Sitzung: 03.03.2020 Rat
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 19, Nein: 10, Enthaltungen: 0
Vorlage: 02 - 16 2160/2020/1
<Beschlussvorschlag
Der Rat beschließt
1.
die nachfolgende Haushaltssatzung der Stadt
Emmerich am Rhein für das Haushaltsjahr 2020 mit Haushaltsplan und Anlagen:
Haushaltssatzung
der Stadt
Emmerich am Rhein
für das
Haushaltsjahr 2020
Aufgrund der §§ 78 ff. der Gemeindeordnung für das Land Nordrhein-Westfalen
in der Fassung der Bekanntmachung vom 14.07.1994 (GV. NRW. S. 666), zuletzt
geändert durch Artikel 5 des Gesetzes vom 11. April 2019 (GV. NRW. S. 202), hat
der Rat der Stadt Emmerich am Rhein mit Beschluss vom 03.03.2020 folgende
Haushaltssatzung erlassen:
§ 1
Der Haushaltsplan
für das Haushaltsjahr 2020, der die für die Erfüllung der Aufgaben der
Gemeinden voraussichtlich anfallenden Erträge und entstehenden Aufwendungen
sowie eingehenden Einzahlungen und zu leistenden Auszahlungen und notwendigen
Verpflichtungsermächtigungen enthält, wird
im Ergebnisplan mit
Gesamtbetrag der Erträge auf 76.832.360
EUR
Gesamtbetrag der Aufwendungen
auf 80.847.110
EUR
im Finanzplan mit dem
Gesamtbetrag der Einzahlungen
aus laufender Verwaltungstätigkeit auf 72.562.014
EUR
Gesamtbetrag der Auszahlungen
aus laufender Verwaltungstätigkeit auf 75.250.699
EUR
Gesamtbetrag der Einzahlungen
aus der Investitionstätigkeit auf 7.991.184
EUR
Gesamtbetrag der Auszahlungen
aus der Investitionstätigkeit auf 25.486.614
EUR
Gesamtbetrag der Einzahlungen
aus der Finanzierungstätigkeit auf 15.493.000
EUR
Gesamtbetrag der Auszahlungen
aus der Finanzierungstätigkeit auf
2.735.387 EUR
festgesetzt.
§ 2
Der Gesamtbetrag
der Kredite, deren Aufnahme für Investitionen erforderlich ist,
wird auf 15.493.000 EUR
festgesetzt.
§ 3
Der Gesamtbetrag der Verpflichtungsermächtigungen, der zur Leistung von
Investitions-auszahlungen in künftigen Jahren erforderlich ist, wird auf 11.094.700 EUR
festgesetzt.
§ 4
Die Inanspruchnahme der Ausgleichsrücklage
aufgrund des voraussichtlichen Jahresergebnisses im Ergebnisplan wird auf 4.014.750 EUR
festgesetzt.
§ 5
Der Höchstbetrag
der Kredite, die zur Liquiditätssicherung in Anspruch genommen werden dürfen,
wird auf 10.000.000 EUR
festgesetzt.
§ 6
Die Steuersätze
für die Gemeindesteuern sind durch die Hebesatzsatzung vom 17.12.2014 in der
Fassung der 1. Nachtragssatzung vom 19.12.2018 wie folgt festgesetzt:
1. Grundsteuer
1.1 für die land- und
forstwirtschaftlichen Betriebe
(Grundsteuer A) auf 250
v.H.
1.2 für die Grundstücke
(Grundsteuer B) auf 443
v.H.
2. Gewerbesteuer auf 425
v.H.
§ 7
entfällt
§ 8
Der Kämmerer entscheidet über die Leistung von
über- und außerplanmäßigen Aufwendungen und Auszahlungen. Über- und
außerplanmäßige Aufwendungen und Auszahlungen ab 50.000 EUR im Einzelfall
bedürfen der vorherigen Zustimmung des Rates der Stadt nach § 83 Abs. 2 GO NRW.
Kalkulatorische Kosten, Rückstellungen, Innere Verrechnungen, bilanzielle
Abschreibungen sowie außer- und überplanmäßige Tilgungen nebst
Vorfälligkeitsentschädigungen und Kreditumschuldungen bleiben hiervon unberührt
und gelten unabhängig von ihrer Höhe als genehmigt.
Die Grenze erheblicher Abweichungen i.S. v. §
81 Abs. 2 Ziffer 1 und 2 GO NRW wird auf 2.000.000 EUR festgesetzt.
Die Geringfügigkeit von Investitionen i.S. v.
§ 81 Abs. 2 Ziffer 3 GO NRW wird auf 2.000.000 EUR festgesetzt.
Über- und außerplanmäßige
Verpflichtungsermächtigungen ab 50.000 EUR gelten gem. § 85 Abs. 1 GO NRW
i.V.m. § 83 Abs. 2 GO NRW als erheblich und bedürfen der vorherigen Zustimmung
des Rates.
Die Grenze der wesentlichen Investitionen gem.
§ 13 Abs. 1 KomHVO NRW wird auf 30.000 EUR festgesetzt.
§ 9
Die im Stellenplan enthaltenen Vermerke
"künftig umzuwandeln" (ku) und "künftig wegfallend" (kw)
werden bei Ausscheiden der bisherigen Stelleninhaber/innen aus diesen
Stellen wirksam.
2.
den Stellenplan 2020
Stadtkämmerin Goertz teilt mit, dass die Emmericher Schützengemeinschaft
eine Kostenaufstellung der Verwaltung zur Verfügung gestellt habe, aus der
jedoch nicht ersichtlich sei, in welcher Höhe die Finanzierungslücke bestehe.
Daher schlägt die Verwaltung vor, eine Fehlbedarfsfinanzierung bis zu
einem Höchstbetrag von max. 3.000 Euro zu bewilligen. Nach Vorlage und Prüfung
geeigneter Nachweise würde dieses dann ausgezahlt werden.
Mitglied Jansen macht noch einmal auf die Arbeit und Unterstützung bei
vielen Veranstaltungen aufmerksam. Auch moniert er, dass bei öffentlichen
Veranstaltungen keine Unterstützung von der Polizei gegeben sei. Das machten
die Schützen selber. Er appelliert eindringlich dafür, dem Schützenverein den
Zuschuss zu gewähren
Mitglied Schaffeld stellt den Antrag, wie von der Verwaltung vorgeschlagen,
zu beschließen.
Beschlussvorschlag
Der Rat beschließt der Emmericher Schützengemeinschaft eine
Fehlbedarfs-finanzierung bis zu einem Höchstbetrag von 3.000 Euro, nach Vorlage
und Prüfung geeigneter Nachweise zu bewilligen.
Stimmen dafür 26 Stimmen
dagegen2 Enthaltungen 1
Nun übergibt der Vorsitzende das Wort an die Fraktionsvorsitzenden der
im Rat vertretenen Fraktionen.
Herr Dr. Matthias Reintjes, CDU-Fraktionsvorsitzender:
„Meine Damen und Herren, in Zeiten, in denen sechs Fraktionen im
Stadtrat ihre Haushaltrede vortragen und angesichts der vollen Tagesordnung
möchte ich mich heute – wie auch schon in den letzten Jahren – kurzfassen.
Die CDU wird dem Haushalt erneut nur mit Bauchschmerzen zustimmen. Wir
als CDU stellen uns der Gesamtverantwortung für die Stadt Emmerich, auch wenn
wir viele kritische Entwicklungen aktuell mit großer Sorge betrachten.
Besonders der Umstand, dass viele Punkte der Haushaltsreden aus den letzten
Jahren fast 1zu1 übernommen werden können, stimmt sehr nachdenklich.
Bevor ich dazu komme, erst
einmal die positiven Aspekte:
Verwaltung und Rat
haben in diesem Jahr erneut der Versuchung widerstanden, die Grund- und Gewerbesteuer zu erhöhen,
das ist gut für die Bürger und war immer ein Anliegen unserer Fraktion. Dass
die drastische Erhöhung der Friedhofsgebühren
durch allgemeine Haushaltsmittel abgefedert wird und ein zukunftsfähiges
Konzept erarbeitet werden soll, halten wir ebenso für richtig.
