Beschlussvorschlag
Der Rat beschließt die Fortführung des Familienbüros für die Dauer von
drei Jahren (01.01.2023 bis 31.12.2025) und die Bereitstellung der zusätzlichen
Mittel.
Sachdarstellung :
Bereits im Jahr
2018 wurde die Einrichtung eines Familienbüros in Emmerich am Rhein beschlossen
(JHA am 13.09.18, Rat am 06.11.18). Das Familienbüro sollte ursprünglich im
Wette Telder eingerichtet werden. Aufgrund der dortigen Verzögerung hat man
sich im Jahr 2020 entschlossen mit Fördermitteln aus dem NRW Programm
„kinderstark“ eine Übergangslösung in einem leerstehenden Ladenlokal in der
Steinstr. 10 einzurichten. In sehr kurzer Zeit konnte die Einrichtung der Räume
sowie die Auswahl des Trägers auf den Weg gebracht werden, so dass das
Familienbüro in Trägerschaft der Kath. Waisenhausstiftung bereits am 12.01.2021
seine Türen öffnen konnte.
Das Familienbüro
hat sich seit seiner Öffnung gut bei Familien etabliert. Verschiedene Werbeaktionen
haben zu einer guten Akzeptanz geführt und insbesondere das Familiencafé,
welches im Herbst letzten Jahres als Angebot hinzugekommen ist, ermöglicht
einen niedrigschwelligen Zugang zu Familien.
Die Eröffnung des
Familienbüros im Januar 2021, d.h. während der Corona Pandemie, hat sich als
richtig erwiesen. Von Anfang an wurde das Angebot bei Familien sehr gut
angenommen. Die Belastungssituation bei Familien war durch die langanhaltenden
Kita- und Schulschließungen sehr hoch. Das Familienbüro wurde als Anlaufstelle
für viele Fragestellungen genutzt, weil insbesondere zu dieser Zeit der
überwiegende Teil der Beratungseinrichtungen und Familienbildungsstätten
vollständig geschlossen waren.
Das Familienbüro
hat mehrmals Aktionen für Familien angeboten, bei denen die Eltern
Beschäftigungsideen/ -material für zu Hause kostenlos abholen konnten. Dies
trug zur Entlastung zu Hause bei und wird aufgrund der guten Akzeptanz
fortgeführt. Die „Abholaktionen“ haben dazu geführt, dass viele Familien
erstmal zwanglos einen Kontakt zum Familienbüro bekommen haben.
Die Auswirkungen
der Pandemie, in der wir uns nach wie vor befinden, sind weiterhin spürbar.
Vieles muss noch aufgeholt werden. Langsam herrscht Normalbetrieb im
Familienbüro. Die Nachfrage nach Beratungsangeboten ist hoch und steigt
weiterhin. Teilweise gibt es bei den Beratungsstellen Wartelisten. Im
Familienbüro bekommen Familien kurzfristig und niederschwellig Hilfe bei
Fragestellungen oder Problemen. Dies spricht für das Konzept des Familienbüros,
was mit seiner offenen Tür und der Möglichkeit jederzeit ohne Termin zu kommen
zu einer wichtigen Anlaufstelle für Familien geworden ist. Insbesondere die
Erstberatung und die Lotsenfunktion haben einen hohen Stellenwert eingenommen
und sollen beibehalten werden.
Neben den
Beratungen stellt das Familiencafé eine wichtige Säule des Konzeptes dar. Ein
Familienfrühstück gibt es in Emmerich bereits seit dem Jahr 2011 und wurde mit
der Gründung des Netzwerkes pro kids etabliert. Mit der Einrichtung des
Familienbüros wurde entschieden, dass Familienfrühstück im ebkes zu etablieren.
Gestartet hat es dann aufgrund der Corona Vorgaben im September 2021. Das
Familiencafé können alle Familien aus Emmerich gemeinsam mit ihren Kindern
besuchen. Jeden Donnerstag wird ein Frühstück für den kleinen Geldbeutel
angeboten, welches gut und gerne von Familien besucht wird. Für die Kinder gibt
es eine Spielecke. Diese ist ein wichtiges Element, denn die Eltern können
miteinander ins Gespräch kommen, während sie ihre Kinder im Blick haben. Damit
verfügt das Familienbüro über ein Alleinstellungsmerkmal in Emmerich am Rhein.
