Beschlussvorschlag
Der Rat der Stadt Emmerich am Rhein beschließt die Umsetzung des
Konzeptes zum Familienbüro in der „Wette Telder“ unter der Voraussetzung, dass
der jährliche Kostenansatz von 92.000 € um 20 % reduziert und das Familienbüro
vorerst für eine zweijährige Testphase mit einer Abschlussevaluation eingerichtet
wird. Dem Themenbereich Kultur soll im weiteren Konzept der „Wette Telder“
ebenso Rechnung getragen werden.
Sachdarstellung :
Die Stadt Emmerich
am Rhein hat sich mit dem Konzept zur künftigen Nutzung des „Wette Telder“ im
vergangenen Jahr erfolgreich um Fördermittel aus dem Programm „Soziale
Integration in der Stadt“ beworben. Damit war es möglich, das 500 Jahre alte
Objekt in der Steinstraße zu erwerben und dieses in den kommenden Monaten zu
einer öffentlichen Bildungs- und Begegnungsstätte für Jung und Alt zu
entwickeln. Die Gesamtkonzeption für den „Wette Telder“ sieht als eine von
insgesamt drei inhaltlichen Säulen die Einrichtung
eines Familienbüros in dem Gebäude vor.
Bundesweit gibt es
in Städten und Kreisen Familienbüros mit unterschiedlicher Zielrichtung und
Verortung und durchaus heterogener Ausgestaltung. Primäre Aufgabe der
Familienbüros ist es, Familien umfassend über bestehende familienbezogene
Angebote zu informieren, zu beraten und weiter zu vermitteln. Erfahrungen aus
anderen Kommunen zeigen, dass die Büros ein stark frequentierter Anlaufpunkt
insbesondere für junge (und sozial schwächere) Familien und damit ein zentraler
Baustein in der Präventionskette sind.
Angesprochen werden insbesondere Familien mit Kindern im Alter von 0-6
Jahren, aber durchaus auch mit älteren Kindern.
Ziel des Familienbüros in Emmerich am Rhein soll es sein,
eine effektive Zusammenarbeit aller
familienrelevanten Akteure/ Kooperationspartner zu erreichen, um ein
passgenaues Angebot für Familien, Jugendliche und Kinder zu bieten und so die
Lebensqualität für Familien zu erhöhen. Hierdurch soll insbesondere auch im Hinblick auf den
demografischen Wandel die Präferenz von Familien für Emmerich gestärkt bzw.
gefestigt werden.
Dieser
Ansatz lässt sich in einem drei-Säulen-Modell „Alles unter einem Dach für
Familien“ sehr gut umsetzen.
Die erste Säule ist der Bereich „Kurse“. In Emmerich gibt es ein gutes
Angebot der Familienbildung für Familien und Kinder. Aus verschiedenen Gründen
werden diese Angebote nicht von allen gleichermaßen genutzt. Wenn es gelingt,
ein Familienbüro ohne Schwellenängste
aufzubauen und die vorhandenen Kurse dort anzubieten, haben alle gleichermaßen
einen Nutzen davon.
Sowohl
das Haus der Familie als auch die Ev. Familienbildungsstätte oder die
Hebammenpraxis könnten Kurse im Kontext des Familienbüros anbieten. Die
Kursgebühren sollten subventioniert werden, so dass eine Hemmschwelle abgebaut
wird.
Die zweite Säule stellt der Baustein „Beratung“ dar.
Hier sollen Beratungsstellen, die bereits vor Ort tätig oder auch an außerhalb
von Emmerich ansässig sind, im Familienbüro ihre Beratungsleistungen anbieten.
Ziel soll dabei sein, die Akteure unter einem Dach zu bündeln, so dass
der erste Schritt in die Beratungslandschaft für Familien übersichtlicher
wird. Neben externen Anbietern sollen auch Mitarbeiter der Stadtverwaltung Sprechzeiten
anbieten.
Die dritte Säule und das Kernelement des Familienbüros soll das
Familiencafé sein, welches vormittags geöffnet haben soll. Dort soll zunächst
an drei aufeinander folgenden Vormittagen ein subventioniertes
Familienfrühstück für den kleinen Geldbeutel angeboten werden, bei dem Kinder
herzlich willkommen sind. Mit dem Familienfrühstück am Brink, welches es seit
dem Jahr 2011 gibt, hat man gute Erfahrungen gemacht. Das Familienfrühstück ist
damals im Rahmen einer Bedarfsabfrage bei Kindertageseinrichtungen und anderen
Trägern der Jugendhilfe entstanden. Einen solchen (zentralen) Anlaufpunkt gab
es seinerzeit in der Stadt nicht. Das Familienfrühstück am Brink hat sich gut
etabliert, findet jedoch nur vierzehntägig statt. Eine Ausweitung des Angebotes
ist eine wertvolle Investition. Insbesondere über das Familienfrühstück soll
der niederschwellige Zugang zu Familien möglich sein, die man sonst nicht
erreichen würde.
Durch die Verbindung der drei Säulen sollen Familien
eine zentrale Anlaufstelle für Informationen und Beratung bekommen. Es soll
eine bessere Übersichtlichkeit der Angebote hergestellt werden und es sollen
zwanglos Kontakte zu bestehenden Beratungsmöglichkeiten geschaffen werden. Das
Familienbüro soll Netzwerknoten und Wegweiser für Familien sein.
