Betreff
Fortführung des Familienbüros
Vorlage
04 - 17 0645/2022/1
Art
Verwaltungsvorlage
Referenzvorlage

Beschlussvorschlag

 

Der Rat beschließt die Fortführung des Familienbüros für die Dauer von drei Jahren (01.01.2023 bis 31.12.2025) und die Bereitstellung von jährlich weiteren 2.000 € für Sachkosten.

Über die Aufstockung des Budgets für Personalkosten wird im Rahmen der Haushaltsplanberatungen entschieden.

Sachdarstellung :

 

Bereits im Jahr 2018 wurde die Einrichtung eines Familienbüros in Emmerich am Rhein beschlossen (JHA am 13.09.18, Rat am 06.11.18). Das Familienbüro sollte ursprünglich im Wette Telder eingerichtet werden. Aufgrund der dortigen Verzögerung hat man sich im Jahr 2020 entschlossen mit Fördermitteln aus dem NRW Programm „kinderstark“ eine Übergangslösung in einem leerstehenden Ladenlokal in der Steinstr. 10 einzurichten. In sehr kurzer Zeit konnte die Einrichtung der Räume sowie die Auswahl des Trägers auf den Weg gebracht werden, so dass das Familienbüro in Trägerschaft der Kath. Waisenhausstiftung bereits am 12.01.2021 seine Türen öffnen konnte.

Das Familienbüro hat sich seit seiner Öffnung gut bei Familien etabliert. Verschiedene Werbeaktionen haben zu einer guten Akzeptanz geführt und insbesondere das Familiencafé, welches im Herbst letzten Jahres als Angebot hinzugekommen ist, ermöglicht einen niedrigschwelligen Zugang zu Familien.

Die Eröffnung des Familienbüros im Januar 2021, d.h. während der Corona Pandemie, hat sich als richtig erwiesen. Von Anfang an wurde das Angebot bei Familien sehr gut angenommen. Die Belastungssituation bei Familien war durch die langanhaltenden Kita- und Schulschließungen sehr hoch. Das Familienbüro wurde als Anlaufstelle für viele Fragestellungen genutzt, weil insbesondere zu dieser Zeit der überwiegende Teil der Beratungseinrichtungen und Familienbildungsstätten vollständig geschlossen waren.

Das Familienbüro hat mehrmals Aktionen für Familien angeboten, bei denen die Eltern Beschäftigungsideen/ -material für zu Hause kostenlos abholen konnten. Dies trug zur Entlastung zu Hause bei und wird aufgrund der guten Akzeptanz fortgeführt. Die „Abholaktionen“ haben dazu geführt, dass viele Familien erstmal zwanglos einen Kontakt zum Familienbüro bekommen haben.

Die Auswirkungen der Pandemie, in der wir uns nach wie vor befinden, sind weiterhin spürbar. Vieles muss noch aufgeholt werden. Langsam herrscht Normalbetrieb im Familienbüro. Die Nachfrage nach Beratungsangeboten ist hoch und steigt weiterhin. Teilweise gibt es bei den Beratungsstellen Wartelisten. Im Familienbüro bekommen Familien kurzfristig und niederschwellig Hilfe bei Fragestellungen oder Problemen. Dies spricht für das Konzept des Familienbüros, was mit seiner offenen Tür und der Möglichkeit jederzeit ohne Termin zu kommen zu einer wichtigen Anlaufstelle für Familien geworden ist. Insbesondere die Erstberatung und die Lotsenfunktion haben einen hohen Stellenwert eingenommen und sollen beibehalten werden.

