Beschlussvorschlag
Der Rat der Stadt
Emmerich am Rhein beschließt, nicht weiter am European Energy Award (EEA)
teilzunehmen. Stattdessen soll künftig am European Climate Award (ECA)
teilgenommen werden.
Sachdarstellung :
Der Schutz des Globalklimas gehört zu den größten umweltpolitischen
Herausforderungen unserer Zeit. Auch der Sachstandsbericht 2019 des
Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) bestätigte erneut das
Fortschreiten der globalen Erwärmung, wofür als Hauptursache der Mensch genannt
wird. Das globale Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum führte zu
atmosphärischen Konzentrationen von Kohlendioxid, Methan und
Distickstoffmonoxid (Lachgas), wie sie seit mindestens 800.000 Jahren noch nie
vorgekommen sind.
Durch die Verstärkung des Treibhauseffektes über sein natürliches Niveau hinaus
erfolgt ein Anstieg der globalen mittleren Jahrestemperatur von bis zu 1,5 °C.
Die Auswirkungen der Klimaerwärmung sind auch lokal zu spüren und die Stadt
Emmerich am Rhein muss sich vermehrt klimatischen Extremereignissen wie
Starkregen, Hagel und Sturm sowie zunehmenden Trockenperioden und Hitzewellen
stellen. Klimaschutz auf lokaler Ebene spielt eine herausragende Rolle, denn
menschliches Handeln insbesondere in den Städten ist verbunden mit Energieverbrauch
und Treibhausgasemissionen durch Fahrzeuge, Gebäude sowie durch die Aktivitäten
ihrer Bürgerinnen und Bürger. Daher ist es umso wichtiger lokale
Klimaschutzmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen.
Seit 2003 ist die Stadt Emmerich am Rhein Mitglied beim European Energy
Award einem Qualitätsmanagement- und Zertifizierungsinstrument für kommunalen
Klimaschutz wobei Klimaschutzmaßnahmen geplant, umgesetzt und überprüft werden.
Im Folgenden ist ein kurzer Überblick über die klimaschutzrelevanten Maßnahmen
und Entscheidungen der Stadt Emmerich am Rhein der vergangenen Jahre
aufgeführt:
2003
Ratsbeschluss über die Teilnahme am European
Energy Award (EEA).
2007
Absolvierten alle Mitarbeiter der Verwaltung eine sog. ‚e-fit - Woche‘. in der sie darin
geschult wurden, wie sie am Arbeitsplatz im Sinne eines besseren Klimaschutzes
energieeinsparend wirksam werden können.
2012 / 2013
Das Klimaschutzgesetz der Landesregierung mit seinen ambitionierten CO2-Einsparzielen,
führte 2012 dazu, dass der Rat der Stadt Emmerich beschloss, ein ‚Integriertes Klimaschutzkonzept‘ für
das Stadtgebiet aufzustellen.
2015 / 2016
Vertiefte die Verwaltung ihr klimapolitisches Engagement, um die
Klimafolgen für ihre Belange, auch und gerade im Bereich der Planung, besser
einschätzen zu können. Daraufhin beauftragte der Rat sie mit der Erarbeitung
eines sog. ‚Klimafolgenanpassungs-konzeptes‘.
2017
wurde das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) unter breiter
Beteiligung der Öffentlichkeit aufgestellt. Es berücksichtigt bereits die
Anforderungen aus dem Klimaanpassungskonzept und sieht unter anderem vor, einen
sogenannten Stadtteil-architekten einzuführen, der im Innenstadtbereich u.a.
zur energetischen Sanierung, zur Begrünung von Fassaden und Innenhöfen u.v.a.
beratend tätig werden soll.
2018
Seit 2018 befasste sich die Verwaltung mit der Erstellung eines
‚Klimaschutzteil-konzeptes Nahmobilität‘ sowie mit dem Entwurf einer
‚Konzeption für ein insektenfreundliches Emmerich‘.
2019
Seit Anfang des Jahres 2019 bereiten sich verschiedene linksrheinische
Städte und Gemeinden darauf vor, Ihre klimapolitischen Anstrengungen besser zu
vernetzen bzw. voneinander zu lernen. Die Klimapartnerschaft „Klima. Partner im
Kreis Kleve“ hat sich im Dezember 2019 gegründet.
2020
Der Entwurf für das Klimaschutzteilkonzept-Nahmobilität ging in die
Offenlage. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger haben nochmals von der Möglichkeit
Gebrauch gemacht, ihre Anregungen und Hinweise in das Konzept mit einzubringen.
Der Rat der Stadt Emmerich am Rhein beschloss im September das
Klimaschutzteilkonzept-Nahmobilität inklusive der darin enthaltenen Maßnahmen.
