisters in seiner Rede beim Neujahrsempfang am 18. Januar 2024 im PAN an den politischen Mehrheitsbeschluss, den Um- und teilweisen Neubau am Objekt Grollscher Weg zu stoppen, weist die BGE indes zurück. Dieser ist finanzpolitisch folgerichtig und konsequent. Es ist eine demokratisch getroffene, kommunalpolitische Entscheidung, die im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung vom Bürgermeister so umzusetzen ist.
Die BGE bekräftigt nochmals den im November 2023 getroffenen Ratsbeschluss zum Schulbauvorhaben Grollscher Weg der Gesamtschule Emmerich. Dies ist notwendig, weil die aktuelle Eingabe der CDU Emmerich zum Rheincenter Emmerich und das unerwartet an uns herangetragene Ansinnen das Projekt Grollscher Weg zu verschieben, uns dafür einen richtungsweisenden Impuls gegeben hat. Die Gesamtschule ist der BGE bei der Priorisierung wichtiger als Hilfsmaßnahmen für einen Investor, der im Rheincenter Vermietungsprobleme hat. Die von der BGE beantragte betriebswirtschaftliche SWOT-Analyse zum Rheincenter, die von der Verwaltung grundsätzlich unterstützt wird, wurde indes aus politischem Kalkül heraus von der CDU und Fraktion FREIE WÄHLER mit
knapper Mehrheit abgelehnt. Die BGE ist schon sehr gespannt, welche qualitativen Beiträge diese beiden Fraktionen in dem weiteren Prozess einbringen werden. Ist das etwa die dort versprochene Sachpolitik? Oder will man als CDU und FREIE WÄHLER die Verwaltung oder die BGE nur einfach mal vorführen, nachdem man sich zufällig einer knappen Mehrheit am Tag der Ratssitzung sicher war?
Nur zusammen finden wir am Ratstisch machbare und tragbare Lösungen - sowohl für die Mittelschule der Gesamtschule als auch für das Rheincenter. Hier fordern wir als BGE heute schon alle Beteiligten und zu Beteiligenden auf, sachlich zu diskutieren und bestmögliche Kompromisse bei notwendigen zukünftigen Entscheidungen gemeinsam zu beschließen. ”Goldrandlösungen”, die die finanzielle Leistungsfähigkeit unserer Stadt überfordern und
Risiken auslösen, sind abzulehnen. Diese beiden konkurrierenden Themen sind der BGE
viel zu wichtig, um die notwendigen Entscheidungen dazu auf die lange Bank zu schieben.
Hinzu kommen unverändert große Herausforderungen bei der Erfüllung von
Rechtsansprüchen auf KITA-Plätze, auf OGATA-Plätze an den Emmericher
Grundschulen und bei der Flüchtlingsunterbringung. Das kostet die Stadt in den
kommenden Jahren viel Geld. Diese Projekte müssen politisch beraten, entschieden, priorisiert sowie finanziert und immer durch die Emmericher Verwaltung bearbeitet werden. Es wird der Politik und der Verwaltung in den nächsten Jahren im Rathaus sicher nicht langweilig werden.
Wir werden als BGE in den nächsten zwei Jahren unseren Blick zudem auf das Kreishaus richten und weiter schärfen. Den guten Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen im Kreishaus und zum Regionalrat Düsseldorf werden wir pflegen, ausbauen und intensivieren.
Die BGE ist davon überzeugt, dass der neue Kämmerer unsere Finanzen im Griff hat, denn wir vertrauen ihm. Wir werden ihn in der ständigen Arbeitsgruppe Haushalt als BGE weiterhin kritisch begleiten und ihn bei der Umsetzung notwendiger Maßnahmen zur mittel- bis langfristigen Haushaltskonsolidierung aktiv unterstützen, mögen sie auch nicht immer populär sein und nicht jedem Bürger in den Kram passen.
Der BGE ist und bleibt das Gemeinwohl wichtiger als irgendwelche Einzel- oder
Gruppeninteressen. Das ist die DNA der BGE, die uns seit fast 30 Jahren am Ratstisch antreibt. Im Vergleich zu vielen unserer Nachbarkommunen sind wir Emmericher in den nächsten fünf Jahren noch weit weg von einer Haushaltssicherung.