Neben den Beratungen stellt das Familiencafé eine wichtige Säule des Konzeptes dar. Ein Familienfrühstück gibt es in Emmerich bereits seit dem Jahr 2011 und wurde mit der Gründung des Netzwerkes pro kids etabliert. Mit der Einrichtung des Familienbüros wurde entschieden, dass Familienfrühstück im ebkes zu etablieren. Gestartet hat es dann aufgrund der Corona Vorgaben im September 2021. Das Familiencafé können alle Familien aus Emmerich gemeinsam mit ihren Kindern besuchen. Jeden Donnerstag wird ein Frühstück für den kleinen Geldbeutel angeboten, welches gut und gerne von Familien besucht wird. Für die Kinder gibt es eine Spielecke. Diese ist ein wichtiges Element, denn die Eltern können miteinander ins Gespräch kommen, während sie ihre Kinder im Blick haben. Damit verfügt das Familienbüro über ein Alleinstellungsmerkmal in Emmerich am Rhein.

Das Familiencafé bietet eine Möglichkeit des niederschwelligen Zugangs zu Familien. Kontakte entstehen dort sehr zwanglos und Familien wird darüber der Zugang zu Beratungsangeboten ermöglicht, die vielleicht noch nicht bekannt sind. Manchmal bestehen Hemmschwellen, zu Beratungsstellen zu gehen und im Familienbüro passiert das nebenbei. Ängste entstehen so gar nicht erst. Auch Eltern untereinander kommen ins Gespräch und geben einander Tipps.

Der politische Beschluss zur Einrichtung des Familienbüros sah zunächst eine Projektlaufzeit von zwei Jahren vor (01.01.21 bis 31.12.22). Aufgrund der guten Akzeptanz ist dieser nun zu verlängern. Neben einer Verlängerung der Projektlaufzeit um drei Jahre wird eine Erhöhung des Budgets vorgeschlagen.

Die Koordination des Familienbüros hat derzeit einen Umfang von 25 Wochenstunden und die Mitarbeiterin im Café einen Umfang von 10 Wochenstunden. Beide Aufgaben werden von der Kath. Waisenhausstiftung als Träger wahrgenommen.

 

Die reinen Öffnungszeiten des Familienbüros sind folgende:

Die – Do 08:30 bis 12:30

Di, Mi 13:30 bis 16:00

Do 13:30 bis 17:00

Daraus ergeben sich 20,5 Stunden. Es wurde ebenfalls die Öffnung an einem Samstag im Monat vereinbart (2 – 4 Stunden). Die Öffnungszeiten haben sich etabliert und werden gut angenommen. Eine Veränderung wird daher derzeit nicht angestrebt.

 

Mit 25 Wochenstunden ist die Arbeitszeit der Koordination knapp bemessen, da nicht nur die Öffnungszeiten abgedeckt werden sollen, sondern Vor- und Nachbereitung erforderlich ist, Netzwerkarbeit betrieben und neue Angebote geplant werden müssen. Daher sollen die Stunden der Koordination auf 30 Wochenstunden ausgeweitet werden. Dies hat eine Kostensteigerung zur Folge. Die Ausweitung der Stunden fördert die Qualität der Arbeit und stellt sicher, dass Angebote besser geplant werden können. Innerhalb der Öffnungszeiten ist eine konzentrierte Planung kaum möglich, da es regen Publikumsverkehr gibt. Eine ungestörte Planung außerhalb der Öffnungszeiten ist daher erforderlich, um das Familienbüro qualitativ weiterzuentwickeln.

 

Die Koordinatorin hat eine Schlüsselrolle inne. Sie ist u.a. für die Koordination der Angebote im Familienbüro verantwortlich. Die Besonderheit im Emmericher Familienbüro ist, dass alle Träger, die Beratungsangebote für Familien und Kinder anbieten, im Familienbüro vertreten sind. Das Beratungsangebot ist damit interdisziplinär. Jeder Träger hat feste Termine und diese gilt es zu koordinieren. Als Teil des Beratungsnetzwerkes muss dieses auch gepflegt werden. Mindestens zweimal jährlich finden Treffen aller Beratungsstellen statt, um sich gegenseitig über Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Dies ist wichtig, um Familien möglichst kurze Wege aufzeigen zu können.

