Betreff
Konzept für die Einrichtung eines Familienbüros im „Wette Telder“
Vorlage
04 - 16 1576/2018/2
Art
Verwaltungsvorlage

Beschlussvorschlag

 

Der Rat der Stadt Emmerich am Rhein beschließt die Umsetzung des Konzeptes zum Familienbüro in der „Wette Telder“ unter der Voraussetzung, dass der jährliche Kostenansatz von 92.000 € um 20 % reduziert und das Familienbüro vorerst für eine zweijährige Testphase mit einer Abschlussevaluation eingerichtet wird. Dem Themenbereich Kultur soll im weiteren Konzept der „Wette Telder“ ebenso Rechnung getragen werden.

Sachdarstellung :

 

Die Stadt Emmerich am Rhein hat sich mit dem Konzept zur künftigen Nutzung des „Wette Telder“ im vergangenen Jahr erfolgreich um Fördermittel aus dem Programm „Soziale Integration in der Stadt“ beworben. Damit war es möglich, das 500 Jahre alte Objekt in der Steinstraße zu erwerben und dieses in den kommenden Monaten zu einer öffentlichen Bildungs- und Begegnungsstätte für Jung und Alt zu entwickeln. Die Gesamtkonzeption für den „Wette Telder“ sieht als eine von insgesamt drei inhaltlichen Säulen die Einrichtung eines Familienbüros in dem Gebäude vor.

Bundesweit gibt es in Städten und Kreisen Familienbüros mit unterschiedlicher Zielrichtung und Verortung und durchaus heterogener Ausgestaltung. Primäre Aufgabe der Familienbüros ist es, Familien umfassend über bestehende familienbezogene Angebote zu informieren, zu beraten und weiter zu vermitteln. Erfahrungen aus anderen Kommunen zeigen, dass die Büros ein stark frequentierter Anlaufpunkt insbesondere für junge (und sozial schwächere) Familien und damit ein zentraler Baustein in der Präventionskette sind.   Angesprochen werden insbesondere Familien mit Kindern im Alter von 0-6 Jahren, aber durchaus auch mit älteren Kindern.

Ziel des Familienbüros in Emmerich am Rhein soll es sein, eine effektive Zusammenarbeit aller familienrelevanten Akteure/ Kooperationspartner zu erreichen, um ein passgenaues Angebot für Familien, Jugendliche und Kinder zu bieten und so die Lebensqualität für Familien zu erhöhen. Hierdurch soll insbesondere auch im Hinblick auf den demografischen Wandel die Präferenz von Familien für Emmerich gestärkt bzw. gefestigt werden.

 

Dieser Ansatz lässt sich in einem drei-Säulen-Modell „Alles unter einem Dach für Familien“ sehr gut umsetzen.

Die erste Säule ist der Bereich „Kurse“. In Emmerich gibt es ein gutes Angebot der Familienbildung für Familien und Kinder. Aus verschiedenen Gründen werden diese Angebote nicht von allen gleichermaßen genutzt. Wenn es gelingt, ein Familienbüro ohne Schwellenängste aufzubauen und die vorhandenen Kurse dort anzubieten, haben alle gleichermaßen einen Nutzen davon.

Sowohl das Haus der Familie als auch die Ev. Familienbildungsstätte oder die Hebammenpraxis könnten Kurse im Kontext des Familienbüros anbieten. Die Kursgebühren sollten subventioniert werden, so dass eine Hemmschwelle abgebaut wird.

 

Die zweite Säule stellt der Baustein „Beratung“ dar. Hier sollen Beratungsstellen, die bereits vor Ort tätig oder auch an außerhalb von Emmerich ansässig sind, im Familienbüro ihre Beratungsleistungen anbieten. Ziel soll dabei sein, die Akteure unter einem Dach zu bündeln, so dass der erste Schritt in die Beratungslandschaft für Familien übersichtlicher wird. Neben externen Anbietern sollen auch Mitarbeiter der Stadtverwaltung Sprechzeiten anbieten.

 

Die dritte Säule und das Kernelement des Familienbüros soll das Familiencafé sein, welches vormittags geöffnet haben soll. Dort soll zunächst an drei aufeinander folgenden Vormittagen ein subventioniertes Familienfrühstück für den kleinen Geldbeutel angeboten werden, bei dem Kinder herzlich willkommen sind. Mit dem Familienfrühstück am Brink, welches es seit dem Jahr 2011 gibt, hat man gute Erfahrungen gemacht. Das Familienfrühstück ist damals im Rahmen einer Bedarfsabfrage bei Kindertageseinrichtungen und anderen Trägern der Jugendhilfe entstanden. Einen solchen (zentralen) Anlaufpunkt gab es seinerzeit in der Stadt nicht. Das Familienfrühstück am Brink hat sich gut etabliert, findet jedoch nur vierzehntägig statt. Eine Ausweitung des Angebotes ist eine wertvolle Investition. Insbesondere über das Familienfrühstück soll der niederschwellige Zugang zu Familien möglich sein, die man sonst nicht erreichen würde.

 

Durch die Verbindung der drei Säulen sollen Familien eine zentrale Anlaufstelle für Informationen und Beratung bekommen. Es soll eine bessere Übersichtlichkeit der Angebote hergestellt werden und es sollen zwanglos Kontakte zu bestehenden Beratungsmöglichkeiten geschaffen werden. Das Familienbüro soll Netzwerknoten und Wegweiser für Familien sein. Insbesondere für junge Familien, aber auch für neuzugezogene Familien, ist die Angebots-/ Beratungslandschaft nicht immer übersichtlich. Mit dem Familienbüro würde man eine zentrale Anlaufstelle schaffen, institutionelle Hemmschwellen abbauen, den Austausch von Eltern untereinander anregen und Eltern stärken.

