hier: Prüfauftrag durch den Rat vom 10.02.2015
Beschlussvorschlag
Der Haupt- und Finanzausschuss nimmt die
Ausführungen zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung, die Voraussetzungen
zur Einrichtung einer Stabsstelle Demographie zu schaffen.
Sachdarstellung :
Der Rat der Stadt Emmerich am Rhein hat in
seiner Sitzung am 10.02.2015 die Verwaltung beauftragt, den Antrag der
SPD-Ratsfraktion (Anlage 1) auf Schaffung einer zusätzlichen Stelle eines/einer
Beauftragten für Demographie zu prüfen und dem Haupt- und Finanzausschuss im 2.
Quartal 2015 zu berichten.
I. Rückblickende Betrachtung
Bereits seit dem Jahr 2008 beschäftigt sich
die Stadt Emmerich am Rhein mit dem Themenfeld Demographie. In den Jahren
2008/2009 wurde die Bevölkerungsentwicklung analysiert und eigene
Datenerhebungen gemeinsam mit Statistiken des IT.NRW sowie Erkenntnissen der
Bertelsmannstiftung, entsprechend aufbereitet. Diese werden seitdem
fortgeschrieben.
Ab 2010 erfolgte, unterstützt durch die
Bertelsmannstiftung, eine ganzheitliche, alle kommunalen Handlungsfelder
umfassende Betrachtung der Thematik. Diese mit dem Ziel, den demographischen
Wandel aktiv zu gestalten.
Unter Beteiligung engagierter Bürger
erarbeiteten die 3 Arbeitskreise
AK 1 :Arbeit und Wirtschaft, Gesundheit,
Stadtentwicklung und Wohnen
AK 2 : Bildung, Kultur und Integration sowie
AK 3 : Zusammenleben der Generationen,
Senioren- und kinderfreundliche Stadt
Vorstellungen, wie Emmerich am Rhein 2030 –
auf der Grundlage einer veränderten Bevölkerungsstruktur- aussehen soll und wie
der Weg dahin zu gehen ist (Vision 2030).
Die Ergebnisse dieser Arbeitskreise bildeten
die Grundlage für das Strategiepapier Demographie, dass der Rat in seiner
Sitzung am 14. Dezember 2012 verabschiedet hat.
Innerhalb dieses Papiers werden auch die Rahmenbedingungen
definiert, die wesentlich für die erfolgreiche Umsetzung der Strategie sind.
Politik und Verwaltung bekennen sich durch die Verabschiedung des
Demographiepapiers zum Erfordernis „Strukturen zu schaffen, die der
Querschnittsaufgabe des Themas gerecht werden“.
Auch dazu „die Zielerreichung durch ein
geeignetes jährliches Demographiemonitoring zu unterstützen und durch eine
geeignete Prozesssteuerungsstruktur zu managen“. Dies stützend wurde
verschiedentlich angeregt, adäquate personelle Ressourcen innerhalb der
Verwaltung vorzuhalten, um ein der anspruchsvollen Aufgabe entsprechendes
Demographiemanagement auf- und ausbauen zu können.
So empfahl Herr Dr. Kösters,
prozessbegleitender Experte der Bertelsmannstiftung, mit vergleichendem Blick
auf Kommunen, die sich ebenso frühzeitig und ganzheitlich des Themas angenommen
haben, eine entsprechende verwaltungsseitige personelle Positionierung; auch
aus der Seniorenvertretung erging die Anregung, einen hauptamtlichen
Demographiebeauftragten zu installieren und schließlich regt der diesem
Prüfauftrag zugrunde liegende Antrag der SPD-Ratsfraktion die Schaffung einer
zusätzlichen Stelle an.
II. Gegenwärtige Situation
Das Strategiepapier bildet die Grundlage für
Maßnahmen in Themenfeld Demographie. Die abgeleiteten Handlungsempfehlungen
wurden priorisiert; jährlich werden im Haushalt Mittel zur Verfügung gestellt,
um die sukzessive Umsetzung sicherzustellen.
Zu berücksichtigen ist allerdings, dass seit
Verabschiedung des Strategiepapiers Entwicklungen stattgefunden haben
(exemplarisch genannt seien die Zunahme der Anzahl von Flüchtlingen und
Asylbewerbern, sowie der spürbar werdende Fachkräftemangel),
die vor dem Hintergrund ihrer möglicher
Auswirkungen auf den demographischen Wandel, zu analysieren und in den Prozess
einzubinden sind.