Die ersten Umsetzungen sind für Anfang 2021 geplant. Des Weiteren wurde durch
die Klima.Partner im Kreis Kleve die Aktion STADRADELN durchgeführt, zum ersten
Mal Kreis weit und war an der Teilnehmerzahl gemessen sehr erfolgreich.
Auch die Konzeption für ein insektenfreundliches Emmerich wurde 2020 im
dynamischen Prozess weitergeführt und konkretisiert. Aufgrund der Corona –
Pandemie jedoch im geringeren Rahmen als Anfang des Jahres geplant. Die
geplanten Maßnahmen sind jedoch nur verschoben und werden sobald es wieder
möglich ist nachgeholt.
Im Verlauf ihrer bisherigen Teilnahme am EEA hat
die Stadt Emmerich am Rhein sich in den vorgeschriebenen
Zertifizierungsintervallen insgesamt 4 Mal (2008, 2011, 2014 und 2018)
reauditieren lassen und entsprechende Auszeichnungen erhalten.
Förderung
Aufgrund das am 1. Januar 2019 die novellierten Kommunalrichtlinie des
Bundesumweltministeriums in Kraft getreten ist, haben einige
Landesregierungen, auch die Landesregierung aus Nordrhein Westfahlen, Ihre
eea-Förderung ab 2020 auf Landesebene ausgesetzt oder eingestellt.
European Climate
Award
Die Fortführung des Klimaschutzgedankens auf kommunaler Ebene steht für
die Stadt Emmerich am Rhein jedoch nicht in Frage und soll auch nach Beendigung
des Förderzeitraums fortgeführt werden. Die Stadtverwaltung strebt den Wechsel
von EEA zum ECA (European Climate Award) an.
Der Prozessablauf des ECA-Zertifizierungsverfahrens als solches bleibt
nahezu identisch zum Prozessablauf des EEA. Kommunen können mit externer
Unterstützung eine
Ist-Analyse erstellen und ein Maßnahmenpaket erarbeiten im EEA-Prozess
wurde dies als EPAP – Energiepolitisches Arbeitsprogramm benannt. Im
ECA-Prozess wird dieses Instrument als KAP-Klimaanpassungspolitisches
Arbeitsprogramm bezeichnet. Die Größte Änderung erfolgt bei den
Themenschwerpunkten. Im Folgende sind die Themen-schwerpunkte/Maßnahmenschwerpunkte
des ECA dargestellt:
Abbildung 1: Überblick der ECA-Themenschwerpunkte (Quelle:
https://www.european-climate-award.de)
Die
oben genannten Themenbereiche werden im Zertifizierungsverfahren ähnlich wie
bei EEA in ein detailliertes Maßnahmentool weiter gegliedert.
Hinter
dem detaillierten Maßnahmentool liegt ein Bewertungssystem (Punktesystem)
welches auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Indikatoren sowie der
Beurteilung der individuellen Umsetzungsgrades der Maßnahme in der Kommune
beruht. Die maximale Einflussmöglichkeit einer Kommune hinsichtlich der
möglichen Umsetzung wird bei der Bewertung berücksichtigt.
Ferner werden die erarbeiteten Maßnahmen aus dem EEA-Prozess bei einem
Wechsel des Zertifizierungsverfahrens nicht unterschlagen, sondern in den
ECA-Maßnahmentool integriert.
Der Wechsel wird aus zweierlei Gründen angestrebt, zum einen sieht die
Stadtverwaltung ein hohes Potenzial für die Stadt Emmerich am Rhein Maßnahmen
des ECA-Maßnahmentools erfolgreich umsetzen zu können um ein gutes Ergebnis bei
der Zertifizierung zu erlangen und zum anderen wird die Teilnahme bei dem ECA-
durch Landesmittel des Landes NRW gefördert. Da seit September 2019 das Land Nordrhein-Westfalen kommunale Qualitätsmanagementsysteme
im Bereich Klimafolgenanpassung, worunter auch das ECA-Zertifizierungsverfahren
fällt, fördert. Die Förderquote liegt bei maximal 80% der zuwendungsfähigen
Ausgaben.
Die örtliche Politik wird aufgefordert dem Wechsel des
Zertifizierungsverfahrens zuzustimmen, sodass die Stadt Emmerich am Rhein
energie- und klimapolitisch weiterhin gutaufgestellt ist und bleibt.
Finanz- und
haushaltswirtschaftliche Auswirkungen :
Die Maßnahme hat
keine finanz- und haushaltswirtschaftlichen Auswirkungen.
Leitbild :
Die Maßnahme steht
im Einklang mit den Zielen des Leitbildes Kapitel 3.
In Vertretung
Dr. Wachs
Erster
Beigeordneter