Zum Thema Klima
und Nahmobilität: Dass der Rat der Stadt dem Antrag der SPD, den Klimanotstand in Emmerich
auszurufen, nicht gefolgt ist, begrüßen wir ausdrücklich. Hysterie, Symbolpolitik, Scheuklappen und
Denkverbote bringen uns bei dem Thema in Emmerich nicht weiter. Die
Bürgerinnen und Bürger erwarten konkrete Vorschläge vom Stadtrat und von der
Verwaltung. Dass es hier einen fraktionsübergreifenden und pragmatischen Ansatz
ohne die SPD gegeben hat, ist zu begrüßen. Wir sind auf die Arbeit des Klimaschutzmanagers gespannt und
freuen uns, dass unser Antrag auf Einrichtung eines Biotops an der Fulkskuhle
beschlossen wurde. Gespannt sind wir auch auf die Ergebnisse des Fuß- und Radverkehrskonzeptes und
besonders auf dessen Umsetzung. Das Konzept darf nicht, wie so viele andere
Konzepte, ein Papiertiger bleiben und bedarf einer schnellen Umsetzung. Hier
gilt es auch, gegenüber den verantwortlichen Stellen bei Bund und Land, noch
einmal den Radweg am Löwentor
einzufordern. Die mehr als 10
Jahre alten Planungen müssen nach Auffassung der CDU-Fraktion an ein modernes
und sich veränderndes Mobilitätsverhalten der Bürgerinnen und Bürger angepasst
werden.
Dass wir weiten Teilen unseres Stadtgebietes
nun Glasfaserkabel verlegt
haben, ist ein ganz wesentlicher Fortschritt für unsere Stadt. So wird die
Erreichbarkeit des ländlichen Raumes gesichert und seine Attraktivität
gesteigert. Jetzt gilt es aber, in den kommenden Jahren alle weißen Flecken zu beseitigen. Der
geplante Ausbau in den Außenbereichen in Elten macht hier den Anfang, darf aber
nicht das Ende des Ausbaus sein.
Vom Bau des Parkdecks am kleinen Wall nehmen wir nach der erfolgten Prüfung
nunmehr Abstand. Dennoch möchten wir den Parkplatz am kleinen Wall zügig
umgestaltet wissen, denn die aktuelle Situation ist kein Zustand.
Das von der CDU Praest beantragte Dorfentwicklungskonzept für Praest bietet
dem Ortsteil die Chance, im
Rahmen der Betuweplanungen und der Überlegungen
der Kirchengemeinde, gemeinschaftlich unter Beteiligung aller Bürgerinnen und
Bürger die Dorfmitte neu zu
denken und zu gestalten. Dorfentwicklungskonzepte für alle Ortsteile, ohne
Notwendigkeit und Begründung zu fordern, lehnen wir allerdings ab. Denn wir als
CDU-Fraktion sind der Auffassung, dass man der Beteiligung der Bürger auch
Taten folgen lassen muss – ansonsten verkommt eine Bürgerbeteiligung zur reinen
Showveranstaltung mit der man nur die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung
fördert. Der Überbietungswettbewerb der SPD-Fraktion an dieser Stelle ist also
mehr als durchschaubar. Es ist also nicht nur mit der Erstellung eines Konzeptes
getan, sondern es muss auch zwingend eine Umsetzung folgen. Wie aufwendig dies
ist – sowohl in zeitlicher wie auch in finanzieller Hinsicht - zeigt das
Beispiel „Masterplan Hochelten“. Man sollte daher mit den vorhandenen
Ressourcen sorgsam und priorisiert umgehen. All dies trifft übrigens auch auf
die Umgestaltung des Dr. Robbers Parks
in Elten zu. Warum hier wiederum die SPD das Projekt auf der Zielgraden und
nach erfolgter und erfolgreicher Bürgerbeteiligung grundlos verschieben will,
versteht - gelinde gesagt - niemand mehr.
Wir wollen Emmerich für Familien attraktiver gestalten. Das ist durch die
deutliche Senkung der KITA-Beiträge
gelungen. Wer sich mit jungen Familien unterhält, wird um das Thema Spielplätze
in Emmerich nicht herumkommen. Unsere Stadt hat sich gewandelt, Quartiere
verändern sich; das führt dazu, dass die vorhandenen Spielplätze teils an
falscher Stelle oder auch nicht mehr zeitgemäß ausgerüstet sind. Hier wollen
wir durch die Spielplatzoffensive
Abhilfe schaffen. Auch ist es – just in time – er wurde gestern vorgestellt –
auf Antrag der CDU gelungen mit dem Familiennavigator
ein digitales Angebot für Familien zu schaffen, um schnell und unkompliziert
einen Überblick über die zahlreichen guten Angebote in der Stadt Emmerich zu
erhalten.
Bei der Einführung des kommunalen Ordnungsdienstes haben wir
großen Wert auf eine angemessene Ausstattung sowie die Befugnisse zum
Durchgreifen gelegt. Erfahrungen aus anderen Kommunen zeigen uns, dass ein
kommunaler Ordnungsdienst, dann erfolgreich ist, wenn er Präsenz zeigt und auch
mit spürbaren Verwarngeldern durchgreifen kann. Diese Anregungen wurden
aufgenommen, dafür möchten wir uns auch ausdrücklich bedanken.
Dass der Firmenlauf nun gegebenenfalls für das Jahr 2021 auf Antrag der CDU
fortgeführt werden soll, freut uns. Der Zuschuss von 3000 € zum großen
Jubiläumsstadtschützenfest, den halten wir ebenfalls für gut und richtig.
Meine Damen und Herren, wo Licht ist, gibt es
aber auch Schatten.
Die Presse berichtete zuletzt: „Emmerich am Rhein hat die längste Bank der Welt“.
Gemeint ist damit etwa nicht der breite und gut aufgestellte Mittelstand in
Emmerich oder das tatkräftige Ehrenamt, sondern gemeint war die Verwaltung und
die Politik. Ein kritischer Blick in die Haushaltsreden der letzten Jahre – ich
sagte es bereits eingangs – zeichnet hier ein ähnliches Bild.
Was ist mit dem
neuen Bürgerbüro? Seit 2017
warten wir auf Realisierungsvorschläge!
Digitalisierung und E-Government – auch hier sind mehrere Anträge der
Politik seit Jahren beschlossen, das Thema wurde aber – Sie ahnen es – mit
Bezug auf unterschiedliche Gründe auf die lange Bank geschoben.
Eine ganzheitliche
Planung für das Megaprojekt
Gesamtschule, auch diese wurde leider immer wieder auf die lange Bank
geschoben. Dass, was bleibt, sind stetig neue ad hoc Entscheidungen und
Kostensteigerungen. Das wird dem Projekt, aber auch den Kindern der
Gesamtschule nicht gerecht.
Die Neufassung der Gestaltungssatzung für die Innenstadt, welche eine moderne und
zeitgemäße Außenwerbung für den Einzelhandel ermöglichen soll, wurde vor
geraumer Zeit durch den Rat beschlossen. Sie ahnen es: die Umsetzung wurde auch
auf die lange Bank geschoben.
Dann die
Entwicklung der Rheinpromenade – die CDU fordert seit Jahren, unsere
Vorzeigemeile zu stärken. Statt Leerstände auf der Rheinpromenade pragmatisch
zu beseitigen, wird die Entwicklung in den Augen vieler behindert, so dass
heute die ganze Region über die Tisch- und Stühleposse an der Rheinpromenade
lacht. Ohne den Druck der CDU wäre auch dieses Thema sicherlich auf der
besagten langen Bank gelandet. Erstaunlich auch, dass der Bürgermeister bis
heute behauptet, alles richtig gemacht zu haben.
Ähnlich ergeht es aktuell dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK).
Mehrere Maßnahmen liegen hier nicht mehr im Zeitplan und rücken auf der
besagten Bank Stück für Stück nach hinten. Nach dem Ausbaustand des „ wette Telder“ frage ich besser erst
gar nicht.
Und das Steintorgelände? Man kann nur hoffen, dass es mit der
Rettungswache nun endlich vorangeht. Dass die Stadt das Grundstück zum
multifunktionalen Platz und Entrée zur Innenstadt umfunktioniert, ist in weite
Ferne gerückt – oder wie der Emmericher sagen würde - auf die lange Bank
geschoben. Die Verantwortung hierfür
trägt auch die SPD und Bürgermeister Peter Hinze, welcher damals den bereits
verhandelten Ankauf als SPD-Fraktionsvorsitzender torpedierte. Aus heutiger
Sicht eine vertane Chance allererster Güte.
Meine Damen und Herren, wir
wissen natürlich – und das sollte man an der Stelle auch einmal ganz deutlich
und auch ehrlich sagen - dass die soeben benannten Maßnahmen sich nicht von
Geisterhand erledigen lassen und einzeln betrachtet - auch hier und da gute
Gründe für die Verzögerungen vorliegen. So zum Beispiel – hier im Hause - die
zunehmenden Schwierigkeiten Stellen zu besetzen. Das ist uns durchaus bewusst.
Aber das Gesamtbild stimmt eben trotzdem nicht, denn zu viele Maßnahmen
verzögern sich immer wieder. Das Sondervermögen
schafft nun punktuelle Abhilfe – gut, dass dieses nicht auf der langen Bank
gelandet ist.