Die Koordinatorin ist erste Ansprechpartnerin im Familienbüro, stellt eine Erstberatung sicher und ist Lotsin zu den jeweils passenden Beratungsstellen. Sie muss also sehr genau wissen, welcher Träger welches Angebot macht, um gut zu vermitteln. Aufgrund der guten Inanspruchnahme der Öffnungszeiten ist sie so häufig in Gesprächen. Darüber hinaus plant das Familienbüro eigene Angebote (z.B. Kurse, Ferienangebote, Netzwerktreffen der Beratungsstellen), die einen zeitlichen Vorlauf benötigen, um qualitativ gut durchgeführt werden zu können. Dies ist zumeist während der Öffnungszeiten nicht möglich.

Die Arbeit der Koordinatorin verfügt über Potential. Mit einer Erhöhung der Arbeitszeit können mehr Angebote geplant und neue Kooperationspartner gewonnen werden. Auch das Thema Öffentlichkeitsarbeit kann anders angegangen werden, um noch mehr Familien zu erreichen. Dazu ist es z.B. hilfreich, sich in Kindertageseinrichtungen oder Familienbildungsstätten den Eltern vorzustellen. Die Erhöhung der Stundenzahl würde zu einer Steigerung der Qualität führen.

 

Der Stundenumfang der Café-Kraft (10 Wochenstunden) ergab sich aus dem restlichen Budget, das nach Abzug der Personal- und Sachkosten noch zur Verfügung stand. Die Umsetzung in der Praxis hat gezeigt, dass der zeitliche Umfang zu knapp bemessen ist. Gerade das niedrigschwellige Angebot bietet einen sehr guten Zugang zu Familien, der ausgeweitet werden sollte.

Es wird ein Stundenumfang von 15 Stunden vorgeschlagen. Auch hier müssen Vor- und Nachbereitungen getroffen werden. Darunter fallen nicht nur Einkäufe, sondern auch Planung und Werbung von zusätzlichen Aktionen und Angeboten.

Auch die Café-Kraft hat eine besondere Rolle. Sie ermöglicht einen niederschwelligen Zugang zu Familien, die noch keine Erfahrungen mit Beratungsangeboten haben und bei denen es vielleicht eine Hemmschwelle gibt. Auch ist sie wichtiger Ansprechpartner für Familien, die neu nach Emmerich gezogen sind und noch wenige Kontakte haben.

Insbesondere das Familienfrühstück wird sehr gut von Familien wahrgenommen und stellt somit einen wichtigen Treffpunkt für Familien dar. Mit einer Erhöhung der Stundenzahl könnte das Frühstück häufiger angeboten werden und man würde damit noch mehr Familien erreichen.

 

 

Auch die Sachkosten sind knapp bemessen und müssen erhöht werden (aktuell 8.000,- €). Derzeit können die Sachkosten gedeckt werden, da Klartext für Kinder eine großzügige Spende überwiesen hat und außerdem, das Familiencafé erst im September eröffnet wurde. Aus dem Sachkostenbudget muss das Familiencafé komplett finanziert werden sowie eigene Angebote des Familienbüros, Werbematerial, Ersatzbeschaffungen etc.

 

Die ursprüngliche Kalkulation aus dem Jahr 2018 sah einen Gesamtbetrag i.H.v. 92.000,- € vor. Durch den Rat wurde beschlossen, die Kosten um 20 % zu reduzieren, so dass sich ein Betrag i.H.v. 73.600,- € ergeben hat, der zur Verfügung gestellt wurde. Das Budget konnte eingehalten werden, jedoch musste dadurch das Angebot im Familiencafé sehr eingeschränkt und die Sachkosten zum Teil über Drittmittel finanziert werden. Die Kalkulation war außerdem im Jahr 2021 nicht mehr aktuell, da keine Tarifsteigerungen berücksichtigt wurden.

 

Folgende Kalkulation ist für die Zukunft angemessen, um nicht nur das geschaffene Angebot fortzuführen, sondern auch zu verbessern und auszubauen:

 

Personalkoordination

73.000 €

Sachkosten

10.000 €

Personalkosten der Café-Kraft

15.000 €

 

98.000 €

 

Durch die Erhöhung des Ansatzes kann das Angebot nachhaltig verbessert werden. Eine Erhöhung erfolgt sowohl bei den Personalkosten durch eine Erhöhung der Arbeitszeit bei der Koordination und bei der Café-Kraft als auch bei den Sachkosten, die nur durch zusätzliche Drittmittel gedeckt werden konnten. Noch nicht beziffert werden kann zum jetzigen Zeitpunkt die Erhöhung der Personalkosten aufgrund laufender Tarifverhandlungen.