III. Künftige Ausrichtung :
Vor dem Hintergrund der wesentlichen
Bedeutung einer aktiven Gestaltung des demographischen Wandels für die Stadt
Emmerich am Rhein, ist das Themenfeld Demographie stärker zu fokussieren.
Insbesondere gilt es, die gesamtstädtischen Handlungsfelder kontinuierlich
daraufhin zu überprüfen, ob die entwickelten Handlungsstrategien umgesetzt
werden und die eingeleiteten Maßnahmen greifen (Controlling). Auch bedarf es
angesichts sich ändernder Rahmenbedingungen einer Fortschreibung bzw.
Erweiterung des Strategiepapiers.
Maßstab bilden die Kernbotschaften :
Ø Emmerich am Rhein braucht jedes Kind. Emmerich am Rhein will auf kein
Talent verzichten
Ø Emmerich am Rhein braucht ein neues Bild vom Alter, vom Altern und von
den Alten. Die Potenziale aller Generationen gilt es für unsere Stadt
nachhaltig zu schöpfen
Ø Emmerich am Rhein braucht die Potentiale der Zugewanderten sowie der
noch zuwandernden Menschen. Emmerich am Rhein erlebt Zuwanderung als
Bereicherung
und die daraus entwickelte Vision Emmerich am Rhein 2030 :
Emmerich wird 2030 eine Stadt sein, in der sich
·
Menschen aller
Generationen und Kulturen mit Respekt und gegenseitiger Solidarität begegnen
·
Menschen unterstützen
und Unterstützung finden, wo sie in Familien oder familienähnlichen
Solidarnetzen generationsübergreifend füreinander auf Dauer angelegte
Verantwortung übernehmen
·
Insbesondere Kinder und
Jugendliche unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem sozialen Status auf eine
verlässliche Zuwendung vertrauen können
·
Menschen aller Kulturen
willkommen fühlen, die bereit sind, ihre kulturelle Vielfalt auf der Grundlage
eines gemeinsamen Werteverständnisses einzubringen.
·
Menschen gern
engagieren, weil sie ihre Talente zum Wohl der Gesamtheit einbringen können,
und dieses Engagement auch wertgeschätzt wird
·
Menschen in allen
Lebensphasen Zugang zu Bildung verschaffen können
·
Menschen wirtschaftlich
entsprechend ihren Talenten frei entfalten können
·
die Menschen ihre
Gesundheit als selbstverständlich zu förderndes
und zu erhaltendes Gut zum Ziel gesetzt haben – sowohl am Arbeitsplatz
als auch im privaten Leben
·
ältere Menschen
selbstbestimmt bewegen können und auch in der Pflegephase Solidarität und
Unterstützung erfahren, zumal sie sie zuvor auch intergenerativ gelebt haben
·
Menschen wohl fühlen,
weil das Wohnen generationengerecht möglich ist, ebenso wie die mit einer
attraktiven Lebensqualität verbundenen Kultur- und Freizeitmöglichkeiten
·
die Stadtentwicklung und
–gestaltung auf die jeweiligen altersbedingten Rahmenbedingungen einstellt
·
die verkehrlichen Möglichkeiten
Wasser, Schiene und Straße weiterhin optimal miteinander in Einklang bewegen
und dabei die technischen Möglichkeiten der Zeit zu nutzen verstehen
·
ausreichend
erwerbsfähige Menschen aufhalten, um den Fachkräftebedarf der lokalen
Wirtschaft zu decken, was schon deshalb gelingt, weil die Arbeitgeber die
Vereinbarkeit von Familie/Pflege und Beruf unterstützend begleiten.
IV. Zuständigkeit
Die Zuständigkeit liegt grundsätzlich beim
Fachbereich 7 –Arbeit- und Soziales-. Die Aufgabenerfüllung wird derzeit
anteilig durch einen Mitarbeiter des Fachbereiches 7 hinsichtlich der
Realisierung der Haushaltsansätze (vgl. Ausführungen Ziffer II.) wahrgenommen.