Es bleibt also die Feststellung, dass wir in Emmerich kein Erkenntnisproblem, sondern vielmehr ein
Umsetzungsproblem haben. Politik und Verwaltung wissen ja eigentlich,
was sie tun wollen und was sie tun sollen. Der zunehmende Fachkräftemangel und
der stetig steigende Kampf der Verwaltungen untereinander um qualifiziertes
Personal wird die Situation aber weiter verschärfen.
Wir als CDU-Fraktion sind daher der festen Überzeugung, dass
der Bürgermeister in der kommenden Legislaturperiode vor grundlegenden
Herausforderungen und Verantwortungen stehen wird. Die Digitalisierung der
Verwaltung, notwendige strukturelle Veränderungen im Rathaus, zunehmende
Personalnot bei weiterhin zunehmenden Aufgaben, eine stärkere
Bürgerorientierung, die alle einfordern und die Bereitschaft, der Innenstadt
und dem Einzelhandel unbürokratisch und schnell zu helfen, sind nach unserer
Auffassung Herausforderungen, die Chefsache sein müssen. Wegducken gilt hier
nicht!
All diese Herausforderungen sind mit den Konzepten und
Ansätzen der letzten Jahre nicht zu lösen. Wer dies behauptet, hätte alle Zeit
der Welt gehabt, den Beweis dafür anzutreten. Wir sind daher überzeugt, dass
ein einfaches „Weiter so“ dann in letzter Konsequenz nur dazu führt, dass die
Projekte weiter auf die lange Bank geschoben werden und die dringend
notwendigen Impulse, nach der sich unsere Heimatstadt so sehr sehnt, weiterhin
für Jahre ausbleiben.
Wir unterstützen
daher ganz ausdrücklich die Anträge der anderen Fraktionen, ein Antrags- sowie Finanzcontrolling zu
etablieren, sowie den Fachbereich 4 „Schule, Jugend und Sport“ durch ein
externes Büro beraten und untersuchen zu lassen.
Meine Damen und
Herren, die CDU-Fraktion hat die Sorgen und den Unmut zum Ausdruck gebracht und
die großen Herausforderungen unserer Stadt benannt. Nach den ernüchternden
Erfahrungen der letzten Jahre glauben wir das die Stadt im September einen
Neustart benötigt.
Dennoch werden wir
dem Haushalt zustimmen. Denn die Ablehnung des Haushaltes als eine Art
Generalabrechnung vor der Kommunalwahl halten wir für den falschen Weg. Dazu
bietet der anstehende Wahlkampf genügend legitime Möglichkeiten.
Wir sind aber
überzeugt, dass ein Bürgermeister der Stadt Emmerich am Rhein in Zukunft noch
mehr als in den letzten Jahren gemessen werden wird, ob der Haushalt zum
Papiertiger verkommt, oder ob er wirklich ein glaubhaftes Aktionsprogramm der
Verwaltung für die anstehenden Jahre ist.
Abschließend
möchte mich bei der Kämmerin und ihrem Team, welches sich in den letzten
Monaten vor einer sehr schwierigen Situation stand, für die geleistete Arbeit
bedanken. Ebenso möchte ich allen Ehrenamtlichen unserer Stadt danken. Ohne sie
wäre unsere Heimat nicht die, die sie ist.
Ich stelle hiermit
den Antrag, nach Verwaltungsvorlage mit den im Vorfeld
beschlossenen Änderungen zu beschließen“
Frau Andrea Schaffeld, SPD-Fraktionsvorsitzende:
„Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen
des Rates,
sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer,
ich versuche es kurz zu machen, aber Sie wissen, es fällt mir manchmal
etwas schwer ich versuche mich auf das Wesentliches konzentrieren
Deshalb das Wichtige gleich zu Beginn: Im Namen der SPD-Fraktion bedanke
ich mich ganz besonders bei Frau Görtz und ihrem Team der Kämmerei, die in
dieser schweren Situation nach dem Tod von Uli Siebers die Aufgaben übernommen
hat. Sie und ihr Team mussten nicht nur die „normalen“ Aufgaben bewältigen,
sondern auch einen Haushalt aufstellen, der, mit Wahlgeschenken belastet, sich
ständig veränderte. Vielen Dank und unser Respekt für die Bewältigung dieser
Mammutaufgabe.
Die SPD-Fraktion teilt an vielen Stellen ihre Sorgen um die finanzielle
Situation der Stadt mit Blick auf den Schuldenstand und die schwindende
Ausgleichsrücklage und hat deshalb selber bewusst auf die Beantragung von
Wahlgeschenken verzichtet.
Im Gegenteil: wir fordern einen Sperrvermerk auf die 450.000 € für den
Dr.-Robbers-Park, wenn es keine Fördermittel gibt. Wie ein guter Kaufmann, muss
auch die Politik an dieser Stelle gemeinsam mit der Verwaltung neu nachdenken
und eine Renovierung/Instandsetzung in einem kleineren Rahmen in die
Gesamtentwicklung des Dorfes einbinden. So kann es gehen und kommt ohne diese
große Summe aus. Im Wahljahr 2020 ist dieser vernünftige Vorschlag jedoch nicht
mehrheitsfähig!!!!
Die positiven Entwicklungen der Stadt Emmerich in der Spur halten – das
ist der Leitgedanke unserer Arbeit gewesen in den letzten Monaten und wir
sehen, dass es auch in der Verwaltung genau um dieses Thema geht. Wir müssen
die Stadt in der Spur halten; das ist auch die Grundlage, warum wir dem Haushalt
zustimmen, damit die großen Projekte, die alle auf einem guten Weg sind, mit
Hindernissen immer rechts und links, erfolgreich weitergeführt werden können.
Die
Entwicklungspotentiale der Stadt liegen in den Schulen, im Moment in den
Gebäuden, die im Moment für die Ansicht der Stadt eine große Rolle spielen. Sie
liegen unserer Meinung nach auch in der Wirtschaftsförderung, im
Gesundheitspark an der Kaserne und den Ortsteilen als lebenswerte Dörfer.
Die Ausgaben, die
wir für die Ertüchtigung, und das vergessen wir oft, wir ertüchtigen auch alle
Schulen ohne nur neuzubauen, den Ausbau und auch den Neubau der Schulen in dem
vergangenen, in diesem und in den nächsten Jahren vorsehen, ist gut angelegtes
Geld. Wir können keine Störungen gebrauchen wenn mal solche Millionenvorhaben
stemmt. In Emmerich ist es uns gelungen die Schulen auch mit einer guten
Medienausstattung fit für die Anforderungen der Digitalisierung zu machen. Da
sind wir sicherlich für viele Kommunen ein ganz großes Vorbild.
Unsere
Wirtschaftsförderungsgesellschaft leistet mit dem gesamten Team einen großen
Beitrag zur positiven Entwicklung der Stadt: Innenstadtentwicklung mit der
Quartiersmanagerin spielt dabei ebenso eine Rolle wie die neue Touristik-Info
in Elten. Hier werden positive Veränderungen sichtbar, die auch von der
heimischen Wirtschaft gewürdigt werden und für alle Bürgerinnen und Bürger
sichtbar sind. Auch dies ist eine
wichtige Entwicklung, die jetzt in der Spur gehalten werden muss.
Deshalb versteht
niemand (wirklich niemand), dass die einstimmigen Beschlüsse in den Gremien der
WiFö, den Schwerpunkt „Wirtschaftsförderung“ zu fokussieren, nunmehr wiederum
belastet werden von dem Begehren, die WiFö möge den Firmenlauf organisieren.
Das funktioniert so nicht, Wenn wir sagen, wir haben hier ein Team, wir können
das nicht unendlich ausweiten, wir können nicht unendlich viel Geld geben und
wir sind uns einig und sagen, hier passiert jetzt Wirtschaftsförderung, dann
muss auch Wirtschaftsförderung passieren und keine neuen Störungen. Denn die
Mitarbeiter sind hoch genug belastet.
Unsere Ortsteile
werden durch den Ausbau der Betuwe in ihrer Entwicklung belastet. Schade, dass
die Mehrheiten hier am Tisch nur Praest für die Dorfentwicklung in den Blick
nehmen. Die Leistungen, die in Praest erbracht worden sind, haben Praester
Bürgerinnen und Bürger erbracht. Und die haben die geniale Situation mit den
Änderungen in der Kirche aufgegriffen, die haben sich schlau gemacht, die haben
selber moderiert und haben die Dinge auf den Weg gebracht. Genau das, wünschen
wir uns für andere Ortsteile auch und wir können nicht entscheiden und sagen,
Ihr ja, Ihr nein, das glaube ist nicht der richtige Weg.