 

Die ursprüngliche Kalkulation über 92.000,- € stammt aus dem Jahr 2018. Seitdem sind sowohl die Lohn- als auch die Sachkosten gestiegen. Die Beträge wurden nicht angepasst. Der reduzierte Ansatz i.H.v. 73.600,- € ist nicht ausreichend, wenn die Arbeit ausgebaut werden soll. Für eine qualitativ gute Arbeit mit Entwicklungspotential sollen Mittel i.H.v. 98.000,- € ab dem Haushaltsjahr 2023 bereitgestellt werden. Da bisher der Betrag i.H.v. 73.600,- € eingeplant wurde, ist der Ansatz entsprechend zu erhöhen.

 

Wenn dem Ausbau des Angebotes nicht im vorgeschlagenen Umfang entsprochen wird, sollten zumindest die Sachkosten von 8.000,- € auf mindestens 10.000,- € erhöht werden, damit die Ausstattung auskömmlicher ist. Zudem laufen Tarifverhandlungen, deren Ausgang nicht prognostiziert werden kann. Die Erhöhung der Personalkosten wird im Rahmen der Haushaltsplanberatungen benannt. Der Träger hat bei der Vergabe für die laufende Projektzeit auf eine Anpassung an Tarifveränderungen verzichtet. Es ist davon auszugehen, dass dies in den Folgejahren erfolgen wird.

 

 

Die Ausgaben für Prävention sind im Vergleich zu den Ausgaben der Hilfen zur Erziehung immer noch sehr gering. Präventive Angebote bekommen einen immer höheren Stellenwert. Es ist wichtig, die Familien früh kompetent zu begleiten, damit erst gar kein größerer Hilfebedarf entsteht und ein gutes Zusammenleben innerhalb der Familie möglich ist.

 

Die gute Arbeit sollte fortgeführt werden. Die weitere Vergabe der beiden Aufträge sollte für drei Jahre erfolgen, da dies eine höhere Planungssicherheit für den Träger bietet. Damit der Träger Planungssicherheit hat und Arbeitsverträge verlängert werden können, sollte der Beschluss vor der Sommerpause erfolgen, so dass die Vergabe in der ersten Sitzung des Vergabeausschusses nach den Sommerferien beschlossen werden kann und dadurch ein nahtloser Übergang zum Jahr 2023 erfolgen kann.

Konzeptarbeit kann so nachhaltiger erfolgen. Durch regelmäßige Treffen zwischen Träger und Stadtverwaltung wird die Weiterentwicklung des Angebotes sicher gestellt. Es erfolgt jährlich eine Berichterstattung im JHA.

 

Aufgrund der Niedrigschwelligkeit ist das Familienbüro auch Anlaufstelle für ukrainische Familien, die nach Emmerich am Rhein gezogen sind, um hier einen einfachen Zugang zu vorhandenen Angeboten zu bekommen und Kontakte zu knüpfen. Da unter den Geflüchteten hauptsächlich Mütter mit Kindern oder ganze Familien sind, ist dies ein weiterer Aspekt für die Erweiterung des Angebots.

 

In der Sitzung erfolgt ein aktueller Sachstandsbericht des Trägers mit einem Ausblick auf die Jahresplanung und ersten Ergebnissen aus der Evaluation.

Finanz- und haushaltswirtschaftliche Auswirkungen :

 

Die Kosten werden im Rahmen der Haushaltsplanungen 2023 ff. eingeplant.

 

 

 

Leitbild :

 

Die Maßnahme steht im Einklang mit den Zielen des Leitbildes Kapitel 6.2.

 

 

 

 

Peter Hinze

Bürgermeister