Betreff
Antrag der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN an den Umweltaussschuss vom 24.11.2020; hier: Errichtung eines Friedwaldes auf dem Gelände des neuen Friedhofes
Vorlage
70 - 17 0164/2021
Art
Verwaltungsvorlage

Beschlussvorschlag

 

Der Betriebsausschuss nimmt die Ausführungen der Betriebsleitung zur Kenntnis und beschließt, den Antrag abzulehnen.

 

Weiterhin beauftragt der Betriebsausschuss die Betriebsleitung, ein Konzept für das Angebot von Baumbestattungen auf den öffentlichen Friedhöfen zu erarbeiten.

 

Sachdarstellung :

 

Auswirkungen der Errichtung eines Bestattungswaldes bzw. Friedwaldes

 

Seitens der KBE wurden mit mehreren Fachleuten zu diesem Thema Gespräche geführt, sowie eine Literatur und Internetreche vorgenommen.

 

Die Ergebnisse dessen werden hier dargestellt.

 

Bestattungswälder, die auch Friedwälder genannt werden, erfahren in jüngster Zeit großen Zulauf.

 

Den meisten Menschen, die sich für die Beerdigung in einem Friedwald entscheiden, geht es darum, dass sie sich stark mit der Natur und dem Wald verbunden fühlen und daher in einem natürlichen Wald beerdigt sein wollen. Ihnen kommt es dabei insbesondere auf die Naturnähe und die Atmosphäre eines großen, erhabenen Waldes an.

 

Die Bestattung erfolgt dabei meist in einer sogenannten Bio-Urne, die für unterschiedlich lange Ruhezeiten im Wurzelwerk des gewünschten Baumes verbleibt.

 

Die übliche Grabpflege entfällt dabei, da der natürliche Charakter des Waldes beibehalten werden soll. Auch ist in der Regel nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich Grabzeichen zu errichten. Das Ablegen von Blumen, Gegenständen oder sogar das Anzünden von Kerzen ist in einem Friedwald meist nur sehr eingeschränkt oder gar nicht möglich. Dies ist aus Naturschutzgründen und zur Erhaltung des Waldcharakters auch gut nachvollziehbar.

 

Bei der Recherche wurde eines besonders klar:

 

Die Einrichtung eines Bestattungswaldes führt zu einem hohen „Konkurrenz“-Druck auf die vorhandenen Grabformen der bestehenden Friedhöfe. Je näher dieser Bestattungswald zu den vorhandenen Friedhöfen liegt, umso höher ist dieser Konkurrenzdruck. Ein Bestattungswald, gleich welcher Organisationsform, wird in jedem Fall zu erheblichen Leerflächen und deutlichen Kostensteigerungen auf den kommunalen Friedhöfen führen. Gebührensteigerungen für die herkömmlichen Bestattungsformen wären die Folge.

 

Schlimmstenfalls würde die zusätzliche Schaffung von Bestattungsflächen, vor dem Hintergrund der ohnehin schon vorhandenen Überhangflächen, sogar als eine Fehlplanung auszulegen sein. Die Folge dessen wäre sogar, dass die damit verbundenen Mehrkosten nicht mehr gebührenfähig wären.

 

Alles in allem hätte die Einrichtung eines Bestattungswaldes in der Summe erhebliche, negative Auswirkungen auf die ohnehin schon angespannte Gebührenstruktur.

 

Standort „Neuer Friedhof Hansastraße“

 

Ein Friedwald hat einen sehr hohen Flächenbedarf. Der Friedwald in Goch-Tannenbusch beispielweise ist z.B. ca. 88 ha groß und nach einem Jahr Laufzeit sind schon ca. 5 ha. belegt/aktiv!

 

Die Gesamtfläche des neuen Friedhofsteils an der Hansastraße beträgt nur 31.000 m² oder 3,1 ha. Derzeit frei sind sogar nur zwei Teilflächen von insgesamt 0,55 ha. Die vorhandenen Flächen sind für einen Friedwald also um ein Vielfaches zu klein. Hinzu kommt, dass die Bäume selbst mit einem großen Abstand voneinander stehen müssen, um genügend Bestattungen um einen Baum zu ermöglichen und damit die Bäume sich nicht gegenseitig im Wachstum behindern.

 

 

Weiterhin hat der Betriebsausschuss in seiner Sitzung vom 30.08.2007 beschlossen, dass keine Neubestattungen in neuen Grabanlagen auf diesem Friedhofsteil stattfinden sollen. Ziel dabei ist, dass der Friedhofsteil mittel- bis langfristig ganz aufgegeben werden soll.

 

Die erstmalige Anpflanzung eines Waldes bedeutet auch, dass er, vorsichtig geschätzt, für die ersten 15-20 Jahre für eine Nutzung als Friedwald nicht geeignet und wahrscheinlich auch für viele Interessenten nicht attraktiv wäre.

 

Zusammenfassend wird festgehalten, dass der Standort des neuen Friedhofsteils an der Hansastraße in Emmerich für einen Friedwald nicht geeignet ist.

 

Aus den oben genannten Gründen empfiehlt die Betriebsleitung daher, den Antrag abzulehnen.

 

Alternative als Baumbestattungen

 

Aus Sicht der Betriebsleitung sollte allerdings weiter an der Attraktivität und den möglichen Bestattungsformen auf den kommunalen Friedhöfen gearbeitet werden.

 

Hier wären Baumgräber auf den vorhandenen Friedhofsanlagen, statt der Einrichtung eines Bestattungswaldes, eine sinnvolle Alternative.

 

Wichtig dabei scheint, dass bei der Erstellung eines solchen Bestattungsangebotes auf ein hochwertiges Konzept mit zum Beispiel Partnergräbern oder Familiengräbern sowie Grabgemeinschaftsanlagen wert gelegt wird. Auch die Ausgestaltung dieser Grabanlagen selbst sollte hochwertig sein, da man sich auf diese Weise von den eher einfachen Waldbestattungen positiv abheben könne.

 

Die Betriebsleitung schlägt daher vor, ein Konzept für Baumbestattungen zu erarbeiten und dieses dem Betriebsausschuss vorzulegen.

 

Finanz- und haushaltswirtschaftliche Auswirkungen :

 

Die Maßnahme hat keine finanz- und haushaltswirtschaftlichen Auswirkungen.

 

 

 

Leitbild :

 

Die Maßnahme steht im Einklang mit den Zielen des Leitbildes Kapitel 6.2.

 

 

 

Mark Antoni

Betriebsleiter