Wie es gehen kann,
wenn die Verwaltung einen Prozess moderiert und gestaltet, der uns oft belastet
hat, der vielen Menschen in den Sportvereinen zugutekommt und gleichzeitig noch
die Inanspruchnahmen von Fördermitteln sichert, das haben wir erleben können in
den Lösungen rund um die Sportpauschale gemeinsam mit dem Stadtsportbund.
Jeder, der ehrlich ist, weiß, viele graue Haare haben wir bekommen, da wir
immer nicht wussten und uns mit den Vorwürfen konfrontiert sahen. Jetzt haben
wir eine super gute Lösung, die uns sogar die Landesmittel sichert und ich
weiß, da waren einige aus der Verwaltung beteiligt.
Ja, auch hier
stehen zusätzliche Mittel im Haushalt, die allerdings gemeinsam mit den
Betroffenen und Fachleuten aus dem Stadtsportbund so erarbeitet wurden, dass in
Emmerich die Sportförderung für die nächsten Jahre gut aufgestellt ist und alle
Beteiligten auf Augenhöhe miteinander umgehen können. Das ist eine besondere
Qualität, das möchte ich an dieser Stelle noch einmal betonen. Wir können uns
alle in die Augen sehen, wir können gut miteinander umgehen. Es gibt keine
Vorwürfe mehr Dafür möchte ich mich ausdrücklich bedanken, auch bei der
Verwaltung.
Was nicht geht und
uns Sorgen macht, ist die Tatsache, dass in Emmerich offenbar keine kleinen
praktischen Lösungen gesucht und gefunden werden. Das scheint eine Emmericher
Krankheit zu sein. Wenn ich an die Querungshilfen denke (Zebrastreifen),
farbige Kennzeichnung rund um Schule, um den Schulweg sicherer zu machen und
wenn ich dann nach Holland schaue und man sieht, was alles geht, dann fehlt uns
ganz oft, das kleine praktische Lösungen einfach ganz schwierig sind. Und ich
glaube auch, vielen Bürgerinnen und
Bürgern fehlt da manchmal das Verständnis.
Herr Reintjes hat
soeben den Antrag der SPD-Fraktion zum Klimanotstand angesprochen. Wir bekommen
jetzt einen Klimabeauftragten – eine weitere Stabsstelle, die aus Sicht der
SPD-Fraktion nur dann Erfolge erreichen kann, wenn das Thema
„Klimaverbesserung“ ein Querschnittsthema in allen relevanten politischen
Entscheidungen wird. Stabsstellen haben eine Gefahr, nämlich die Gefahr der
Isolierung, die hängen oben. Das sind Häuptlinge ohne Indianer, das kann nicht
viel werden, wenn das Bewusstsein sich nicht als Querschnittsthema –
Querschnittsaufgabe in allen Aufgaben wiederspiegelt.
Die negativen
Entwicklungen des Klimas sind in Emmerich nicht als Klimanotstand anerkannt,
Anträge zur Kontrolle von Umweltbelastungen (E-Noses) oder von Angeboten zur
Verbesserung des Klimas werden hier am Tisch nur mit mäßigem Willen entschieden
oder abgelehnt.
In der Tat, und
jetzt sind wir bei dem Thema von eben - sind wir oft als Kommune nicht
zuständig für das große Ganze um uns herum, nicht zuständig – aber
mitverantwortlich für die Auswirkungen auf die Bürgerinnen und Bürger. Deshalb
wird die SPD-Fraktion nicht müde zur Verbesserung unseres Mikroklimas
notwendige Maßnahmen zu fordern – wie zum Beispiel die konsequente
Ersatzpflanzung, wenn Bäume abgängig sind.
Unabhängig vom
Geld und damit von dem Haushalt, den wir gleich verabschieden: wir sind alle
hier verantwortlich für das Miteinander in dieser Stadt und müssen unseren
Beitrag für Menschen in Not leisten.
Ich will mich
nicht wiederholen, aber die Ablehnung „Sicherer Hafen für junge
Flüchtlinge“ zu sein, die im Moment noch
in Griechenland unter lebensbedrohlichen Umständen festsitzen, das tut uns weh,
das tragen wir so nicht mit. Wir schämen uns dafür.
Die BGE lehnt den
Haushalt ab. Ich vermute das, ich habe es noch nicht gehört, viel-leicht auch
überlesen, ich weiß es gar nicht, in dem sie gemeinsam mit der CDU 2 Mio.€
Entlastung bei den Kindergartenbeiträgen verankert hat. Sie lehnen, als BGE,
den Haushalt ab, weil sie in gemeinsamer Absprache mit der CDU am Ende des
Tages ihre Interessen durchsetzen und bis dahin übernimmt man dann keine
Verantwortung mehr. Das stößt vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch im
Rathaus vor den Kopf.
Zum Schluss, und
wenn Sie sehen könnten, könnten sie sehen, es isst fett gedruckt, versichere
ich, dass die SPD-Fraktion keinem AFD-Antrag zustimmen wird und auch jede
Verweisung, so wie wir das eben durchgezogen haben, in einen Ausschuss ablehnen
wird. Wir haben lernen müssen, dass die AFD keine Mogelpackung ist. Wo AFD
draufsteht ist Rassismus und Menschenverachtung drin. Und davor sollten wir uns
hüten.
Im Namen der
SPD-Fraktion bedanke ich mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aller
Fachbereiche und der verbundenen Unternehmen.
Jeder trägt mit
seiner Arbeit zum Funktionieren dieser Stadt bei.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.“
Herr Joachim Sigmund, BGE-Fraktionsvorsitzender:
„Sehr geehrter Herr Bürgermeister, verehrte Bürgerinnen und Bürger, sehr
geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Emmericher Stadtverwaltung, liebe
Kolleginnen und Kollegen des Rates. Ich grüße den Vertreter der lokalen Presse.
Der Beschluss zum Haushalt ist das „Königsrecht“ des Stadtrates. Der
Emmericher Bürger erwartet dabei einen ehrlichen Kassensturz und nicht das
Abarbeiten von populären Wunschzetteln im Kommunalwahljahr 2020.
Der vom Bürgermeister im November 2019 vorgelegte Haushaltsentwurf
entspricht nicht dem, was der Emmericher Bürger sich unter einer nachhaltigen
und zukunftsorientierten Stadtpolitik und Finanzplanung vorstellt. Unstrittig
sind die Einzelbudgets der Fachbereiche, die geprägt sind von gesetzlichen
Anforderungen und Aufgaben-stellungen, die finanzielle und gestalterische
Freiräume seit jeher einengen. Gerade deshalb ist die Politik gefordert, die
letztlich verbleibenden Freiräume und ihre Auswirkungen für eine nachhaltige
Kommunalpolitik zu ermitteln und kritisch zu bewerten. Wir müssen vor allem Augenmaß
walten lassen, selbst wenn die nächste Kommunalwahl im Raum steht.
Wir brauchen eine vorausschauende und kontinuierliche Weiterentwicklung
unserer Stadt in überschaubaren Abschnitten, in finanziell verträglichen
Kontingenten und im ständigen Dialog mit den Bürgern. Hier sieht die BGE in dem
vom Bürgermeister im November 2019 vorgelegten Haushaltsentwurf klare Defizite.
Der finanzielle Schuh drückt uns gewaltig, aber wir müssen mit ihm laufen. Ein
„weiter so“, liebe Kolleginnen und Kollegen, geht einfach nicht.
Wir dürfen als Ratsmitglieder das kaufmännische Vorsichtsprinzip, bei
der Bilanzierung alle Risiken und Verluste angemessen zu berücksichtigen, nicht
fahrlässig außer Acht lassen. Eine Abweichung von diesem Prinzip ist erläuterungspflichtig.
In dem vorgelegten Haushaltsentwurf wird der betragliche Einfluss der
Abweichung auf die Ertrags- und Finanzlage für die BGE nicht ausreichend genug
dargestellt.
Je tiefer und intensiver wir uns mit den gesetzlichen Vorgaben und
kommunalen Ausgleichsmechanismen beschäftigt haben, umso klarer wurde der BGE:
Unser Emmericher Haushalt ist nicht im Lot. Wir haben ein massives
strukturelles Problem. Eine wichtige Ursache für die „deutliche Schieflage“ im
Haushalt ist seit Jahren die fehlende und falsche Priorisierung von Projekten
durch den Bürgermeister als Emmericher Verwaltungschef.
Wir leben über unsere Verhältnisse und geben zu viel aus. Wir bedienen
Defizite reflexartig durch Rückgriff auf die Ausgleichsrücklage. Von einer
„schwarzen Null“ sind wir weit entfernt. Anstatt die Ausgleichsrücklage zur
Risikominimierung vorzuhalten, wird sie in den nächsten fünf Jahren kräftig
reduziert. Nach den uns heute vorliegenden Zahlen rechnet die Verwaltung
aufgrund der zahlreichen Sonderwünsche der letzten Wochen in diesem Jahr mit
einem betriebswirtschaftlichen Verlust in Höhe von rund vier Millionen Euro.