Wenn es uns zusammen gelingt, dass sich im Aufbau befindliche Controlling,
Beteiligungs- und Fördermittelmanagement in den nächsten Jahren fest zu etablieren und mit Leben zu füllen, meistern wir erfolgreich den Spagat zwischen Sparen und Investitionen, konsolidieren den Haushalt und setzen gleichzeitig wichtige Projekte um - zum Wohle unserer Stadt und zukünftiger Generationen.
Die BGE wird dem Doppelhaushalt 2024/2025 heute zustimmen.“
Mitglied Bartels verliest die Haushaltsrede der FW-Fraktion:
„Sehr geehrte Damen
und Herren,
als Vertreter der
Fraktion FREIE WÄHLER Emmerich ist es mir ein besonderes
Anliegen, einige
essentielle Punkte anzusprechen, die unsere Stadt in den letzten Jahren stark
beeinflusst haben und auch weiterhin unsere Zukunft maßgeblich prägen werden.
Ein zentraler Aspekt, den wir nicht außer Acht lassen dürfen, ist die
finanzielle Lage unserer Stadt. Die jüngsten Haushaltsberichte zeigen, dass wir
mit nicht ausgeglichenen Haushalten zu
kämpfen haben. Ein
aktuelles Planungsdefizit von 7,4 Millionen in 2024 und 9,6 Millionen Euro in
2025 verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen wir stehen.
Diese Situation wird
durch verschiedene Faktoren verschärft, darunter die unerwarteten finanziellen
Belastungen infolge der Greensill-Pleite sowie die aktuelle Schließung
bedeutender Einrichtungen wie des REWE Centers, was zu weiteren bedauerlichen
Rückgängen an relevanten Geschäften in unserer Innenstadt führen könnte. Hier
besteht akut Handlungsbedarf.
Neben diesen
finanziellen Herausforderungen stehen wir auch vor infrastrukturellen
Problemen.
Das Projekt "de
Wette Telder" ist bislang nicht umgesetzt worden, und steht seit Jahren
als „Ruine“ für jeden Erkennbar in der Innenstadt, für eins der wichtigsten und
ältesten Bauten das unbedingt gekauft werden musste ein sehr trostloses
Dasein.
Wir sehen die
dringende Notwendigkeit eines neuen, und zukunftsfähigen Konzepts für unsere
Innenstadt, das aktuelle aus dem Jahre 2016 ist längst überholt und dient nur
noch als Bremse denn als Motor für die Stadt.
Des Weiteren ist der
Mangel an Wohnraum, Kita- und Schulplätzen in Emmerich eine drängende
Angelegenheit, die es nicht nur berufstätigen Eltern die dringende und
Notwendige Beaufsichtigung und Beschulung unserer Kinder erschwert oder zum
Teil unmöglich macht, Nein, auch die wichtige Integration wird dadurch
erschwert. Trotz der Tatsache, dass wir uns der internationalen Ereignisse
bewusst sind, die unsere knappen Ressourcen beanspruchen, dürfen wir unsere
lokalen Bedürfnisse nicht vernachlässigen.
Ein Beispiel hierfür
ist der geplante Umbau der Gesamtschule Grollscher Weg, den wir aufgrund der
prekären Haushaltslage weiterhin ablehnen mussten. Obwohl wir die Notwendigkeit
einer angemessenen Ausstattung unserer Bildungseinrichtungen anerkennen, müssen
wir gleichzeitig bedenken, dass umfangreiche Kredite die Liquidität unserer
Stadt übermäßig belasten würden, alleine dieser Bau hätte die Stadt Emmerich
ca. 2 Millionen Euro an
Zinszahlungen jährlich
gekostet, Geld das wir nicht haben.
Leider wurden in
diesem Zusammenhang ca. 2 Millionen Euro an Planungskosten investiert die nun
als fehlinvestiert gelten müssen, da die CDU erst zugestimmt und dann das
Vorhaben wieder abgelehnt hat.
Die 4 Millionen Euro für die Notwendigen Erweiterungen und Instandhaltungen des
Grollschen Weg sind Ausgaben die wichtig und richtig sind.