Das Familiencafé
bietet eine Möglichkeit des niederschwelligen Zugangs zu Familien. Kontakte
entstehen dort sehr zwanglos und Familien wird darüber der Zugang zu Beratungsangeboten
ermöglicht, die vielleicht noch nicht bekannt sind. Manchmal bestehen
Hemmschwellen, zu Beratungsstellen zu gehen und im Familienbüro passiert das
nebenbei. Ängste entstehen so gar nicht erst. Auch Eltern untereinander kommen
ins Gespräch und geben einander Tipps.
Der politische
Beschluss zur Einrichtung des Familienbüros sah zunächst eine Projektlaufzeit
von zwei Jahren vor (01.01.21 bis 31.12.22). Aufgrund der guten Akzeptanz ist
dieser nun zu verlängern. Neben einer Verlängerung der Projektlaufzeit um drei
Jahre wird eine Erhöhung des Budgets vorgeschlagen.
Die Koordination des Familienbüros hat derzeit einen Umfang von 25
Wochenstunden und die Mitarbeiterin im Café einen Umfang von 10 Wochenstunden.
Beide Aufgaben werden von der Kath. Waisenhausstiftung als Träger wahrgenommen.
Die reinen Öffnungszeiten des Familienbüros sind folgende:
Die – Do 08:30 bis 12:30
Di, Mi 13:30 bis 16:00
Do 13:30 bis 17:00
Daraus ergeben sich 20,5 Stunden. Es wurde ebenfalls die Öffnung an einem
Samstag im Monat vereinbart (2 – 4 Stunden). Die Öffnungszeiten haben sich
etabliert und werden gut angenommen. Eine Veränderung wird daher derzeit nicht
angestrebt.
Mit 25 Wochenstunden ist die Arbeitszeit der Koordination knapp bemessen,
da nicht nur die Öffnungszeiten abgedeckt werden sollen, sondern Vor- und
Nachbereitung erforderlich ist, Netzwerkarbeit betrieben und neue Angebote
geplant werden müssen. Daher sollen die Stunden der Koordination auf 30
Wochenstunden ausgeweitet werden. Dies hat eine Kostensteigerung zur Folge. Die
Ausweitung der Stunden fördert die Qualität der Arbeit und stellt sicher, dass
Angebote besser geplant werden können. Innerhalb der Öffnungszeiten ist eine
konzentrierte Planung kaum möglich, da es regen Publikumsverkehr gibt. Eine
ungestörte Planung außerhalb der Öffnungszeiten ist daher erforderlich, um das
Familienbüro qualitativ weiterzuentwickeln.
Die Koordinatorin hat eine Schlüsselrolle inne. Sie ist u.a. für die
Koordination der Angebote im Familienbüro verantwortlich. Die Besonderheit im
Emmericher Familienbüro ist, dass alle Träger, die Beratungsangebote für
Familien und Kinder anbieten, im Familienbüro vertreten sind. Das
Beratungsangebot ist damit interdisziplinär. Jeder Träger hat feste Termine und
diese gilt es zu koordinieren. Als Teil des Beratungsnetzwerkes muss dieses
auch gepflegt werden. Mindestens zweimal jährlich finden Treffen aller
Beratungsstellen statt, um sich gegenseitig über Entwicklungen auf dem
Laufenden zu halten. Dies ist wichtig, um Familien möglichst kurze Wege
aufzeigen zu können.
Die Koordinatorin ist erste Ansprechpartnerin im Familienbüro, stellt eine
Erstberatung sicher und ist Lotsin zu den jeweils passenden Beratungsstellen.