Die erforderliche strategische Bearbeitung des Aufgabenfeldes ist aufgrund der
Belastung des Fachbereiches, u.a. aufgrund der stetigen und steigenden Zahl von
Flüchtlingen und Asylbewerbern und den damit verbundenen notwendigen
Betreuungsmaßnahmen, derzeit nicht leistbar.
Die Zielsetzung, als leistungsfähige Kommune
passgenaue Leistungen dauerhaft und generationengerecht erbringen zu können,
setzt eine fachübergreifende strategische Planung und Steuerung voraus. Die
aktive Gestaltung des demographischen Wandels bedingt die Implementierung eines
Demographiemanagementes, dessen Aufgaben in
Anlage 2 (Aufgabe Demographiemanagement; „Steuerungskreislauf
entwickeln und implementieren“) abgebildet werden.
Verwaltungsseitig wird daher die Einrichtung
einer „Stabsstelle Demographie“
vorgeschlagen, der folgende Hauptaufgaben übertragen werden :
• Steuerung
des Demographieprozesses innerhalb der Verwaltung
-Grundlagenermittlung zum Themenfeld
Bevölkerungsentwicklung
-Überblick über aktuelle Entwicklungen zu
demographisch relevanten Themenstellungen
-Aktuelle
Entwicklungen beobachten, analysieren und weiterentwickeln
-Netzwerkarbeit
mit gesellschaftlichen Gruppen, Institutionen, Betrieben, Unternehmen
und Behörden
-Leitung der AG
Demographischer Wandel
-Berichterstattung
an die politischen Gremien (Rat, Ausschüsse)
-Fortschreibung,
Weiterentwicklung und Umsetzung des kommunalen Handlungs-
konzeptes Demographie
-Vorschläge
für demographierelevante Projekte erarbeiten und durchführen
-Einbringung
demographiesensibler Aspekte bei der Konzeptplanung integrierter
Entwicklungskonzepte (z.B. ISEK)
· Öffentlichkeitsarbeit
-Ansprechpartner
nach außen für Anfragen zur Demographie
-fachliche
Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen und Vorträgen zur
Sensibilisierung und Einbindung der
Bevölkerung
Das Anforderungsprofil lässt sich wie folgt
skizzieren :
-Fähigkeit des methodischen und
systematischen Vorgehens, Nachweis durch ein
abgeschlossenes Hochschulstudium
-Kenntnisse kommunaler Aufgaben bzw.
Verwaltungserfahrung (Querschnittsaufgabe
Demographie)
-fundierte Kenntnisse im Themenbereich
Demographie / demographischer Wandel
-gute Kommunikations- und
Organisationsfähigkeit, sicheres Auftreten und
Überzeugungskraft
-Kenntnisse im Bereich Moderation und
Öffentlichkeitsarbeit
-selbständiges und eigeninitiatives Arbeiten
mit hoher Motivation und großem
Engagement
-Erfahrung im Projekt- und Prozessmanagement
-Sicherheit in der Präsentation,
Formulierung schriftlicher Berichte sowie in der
Gesprächs- und Verhandlungsführung
V. Umsetzung
Eine Umsetzung der verwaltungsseitig
favorisierten Maßnahme könnte bereits im laufenden Haushaltsjahr 2015 erfolgen.
Voraussetzung hierzu bildet die Erweiterung des Stellenplanes um eine dem oben
genannten Anforderungsprofil entsprechende Stelle des höheren
Verwaltungsdienstes (A 13 h.D.).
Es wird daher vorgeschlagen, dem Rat in
seiner nächsten Sitzung eine entsprechende Beschlussvorlage zur Erweiterung des
Stellenplanes zuzuleiten. Die im Haushaltsjahr 2015 bislang nicht
veranschlagten Personalkosten, können aufgrund zeitversetzter Neubesetzungen
vakanter Stellen aus dem Gesamtpersonalbudget gedeckt werden.
Finanz- und haushaltswirtschaftliche Auswirkungen :
Die anteiligen
Personalmehrkosten (Haushaltsjahr 2015 ca. 30.000 €) werden aus dem
Gesamtpersonalbudget gedeckt.
Leitbild :
Die Maßnahme steht im Einklang mit den Zielen des Leitbildes Kapitel 6.2
Johannes Diks
Bürgermeister