 

Im Rahmen der Konkretisierung des Gesamtkonzeptes  für den „Wette Telder“ wurden seit Anfang des Jahres  einige bereits existierende Familienbüros in anderen Städten besucht. Die Erfahrungen zeigen, dass  ein Familienbüro eine  entsprechende finanzielle und personelle Ausstattung benötigt, um effektiv und wirksam arbeiten zu können. Über den Förderantrag „Soziale Integration im Quartier“ kann ein Integrations-/Quartiersmanagement finanziert werden, das im, um und für den „Wette Telder“  tätig ist. Bei den Besuchen wurde aber auch deutlich, dass das Integrations-/Quartiersmanagement auf Grund seines Aufgabenzuschnittes nicht gleichzeitig die Koordination und Betreuung des Familienbüros übernehmen kann.

Um eine gute Vernetzung und Planung für das Familienbüro erreichen zu können, sind zusätzliche Ressourcen erforderlich. Daher sollte das Familienbüro eine eigene Koordination (Sozialpädagoge/ Sozialarbeiter) mit 25 Wochenstunden erhalten. Für den Café-Bereich benötigt man eine Leitung (20 Wochenstunden), die außerdem durch Honorarkräfte unterstützt werden soll. Beide Stellen können über einen Träger besetzt werden.

 

Daraus ergeben sich zusätzliche Kosten, die durch die Fördermittel „Soziale Integration im Quartier“ nicht abgedeckt werden.

Folgende Kalkulation:

 

Personalkosten:

·         Koordination                            40.000,- €

·         Café-Leitung                           27.000,- €

 

Sachmittel                                           25.000,- €

 

Summe:                                              92.000,- €

 

Wie oben bereits skizziert, bildet das Familienbüro ein zentrales Element in der kommunalen Präventionskette des Jugendamtes. Bisher investiert die Stadt Emmerich am Rhein 19.500,- € für Prävention (1.100.06.03.03/ 52910000), davon sind 7.000,- € kommunale Mittel. 12.500,- € stammen aus der Zuweisung nach dem Bundeskinderschutzgesetz.

 

Die Ausgaben für den Bereich Hilfe zur Erziehung betragen im Jahr 2018 ca. 4.000.000,- €. Folglich entfallen auf die Prävention derzeit 0,4 % der Ausgaben. Mit der Erhöhung des Ansatzes um die Mittel für das Familienbüro erhöhen sich die Ausgaben für Prävention auf insgesamt 111.500,- € (2,7% der Gesamtausgaben für Hilfe zur Erziehung). Im Vergleich investiert die Stadt Emmerich also deutlich weniger in Prävention als in Leistungen der Jugendhilfe.

 

Das Familienbüro soll im Jahr 2019 geöffnet werden. Die Personalstellen sind drei Monate vor der Eröffnung zu besetzen, damit an der Umsetzung des Konzeptes gearbeitet werden kann (Terminplanung, Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit, Bedarfsabfrage).

 

Im Rahmen der Gesamtkonzeption „Wette Telder“ soll das Familienbüro zunächst  an drei Vormittagen geöffnet haben, um auch anderen Nutzergruppen die Möglichkeit zu geben, ebenfalls Angebote im Vormittagsbereichs im Wette Telder anbieten zu können.

 

Das Netzwerk pro kids, welches seit dem Jahr 2010 existiert, hat eine gute Basis für die Kooperation mit Akteuren rund um das Kind gelegt, auf die zurück gegriffen werden kann. Die gelungene Netzwerkarbeit legt eine breite Basis für die gemeinsame Förderung von Eltern und Kindern unter einem Dach. Die Einrichtung des Familienbüros ist somit eine logische Folge des Präventionsnetzwerkes.

Pro kids arbeitet multiprofessionell und systemübergreifend mit Jugendhilfe, Schule und dem Gesundheitswesen zusammen. Eltern werden partnerschaftlich beteiligt und als Experten für ihre Kinder betrachtet.

Das Familienbüro soll im Rahmen von Prävention die frühestmögliche Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit ihren Familien bieten und durch eine Verortung außerhalb des Rathauses Schwellenängste abbauen.

Die im Konzept beschriebenen Handlungsfelder der multiprofessionellen Fachkräfte des Familienbüros werden durch differenzierte Angebote im Prozess nach den jeweiligen Bedarfen und Erfordernissen stetig ausgestaltet und weiterentwickelt.

 

Die Angebote im „Wette Telder“ werden nach einem Jahr evaluiert. Die Ergebnisse wurden im JHA vorgestellt.

 

Eine Darstellung der Gesamtkonzeption für den „Wette Telder“ mit Schwerpunkt auf das Familienbüro erfolgte im Rahmen der JHA-Sitzung. Im Rahmen der Besichtigung des Hauses im Vorfeld der JHA-Sitzung wurde die räumliche Planung erläutert.

Finanz- und haushaltswirtschaftliche Auswirkungen :

 

Auswirkungen auf den HH (+) im HH 2019 im Produkt 1.100.06.03.03 eingeplant

 

 

Leitbild :

 

Die Maßnahme steht im Einklang mit den Zielen des Leitbildes 6.2.

 

 

 

Peter Hinze

Bürgermeister