Beschlussvorschlag
Der Betriebsausschuss nimmt die Ausführungen der Betriebsleitung zur
Kenntnis und beschließt, den Antrag abzulehnen.
Weiterhin beauftragt der Betriebsausschuss die Betriebsleitung, ein
Konzept für das Angebot von Baumbestattungen auf den öffentlichen Friedhöfen zu
erarbeiten.
Sachdarstellung :
Auswirkungen der Errichtung eines Bestattungswaldes bzw. Friedwaldes
Seitens der KBE wurden mit mehreren Fachleuten zu diesem Thema Gespräche
geführt, sowie eine Literatur und Internetreche vorgenommen.
Die Ergebnisse dessen werden hier dargestellt.
Bestattungswälder, die auch Friedwälder genannt werden, erfahren in
jüngster Zeit großen Zulauf.
Den meisten Menschen, die sich für die Beerdigung in einem Friedwald
entscheiden, geht es darum, dass sie sich stark mit der Natur und dem Wald
verbunden fühlen und daher in einem natürlichen Wald beerdigt sein wollen.
Ihnen kommt es dabei insbesondere auf die Naturnähe und die Atmosphäre eines
großen, erhabenen Waldes an.
Die Bestattung erfolgt dabei meist in einer sogenannten Bio-Urne, die
für unterschiedlich lange Ruhezeiten im Wurzelwerk des gewünschten Baumes
verbleibt.
Die übliche Grabpflege entfällt dabei, da der natürliche Charakter des
Waldes beibehalten werden soll. Auch ist in der Regel nicht oder nur sehr
eingeschränkt möglich Grabzeichen zu errichten. Das Ablegen von Blumen,
Gegenständen oder sogar das Anzünden von Kerzen ist in einem Friedwald meist
nur sehr eingeschränkt oder gar nicht möglich. Dies ist aus Naturschutzgründen
und zur Erhaltung des Waldcharakters auch gut nachvollziehbar.
Bei der Recherche wurde eines besonders klar:
Die Einrichtung eines
Bestattungswaldes führt zu einem hohen „Konkurrenz“-Druck auf die vorhandenen
Grabformen der bestehenden Friedhöfe. Je näher dieser Bestattungswald zu den
vorhandenen Friedhöfen liegt, umso höher ist dieser Konkurrenzdruck. Ein
Bestattungswald, gleich welcher Organisationsform, wird in jedem Fall zu
erheblichen Leerflächen und deutlichen Kostensteigerungen auf den kommunalen
Friedhöfen führen. Gebührensteigerungen für die herkömmlichen Bestattungsformen
wären die Folge.
Schlimmstenfalls würde die zusätzliche
Schaffung von Bestattungsflächen, vor dem Hintergrund der ohnehin schon
vorhandenen Überhangflächen, sogar als eine Fehlplanung auszulegen sein. Die
Folge dessen wäre sogar, dass die damit verbundenen Mehrkosten nicht mehr
gebührenfähig wären.
Alles in allem hätte die Einrichtung
eines Bestattungswaldes in der Summe erhebliche, negative Auswirkungen auf die
ohnehin schon angespannte Gebührenstruktur.
Standort „Neuer Friedhof Hansastraße“
Ein Friedwald hat einen sehr hohen
Flächenbedarf. Der Friedwald in Goch-Tannenbusch beispielweise ist z.B. ca. 88 ha
groß und nach einem Jahr Laufzeit sind schon ca. 5 ha. belegt/aktiv!
Die Gesamtfläche des neuen
Friedhofsteils an der Hansastraße beträgt nur 31.000 m² oder 3,1 ha. Derzeit
frei sind sogar nur zwei Teilflächen von insgesamt 0,55 ha. Die vorhandenen
Flächen sind für einen Friedwald also um ein Vielfaches zu klein. Hinzu kommt,
dass die Bäume selbst mit einem großen Abstand voneinander stehen müssen, um
genügend Bestattungen um einen Baum zu ermöglichen und damit die Bäume sich
nicht gegenseitig im Wachstum behindern.
Weiterhin hat der Betriebsausschuss in
seiner Sitzung vom 30.08.2007 beschlossen, dass keine Neubestattungen in neuen
Grabanlagen auf diesem Friedhofsteil stattfinden sollen. Ziel dabei ist, dass
der Friedhofsteil mittel- bis langfristig ganz aufgegeben werden soll.
Die erstmalige Anpflanzung eines
Waldes bedeutet auch, dass er, vorsichtig geschätzt, für die ersten 15-20 Jahre
für eine Nutzung als Friedwald nicht geeignet und wahrscheinlich auch für viele
Interessenten nicht attraktiv wäre.
Zusammenfassend wird festgehalten,
dass der Standort des neuen Friedhofsteils an der Hansastraße in Emmerich für
einen Friedwald nicht geeignet ist.
Aus den oben genannten Gründen
empfiehlt die Betriebsleitung daher, den Antrag abzulehnen.
Alternative als Baumbestattungen
Aus Sicht der Betriebsleitung sollte allerdings weiter an der
Attraktivität und den möglichen Bestattungsformen auf den kommunalen Friedhöfen
gearbeitet werden.
Hier wären Baumgräber auf den vorhandenen Friedhofsanlagen, statt der
Einrichtung eines Bestattungswaldes, eine sinnvolle Alternative.
Wichtig dabei scheint, dass bei der Erstellung eines solchen
Bestattungsangebotes auf ein hochwertiges Konzept mit zum Beispiel
Partnergräbern oder Familiengräbern sowie Grabgemeinschaftsanlagen wert gelegt
wird. Auch die Ausgestaltung dieser Grabanlagen selbst sollte hochwertig sein,
da man sich auf diese Weise von den eher einfachen Waldbestattungen positiv
abheben könne.
Die Betriebsleitung schlägt daher vor, ein Konzept für Baumbestattungen
zu erarbeiten und dieses dem Betriebsausschuss vorzulegen.
Finanz- und
haushaltswirtschaftliche Auswirkungen :
Die Maßnahme hat
keine finanz- und haushaltswirtschaftlichen Auswirkungen.
Leitbild :
Die Maßnahme steht
im Einklang mit den Zielen des Leitbildes Kapitel 6.2.
Mark Antoni
Betriebsleiter