Um unsere
finanzielle Lage zu verbessern und gleichzeitig das ehrenamtliche Engagement in
Emmerich zu würdigen, halten wir die angedachte Maßnahme für richtig, die
Vergütung für Ausschussvorsitzende nur in dem Monat auszuzahlen, in dem auch
ein Ausschuss tagt. Die bestehende Reduktion der Ratsmitglieder auf ein Minimum
befürworten wir auch weiterhin, die eingesparten Gelder sollen dem Emmericher
Ehrenamt zugutekommen und somit in Projekte
investiert werden,
die unserer Gemeinschaft zugutekommen.
Trotz dieser ganzen
Herausforderungen möchten wir auch die positiven Entwicklungen nicht übersehen…
Die Einkommenssteuer
verzeichnet ein positives Wachstum, die Anpassungen der Hebesätze haben zu
verbesserten Schlüsselzuweisungen geführt.
Dennoch müssen wir
die steigenden Personalkosten im Auge behalten und gleichzeitig die Effizienz
und Bürgernähe der Verwaltung durch Digitalisierung und Entbürokratisierung
steigern, erste Anträge die das Thema aufgreifen wurden von uns bereits
gestellt.
Ein weiterer
Schwerpunkt der FW liegt auf der Jugendhilfe, deren Budget erhöht wurde, um die
Bedürfnisse unserer jungen Einwohner besser zu erfüllen. Wir setzen uns dafür
ein, eine zweite Jugendeinrichtung zu etablieren und stehen aktuellen Ideen der
Verwaltung offen und positiv gegenüber.
Insgesamt stehen wir
aber vor großen Herausforderungen, die wir auch nur gemeinsam bewältigen
können. Wir müssen schneller und effektiver handeln, um Emmerich wieder
attraktiver und lebenswerter zu machen, vor allem die Ausgaben müssen besser
durchdacht und geplant werden, die Zeiten voller Kassen sind längst vorbei.
Trotz der
angespannten Haushaltslage reichen wir als Fraktion FREIE WÄHLER Emmerich Den
anderen Fraktionen und der Verwaltung die Hand, um gemeinsam an Lösungen zu
arbeiten, das tun wir aktiv in den Ausschüssen und in Arbeitsgruppen, auch wenn
der Haushalt aktuell nur wenig erfreuliche Aspekte bietet, werden wir ihm
zustimmen, denn er ist das Ergebnis aus den gefassten Mehrheitsbeschlüssen aus
den Fachausschüssen und des Rates, denen wir auch hier Demokratisch Rechnung
tragen werden, auch wenn wir als Fraktion FREIE WÄHLER - Emmerich nicht immer Glücklich
über jeden Beschluss waren, weil von uns geforderte verhältnismäßig kleine
Summen (Beispiel unser Antrag auf Aufstockung der Zuwendung an den Emmericher
Karneval um 11.000 € jährlich) als sehr Problematisch und schwierig und zu
teuer dargestellt wurde.
Alles in Allem
stimmen wir dem Haushalt heute zu, mahnen aber klar dazu die Sparanstrengungen in der
AG Haushalt deutlich zu intensivieren, wir werden das in jedem Fall tun.
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit und unser aller Engagement für unsere Stadt.“
Herr Stadtkämmerer Kehren trägt einen geänderten Beschlussvorschlag vor.
Zusätzlich nimmt er Bezug auf den Antrag zur textlichen
Änderung der Straßenausbaubeiträge nach dem KAG im Haushaltsplan. Er verliest
folgenden Text, der im endgültigen Haushalt im Produkt 12.01.01 Straßen / Wege
/ Plätze abgebildet werden würde:
“Am 28. Februar 2024 hat der Landesgesetzgeber mit der Verabschiedung des
KAG-Änderungsgesetztes NRW sowohl die rechtliche Abschaffung der Beiträge für
den Ausbau kommunaler Straßen im Land Nordrhein-Westfalen, sogenannte
Anliegerbeiträge, als auch die Einräumung eines kommunalen
Erstattungsanspruches gegenüber dem Land festgeschrieben. Das Gesetz soll mit
Wirkung vom 01.01.2024 in Kraft treten.“
Der Vorsitzende lässt über den Antrag der BGE-Fraktion zum vorstehenden zitierten Zusatz zum Haushaltsplan abstimmen.
Stimmen dafür 31 Stimmen dagegen 0 Enthaltungen 0