Sie muss also sehr genau wissen, welcher Träger welches Angebot macht, um gut
zu vermitteln. Aufgrund der guten Inanspruchnahme der Öffnungszeiten ist sie so
häufig in Gesprächen. Darüber hinaus plant das Familienbüro eigene Angebote
(z.B. Kurse, Ferienangebote, Netzwerktreffen der Beratungsstellen), die einen
zeitlichen Vorlauf benötigen, um qualitativ gut durchgeführt werden zu können.
Dies ist zumeist während der Öffnungszeiten nicht möglich.
Die Arbeit der Koordinatorin verfügt über Potential. Mit einer Erhöhung der
Arbeitszeit können mehr Angebote geplant und neue Kooperationspartner gewonnen
werden. Auch das Thema Öffentlichkeitsarbeit kann anders angegangen werden, um
noch mehr Familien zu erreichen. Dazu ist es z.B. hilfreich, sich in
Kindertageseinrichtungen oder Familienbildungsstätten den Eltern vorzustellen.
Die Erhöhung der Stundenzahl würde zu einer Steigerung der Qualität führen.
Der Stundenumfang der Café-Kraft (10 Wochenstunden) ergab sich aus dem
restlichen Budget, das nach Abzug der Personal- und Sachkosten noch zur
Verfügung stand. Die Umsetzung in der Praxis hat gezeigt, dass der zeitliche
Umfang zu knapp bemessen ist. Gerade das niedrigschwellige Angebot bietet einen
sehr guten Zugang zu Familien, der ausgeweitet werden sollte.
Es wird ein Stundenumfang von 15 Stunden vorgeschlagen. Auch hier müssen
Vor- und Nachbereitungen getroffen werden. Darunter fallen nicht nur Einkäufe,
sondern auch Planung und Werbung von zusätzlichen Aktionen und Angeboten.
Auch die Café-Kraft hat eine besondere Rolle. Sie ermöglicht einen
niederschwelligen Zugang zu Familien, die noch keine Erfahrungen mit
Beratungsangeboten haben und bei denen es vielleicht eine Hemmschwelle gibt.
Auch ist sie wichtiger Ansprechpartner für Familien, die neu nach Emmerich
gezogen sind und noch wenige Kontakte haben.
Insbesondere das Familienfrühstück wird sehr gut von Familien wahrgenommen
und stellt somit einen wichtigen Treffpunkt für Familien dar. Mit einer
Erhöhung der Stundenzahl könnte das Frühstück häufiger angeboten werden und man
würde damit noch mehr Familien erreichen.
Auch die Sachkosten sind knapp bemessen und müssen erhöht werden (aktuell
8.000,- €). Derzeit können die Sachkosten gedeckt werden, da Klartext für
Kinder eine großzügige Spende überwiesen hat und außerdem, das Familiencafé
erst im September eröffnet wurde. Aus dem Sachkostenbudget muss das
Familiencafé komplett finanziert werden sowie eigene Angebote des
Familienbüros, Werbematerial, Ersatzbeschaffungen etc.
Die ursprüngliche Kalkulation aus dem Jahr 2018 sah einen Gesamtbetrag
i.H.v. 92.000,- € vor. Durch den Rat wurde beschlossen, die Kosten um 20 % zu
reduzieren, so dass sich ein Betrag i.H.v. 73.600,- € ergeben hat, der zur
Verfügung gestellt wurde. Das Budget konnte eingehalten werden, jedoch musste
dadurch das Angebot im Familiencafé sehr eingeschränkt und die Sachkosten zum
Teil über Drittmittel finanziert werden. Die Kalkulation war außerdem im Jahr
2021 nicht mehr aktuell, da keine Tarifsteigerungen berücksichtigt wurden.
Folgende Kalkulation ist für die Zukunft angemessen, um nicht nur das
geschaffene Angebot fortzuführen, sondern auch zu verbessern und auszubauen:
Personalkoordination |
73.000
€ |
Sachkosten |
10.000
€ |
Personalkosten der Café-Kraft |
15.000
€ |
|
98.000
€ |
Durch die Erhöhung des Ansatzes kann das Angebot nachhaltig verbessert
werden. Eine Erhöhung erfolgt sowohl bei den Personalkosten durch eine Erhöhung
der Arbeitszeit bei der Koordination und bei der Café-Kraft als auch bei den
Sachkosten, die nur durch zusätzliche Drittmittel gedeckt werden konnten. Noch
nicht beziffert werden kann zum jetzigen Zeitpunkt die Erhöhung der
Personalkosten aufgrund laufender Tarifverhandlungen.