Die BGE kritisiert gebetsmühlenartig das fehlende Projektmanagement und
Controlling der Verwaltungsführung bei wichtigen städtischen Vorhaben. Die
Einplanung von Projekten ohne Wirtschaftlichkeitsuntersuchung (wie bei der
Gesamtschule) erzeugen große Unsicherheiten in der Planung. Nach der
Kommunalhaushaltsverordnung NRW ist bei solchen großen Projekten eine
Darstellung der Wirtschaftlichkeit und die Vorlage von Planung, Gesamtkosten
und Folgekosten verpflichtend, um Investitionen in dieser Größenordnung in den
Finanzplan aufnehmen zu können und notwendige Verpflichtungsermächtigungen für
die Folgejahre zu erwirken.
Seit Jahren fordert die BGE genau dieses Vorgehen beim Leuchtturmprojekt
Gesamtschule und hat den Haushalt seit 2017 aus diesem Grund jedes Jahr
abgelehnt. Bis heute wissen wir nicht, was die Gesamt- und Folgekosten dieses
Projekts sind. Unsere wiederholten Appelle und Aufforderungen für mehr
Transparenz, Haushaltswahrheit und -klarheit werden von der Verwaltungsführung
hingegen regelmäßig ignoriert. Der Hinweis auf Ausführungen der Verwaltung im
meist nicht-öffentlichen Vergabeausschuss ist der BGE viel zu wenig. Herr
Bürgermeister, wir als BGE stellen unmissverständlich fest, dass Sie nach
unserem Verständnis beim Projekt Gesamtschule gegen kommunales Haushaltsrecht
verstoßen.
Darüber hinaus zeigt sich der BGE, dass im Haushalt das Aufwandsniveau
im Vergleich zu den Erträgen regelmäßig zu hoch ist. Das ist keine nachhaltige
und generationen-gerechte Haushaltspolitik, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Die BGE versteht es nicht, warum sich Emmerich durch unstrukturiertes
und zögerliches Handeln stets aufs Neue selbst ein Bein stellt und durch
erwiesenermaßen falsches Vorgehen manche sinnvolle und wichtige Entwicklung
verhindert wird. Paradebeispiel ist der Neumarkt und sein Umfeld.
Als weiteres Beispiel nennen wir die weiterhin aufs Eis gelegte
Umstrukturierung von LIDL an der Wardstraße.
Für den Ankauf des Steintorgeländes wird hingegen im Haushalt 2020 ein
Millionen-betrag eingeplant.
Eine weitere Ursache für die schwieriger werdende Haushaltslage wurde
der BGE mit Blick auf den stetig anwachsenden Stellenplan der Kernverwaltung
deutlich. Seit dem Jahr 2014 und unter Berücksichtigung des neuen Stellenplans
kommt es wieder einmal zu einem Zuwachs an einzelnen Stellen, ohne dass für uns
eine Gesamtbetrachtung und Neubewertung von Fachaufgaben erkennbar ist. Die
zwingend notwendige Untersuchung des Fachbereichs 4 (Jugend, Schule und Sport)
wird nicht wie von der BGE beantragt im Jahr 2020 durchgeführt, sondern ins
Jahr 2021 und damit in die nächste Wahlperiode verlagert.
Was aber den entscheidenden Ausschlag für die Ablehnung des Haushalts
2020 durch die BGE gegeben hat, ist der als fehlend gerügte „echte Sparwillen“.
Der Haushalt 2020 ist kein Spar- sondern ein Ausgabenhaushalt, der durch
Kredite und Rückgriffe auf die so schwindende Ausgleichsrücklage geprägt ist.
Wir wären sicher gut beraten, angesichts der vielen Unwägbarkeiten in
der Haushaltsplanung genauer zwischen Wunsch und Notwendigkeit zu unterscheiden
und uns Reserven für kommende Aufgabenstellungen zu schaffen. Das Gegenteil ist
im Wahljahr 2020 jedoch der Fall.
Das abschließende Fazit der BGE zum vorgelegten Entwurf des Haushalts
2020: Die Verwaltung ist mit der Einführung des Neuen Kommunalen
Finanzmanagements (NKF) im Jahr 2009 bis heute in Teilen nicht auf einer Stufe
mit einem modernen und straff geführten Wirtschaftsunternehmen.
Wir bedanken uns bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Verwaltung für die Erarbeitung der Fachbereichs-Budgets und Wirtschaftspläne,
die zum wesentlichen Teil gesetzlichen Anforderungen genügen müssen, aber
zusätzlich und kurzfristig durch die Politik initiierte und beschlossene
Anträge umsetzen sollen. Die schwierige Situation in der Kämmerei ist der BGE
dabei durchaus bewusst.
Ich fasse zusammen: Dem Haushaltsentwurf 2020 mit der fortgeschriebenen
Ver- änderungsliste und dem Stellenplan stimmt die BGE nicht zu.
Ich möchte die Haushaltsrede der BGE mit einem Zitat von Mahatma Gandhi
abschließen: „Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun.“
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.“
Frau Sabine Siebers, Fraktionsvorsitzende BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Sehr geehrter Herr
Bürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen des Rates,
liebe Gäste, ein Minus von
4 Mio. € erfordert wieder den Griff in die Ausgleichsrücklage, die auch
zukünftig weiter schmelzen wird.
Aber ein knapp aufgestellter
Haushalt berechtigt auf gar keinen Fall dazu, die Hände pragmatisch in den
Schoß zu legen, Sonntagsreden zum Klimaschutz zu halten und darauf zu warten,
dass Fördergelder rieseln.
Wir GRÜNEN sind schon
erstaunt, dass neuerdings viele der hier Anwesenden sich zu ihrer „grünen
Seele“ bekennen und behaupten, im Grunde ihres Herzens schon immer grün gewesen
zu sein!
Immerhin hat das dazu
geführt, dass unser Antrag für die Begrünung der Dächer von Bushaltestellen und
unser Antrag auf Ersatzpflanzungen gefällter Bäume angenommen wurde.Auch wenn
dazu anzumerken ist, dass der Haushaltsansatz für Ersatzpflanzungen von Bäumen
trotzdem viel zu gering ist.
Selbstverständlich freuen
wir uns darüber, dass es zukünftig einen Klimaschutzbeauf-tragten oder –manager
geben soll und hoffen, dass die beantragten Klimaschutzmaßnahmen auch
tatsächlich umgesetzt werden und diesbezüglich nicht nur Lippenbekenntnisse zum
Klimaschutz abgegeben worden sind.
Im November letzten Jahres
haben 11.000 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in einer gemeinsamen
Erklärung der „Alliance of World scients“ vor einem weltweiten Klimanotstand
gewarnt.
Unsere Zeit ist geprägt von
den Aktionen der jungen Menschen im Rahmen der Bewegung „Fridays for Future“,
die mittlerweile generationsübergreifend ist.
Endlich werden unsere
jahrelangen Forderungen nach mehr Klimaschutz und nach konkretem Handeln auch
von anderen unterstützt und können nicht weiter ignoriert und belächelt werden.
Unsere Forderung nach mehr
Grün in der Innenstadt bleibt nach wie vor aktuell. Wir müssen der Natur in
unserer Stadt wieder mehr Raum geben, um sie für die Menschen wieder
attraktiver zu machen.
Dementsprechend befürworten
wir die vorgeschlagenen Maßnahmen des integrierten Handlungskonzepts und des
Klimaschutzkonzepts. Aber die Umsetzung
dauert uns viel zu lange, und wir befürchten, dass vieles zerredet wird oder in
belanglose Einzelteile zerpflückt wird.
Unsere Partei kämpft jetzt
seit 40 Jahren für eine nachhaltige ökologische Zukunft.
Auch wir als Fraktion wollen
seit Jahren unsere Stadt umweltfreundlicher, klima- schonender, nachhaltiger,
kinderfreundlicher, barrierefreier, sozialer und attraktiver machen.
Die von uns seit Jahren
geforderte fahrradfreundliche Stadt ist immer noch nicht umgesetzt. Für
Menschen, die sich umweltgerecht fortbewegen wollen, fehlen nach wie vor gut
ausgebaute Fahrradwege und ein schlüssiges Gesamtkonzept für umweltgerechte
zeitgemäße Mobilität.
Mit unseren Anträgen zur
kinderfreundlichen Stadt und zum Klimaschutz sind wir zunächst auf offene Ohren
gestoßen.