Insbesondere für junge Familien, aber auch für neuzugezogene Familien, ist die
Angebots-/ Beratungslandschaft nicht immer übersichtlich. Mit dem Familienbüro
würde man eine zentrale Anlaufstelle schaffen, institutionelle Hemmschwellen
abbauen, den Austausch von Eltern untereinander anregen und Eltern stärken.
Im Rahmen der Konkretisierung des
Gesamtkonzeptes für den „Wette Telder“
wurden seit Anfang des Jahres einige
bereits existierende Familienbüros in anderen Städten besucht. Die Erfahrungen
zeigen, dass ein Familienbüro eine entsprechende finanzielle und personelle
Ausstattung benötigt, um effektiv und wirksam arbeiten zu können. Über den
Förderantrag „Soziale Integration im Quartier“ kann ein
Integrations-/Quartiersmanagement finanziert werden, das im, um und für den
„Wette Telder“ tätig ist. Bei den
Besuchen wurde aber auch deutlich, dass das Integrations-/Quartiersmanagement
auf Grund seines Aufgabenzuschnittes nicht gleichzeitig die Koordination und
Betreuung des Familienbüros übernehmen kann.
Um eine gute Vernetzung und Planung für das
Familienbüro erreichen zu können, sind zusätzliche Ressourcen erforderlich.
Daher sollte das Familienbüro eine eigene Koordination (Sozialpädagoge/
Sozialarbeiter) mit 25 Wochenstunden erhalten. Für den Café-Bereich benötigt
man eine Leitung (20 Wochenstunden), die außerdem durch Honorarkräfte
unterstützt werden soll. Beide Stellen können über einen Träger besetzt
werden.
Daraus ergeben sich zusätzliche Kosten, die durch
die Fördermittel „Soziale Integration im Quartier“ nicht abgedeckt werden.
Folgende Kalkulation:
Personalkosten:
·
Koordination 40.000,- €
·
Café-Leitung 27.000,- €
Sachmittel 25.000,-
€
Summe: 92.000,-
€
Wie oben bereits skizziert, bildet das Familienbüro ein zentrales Element
in der kommunalen Präventionskette des Jugendamtes. Bisher investiert die Stadt
Emmerich am Rhein 19.500,- € für Prävention (1.100.06.03.03/ 52910000), davon sind 7.000,- € kommunale Mittel.
12.500,- € stammen aus der Zuweisung nach dem Bundeskinderschutzgesetz.
Die Ausgaben für den Bereich Hilfe zur Erziehung betragen im Jahr 2018
ca. 4.000.000,- €. Folglich entfallen auf die Prävention derzeit 0,4 % der
Ausgaben. Mit der Erhöhung des Ansatzes um die Mittel für das Familienbüro erhöhen
sich die Ausgaben für Prävention auf insgesamt 111.500,- € (2,7% der
Gesamtausgaben für Hilfe zur Erziehung). Im Vergleich investiert die Stadt
Emmerich also deutlich weniger in Prävention als in Leistungen der Jugendhilfe.
Das Familienbüro soll im Jahr 2019 geöffnet werden.
Die Personalstellen sind drei Monate vor der Eröffnung zu besetzen, damit an
der Umsetzung des Konzeptes gearbeitet werden kann (Terminplanung,
Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit, Bedarfsabfrage).
Im Rahmen der Gesamtkonzeption „Wette Telder“ soll
das Familienbüro zunächst an drei
Vormittagen geöffnet haben, um auch anderen Nutzergruppen die Möglichkeit zu
geben, ebenfalls Angebote im Vormittagsbereichs im Wette Telder anbieten zu
können.
Das Netzwerk pro kids, welches seit dem Jahr
2010 existiert, hat eine gute Basis für die Kooperation mit Akteuren rund um
das Kind gelegt, auf die zurück gegriffen werden kann. Die gelungene
Netzwerkarbeit legt eine breite Basis für die gemeinsame Förderung von Eltern
und Kindern unter einem Dach. Die Einrichtung des Familienbüros ist somit eine
logische Folge des Präventionsnetzwerkes.
Pro kids arbeitet multiprofessionell und
systemübergreifend mit Jugendhilfe, Schule und dem Gesundheitswesen zusammen.
Eltern werden partnerschaftlich beteiligt und als Experten für ihre Kinder
betrachtet.
Das Familienbüro soll im Rahmen von Prävention die
frühestmögliche Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit ihren Familien
bieten und durch eine Verortung außerhalb des Rathauses Schwellenängste abbauen.
Die im Konzept beschriebenen Handlungsfelder der
multiprofessionellen Fachkräfte des Familienbüros werden durch differenzierte
Angebote im Prozess nach den jeweiligen Bedarfen und Erfordernissen stetig
ausgestaltet und weiterentwickelt.
Die Angebote im „Wette Telder“ werden nach einem Jahr
evaluiert. Die Ergebnisse wurden im JHA vorgestellt.
Eine Darstellung
der Gesamtkonzeption für den „Wette Telder“ mit Schwerpunkt auf das Familienbüro
erfolgte im Rahmen der JHA-Sitzung. Im Rahmen der Besichtigung des Hauses im
Vorfeld der JHA-Sitzung wurde die räumliche Planung erläutert.
Finanz- und
haushaltswirtschaftliche Auswirkungen :
Auswirkungen auf
den HH (+) im HH 2019 im Produkt 1.100.06.03.03 eingeplant
Leitbild :
Die Maßnahme steht
im Einklang mit den Zielen des Leitbildes 6.2.
Peter Hinze
Bürgermeister