Die ursprüngliche Kalkulation über 92.000,- € stammt aus dem Jahr 2018.
Seitdem sind sowohl die Lohn- als auch die Sachkosten gestiegen. Die Beträge
wurden nicht angepasst. Der reduzierte Ansatz i.H.v. 73.600,- € ist nicht
ausreichend, wenn die Arbeit ausgebaut werden soll. Für eine qualitativ gute
Arbeit mit Entwicklungspotential sollen Mittel i.H.v. 98.000,- € ab dem
Haushaltsjahr 2023 bereitgestellt werden. Da bisher der Betrag i.H.v. 73.600,-
€ eingeplant wurde, ist der Ansatz entsprechend zu erhöhen.
Wenn dem Ausbau des Angebotes nicht im vorgeschlagenen Umfang entsprochen
wird, sollten zumindest die Sachkosten von 8.000,- € auf mindestens 10.000,- €
erhöht werden, damit die Ausstattung auskömmlicher ist. Zudem laufen
Tarifverhandlungen, deren Ausgang nicht prognostiziert werden kann. Die
Erhöhung der Personalkosten wird im Rahmen der Haushaltsplanberatungen benannt.
Der Träger hat bei der Vergabe für die laufende Projektzeit auf eine Anpassung
an Tarifveränderungen verzichtet. Es ist davon auszugehen, dass dies in den
Folgejahren erfolgen wird.
Die Ausgaben für Prävention sind im Vergleich zu den Ausgaben der Hilfen
zur Erziehung immer noch sehr gering. Präventive Angebote bekommen einen immer
höheren Stellenwert. Es ist wichtig, die Familien früh kompetent zu begleiten,
damit erst gar kein größerer Hilfebedarf entsteht und ein gutes Zusammenleben
innerhalb der Familie möglich ist.
Die gute Arbeit sollte fortgeführt werden. Die weitere Vergabe der beiden
Aufträge sollte für drei Jahre erfolgen, da dies eine höhere Planungssicherheit
für den Träger bietet. Damit der Träger Planungssicherheit hat und
Arbeitsverträge verlängert werden können, sollte der Beschluss vor der
Sommerpause erfolgen, so dass die Vergabe in der ersten Sitzung des
Vergabeausschusses nach den Sommerferien beschlossen werden kann und dadurch
ein nahtloser Übergang zum Jahr 2023 erfolgen kann.
Konzeptarbeit kann so nachhaltiger erfolgen. Durch regelmäßige Treffen
zwischen Träger und Stadtverwaltung wird die Weiterentwicklung des Angebotes
sicher gestellt. Es erfolgt jährlich eine Berichterstattung im JHA.
Aufgrund der Niedrigschwelligkeit ist das Familienbüro auch Anlaufstelle
für ukrainische Familien, die nach Emmerich am Rhein gezogen sind, um hier
einen einfachen Zugang zu vorhandenen Angeboten zu bekommen und Kontakte zu
knüpfen. Da unter den Geflüchteten hauptsächlich Mütter mit Kindern oder ganze
Familien sind, ist dies ein weiterer Aspekt für die Erweiterung des Angebots.
In der Sitzung erfolgt ein aktueller Sachstandsbericht des Trägers mit einem Ausblick auf die Jahresplanung und ersten Ergebnissen aus der Evaluation.
Finanz- und haushaltswirtschaftliche Auswirkungen :
Im Rahmen der Haushaltsplanberatungen wird der Ansatz bei dem Produkt 1.100.06.03.03/ 52910000 um 24.400,- €, zzgl. noch zu ermittelnden Tarifsteigerungen erhöht.
Leitbild :
Die Maßnahme steht im Einklang mit den Zielen des Leitbildes Kapitel 6.2.
Peter Hinze
Bürgermeister