Es wird sich zeigen, ob
unsere Anregungen ernsthaft umgesetzt werden.
Leider können wir dies von
unserem Antrag auf eine behindertengerechte Stadt, den wir im Juli 2018
gestellt haben, nicht sagen.
Nachdem uns im Jahr 2018 mitgeteilt
wurde, dass die Erstellung der Vorlage sehr zeitaufwendig sei, gingen Monate
ins Land, bis uns mitgeteilt wurde, dass man sich nicht sicher sei, welcher
Ausschuss zuständig sei.
Als dann im Jahr 2019 der
Sozialausschuss und der ASE das Thema auf ihrer Tagesordnung hatten, wurde
beschlossen, eine Arbeitsgruppe zu bilden.
Das Thema Behinderte ist
offenbar kein Wahlkampfthema, denn außer unserer Fraktion war nur die SPD und
die BGE bei der Arbeitsgruppe, die erst im Januar 2020 tagte, vertreten.
Von Seiten der Verwaltung
wurde vorgetragen, dass doch schon viel für Behinderte in unserer Stadt getan
wird und man keinen Handlungsbedarf sehe.
Es wurde darauf verwiesen,
dass ja alles, was neu gebaut wird, den DIN-Normen entsprechen müsse. Das war
die Behandlung eines Antrages nach 1 ½ Jahren!
Das konkrete Konzept der
Aktion Mensch, welches wir unserem Antrag beigefügt hatten, wurde nicht erwähnt
und natürlich auch nicht im Ansatz versucht, in unserer Stadt umzusetzen.
Es wurde uns zum Trost
empfohlen, einzelne Anträge zu stellen, wenn wir konkrete Missstände sehen.
Das ist wirklich zum
Fremdschämen!
Ich wünsche niemandem hier
am Tisch, dass er jemals im Rollstuhl landet und hier als Behinderter in
unserer Stadt am eigenen Leib erfahren muss, wie wenig behinderten-gerecht hier
alles ist! Davon kann unser Ratsmitglied Herbert Kaiser gerade detailliert
berichten und wir, da jetzt gerade im Rollstuhl sitzt, sicherlich berichten,
wie schwierig das Leben jetzt für ihn im Rollstuhl ist.
Unser Antrag für die
Umgestaltung des „toten“ Nonnenplatzes wurde abgewiesen, hier scheinen
Klimaschutzargumente dann doch keine Rolle mehr zu spielen. Da fragten wir uns
schon, warum Klimaschutzkonzepte erarbeitet werden, wenn die Empfehlungen
letztlich doch nicht umgesetzt werden.
Wenn wieder mal der Antrag
auf mehr Wald für unsere Stadt abgelehnt wird mit dem Hinweis, dass es ja im
ganzen Stadtgebiet zu wenig Flächen dafür gibt, dann zweifeln wir weiterhin
daran, dass man sich hier ernsthaft um den Erwerb von Flächen für eine
Neuanpflanzung eines Waldes bemüht.
„Wer zu lange ein Auge
zugedrückt hat, wird erstaunt sein, wenn ihm plötzlich beide aufgehen“
Dieser Satz des dänischen
Philosophen Sören Kierkegaard könnte auch auf unsere Situation in unserer
trostlosen Innenstadt passen.
Einkaufszonen mit immer
mehr Leerständen und immer weniger Aufenthaltsqualität animieren nicht zum
Verweilen und zum Einkaufen. Hier fehlen schon seit Jahren Anreize, um die
Kaufangebote einer Kleinstadt zu optimieren.
-
Wir hoffen sehr darauf,
dass unsere neue Wirtschaftsförderin hier neuen Schwung hereinbringt und haben
deshalb auch den Antrag gestellt, ihr Budget zu erhöhen.
Und wen wundert es hier?
Richtig, der Antrag wurde abgelehnt.
Gleichzeitig wird aber
natürlich im Wahlkampf vollmundig behauptet, man setze sich für die
Umgestaltung und Belebung der Innenstadt ein.
So ist das hier in Emmerich
am Rhein, außer Reden nichts gewesen!
Damit wird der neuen
Wirtschaftsförderin schon gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit gezeigt, wie wenig
man hier am Tisch bereit ist, endlich die richtigen Maßnahmen in Angriff zu
nehmen, auch wenn sie Geld kosten!
Zusammenfassend müssen wir
feststellen, dass es von der Ratsmehrheit nur in wenigen Bereichen
Entgegenkommen gibt, dass unsere wesentlichen Forderungen ignoriert wurden und
dass sich unsere Prioritäten in Bezug auf Klimaschutz,
Lebensqualität-insbesondere beim Thema bezahlbare Wohnungen und soziales
Miteinander wesentlich unterscheiden.
Wir sehen uns daher auch in
diesem Jahr nicht in der Lage, dem Haushalt zuzu-stimmen.
Als Ergänzung möchte ich
noch hinzufügen, dass wir genauso wie die SPD-Ratsfraktion eine Anträge der
rechtspopulistischen Partei der AfD mehr unterstützen.
Ich danke für Ihre
Aufmerksamkeit.“
Herr Thomas Meschkapowitz
Embrica-Fraktionsvorsitzender:
„Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Ratskolleginnen und
–kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,
Der Raum für ökologische Investitionen muss erhalten bleiben.
Zugegeben, die Zeiten für diejenigen sind schwieriger geworden, die
einen ausgeglichenen städtischen Haushalt anstreben. Rund 4 Millionen aus der
Rücklage der Stadt Emmerich am Rhein werden notwendig sein, um in diesem Jahr
die Finanzlücken zu schließen. Insgesamt eine finanzielle Belastung für die
Stadtkasse, die wir uns nicht in jedem Jahr leisten können.
Aber, wie setzen sich die finanziellen Belastungen in diesem Jahr
zusammen? Allein der Anteil an der Einkommenssteuer verringert sich um 700.000
Euro, dazu rund 500.000 Euro weniger Schlüsselzuweisungen sowie eine um 300.000
Euro höhere Kreisumlage – stattliche Summen, die den Haushalt belasten und von
unserer Stadt letztlich nicht beeinflusst werden können. Externe
Entscheidungsträger, wie der Kreis Kleve oder das Land NRW, beeinflussen hier
wesentlich die Haushaltslage unserer Stadt.
Andere Kostenanstiege beruhen allerdings auf den Beschlüssen des
Stadtrates und fallen damit auch in dessen Verantwortungsbereich. So erhöhen
sich die Kosten für die Wirtschaftsförderung um 500.000. Vor allem aber
verursachen die gesunkenen Elternbeiträge und Mehrausgaben für
Kindertagesstätten ein Planungsdefizit von rund 1,3 Millionen Euro. Es bleibt
anzumerken, dass das Geld zwar in der Stadtkasse fehlt. Es verbleibt jedoch in
der Stadt, sehr viele Emmericher Bürgerinnen und Bürger konnten finanziell
wesentlich entlastet werden. Es ist im eigentliche Sinne eine sozialpolitische
Umverteilung und eine begrüßenswerte Investition in die soziale Infrastruktur
der Stadt Emmerich am Rhein.
Nachdenklich stimmt das hohe Investitionsniveau, trotz niedriger Zinsen
werden hier Finanzmittel über lange Zeit gebunden. Es ist absehbar, dass in
Zukunft weniger städtische Investitionsmittel verfügbar sein werden und damit
der Gestaltungsspielraum bedenklich schrumpfen könnte.
Auch das Sondervermögen zur Förderung der Innenstadt stellt eine
Belastung für den städtischen Haushalt dar. Sicherlich ist die Absicht, welche
man mit den 10 Millionen Euro verfolgt, sinnvoll. Die absehbare Konzentration auf zwei Objekte
birgt die Gefahr, dass ein Großteil der hier vorgesehenen Finanzmittel an der Innenstadt
vorbeigeht. Eine direkte Einflussnahme des Emmericher Stadtrates ist zudem
nicht mehr gegeben. Es ist ein Schattenhaushalt, da diese Investitionssumme von
der Wirtschaftsförderung verwaltet wird.
Investitionen in den Klimaschutz fehlen auch in diesem Jahr im
Haushaltsentwurf. Unsere Fraktion mahnt diese schon seit Jahren an, bisher
erfolglos – leider. Und wie oben aufgezeigt, die finanziellen Spielräume für
ökologisch orientierte Investitionen in der Stadt Emmerich am Rhein werden
kleiner.
Zukunftsweisende Investitionen in erneuerbare Energien sucht man
gegenwärtig vergeblich. Wer Umweltschutz
vorantreiben will, wie es hier am Tisch immer wieder propagiert wird, muss
umdenken. Dieses Umdenken ist hier am Tisch jedoch nicht erkennbar. Und ich möchte
noch einschieben, es sollten sich, hier gerade an diesem Tisch, 34
Ratsmitglieder mit Vorbildfunkton, die Frage stellen, ob man Teil der Lösung
oder Teil des Problems ist. Ich denke, es ist ganz, ganz wesentlich, wie eine
Kollegin vorhin schon sagte, es ist wirklich wichtig, das sich das Ganze nicht
in Lippenbekenntnisse erschöpft.
Noch ein Beispiel, was ich in den Vorjahren schon immer gegeben habe,
ich will es aber noch einmal verdeutlichen:
Energie vor Ort erzeugen, wie etwa mit Photovoltaikanlagen, wäre das
Gebot der Stunde. Um es deutlich zu machen: Für 1 Kilowatt/Stunde Strom werden
ca. 350g Kohle benötigt. Das heißt: Wer mit einer Photovoltaikanlage 3000 kw/h
Strom jährlich erzeugt, vermindert die Verbrennung von einer Tonne Kohle. Wer
die Klimaerwärmung ernst nimmt, sollte hier investieren und unsere Stadt und
auch das sage ich nicht das erste Mal hier an dieser Stelle, müsste hier eine
Vorbildfunktion einnehmen. Aber genau das unterbleibt.
Neben einem Sondervermögen für die Innenstadt brauchen wir ein
Sondervermögen Umweltschutz. Ein Sondervermögen, das genauso wie bei den
abgesenkten Elternbeiträgen, direkt bei den Bürgern ankommt. Das Ziel:
Gemeinsam mit den Bürgern individuell Umweltschutz in der Stadt Emmerich am
Rhein gestalten. Diese Spielräume sind bisher nicht genutzt, ein Grund, warum
wir diesen Haushalt auch ablehnen werden.
Abschließend noch eine kleine Anmerkung:
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen,.durch die sie
entstanden sind. Das stammt von Albert Einstein und ich denke, da ist etwas
wahres dran.
Die Embrica Fraktion wird aus o. g. Gründen den Haushaltsentwurf 2020
ablehnen.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.“
Herr Gerd-Wilhelm Bartels,
UWE-Fraktionsvorsitzender:
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Hinze, sehr geehrter Herr Dr. Wachs,
sehr geehrte Frau Goertz, sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen und
Mitarbeiter/innen der Verwaltung, liebe Bürgerinnen und Bürger der Stadt
Emmerich.
Bevor ich mich an diese HH-Rede begeben habe, bin ich nochmals die
älteren HH-Reden der letzten 15 Jahre durchgegangen.
Dabei fiel mir auf, dass es wie bei einem EKG erhebliche Ausschläge in
den Jahren 2004, 2009 und 2014 gegeben hat. Ausschläge im Sinne von „härterer
Gangart in der Diktion“, „heftigerer Anfeindung in Richtung bestimmter anderer
Fraktionen“ . Manchmal waren diese Ausschläge sehr diffizil und scharfzüngig ,
manchmal aber auch recht „rustikal“ sowohl in der Ausdrucksweise, wie auch im
Inhalt.
Gerichtet waren alle diese Anfeindungen sowohl an die Fraktionen am
Tisch, wie auch an die Adresse der Verwaltung.
In den jeweiligen Zwischenjahren fiel die Schelte immer sehr viel
moderater und auch weniger böse aus und selbst die so oft gescholtene Verwaltung
kam vergleichsweise gut dabei weg.
Der Auslöser für die vorher beschriebenen „Ausschläge“ war einzig und allein die Tatsache, dass 2004, 2009
und 2014 jeweils „Wahljahre“
waren und genau das ist in diesem Jahr wieder der Fall.
Ohne in Kenntnis des Inhaltes der HH-Reden meiner Vorredner zu sein, bin
ich mir aber fast sicher, dass schon wieder ordentlich ausgeteilt wurde und die
Messer entsprechend geschärft wurden. Falls das aber nicht so gewesen sein
sollte, dann haben alle Beteiligten vielleicht etwas gelernt und sie betreiben
den Wettbewerb um die Wählergunst möglicherweise auf andere und positivere Art und Weise.
Soweit zur Vorrede. Damit komme ich nunmehr zum fachlichen Eindruck des
vorgelegten HH-Entwurfs für das Jahr 2020.
Die erste Auffälligkeit ist die akutell um sich greifende
„Antrageritis“, denn noch nie zuvor haben die Kolleginnen und Kollegen eine
derartige Menge an Anträgen zum aktuellen Haushalt gestellt, wie in den letzten
Wochen. Insofern sind wir uns nicht einig mit der Auffassung eines Emmericher
Journalisten, der die „Antragsflut“ der letzten Zeit als „normalen Beitrag“ der
politischen Parteien zum aktuellen Haushalt bewertet hat.
Wir glauben, dass es sich dabei
teilweise bereits um Wahlgeschenke für den Herbst dieses Jahres handelt, denn
eines dürfte klar sein, nach dem 13.9.20 wird dieser Ratstisch eine völlig
andere Besetzung haben wie an diesem Abend. Soviel ist sicher, aber der Rest
ist und bleibt Spekulation. Spannend wird diese Zeit aber allemal.
Nach Auffassung der UWE-Ratsfraktion sollte eine HH-Rede einen ehrlichen
Kassensturz beinhalten und auch Raum lassen für „konstruktive Kritik“ .
Und genau dieser Umgang mit Kritik erscheint uns in Teilen der
Verwaltung etwas mimosenhaft ausgebildet zu sein.
Der Bürgermeister jedenfalls steht immer sehr loyal hinter seinen
Mitarbeitern und verwehrt sich dabei häufig gegen geäußerte Kritik aus den
Reihen der Politik, dabei steht doch beispielsweise im Beamtengesetz „ Der
Beamte muss sich rügen lassen „. Und mal ganz ehrlich, wer im Berufsleben noch
niemals für seine Arbeit kritisiert wurde, der hat entweder immer allein
gearbeitet, oder hatte das Glück sich nie dem Wettbewerb in der Arbeitswelt
stellen zu müssen.
Bereits seit vielen Jahren habe ich u.a. in den HH-Reden den Bereich der
Kennzahlen und Fußnoten intensiv betrachtet und dabei immer wieder
festgestellt, dass Copy and Paste sich von Jahr zu Jahr weiterhin größter
Beliebtheit erfreut. Und genau diese Vorgehensweise kritisieren wir, weil es
für die Politik die einzige Chance ist, aus den Kennzahlen und Fußnoten
Schlüsse zu ziehen für die weitere Steuerung, die wir Politiker aufgrund
unserer Aufgabenstellung ja vornehmen sollen.
Also sollte es Maxime sein, die entsprechenden Daten und Werte so
präzise wie möglich einzustellen. Allerdings stellen wir wiederholt und seit
Jahren fest, dass die eingesetzten Werte oft ungenau, nicht plausibel bzw. aus
vorangegangenen Jahren sklavisch abgeschrieben wurden und was die
Zukunftsbetrachtung betrifft, bisweilen von keiner nachvollziehbaren Prognose
gekennzeichnet sind.
Übrigens, diese Formulierung habe ich übrigens
„wortgenau“ bereits anlässlich der HH-Rede des Jahres 2016 verwandt und sie ist
trotzdem heute ( also 4 Jahre später) noch ebenso aktuell und richtig wie im
Jahr 2016.
Unser Fazit : Es hat sich diesbezüglich also nicht
viel verändert oder gar verbessert und
dabei wollen wir doch eigentlich nur eins, gemeinsam unsere Stadt durch unsere
Arbeit besser machen und uns
erfolgreich im Wettbewerb mit anderen Städten behaupten . Das setzt aber
voraus, dass sich die Beteiligten gegenseitig ernst nehmen und vor allem
respektvoll miteinander umgehen.
Wir wissen in diesem Zusammenhang natürlich nur zu gut, welchen Aufwand
es alljährlich immer wieder bedeutet, dieses Marathonwerk Haushalt auf die
Beine zu stellen. Aber, wenn die Arbeit ja so oder so gemacht werden muss, dann sollten alle Beteiligten
sich daraufhin ausrichten, dass es so wenig wie möglich Anlass zu
redaktioneller sowie inhaltlicher Kritik gibt.
Was fiel uns also noch auf, als wir den Haushalt inhaltlich bearbeitet
haben?
Die Stadt ist
gezwungen aufgrund steigender Anforderungen die personelle Besetzung nahezu in
jedem Jahr aufzustocken. Trotzdem werden unterdessen sehr viele Aufgaben
„outgesourced“, d.h. Planungen, Gutachten etc. werden in aller Regel
fremdvergeben und nicht mehr selbstverantwortlich im eigenen Haus erstellt.
Hierzu würde uns
als Idee, eine Kooperation mit einer Hochschule bzw. Universität in der Nähe
gut gefallen, bei der z.B. Architekturstudenten als Gruppe planerische Projekte
für unsere Stadt ausarbeiten, die dann als Grundlage für eine weitere interne
Bearbeitung dienen könnten. Sicherlich wäre eine solche Maßnahme wesentlich
günstiger als die hohen Honorare der Gutachter und Planer. Dazu gäbe es noch einen
möglicherweise günstigen Nebeneffekt, denn es entsteht ja durch die
Projektarbeit eine Kontaktplattform, die unsere Stadt ja u.U. für ihre
zukünftige Personalplanung sinnvoll nutzen könnte.
Eine
Uralt-Forderung der BGE Kollegen aus dem Jahr 2004, hieß S.O.S (Sicherheit,
Ordnung Sauberkeit) und wurde damals
speziell für den Bereich Sicherheit, (mit den Schlagworten : Bürgerwehr,
schwarze Sheriffs, völlig unmöglich) von der ehedem regierenden Emmericher
Groko bestehend aus CDU und SPD rundweg abgelehnt. In diesen Tagen kommt nun
überraschend der Bürgermeister mit einem ganz ähnlichen Ansatz, nämlich der
Einrichtung eines Städtischen Ordnungsdienstes, aus dem Gebüsch. Das hatten wir
zwar so nicht erwartet, begrüßen den Ansatz aber dennoch und sehen somit den
2004er Ansatz der Kollegen der BGE als vollauf bestätigt an. Frage nur: Warum wird das am Ende 17 Jahre bis zur Umsetzung gedauert
haben?
Mehr als 50 Häuser
und Wohnungen, die von meist Niederländischen Personalvermittlern (in der
Grenzregion besser bekannt unter dem Namen „Koppel Bas“) gekauft oder angemietet wurden, dienen als meist
„menschenunwürdige“ Massenunterkünfte für Süd-Ost Europäische Wanderarbeiter,
die uns die Europäische Freizügigkeit beschert hat. Auch wenn diese
Arbeitsmigranten zum wesentlichen Teil jenseits der Grenze vor allem in
Niederländischen Schlachtbetrieben arbeiten, so hat die spezielle
Niederländische Gesetzgebung, das dort Arbeitsvermittler nicht gleichzeitig Vermieter
sein dürfen, diese für Emmerich sehr unangenehme Situation im Zusammenleben mit
dieser Gruppe erst heraufbeschworen. Dem Fachbereich 6 hat diese wenig schöne
Zusatzaufgabe einen Haufen Mehrarbeit und Kopfzerbrechen beschert und wir
möchten mal annehmen, dass auch Kosten entstanden sind, die wir nach unserer
Auffassung eigentlich unseren Niederländischen Nachbarn in Rechnung stellen
sollten, denn der Ursprung des Ungemachs liegt eindeutig auf der anderen Seite
der Grenze. Überraschend lasen wir vor wenigen Wochen von den Bemühungen des
Bürgermeisters im Rahmen einer „Euriec“
(Euregionales Info- und Kompetenzzentrum) Zusammenkunft, hier für Emmerichs Probleme
diesbezüglich „einen Nagel in die Wand“ zu schlagen. Wenn auch spät, zeigt
diese Reaktion des Bürgermeisters auf, dass die Brisanz dieses Problems
unterdessen erkannt wurde. Und dieses Problem ist vielschichtig, weil es neben
unseren Bürgern auch wirtschaftliche Belange von z.B. der regionalen
Immobilienwirtschaft berührt. Das Stichwort in diesem Zusammenhang lautet Wertverlust !
Leider haben die
Bemühungen der Verwaltung um die Fortsetzung des Bürgerdialogs in dieser
Angelegenheit spürbar nachgelassen, denn aus unserer Erinnerung hat dieser
Bürgerdialog trotz Ankündigung in Hüthum bis heute nicht stattgefunden. Wenn
ich da falsch informiert bin, bitte ich um Korrektur. Hier den „Fuß vom Gas„ zu
nehmen erscheint uns absolut nicht die richtige Maßnahme im Sinne der
Gesamtheit der Emmericher Bürgerinnen und Bürger zu sein.
Unser Fazit: Das eigentliche Problem ist beileibe nicht gelöst, wenn auch scheinbar
etwas Ruhe eingekehrt ist.
Digitalisierung ,
E-Government und Smart-City sind meine
nächsten Stichworte, die besonderes deswegen ein Aufreger sein sollten, weil
das sogenannte „Online-Zugangsgesetz (OZG) Bund, Länder und Kommunen dazu
verpflichtet bis zum Ende des Jahres 2022 rund 570 Verwaltungsleistungen online
zugänglich zu machen ! Jetzt werden sie möglicherweise sagen, das sind ja noch
mehr als 2 ½ Jahre bis dahin, aber wenn ich in den HH schaue, finde ich noch
keine nennenswerten Beträge für die Umsetzung dieses Gesetzes, weder in
aktuellen noch in den HH Ansätzen für die beiden Folgejahre. Allerdings
erscheint mir in dieser Angelegenheit „ruhiges Zuwarten nicht die geeignete Maßnahme zu sein. Sie
dürfen daher in Kürze zu diesem Thema einen entsprechenden Antrag aus unserer
Fraktion verbindlich erwarten.
Als letzten, aber
beileibe nicht unwichtigsten Gesichtspunkt möchten wir uns einmal intensiv mit
der Entwicklung des Schuldenstandes unserer Kommune beschäftigen. Wenn der
Schuldenstand im Jahre 2016 noch 13.2 Mio. Euro betrug, so waren es im Jahr
2019 bereits 19.3 Mio. Euro und bis zum Jahr 2023 wird die Summe der Emmericher
Schulden auf exorbitante 46.3 Mio. Euro anwachsen und damit sagenhafte 350 %
höher sein als im Jahr 2016. Im gleichen
Zeitraum wird auch unsere Ausgleichsrücklage um ca. 15 Mio. Euro sinken. Bei
derartigen Zahlen kann dann auch die Aussage unseres leider viel zu früh
verstorbenen , ehemaligen Kämmers Ulrich Siebers nicht wirklich trösten, der
einmal sinngemäß sagte: Machen Sie sich
keine Gedanken, eine Stadt kann nicht Pleite gehen ! Es mag zwar sein,
dass er damit formell richtig lag, aber eine HH-Sicherung oder sogar ein Not-HH
könnten uns schon blühen und dann wird das Leben sicherlich nicht einfacher.
Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die in höchstem Maße warnenden Hinweise
unserer Kämmerin anlässlich der letzten HFA-Sitzung. Das sollten alle
Beteiligten schon sehr ernst nehmen und sich beim lockeren Geldausgeben möglichst
zurückhalten, wir jedenfalls tun das ! (Vor diesem Hintergrund ist z.B. der
nachträgliche Bau einer überdachten Wandelhalle zwischen dem neuen und dem
alten Gebäude der Gesamtschule für +- 200.000.—Euro mehr als entbehrlich und
wird von uns nicht mitgetragen )
Abschließend bleibt mir nur übrig, angesichts der nicht überzeugenden
politischen Leistungen in der großen Politik ,für unsere Stadt Emmerich zu
hoffen, dass es heute und in naher Zukunft zumindest an diesem Ratstisch und
auch in den Reihen der Verwaltung ausreichend motivierte und vor allem der
Vernunft zugetane Akteure gibt, die im besten Falle dazu beitragen, dass es
unserem „Mikrokosmos Emmerich“ auch weiterhin einigermaßen gut geht und wir
auch hoffentlich das Glück haben, hier nicht von „Dilettanten“ regiert und
verwaltet zu werden, wie das gerade in jüngster Zeit z.B. in Erfurt gefühlt der
Fall ist. Ich jedenfalls erkläre für meine Person, dass ich von derartigen
Akteuren nichts lernen kann und ich hoffe in diesem Zusammenhang das unserer
Heimatstadt Emmerich so etwas auf ewig erspart bleiben möge.
Die UWE-Ratsfraktion bedankt sich auch aufgrund der besonderen Situation
die der Aufstellung dieses Haushaltes voraus ging, bei den zuständigen
Mitarbeitern von Verwaltung und Kämmerei
und hier besonders bei Frau Goertz, die ins kalte Wasser geworfen wurde und
sich dort sehr ordentlich schlägt und uns bisher auch keine Antwort schuldig
geblieben ist , für die unter sicherlich schwierigen Bedingungen erbrachte
Leistung.
Dennoch wird die UWE Ratsfraktion aus den vorher geschilderten Gründen
den Haushalt 2020 ablehnen.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit,“
Der Vorsitzende lässt über
den Antrag, gemäß Vorlage der Verwaltung zu beschließen, abstimmen.